Hi,
zunächst nochmal zu den PUs.
Damals gabs noch nicht so eine große Vielfalt von Studio-Versionen, eigentlich nur verschiedene Farben und Ebenholz-Griffbretter (fast immer in Kombination mit Gold-Hardware, wobei Deine eine Ausnahme zu sein scheint) bzw. Rosewood-Griffbretter mit Chrome-Hardware. Laut Prospekt sollten im Modelljahr 1993 eigentlich alle Studios Ebenholz-Griffbretter haben, was ich aber im Laden definitiv anders gesehen habe. Ich hab mir meine damals neu gekauft und natürlich alle Läden, Gitarrenmagazine und Kataloge intensivst studiert. Für mich als Zivi war so ne Gibson schon ne ganz große Sache...
Neben der Studio gabs noch die Studio Lite mit offenen 500T/496R-HB, Deine ist aber eine normale. Die 498T/490R waren zu der Zeit grundsätzlich immer "verkappt", in Gold oder Chrom. Man sieht zwar an der Grundplatte, dass da auch mal ne Kappe drauf war, aber unter der Kappe waren die mWn immer schwarz. In Zebra gab es damals ab Werk überhaupt keine HB in Studios, sodass ich Dir zustimme, dass der hier nachgerüstet wurde.
Auf jeden Fall ist es ein "Modern HB", aufgrund der Gravur. Außerdem ist er für die Halsposition gebaut, was man an der Positionierung der Befestigungschrauben im Verhältnis zu den Löchern auf der Seite ohne Schrauben erkennen kann. Demnach kommen eigentlich nur der 496R und der 490R in Frage. Du könntest mal schauen, ob der Magnet silbrig glänzt (AlNiCo, 490R) oder dunkelgrau und eher matt ist (Ceramic, 496R).
Wo Dein Soundproblem sitzt, ist doch relativ einfach herauszubekommen - geh in einen Laden und spiel die Paula über ein paar verschiedene Amps.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Deine LP besonders schrill klingt. Obwohl die Studio ein Ebenholzgriffbrett hat, dass eine gewisse Härte im Sound schon etwas begünstigt, sind weder der 490R noch der 498T besonders höhenreich. Die 300 KOhm-Volume-Potis dämpfen die Höhen ja sogar nochmals. Es würde mich nicht mal wundern, wenn der Vorbesitzer die Kappen sogar deswegen abgenommen hat, denn ohne klingen die HB etwas transparenter.
Was hier schon mal erwähnt wurde, sind die Röhren. Wenn die gerade erneuert wurden, brauchen sie auch nach meiner Erfahrung schon ein bischen Zeit zum "Einbrennen". Ich habe gerade eine Menge Röhren in diversen Vorstufen getestet, und die klangen auch erst sehr dünn. Ich dachte schon an einen Fehlkauf, nach einigen Stunden HiGain-Geschrammel hat sich das gegeben und jetzt klingts schön fett.
Falls Du neue Röhren einsetzen musst, könntest Du es in der Vorstufe mal mit JJ ECC803S probieren (außer als Eingangsröhre, da lohnt sich eine selektierte Röhre). Ich fand bisher alle JJs (auch die normale ECC83) sehr warm und rund. Klar, ein anderer Amp wird so nicht draus, aber es kann eben ein Baustein sein.
Vor allem hat der JCM 800 allerdings ein grundsätzliches Problem mit dem, was heute als normale Lautstärke gilt. Da fühlt er sich nicht wohl. Wir hatten das Problem selbst damals in den 80ern, und wir waren schon echt laut im Proberaum - aber immer noch nicht laut genug für den Marshall. Erst auf der Open Air-Bühne klang er dann richtig geil... Kein Wunder, haben in der Hobbymusiker-Szene damals viele gerätselt, warum die gleichen Amps bei Judas Priest viel fetter klangen.
Ich glaube deshalb, Du bist schon auf der richtigen Spur mit dem, was Du als "Bright Cap Mod" bezeichnest. Ich vermute mal, Du meinst das Wegknipsen des Kondensators am Volumepoti. Der ist wohl tatsächlich ein Hauptschuldiger, weil er tiefe Mitten und Bässe rausfiltert. Allerdings gibts auch Leute, die finden, dass ihr Amp mit besser klingt, vor allem eben laut. So ganz klar ist mir das zwar nicht, denn der Cap sitzt ja am Preamp Volume, aber es ist ja auch nicht schwer, das wieder rückgängig zu machen.
Es gibt dann noch am Low Input ein Pärchen aus Kondensator und Widerstand zur Anpassung. Da wird auch gerne noch was geändert, anscheinend hat der Cap auch Auswirkungen auf den anderen Input. Für einen fachkundigen Amp-Tech sind das Kleinigkeiten, denn da muss er nicht mal an die Platine. Was auch schade wäre, denn ein unverbastelter 2204 ist mindestens auf dem Sprung zur Vintage-Rarität.
Von daher würde ich am Amp jedenfalls nicht mehr als solche Kleinigkeiten machen lassen, die die Praxistauglichkeit erhöhen. Wenn das nicht reicht, lieber verkaufen und was anschaffen, das besser zu Deinen Bedürfnissen passt.
Gruß, bagotrix