Geige lernen als Erwachsener?

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colin22
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Geige lernen als 21 Jähriger Instrumentenanfänger - schwer?

Guten Morgen allerseits, unglaublich, was eine TV-Show so ausrichten kann. Letztens bei Wetten Dass war Herr Garret, ein junger Geigen-Künstler da und hat auf seiner Geige Töne gezaubert, die mich richtig fasziniert haben. Ich hätte nie gedacht, dass man mit diesem kleinen Instrument sowas anstellen kann. Noch vor einigen Wochen hatte ich gegenüber einer Geige Vorurteile, Klassik sei doch langweilig etc. Doch dieser Mann hat meine Einstellung darüber total verändert. 90% meiner Youtube Videos in den letzten 2 Wochen waren nur Geigen-Lieder, darunter auch viel klassik und ich bin echt ein Geigen-Fan geworden.

Zu gerne würde ich dieses Instrument auch spielen können. Da gibt es aber 2-3 grössere Probleme:
  • Zum ersten bin ich bereits 21 Jahre alt. Überall im Internet wird geschrieben, dass man, um ein richtig guter Geiger zu werden, mit 6-12 Jahren anfangen muss, weil es das schwierigste Instrument sei.
  • Zweitens war ich in meiner Schulzeit absolut nicht an Musik interessiert. Somit habe ich nie ein Instrument gespielt und die Noten sagen mir auch eher weniger.
  • Drittens werde ich maximal 1-2 Stunden täglich aufwenden können. Wenn ich dann höre, dass D. Garret 8 Stunden am Tag geübt hat, viele Violinisten seit 17 Jahren intensivem spielen und trotzdem noch Fehler machen, dann glaube ich irgendwie nicht so recht daran, dass ich das schaffe.

Ist das Geigen Spielen wirklich so eine unfassbar schwere Kunst oder kommt es sehr auf den Menschen an?
Eine Verwandte die seit x Jahren Geige spielt meinte, dass sie es mir trotzdem zutrauen würde, da das Geigenspielen am Anfang zwar schwierig ist, aufgrund der Fingerarbeit und Koordination der Arme, aber ich als Computer und Videospiel-"begabter" da bereits eine recht gute Voraussetzung erfülle.

Was meint ihr, kann es für jemanden wie mich Sinn machen oder sollte ich es lieber sein lassen?
 
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Hallo colin22,
die Geige ist unumstritten ein schwieriges Instrument! :D
Es ist richtig, dass man mit dem Ziel, Geigenvirtuose werden zu wollen sehr früh (3-4jährig) beginnen sollte!

DOCH: das sagt nicht, dass du es als 21 jähriger nicht schaffen könntest, fleiß und eiserne Disziplin vorausgesetzt, später einen Platz als geiger in einem Orchester finden zu können.
Es hängt natürlich viel von dir persönlich ab. :cool:

Nur, weil du noch keine Noten lesen kannst, sollte das dich nicht daran hindern mit dem Geigenspiel zu beginnen. Das Notenlesen lernen ist die geringste Schwierigkeit. :rolleyes:
Vor allem aber solltest du dich bei einer Musikschule, bzw. einem Privatlehrer zum Unterricht anmelden, das ist Grundvoraussetzung für den Erfolg deiner Geigenambitionen!!! :great:

Also, warum zögerst du noch, frisch ans Werk!

Viel, Freude am Geigenspiel wünscht dir,
etrawgew.;)
 
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Du kannst doch sicherlich Englisch. Wie gut bist du darin, im Vergleich zu einem Muttersprachler? Kannst du problemlos eine Serie im Original ansehen und versteht jedes Wort? Kannst du fliessend mit einem Muttersprachler sprechen?

Jetzt stell dir vor, du lernst eine neue Sprache. Wirst du die jemals auch nur annähernd so gut wie Deutsch können? Falls du meinst, das wäre kein Problem, dann kannst du auch versuchen, Geigenvirtuose zu werden.

Meiner Meinung nach kannst du es gleich bleiben lassen, da deine Ziele zu hoch gesteckt sind. Selbst einfache Melodien, gut intoniert und ausdrucksstark mit schönen Vibrato gespielt, brauchen etliche Jahre an Übung.

Ausnahmen bestätigen die Regel. Es gibt auch Menschen, die in einer Woche Finnisch lernen oder hunderte von Büchern auswendig kennen. An so einem Massstab sollte man sich nicht messen.
 
Ja, ich denke 6 Jahre ist einigermassen realistisch.
Wobei 1-2 Std am Tag viel ist!
Kommt natürlich auch auf Deine Begabung an.
Egal - FANG AN!
 
