Geige: Obligato vs Evah Pirazzi

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HCA
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Hi Folks,

es hat offenbar schon lange kein Saitentest mehr gegeben..

Ich habe ne neue Geige am Start, die durch 2-wöchige, nimmer enden wollende (aber überwiegend erfolgreiche)
Verbesserungsversuche heute nun einen neuen Satz Saiten spendiert bekommen hat.

Ausgangsbasis waren die Pirastro Evah Pirazzi mittel.
Die Geige hatte bisher einen dermaßen "knackigen" (rabiaten) Klang, daß es mir im Mittelohr geklingelt hat.
Ich mag es ja generell etwas aggressiver, aber das war einfach too much - selbst für mich.
(ein neuer, zweiter neuer Steg hatte da zwar schon viel entschärft, aber, hmm..)

Ich habe heute die Evahs durch Obligato mittel ersetzt und zwar Schrittweise (von G nach A) und immer gegen die
verbleibenden Evahs verglichen.

Meine subjektive Zusammenfassung zu diesen beiden Saitensätzen:
Die Evahs sind wirklich sehr "knackig" und für ein durchdringendes Solospiel vorgesehen.
Bei einer Geige, die eher "mumpfig" klingt können sie viel verbessern.
Bei einer Geige, die ohnehin schon leicht und schnell anspricht, offen und hell klingt, kann das zum Negativen überschlagen.

Im frischen und direkten Vergleich von vor wenigen Stunden, kann ich zu den Obligatos folgendes berichten:
Mehr Darmsaiten-Charakter als die Evahs - sie klingen auch sehr hell (viele Obertöne), aber weniger schrill.
Es geht etwas "Bums" verloren, aber sie gewinnen dafür durch eine Weichheit, die ich noch nicht recht definieren kann.

Was mir aufgefallen ist: die Obligatos dürfen nicht so ruppig gestrichen werden, wie das die Evahs noch leicht mitmachen.
Dann bekommt man nämlich schnell eine knarzige Antwort.

Ich würde folgendes resumieren: Obligatos are very "Barock" und erziehen einen zurück zu dem, was einem der Geigenlehrer
vor etlichen Jahren bereits vergeblich über die rechte Hand (Bogentechnik) gepredigt hat.

Ich lasse sie drauf - ich habe es nötig und ich habe es nicht anders verdient.
(..und die Geige klingt auch etwas charmanter - man muss sie halt nur etwas konzentrierter anpacken)

.. wenns denn nur so einfach wäre .. :D


cheers, fiddle

p.s. Diese Saien gibt es bei vielen Händlern zu erwerben.
Ich werde weder von Pirastro, noch meinem Arbeitgeber hierfür gesponsort,
ich habe beide Saitensätze von meinem eigenen Geld bezahlt, mir wurde weder etwas geliehen, noch geschenkt - das alles ist mein Privatvergnügen.
 
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kleines update:

Da die G-Saite dieser Geige etwas geschwächelt hat (aus meinem Empfinden),
habe ich heute eine G-Obligato strong aufgezogen (bei Amazon geschossen).
Der Charkter der strong gegenüber den medium ist etwas kerniger, also nicht einfach nur
lauter, sondern auch etwas "drahtiger"/durchdringender.

An Lautstärke hat die G leicht zugelegt, der Unterschied zu den Mittelsaiten ist jetzt ausgewogener.

Ich habe den Eindruck, daß sich die anderen Stärken gut miteinander vertragen und man ein
Instrument auf einer Einzelsaite ausgleichen kann, ohne den Charakter zu verändern.
Der Charakterunterschied ist wirklich sehr dezent - bei mir hat es das bewirkt, was ich erreichen wollte -
eine sehr ausgewogene Geige mit (nun) einer gleichwertigen G-Saite, die richtig loslegt, wenn man reingreift.


cheers, fiddle
 
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Insbesondere das letzte finde ich sehr interessant - bei meiner Bratsche ist es nämlich genau umgekehrt. Bisher habe ich noch keinen Satz gefunden, bei dem die C-Saite nicht rausknallt (und ff klingt scheußlich). Da könnte also eine soft/weiche Variante evtl. helfen. Ich hatte überlegt, ob ich eine dunkler klingende Saite (bspw. Aricore) oder weicher klingende (wie Obligato) ausprobieren soll oder den Geigen/Bratschenbauer um Rat fragen soll.
 
Hiho,

update: ich war mit der G-Saite immer noch unzufrieden..
Mir fehlte etwas Kern und Kraft, sollte aber noch weich bleiben.

Neues Experiment:
Ich habe heute eine G-Evah-Pirazzi-strong aufgezogen.
Warum strong? -> weil dick und steif.

Resultat:
Sie bringt genau das, was ich gewünscht hatte: Kraft, Kern und Wärme.
Über zwei unabhängige Versuchspersonen wurde mir vollste Ausgewogenheit zu den
Mittelsaiten D und A bescheinigt. Die Pirazzi strong mischt sich gut mit den Obligatos der Mittelsaiten.
Die G hatte mir etwas zu viele Höhen und einen "bizzeligen", obertonreichen Klang, den ich da nicht haben wollte.

Meine Erfahrung sagt: die Stärken eines gleichen Saite-Typs verändern den Klang von: leicht / obertonreich zu: stark / wärmer, obertonärmer.
Die extremste Geigensaite (warm), die ich kenne: Pirastro Oliv langgelegt. Die ist bald so steif wie ein Streichholz.

Daß das Experiment Mischsatz Evahs und Obligatos so gut zusammen funktioniert, ist eigentlich ein Zufallstreffer.
(ok, so n Verdacht hatte ich eigentlich schon, was ich da bestelle..)
Das wird auch nicht auf jeder Geige funktionieren. Auf meiner ist das aktuell jedenfalls der absolute Hammer.


cheers, fiddle
 
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