Geige zur Band stimmen

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Ndapewa
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Hi,

ich komme aus der Klassik und hab ein Leben lang nach Gehör gestimmt. Wenn ich mit einem Klavier zusammen gespielt hab, hab ich natürlich schon etwas enger gestimmt als gewohnt, was aber nie sonderlich gestört hat. Jetzt spiele ich Folk und weiß gar nicht mehr, wonach ich mich richten soll - nach Gehör zu Gitarrenakkorden, nach Stimmgerät auf 440 Hz... wenn ich die Saiten einzeln stimme, führt das am Ende immer dazu, dass meine Intonation z. B. bei Doppelgriffen unsauber wird, weil die Abstände anders (kleiner) sind. Stimme ich wie gewohnt, ist es in sich sauber, im Bandkontext jedoch unten zu tief und oben zu hoch. Wie macht ihr das? Freu mich über Hilfe :)

LG Ndapewa
 
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Hallo @Ndapewa,
es spricht für dich und dein Gehör, dass du diese minimalen Abweichungen wahrnimmst.
Versucht doch mal in einer Stimm-Probe die Verursacher zu finden: Alle sollten das selbe Stimmgerät benutzen.

Ansonsten gibt es aber auch Instrumente - gerade im Folk - die sich von Hause aus mit der Geige "beißen". Concertinas und andere "Quetschen" liegen gerne mal abseits der 440 Hz.
Beim Einsatz von z. Bsp. Drehleiern und Schalmeien kann ich nur den Tipp geben, das Arrangement so zu gestalten, dass diese Instrumente nicht gleichzeitig mit der Geige erklingen sollten.

Selbst Mundharmonika und Geige vertragen sich in den seltensten Fällen. Im "Battle" nacheinander kann das sehr wirkungsvoll sein, gleichzeitig klingts immer irgendwie schief.
 
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Hast Du in reinen Quinten gestimmt? Geht nicht, auch nicht mit dem Klavier zusammen. Das Problem der Streicher ist, dass sie immer "rein" spielen möchten und dann immer noch gerne die Leittöne schärfer nehmen:-/ (Ausgenommen Bratscher, die wissen nicht, was Leittöne sind.)

Welche anderen Instrumente habt Ihr in der Band? Hat der Gitarrist vernünftige Saiten drauf? (Der kauft im GAS-Anfall lieber eine neue Gitarre, als neue Saiten.)
Habt ihr Instrumente, die - wie @robbert gerade schrieb - nicht auf 440 Hz gestimmt sind? Quetschen, Klavier, Hang/Steel Drum, Mundharmonika sind halt nicht auf die Schnelle stimmbar. Streicher, Zupfer und teilweise auch Bläser kann und muss man da irgendwie reinfummeln.
 
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ich stimme meine Geige im Bandkontext tatsächlich mit dem integrierten Stimmgerät meines Line 6 POD HD500 auf 440 Hz und jede Saite exakt nach Stimmgerät.
Aber nicht gestrichen, sondern gezupft, sonst erkennt es die Töne nicht so exakt.
Dann passt die Geige gut zur Band (Keyboard, Bass, A-Gitarre, Drums, Vocals)
Die Quinten schwingen dann gaaanz leicht, sind also nicht rein, aber dann stimmt es gut!
:great:
Allerdings muss man mit der Geige generell mit der Intonation aufpassen, da man bei allen gegriffenen Tönen ja ebenfalls zu den anderen Instrumenten passen muß.
Da ist die laute A-Geige direkt am Ohr nicht nur von Vorteil! Man muß auch die Referenz-Instrumente laut und gut genug hören!
 
Concertinas und andere "Quetschen" liegen gerne mal abseits der 440 Hz.
die haben vor allem noch das Problem, dass die Stimmung sich je nach Spieldruck (also Lautstärke) verändert. Und möglicherweise bei jedem Ton anders ...
 
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Ach, das können wir Gitarristen auch ganz gut (durch Druckveränderung unsauber spielen).
 
definiriv!
oder mit zu fest, oder falsch positioniertem Capo...
...oder schlecht gestimmter Klampfe...
 
Ich musste bei Studioproduktionen des öfteren mit o.g. „Probleminstrumenten“ meine Stimmung anpassen. Und da lagen manchmal „unendliche Welten“ zu 440 Hz.
Natürlich stimmt dann die Internation nicht sofort, und glücklich ist man dann als Streicher nicht. Etwas „höher“ oder „tiefer“ denken und spielen ist zwar nach kurzem Einspielen möglich, aber nicht wirklich befriedigend.
Noch schwieriger wird es in Live-Situationen, wenn von Titel zu Titel die Stimmung der führenden Harmonieinstrumente schwankt und man selber nicht ständig nachstimmen kann.
Natürlich kann man dann Leersaiten vermeiden, aber man kommt zwangsläufig ins Zweifeln, nicht nur wegen des „schwachen“ vierten Fingers.
 
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Wie hast Du denn Im Orchester gestimmt? Oder hast Du bisher alleine gespielt? Ich wüsste jetzt nämlich nicht, was da jetzt der Unterschied sein sollte. Oder ob Du mit einem Flügel oder einem Keyboard zusammen spielst, dito. Vor allem würde es mich wundern, wenn Deine Leersaiten passen, und nur die gegriffen Töne nicht.
Eventuell stimmt aber Deine Band einfach in sich nicht? Gerade Saxophone können sehr dominant sein. Wenn der Ansatz unten zu fest ist, und für oben die Power fehlt, könnte es aber zu dem von Dir beschrieben Problem kommen?
Gruß, glombi
 
Im wesentlichen sind da zwei Faktoren zu beachten:

1. Quintenreine Stimmung vs. temperierte Stimmung:
Wir Streicher stimmen nach den schwebenden Obtertönen, suchen also die reinen Quinten. Handeslübliche Stimmgeräte werkeln aber temperiert, die gehörte Abweichung ist daher systembedingt normal.

2. Stimmgeräte und die 440Hz:
Wie auch immer diverse Tuner ihre 440Hz bestimmen: die Dinger machen das NICHT gut. Oft weicht schon das A der Intrumente voneinander ab. Deswegen ist es wichtig, dass die Stimmgeräte aufeinander gestimmt werden, was der jeweilige Tuner technisch mitmachen muss. Also Referenz-A nehmen (z.B: Klavier), Stimmgeräte darauf abstellen oder der tuningerfahrene Streicher stellt das alles ein. Ist fummelig, dauert aber nicht lange und bringt die Intonation der Band enorm nach vorn!

Und ja, das löst nicht den Konflikt zwischen Quintenreinheit und Wohletemperierung. Da bist Du als Streicher selbst gefragt, dich dem Tuning der Band anzupassen und einzufügen. Für meine Ohren ist tatsächlich der Bass stimmrelevant. Was leider nicht durchgängig ist, gelegentlich schaltet mein Ohr zur Referenzierung auf die Gitarre um. Unser Gitarrist drückt die Akkorde gelegentlich schief, was es nicht gerade einfacher macht. Und das ist halt leider auch so eine Erfahrung: wenn Bandinstrumente gegeneinander verstimmt sind, dann klingen wir Geiger am Ende schräg. Und deswegen sind wir die Intonationsbeauftragten in der Band, müssen uns da kümmern, weil wir sonst Intonationsopfer werden...
 
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