Was ist denn an der Geige das Schwierige?
 
Was ist denn an der Geige das Schwierige?
Das Griffbrett hat kein Bünde und Du musst mit der linken Hand lernen den Ton richtig zu treffen.
Auf der Geige ist das aufgrund der kleine Mensur mMn auch noch etwas schwieriger als auf einen größeren Streichinstrument.
Die Bogenhaltung/-strich ist ebenso nicht ganz so einfach - das hört sich am Anfang nicht gut an. :D

Es gibt halt Instrumente mit kurzfristig schnellem Erfolg und welche, die sich erst längerfristig auszahlen:
Bei Streichern (ebenso wie bei Bläsern) arbeitest Du zunächst daran, einen guten Ton aus dem Instrument zu bekommen. Wer diese Hürde halbwegs überwunden hat, der hat aber ein sehr vielseitiges und vor allem schnelles Soloinstrument in der Hand.
Bei einer Gitarre konnte ich sehr schnell ein Paar Akkorde spielen und dazu singen oder sogar mit anderen etwas zusammen machen.
Wenn ich aber heute versuche ein schnelles Fiddle-Tune auf der Gitarre mitzuspielen, dann ist das fast eine Mission-Impossible.

Übrigens : Geige Ü40 - kein Problem, ich kenne sogar überraschend gute Spieler. :great:
 
Falls ich mich kurz einmischen darf, wie lange dauert es denn ungefähr bis man solche Lieder spielen kann?

Ich weiß, das ist eine Frage, die man eigentlich nicht beantworten kann, aber vielleicht kann man ja einen ungefähren Zeitraum angeben?
 
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Schwierige Frage, die Melodie selbst ist nicht allzu schwer, aber das musikalisch so gut rüberzubringen, da kannst du sehr viele Jahre mit zu bringen, Klang, Vibrato, kleine Slides, soweit ich gehört habe geht es nicht über die 3. Lage hinaus. Auch mit Viola kein Problem, da klingt es sogar fast noch schöner :)

Gruß,

Reinhard
 
Ich will für meine Frage nicht extra einen Beitrag aufmachen, desshalb frage ich mal hier.

Was ist denn immer mit der Lage gemeint? Sind das die imaginären Bünde der Geige? :gruebel:
 
Nein, aber du meinst es vermutlich richtig.

Die Lage ist der horizontale Beginn eines Bereichs auf dem Griffbrett, in dem man spielt.
 
das man Geige mit 6 jahren anfangen muss ist totaler unsinn. Ich unterrichte an der VHS und habe Schüler die sogar älter sind als ich und es klappt. Die können zwar kein Violinkonzert von Mozart erlernen, aber die schaffen es immerhin einen Ländler zu spielen oder irgendwelche Kinderlieder und es macht ihnen auch einen Heidenspaß.

Selbst mit 21 Jahren kannst es noch weit bringen. Immerhin nach 4 Jahre Spielzeit wäre es angemessen z.B. das Violinkonzert von Vivaldi in a-mol zu spielen. Du musst halt das Zeug dazu haben.

Viel Glück,

kuckuckskindl ;-)
 
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hm, später Post zu dem Thread.... aber die Analogie zu den Fremdsprachen fand ich schon ganz interessant. Wie lang das bei mir in Englisch gedauert hat, weiß ich nicht, aber ich hab im zarten Alter von 37 angefangen, Mongolisch zu lernen und mittlerweile kann ich diese Sprache fließend. Das ist allerdings auch die 6. Sprache die ich relativ gut spreche.

Mit der Musik hab ichs relativ leichtt, seit meiner Jugendzeit kann ich "im Kopf" kürzere Orchesterstücke komplett "nachhören" und eine Partitur dazu schreiben, und ich glaub daß das eine der Vorraussetzungen ist wenn man erfolgreich ein Instrument meistern möchte.

Vor einem Jahr hab ich ein Instrument angefangen (vorher spielte ich etwas E-Bass), das ähnlich wie die Violine oder das Cello eine sehr schwierige Spieltechnik hat. Sprich, es gibt kein Griffbrett, aber zwei Saiten die mit den Fingernägeln berührt werden, auf einer Länge von ca. 60 cm. Letztenendlich gibts nur eins: üben.

Aber um zum Virtuosen zu werden, wie es für einige Stücke der "westlichen" Musik nötig ist, da braucht man wohl 5-10 Jahre für, und das eine oder andere musikalische Talent.
 
