Warum sollten Kinder die Lieder nicht singen dürfen?
Kinder dürfen natürlich alles singen. Sollen sie auch gerne. Aber ich finde die Frage von Susi sehr spannend und sie hat durchaus ihre Berechtigung. Ich werde mal erst mal theoretisch was zum Thema Kinderlied schreiben, auch wenn ich da nicht so hundertprozentig die Ahnung habe, und dann mal ein paar Quellen nennen, die ich so kenne.
Theoretisches
Unten habe ich mal was angehängt, was ich letztes Jahr für die Hochschule geschrieben habe, vielleicht interessiert es in diesem Zusammenhang jemanden.
Wichtig ist dabei die Tabelle: Es gibt Musik die von Kindern gemacht wird, es gibt Musik die für Kinder gemacht wird, usw.
Moderne Kinderlieder haben oft auch andere Themen als Erwachsenenlieder. Sowohl im Pop als auch in der Klassik geht es ja nun doch öfter mal um Intrigen und Ränkespielchen, um Liebesgeschichten und größere philosophische Probleme. Das sind aber nicht unbedingt die Themen, die Kinder interessieren. Sie singen die Texte gerne, auch auf Englisch, obwohl sie kein Wort verstehen. Das ist auch überhaupt nicht problematisch und sie sollen das gerne tun. Nur kann man ihnen eben auch andere Dinge anbieten. Andere Themen, andere Sprachen (Ob Kinder nun Englisch singen oder Spanisch oder Griechisch ist ihnen egal, nur die Erwachsenen bieten immer nur Englisch an, weil sie da wenigstens ein bisschen was verstehen. Die Kinder haben auch Spaß an den Liedern ohne sie zu verstehen.)
Ich finde, wenn wir aktiv mit Kindern Musik machen, sollten wir uns schon Gedanken darüber machen, welche Musik das ist. Und ich finde, man sollte ihnen möglichst viele verschiedene Sachen anbieten. Das heißt, sowohl die aktuellen Charts als auch Kinderlieder der neueren Art, als auch alte, traditionelle Kinderlieder (aus aller Welt).
Ganz persönlich finde ich, diese Meinung muss aber keiner teilen, dass Kinder bei Erwachsenenliedern nicht ihre eigene Musik singen, sondern Erwachsen spielen. Sie singen Texte, die nicht altersgerecht sind, spielen vielleicht auch gerne den Stil des Sängers (Coolness, Sexy Bewegungen, etc.) nach und sind aber eigentlich in einem Alter, in dem Spielen das Hauptthema ist. Deshalb fühle ich mich wohler, wenn Kinder singen und dabei tanzen, Geräusche ausprobieren und ihre Erfüllung darin finden, den Refrain noch mal schneller und noch mal schneller zu singen.
Der Rest der mir gerade wichtig wäre zu dem Thema steht eigentlich in der PDF, die unten dran hängt.
Praktisches
So, nun eine Liste von Musik für Kinder, die ich momentan ganz cool finde.
WICHTIG: Je nach Altersgruppe sind unterschiedliche Themen aktuell, und unterschiedliche Sachen möglich. Neben einem tollen Lied ist auch der Umgang mit dem Lied wichtig. Kinder haben nicht den Stimmumfang einer Erwachsenen (wer lesen mag:
http://www.stimme-sprache-gesang.de/vormann-sauerLV.pdf )!
Die traditionellen Kinderlieder: An sich sehr schön. Manche Texte sind veraltet, viele lassen sich aber leicht anpassen. Das Gute: Diese Lieder sind auch anderen Kindern und Erwachsenen bekannt, man muss nicht lange üben, wenn man gemeinsam singen will, sondern kann sich drauf verlassen, dass alle es können. Auch mal nach traditionellen Kinderliedern anderer Kulturen gucken kann spannend sein. -> Der Kuckuck und der Esel, Hänschen Klein, Das ist der Daumen der pflückt die Pflaumen (Sprechvers), Der Mond ist aufgegangen, sämtliche Weihnachtslieder, Schneemann rolle, rolle, Alle meine Entchen (sehr ernst zu nehmen, das ist wahrscheinlich das Lied, über das am meisten von Laien improvisiert wurde, weil sie es ins lächerliche ziehen wollen und dabei eine musikalische Kreativität entwickeln, ohne es zu merken), im christlichen Kontext kennen auch sehr viele die Kinderlieder von z.B. Detlev Jöcker auswendig, Tiritomba (italienisch mit dt. Text von L. Maierhofer) und viele viele andere.
Die moderneren Kinderlieder: Ulrich Moritz und Richard Filz (Bodypercussion für Kinder, mit Sprechstücken, die meiner Meinung nach gute Themen und Umsetzung haben), Ruth Schneidewind, Frederik Vahle, Detlev Jöcker und Rolf Zuckowski (allerdings umstritten, weil oft in Dur und sehr eintönig, eher für Kinder gesungen, als mit Kindern, aber einiges ist auch sehr gut), - Liederbücher: Murmel & co (G. Bosse Verlag), K. Holthaus: Klangdörfer (mehr Musizierspiele als Lieder), Gerda Bächli: Zirkus Zottelbär, Der Tausendfüßler (Lieder in Schweizer Deutsch und Hochdeutsch, schon etwas älter), Das Liederbuch "Lollipop" vom Cornelsen-Verlag soll auch ganz gut sein, ich hatte es aber noch nie in der Hand. Ansonsten sind wahrscheinlich in jedem normalen Liederbuch auch tolle Lieder drin. Als Eltern kann man auch gut die Lieder, die im Kindergarten oder in der Schule gesungen werden, zu Hause nutzen. Ich finde insbesondere Lieder gut, wo Kinder mitmachen können (tanzen, bewegen, eigene Strophen erfinden, Geräusche improvisieren, etc.). Wichtig: Kinder unterscheiden nicht zwischen modernen und unmodernen Liedern: Für sie sind alle Lieder neu und es ist ihnen egal, ob sie gerade mit dem Trend gehen oder nicht, sie wollen Spaß haben. Erst wenn Erwachsene sagen: Das ist cool und modern und das andere ist aber altbacken, lernen sie, was sie nicht mögen sollen.
Anderes: Kinderkonzerte, Kinderliederradio (
http://www.kinderlieder-radio.de/), Instrumentalmusik für Kinder (Peter und der Wolf, Saint-Saens Karneval der Tiere gibt es in Bearbeitungen für Kinder, Musikgeschichte: Klassik für Kids (Justus Frantz), Instrumentenkunde: Yehudi Menuhin erklärt die Instrumente des Orchesters, Sprechverse, Tanzen/Bewegen zu Musik
Links:
http://www.kinderlieder-radio.de/
https://www.kinderlieder-magazin.de/
http://www.liederprojekt.org/
Hoffe, das hilft etwas weiter. Es darf zum Thema Kinderlieder auch andere Meinungen geben, ich diskutiere gerne und habe auch Interesse daran, mich noch mal mit den theoretischen Aspekten auseinanderzusetzen. Und natürlich würde ich auch unglaublich gerne noch weitere Kinderliedautorinnen und -autoren kennenlernen, also her mit dem, was ihr so habt. Das könnte ein ganz nette Sammlung geben in diesem Thread
Herzliche Grüße,
Annino