Floh schrieb:
Hi
erstmal dankeschön.
Wo genau ist denn der Unterschied zwischen Kopfstimme und Falsett, dachte immer das sei das gleiche...
Ich halte den Begriff Rand- sowie sein Gegenstück Vollstimme für deutlich besser geeinget, die Register zu beschreiben, weil beide bei der Physiologie der Stimmerzeugen ansetzen, noch bevor es die Begriffe "Brust-" bzw. "Kopfstimme" tun, die bei ihrer Erklärung der Tonentstehung einen Schritt später einsetzen und u. a. auch für das Missverständnis von "Kopfstimme" und Falsett als ein und derselben Angelegenheit verantwortlich sind.
So bezeichnet der Begriff Vollstimme den Bereich der Stimme, in dem die Stimmlippen komplett (voll) schwingen und der der Randstimme entsprechend den, in dem - durch die nach und nach einsetzende Straffung der Stimmlippen - nur noch die Ränder schwingen. Ziel einer gesanglichen Ausbildung ist das "Einregister", Mittel zum Zweck dafür ist das sog.
passagio, von dem Luciano Pavarotti in seiner Autobiographie schreibt: "Ich mühte mich mit diesem Problem sechs Jahre lang ab, ehe ich es wirklich im Griff hatte." Das nur nebenbei.
Wenn nun aber das Einregister - d. h. das nicht mehr hörbare Wechseln zwischen Voll- und Randstimme oder im allgemeinen Sprachgebrauch "Brust-" und "Kopfstimme" - ist, dann bedeutet das auch, dass man im besten Fall die (reine) "Kopfstimme" gar nicht mehr zu hören bekommt. Denn der Übergang zwischen beiden schwindet unter Einsatz entsprechender Techniken, die letztendlich in in der sog. "Mischstimme" münden, so gut wie völlig, das heißt, dass es keinerlei klangliche Unterscheidungsmöglichkeit mehr gibt. Diese Stimme hat ihren Resonanzraum eben nicht mehr
nur im Brust- bzw. im Kopfbereich, was die Begriffe aber suggerieren. Ich hoffe, das alle ist bisher verständlich und nachvollziehbar.
Was nun aber wiederum deutlich zu differenzieren ist selbst von diesem Einregister, das ist das Falsett, denn das ist klanglich selbst von der Mischstimme im Bereich des passagios deutlich zu unterscheiden. Der Grund dafür wiederum liegt in der Physiologie des Falsetts (oder der "Pfeifstimme"). Hier sind die Stimmbänder so eng geschlossen, dass die Stimmlippen nur noch einen Spalt freilassen, durch den die Luft gewissermaßen "pfeift", ähnlich dem Pfeifen durch die Lippen. Daher dann auch der Begriff der "Pfeifstimme" und des "Pfeifregisters" nicht dasselbe meinen wie "Randstimme". Hier schwingen die Stimmbänder weder voll noch auch nur teilweise, also am Rand. Sie schwingen
überhaupt nicht mehr, sondern die Tonerzeugung ist eine gänzlich andere.
Aus diesem Grunde kann mit dem ohnehin irreführenden Begriff der "Kopfstimme" nicht dasselbe gemeint sein wie mit Falsett oder "Pfeifstimme".
Ein weiterer Unterschied der Randstimme zum Falsett liegt übrigens in der Tatsache, dass sich die Randstimme auch in tieferen Lagen singen lässt, das Falsett allerdings nicht.