Falls ich mich kurz einmischen darf, wie lange dauert es denn ungefähr bis man solche Lieder spielen kann?

Ich weiß, das ist eine Frage, die man eigentlich nicht beantworten kann, aber vielleicht kann man ja einen ungefähren Zeitraum angeben?

Ich bin gerade über den obigen post gestoßen und muß sagen: habe selten so gelacht :D
Wenn ich eine Parodie inszinieren müßte, die kitschig, abgeschmackt, naiv bis voll-banane und fett-triefende Tränendrüse als Attribute voraussetzt, dann würde ich scheitern, denn das ist das Meisterwerk!


cheers, fiddle
 
Hi Leute, ich weiß zwar, dass der Thread schon etwas älter ist - und es tut mir leid, dass ich ihn nochmal ausgrabe, aber ich wollte einfach mal die Frage aus der sicht desjenigen beantworten, der mit 22 Jahren angefangen hat die Kunst des Violine Spielens zu erlernen.

Also ich spiele etwa seit Ostern 2010 - also jetzt etwas mehr als 1,25 Jahre, habe vorher nie ein Instrument gespielt und in der Schule den Musikunterricht gehasst. Mittlerweile spiele ich in einer kleinen Folkband auf Volksfesten - wir sind eine Besetzung aus 6 Geigen und 2 Gitarren.

Mein Talent ist eher gering - dafür übe ich aber jeden Tag ca 45 Minuten - mal etwas mehr mal etwas weniger. Meine Erfahrung ist, dass man im "Alter" einfach eine ganz andere Motivation und Herangehensweise hat, wenn man sich dafür entscheidet noch ein Instrument zu lernen. Es kommt doch überhaupt nicht darauf an als Solist vor einem riesigen Publikum zu stehen und die Massen zu begeistern - man muss sich klar machen, warum man überhaupt spielen will. Für mich ist es ganz klar die Schönheit der Musik - insbesondere ausgesuchter Lieder - und ich spiele zu allererst für mich! Natürlich macht es Spaß andere daran teilhaben zu lassen, aber wer es tatsächlich auf den ganz großen Ruhm abgesehen hat, der wird vermutlich tatsächlich früh anfangen müssen zu spielen.

Man muss hier auch unterscheiden zwischen Berufs- und Hobbymusikern! Ich bin eigentlich Chemiker und betrachte das musizieren als Ausgleich... da kommt es nicht so sehr auf Perfektion an. Mit 22 bin ich jedenfalls noch nicht zu alt um die Techniken zu erlernen, die es braucht - Armsteuerung, Haltung, Lagenwechsel - das alles sind Dinge, die man nicht nur als Kind erlernen kann. Mein Vibrato ist noch in den Kinderschuhen aber wenn Musiker Jahrhundertelang komplett ohne diese Technik gespielt haben (weil sie noch nicht erfunden war), sich aber trotzdem bewährt haben, ist es sicherlich keine Schande diese Technik nicht auf Anhieb zu beherrschen.
Viel eher Probleme habe ich mit der Präzision, die beim Violine spielen (und vermutlich auch bei ihren größeren Verwandten) von nöten ist. Den Ton zu treffen ist weniger das Problem - aber den ton GENAU zu treffen und die Resonanzen zu erzeugen, die den Klang perfektionieren ist nicht ohne - das ist für mich als Anfänger sicherlich schon so einige male frustrierend gewesen.

Vor kurzem habe ich einen kritischen Musiklaien zu meinem Spiel befragt und seiner Aussage nach kann man sich die von mir gespielten Stücke gut anhören. Hätte ich einen Musikkenner gefragt, hätte er mir sicher sagen können, dass dies und jenes noch verbesserungswürdig ist bzw. vielleicht hätte er sich auch einfach die Ohren zu gehalten ... Worauf ich hinaus will ist, dass man zwar nicht vergessen darf, dass man hart an sich arbeiten muss um gut zu werden, dass man aber auch nicht vergessen darf, für wen man spielt - wenn man nicht gerade beruflich Musik machen will und einfach nur zum Spaß spielt, dann sollte man die Messlatte nicht bei Anne-Sophie Mutter, Vanessa Mae und David Garret ansetzen. Bei eben diesen hat man übrigends in Interviews auch mal vernommen, dass es Zeiten gegeben hat, in denen sie lieber nicht hätten spielen wollen.

