Gehörbildung für anfänger-wie fange ich an?

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chaos_slayer
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hallo leute,

ich möchte mich auf ein studium im bereich musikwissenschaft vorbereiten. deswegen möchte ich mich auf das thema gehörbildung konzentrieren. ich weiß nur noch nicht, wie ich beginnen soll.

wie habt ihr angefangen bzw. kennt ihr entsprechende software oder lektüren, die sich damit auseinandersetzen und übungen parat haben?
 
Eigenschaft
 
Also gute Programme gibt es viele GNU Solfege oder schau mal auf Music-Theory.net
Was auch immer sehr hilfreich ist, ist das Singen du kannst dich zb ans Klavier setzen oder wahlweise auch ein Piano fürn Pc runterladen und dann immer Intervalle,Tonleitern usw singen und kontrollieren.
 
All die Software die es da gibt, ist sicher hilfreich. Mein Tip jedoch:

Höre Radio und singe. Und das sehr bewußt.
Wenn Du lernst, musik - quasi nebenbei - immer auch analytisch hören zu können, hast Du mehr davon, als von "trockenen" Intervall-Übungen. Denn zumindest die Gehörbildundsprogramme, die ich kenne, ignorieren den musikalischen Zusammenhang komplett. Ich habe nichts davon, wenn ich eine große Septime singen kann, wenn ich sie dann in freier Wildbahn nicht erkenne.

Höre Musik - und singe das Gehörte (takte- oder phrasenweise) nach. Wenn etwas unklar ist, dann nimm dein Instrument und geh´ der Sache auf den Grund.
Mit der (langen !) Zeit werden so die Klänge, die man nicht einordnen kann, immer weniger. Immer mehr kommt einem bekannt vor, und man erkennt, daß im wesentlichen eigentlich die selben "Bausteine" (ich rede jetzt von Popularmusik, aber in der Klassik ist es nicht anders ...) wieder und wieder - leicht variiert - verwendet werden. Gleichzeitig vergrößerst Du damit Deinen eigenen "musikalischen Wortschatz". Geht es um die harmonische Analyse, dann singe (als ersten Schritt) die Grundtöne mit. Wenn das unfallfrei geht, dann singe die jeweiligen Dreklangstöne mit ... das sollte dich einmal einige Jahre lang beschäftigen ...

LG und viel Erfolg, Thomas
 
Sing im Chor - dort gibt es ganz ganz viel in Sachen Gehörbildung zu lernen.

Wenn du ernsthaft Musikwissenschaften studieren willst, solltest du das IMHO auch schnellstmöglich tun, denn Chorsingen fördert auch (naja, je nach Chor...;)) die musikalische Allgemeinbildung. Wer z.B. einen Kantionalsatz schon mal gesungen hat, tut sich mit dem Schreiben einfacher. Und derjenige hat auch einen einfacheren Zugang zu den drei Sch's: Schütz, Schein und Scheidt. Ähnliches gilt für Fugen, Oratorien usw. auch. Ich kann dir nur raten: greif dir das nächste Telefonbuch, ruf den nächstgelegenen Kirchenmusiker an und geh heute oder spätestens morgen zur ersten Chorprobe.

Man kann dort den bewussten Umgang mit Intervallen lernen, Intonationshören, Formen hören, man lernt gute von schlechter Stimmführung zu unterscheiden, man lernt Tonsatz, weil man oft aus Partituren singt...alles extrem hilfreiche Grundlagen für Musikwissenschaftler. Und wenn du das nächste Chorkonzert moderierst und das Programmheft verfasst, hast du auch gleich eine praktische Anwendung deines musikwissenschaftlichen Wissens.

