Hallo Dostl,
vielleicht kann ich Dir mit ein paar Informationen über ZeroSette dienen. Ich habe mir vor einiger Zeit ein gebrauchtes grösseres ZeroSette Knopfakkordeon gekauft und wusste darüber zunächst eigentlich nix. Aber es hat einen schönen Klang, die Mechanik wirkte sehr präzise und mit einem Italiener, dachte ich kann man nicht so viel falsch machen.
Weil das Wachs und die Ventile bei dem ca. 35jährigen Instrument nicht mehr so gut waren, ging ich zu einer größeren Akkordeon-Werkstatt.
Als sie es geöffnet hatten, kamen gleich mehrere Werkstatt-Leute, schauten kurz rein und meinten: "Ein Giulietti !"
Mittlerweile weiss ich, dass es ein richtig gutes Profi-Instrument ist, mit "Binci" a-mano Stimmen und einer sehr guten Technik / Verarbeitung.
Die Anekdote von dalammè stimmt: Sieben Leute aus Castelfidardo haben sich 1946 zusammengetan, mit dem Anspruch die besten Akkordeons zu bauen und sie fingen bei "0" an.
Der berühmte Akkodeon Bauer und -Entwickler Giulio Giulietti der in den USA sehr gefragte Akkordeons in Kleinserien baute, kannte die Zerosette- Leute schon früher, als er nach zwei Jahren "Zerosette" ihre Ergebnisse sah, traute er ihnen zu, dass sie für ihn Akkordons nach seinen sehr hohen Qualitätsmaßstäben bauen könnten. Die Nachfrage nach seinen Instrumenten übertraf bei Weitem seine eigenen Fertigungsmöglichkeiten.
Bis zu Giuliettis Tod 1996 entwickelte sich eine sehr enge Zusammenarbeit. Julio Gulietti entwickelte und überwachte seine hohe Qualität-Standards (in den USA gelten Gulietti Instrumente als "Rolls-Royce" des Akkordeons), Zerosette konnte die handwerkliche Leistungsfähigkeit beisteuern.
Die Akkordeons aus dieser Zeit weisen sehr durchdachte Konstruktionen und hochwertige Materialien auf (zB. Edelholz-Stimmstöcke)
Bei meinem 35jährigen viel gespielten Instrument sind die Filze/Leder im Diskant mittlerweile etwas fester, aber die Mechanik spielt sich "wie neu".
Die Zerosette Instrumente (für den europäischen Markt) wurden in der Regel baugleich mit den amerikanischen "Giuliettis" gebaut. So entspricht zB. mein Zerosette B30c bis auf das andere Verdeck dem Giulietti 127.
Mit dem Tod von Julio Gulietti und dem Ausscheiden der Gründer-Generation von "ZeroSette" um Guido Guidobaldi (Jg. 1922) ist es etwas stiller
um die Firma geworden. Sie bauen immer noch gute Instrumente ( "ZeroSette" und "Giulietti" ) nun zusammen unter einem Dach mit Bugari und die formal wohl noch eigenständigen Firmen nutzen Synergie-Effekte. Wer sich die aktuellen Webseiten von Bugari und Zerosette ansieht merkt leider, dass bei Zerosette (im Gegensatz zu Bugari) nicht mehr so viel Dampf dahinter zu stecken scheint wie unter der Gründer-Generation zu Giuliettis Zeiten.
Wer etwas über den "Mythos Giulietti" lesen will, dem sei das (englischprachige) Buch "The Giulietti Sound" von Sander Neijnens sehr empfohlen ! Hier kann man viel über die Geschichte von Giulietti / Zerosette erfahren, dabei ist eine CD mit Stücken verschiedener Künstler mit ihren Giulietti-Instrumenten (keine Schleichwerbung, bin mit Sander Neijnens weder verwandt noch verschwägert, fand einfach das Buch toll)