Ich kann jedenfalls nur jeden ermutigen, auch nach dem 20. Lebensjahr noch ein Instrument zu erlernen - egal ob es nun die Violine oder etwas anderes sein soll. Man muss sich nur darüber im klaren sein, dass das ganze ein wenig Geld und Zeit benötigt. Ich habe zum Beispiel 1 Jahr lang eine Schülergeige im wert von 800€ gespielt - diese konnte ich für 15€ im Monat mieten - da war dann sogar schon eine Versicherungsgebühr enthalten. Einfach bei einem Geigenbaumeister in eurer Stadt anfragen - bei Bedarf kann ich auch gerne einen für Berlin empfehlen.
Autodidaktisch sollte man sich an der Violine übrigends nicht versuchen - da ist die Gefahr zu groß, dass man Fehler in der Haltung u.ä. macht - einen anständigen Lehrer/Lehrerin sollte man sich also schon suchen.

greetz set_j_d

PS: Es gibt sehr schöne Filmmusik, die zum Teil gar nicht mal so schwer zu spielen ist. Mir hat das immer Motivation zum weitermachen gegeben bisher.

PPS: Mein erstes Posting hier im Board - ich finds gut, dass es hier so viele Leute gibt, die auf Fragen eingehen :)
 
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Hi set_j_d,

schöner Bericht.

Bleib uns gewogen und schau öfters hier rein. Neben Profimeinungen sind auch Amateur- und Anfängermeinungen immer
gefragt. Sozusagen: selbst erlebt. (ist manchmal besser, als vom Profi: so müßte es sein..)

Eine Bitte: Mach n paar Absätze in deine posts. Das liest sich leichter.


cheers, fiddle
 
Jo fiddle - du hast recht, was die Absätze angeht - nachm 3. mal editieren hats dann auch funktioniert ;)
 
Auch von mir ein "Hallo" und "Danke für den Bericht!"

ICH konnte den Bericht gut lesen (waren aber auch Absätze dann drin ;))
 
Hallo colin22
Fang an!!!! Es ist nie zu spät! Erstens: Du solltest nicht nur lernen wollen, um ein Star zu sein, sondern um Spaß am Instrument zu haben. Geige ist sehr anspruchsvoll, das stimmt, aber nicht unmöglich. Für das erlernen eines Instrumentes gibt es bestimmte Zeitfenster, das heißt, Zeiten, also Altersgruppen in denen man ein Instrument schneller erlernt als in anderen. Aber nur weil Du "schon" 21 bist, heißt das nicht, dass Du jetzt nichts mehr lernst, Du brauchst höchstens etwas länger und etwas mehr Geduld! Ich habe mit 6 Jahren angefangen und bin jetzt 19 und ich kann immer noch nicht perfekt spielen. Aber noch zwei Tipps:
1: Überleg Dir, ob Du wirklich Geige machen willst, die ist ziemlich quitschig, ganz besonders am Anfang. Als Alternative gibt es die Viola, oder Bratsche (was ich spiele ;) ), sie wird gehalten wie die Geige ist nur ein paar Zentimeter größer, hat einen volleren und weicheren Klang und nicht die hohe E-Saite, dafür eine tiefe Saite mehr. Also die Saiten der Geige die höchste:E, dann A, D, G und auf der Viola ist die höchste A, dann D, G, C.
2: Geh mal in eine Musikschule und lass Dir dort die Geige und die Viola im Vergleich vorführen. (Geh nicht zu YouTube, viele Violaspieler dort sind absolut nicht repräsentativ)

Fang einfach an, hab viel Geduld und hör auf das, was Dein Lehrer sagt, am Anfang wirst Du so oder so nicht Garret spielen, der klingt zwar prima aber man muss technisch gefestigt sein um sich nicht seinen Strich und seine gesamte Technik zu versauen.
Und eine Stunde üben reicht am Tag, in den ersten Wochen willst Du auch gar nicht länger machen.
 
@Saitenstreicher:
colin22 -> 1 Post (11-2009)

Ich würde auch mal einen Blick auf sowas riskieren..


cheers, fiddle
 
Ist doch relativ egal, er kann sich den Thread ja auch trotzdem noch angucken, außerdem habe ich ähnliche Fragen hier schon öfter gesehen, also scheint es auch andere Leute zu interessieren.
Meine Meinung dazu:
Es ist nie zu spät ein Instrument zu lernen, solange man es körperlich noch schafft es zu bedienen. Man kann immer nach ein paar Jahren recht gut spielen, man darf nur nicht den Anspruch haben so gut wie David Garret etc. zu werden, da dies sehr ilosorisch ist. Wenn man aber nicht der nächste Stargeiger werden will, sondern einfach Spaß an dem Instrument hat, dann nichts wie ran.
 

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