Harald
 
wenn du bekannte hast die ein instrument können kannst du dich mit den zusammensetzen und sie spielen dir einfache melodien oder intervalle vor die du hören sollst.
das find ich immer besser als programme bei denen man nur midi sounds hören muss - die schwingen anders als ein flügel ;P
 
Ich habe als erstes Intervalle gelernt zu hören anschießend aufwärts und abwärts zu singen. Am besten mit Instrument die Intervalle nach und nach unterscheiden lernen.
Als nächstes habe ich die Kirchentonarten + Mollvarianten verinnertlicht um dann mit einfachen Melodiediktaten fortzufahren.
Die Skalen habe ich einfach nach ihrem Aufbau gesungen zb Ionisch gr. Sekunde , gr. Terz , Quart , Quint , gr. Sext , gr. Sept dabei nach und nach gemerkt.
Die Melodiediktate kann man alleine nicht üben (falls du keinen Partner findest) also lese und singe Melodien, schreibe bekannte Melodien auf oder erfinde welche!
Als ich dann die Akkordtypen gelernt habe also Dreiklänge/Septakkorde + Umkehrungen war dir Grundlage da.
Nebenbei habe ich Funktionen verinnerlicht indem ich einfach am Instrument beim spielen zb T - D - T bewusst versucht habe sie mir zu merken.
Wenn du Musik hörst und dir eine Stelle gefällt dann analysiere die Harmonie! Dabei merkt sich das Gehör irgendwann die Funktionen.
Auch beim abendlichen Spaziergang kann man Gehörbildung betreiben. Wenn mal ein Techno Auto vorbeifährt probiere die Akkordfolge zu analysieren. Popmusik ist perfekt geeignet um
Funktionen zu lernen weil man nicht mal zurückspulen braucht :).

Also nochmal die Schritte:
1) Intervalle aktiv und passiv
2) Skalen und Melodien (vorallem Ionisch + Moll)
3) Akkordtypen
4*) Melodiediktat
5) Funktionen

Ich möchte noch darauf hinweisen dass du die Erfolge erst spät bemerken wirst weil es doch ein sehr langer Prozess ist. Muskeln bekommt man auch nicht nach einem Training.
 
Ich finde die Herangehensweise über die Intervalle ist eher hinderlich, meine Erfahrung zeigt mir, dass das zu einem zu analytischen Hören führt.
Ist vielleicht nicht der passendste Begriff, aber was ich meine:
die meisten hören dann eine Melodie aufgeteilt in einzelne Intervalle, das dauert einfach zu lange.
Ich empfehle über die Solmisation (nennt man das so?) zu gehen.
Da hört /fühlt man jeden Ton in seiner Stufeneigenschaft.
Ein gutes Programm ist der Functional Ear Trainer
 
Ich empfehle über die Solmisation (nennt man das so?) zu gehen.
Da hört /fühlt man jeden Ton in seiner Stufeneigenschaft.
Ein gutes Programm ist der Functional Ear Trainer

Ich weiß nicht, ob man das "Solmisation" nennt, auch kenne ich das Programm nicht. Aber ich muss dir ansonsten zu 100% beipflichten. Ein "absolutes" Gehörtraining (hat nichts mit absolutem Gehör zu tun) ist meiner Meinung nach nur sehr begrenzt sinnvoll.
Sehr sinnvoll ist es hingegen, wie ich finde, Töne in einem harmonischen Kontext kennenzulernen. Dazu muss man dann mal, sagen wir, ein G-Moll spielen und dann bspw. ein A darüber. "Ah, so klingt also die None über einem Mollakkord". Und der Unterschied zur None über einem Dur oder Dominantseptakkord ist für mich beträchtlich.

Wenn's um Intervalle per se geht: Oft liest man von Eselsbrücken. So etwa "große Sexte klingt wie der Anfang von "Brazil"". Stimmt.
Nehmen wir mal an, wir sind in C Dur. Dann klingt, isoliert betrachtet, das Intervall G-E wie der Anfang von "Brasil". Und das noch mehr, wenn darunter ein C-Dur Akkord liegt.
Aber was passiert mit exakt demselben Intervall, wenn der darunter liegende Akkord plötzlich ein F#7 ist? Dann ist das ein Intervall von b9 zur Septime. Und das klingt einfach vollkommen anders, auch wenn es nach wie vor eine große Sexte ist. "Brasil" zu denken hilft einem da exakt gar nicht.

Und da meistens Töne, Intervalle und Melodien in einem harmonischen Bezug vorkommen, macht es meiner Meinung nach den meisten Sinn, diese auch in diesem Bezug zu üben.

- Der Sack
 
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