Gehäuse

  • Ersteller heinz102
  • Erstellt am
Man könnte mal den guten alten Walnusstrick versuchen, oder nicht? Einfach mal mit einer geschälten Walnuss drüberreiben, das soll bei Furnierschäden schon oft gut geholfen haben.... Nen Versuch ist es Wert, würde ich sagen.
 
hallo Christian,

das sieht ja schon fast verwittert aus - probiere es mal mit Holzwachs.

Gruß,
Harald
 
Ich weiss nicht, wie gut man das sieht, aber die Lackschicht hat sich an diesen Stellen komplett vom Furnier abgelöst. Man kann sie mit einem Spachtel entfernen. Das Furnier ist i.o. Der Lackaufbau ist sehr dick. Hat was Schellackähnliches.

Gruss Christian
 
Das ist mit Sicherheit Nitrolack,
der läßt sich nicht regenerieren.
Abbeizen oder Abschleifen und dann mit der Sprühdose neu lackieren.

Peter
 
ok, dann werde ich wohl nicht darum herum kommen.

danke für die auskunft
 
Also meine Lieben

Nachdem nun die mechanischen, elektrischen und elektromechanischen Komponenten restauriert sind (neue Kondensatoren, neu kalibriert, full foldback auf beiden Manualen, Tastaturfilze, .......), habe ich die Sache mit dem Gehäuse in Angriff genommen.

Ich habe mich für folgendes Vorgehen entschieden: Vollständiges Entfernen des alten Lackes (Abbeizen, bzw. ich werde nun noch die Nitroverdünnermethode ausprobieren, denn es ist ja ziemlich sicher ein Nitrolack), so wenig schleifen wie möglich (die schön gefrästen Holzkonturen sollen nicht zerstört werden), beizen (um einen Farbausgleich zu erreichen) und dann habe ich mich entschlossen das Gehäuse zu ölen. Wahrscheinlich werde ich reines Tungöl verwenden in mehreren dünnen Schichten. Defekte Furnierteile habe ich (mit grosser Mühe) abgelöst. Nächste Woche hole ich mir einen Bund Furnier vom amerikanischen Nussbaum. Das Furnier werde ich mit Knochenleim anleimen.

Wieso öle ich und lackiere ich nicht? Mehrere Gründe haben mich zu dieser Entscheidung gebracht:

1.) 95% der Schäden an diesem Gehäuse sind da eben weil es lackiert ist. Wäre das Gehäuse geölt könnte ich mir viel Arbeit sparen, ein bisschen schleifen, neu ölen fertig. Lack hält zwar sehr lange, wenn man Sorge trägt (was bei mir ja nicht das Thema wäre), ist mir aber letztendlich einfach zu empfindlich.
2.) Ich habe keine staubfreie Umgebung und keine ausreichend gute Spritzeinrichtung und schlicht auch zu wenig Übung im grossflächigen Spritzen.
3.) Ich habe bisher alle meine "Holzprojekte" geölt und bin einfach überzeugt von dieser Art der Oberflächenbehandlung.
4.) Geölte Holzoberflächen fühlen sich nach Holz an und nicht nach "Kunststoff".
5.) Die angefertigten Probestücke sehen umwerfend aus.
6.) Ölen ist nicht original Hammond, ich weiss, aber der Originallack ist futsch, jede neue Beschichtung wäre nicht original. Ich will einfach eine maximal schöne Orgel und die krieg ich so.

Fotos kommen, wenn die Zeit dazu reif ist.

Tipps zur Lackentfernung: Ich habe mir eine extrem feine Drahtbürste gesucht, damit kriegt man die den verwinkelten Ecken und an den gedrechselten Beinen, sowie an den gefrästen Konturen wunderbar sauber alles ab ohne Schäden.


Entgegen einiger Informationen aus dem Netz ist meine M3 auf jeden Fall gebeizt und dann einfach lackiert, mit wahrscheinlich durchsichtigem oder leicht bernsteinfarbenem Nitrolack. Und gebeizt haben die an den Anbauteilen (Beine etc) wirklich nicht sauber... grosse Farbunnterschiede. Das Hauptgehäuse ist sauber verarbeitet.

Gruss
Christian
 
freiburg":1l5yhbbi schrieb:
Hallo Leute

hier ein Detail meines M3-Gehäuses. Was würdet ihr tun?

Gruss
Christian

http://3.bp.blogspot.com/-agJyNvBFjLk/UySLLGwUV_I/AAAAAAAAENg/5FMLNQ2gZvY/s1600/DSC04524.JPG

Ist das die einzige Stelle? Oder sieht es überall so aus? Ölen tut man zwar den Tongenerator, aber daß man die ganze Orgel ölen soll, habe ich noch nicht gehört;)

Ich würde einfach mit Schellack drüberreiben und die Blasen niederdrücken. Dann noch ein paar Lagen Schellack drüber. Du wirst das Abbürsten bereuen.
Lieber ein paar häßliche Stellen, die sichtbar ausgebessert wurden, als das ganze Aussehen verändern. Vor allem das Furnieren würde ich lassen.
Das wird dadurch nicht schöner.

Grüße
Christoph
 
Danke Christoph für Deine Anregung

nein, die Lackschäden sind grossflächig vorhanden, nicht mehr zu retten, Dein Vorschlag wäre in diesem Fall wirklich eher "Pfusch" (nimms mir nicht übel). Ausserdem würde ich jetzt nicht mit Schelllack auf Nitrolack, ist ja nicht wirklich kompatibel. Der Originallack ist teilweise auch abgesplittert, also gar nicht mehr vorhanden, die Schichtdicke ist beträchtliche, weshalb ein Ausbessern sehr schwierig ist. Die Orgel hat ein sichtlich bewegtes Leben hinter sich.

Auch lasse ich defektes Furnier sicher nicht bestehen bei einer Restauration, dass kann man wirklich nur durch gezielten Austausch wieder richten.

Das Gehäuse ist wirklich in einem Zustand, wo es sich nicht lohnt, die noch wenigen schönen originalen Stellen zu erhalten. Deshalb nun nach reiflicher Überlegung die Totalsanierung.

Es ist auch tatsächlich so, dass die Hammond-Leute gerade an den Beinen der M3 gar nicht sauber gebeizt haben, sieht für meine Ansprüche doch recht miserabel aus.

Die Orgel wird nachher bedeutend schöner aussehen.

Gruss
Christian
 
Hier mal ein Zwischenstand nach Entfernen des Lacks und schleifen.

Der Lack ist ja ein Nitrocelluloselack. Am effizientesten zu entfernen mit Nitroverdünner (auf den ebenen Flächen). Ordentlich was aufgiessen, mit Folie abdecken und nach ca 15 Minuten die Sauce mit einem Kunststoffspachtel wegschieben. Danach noch nachwischen mit einem Nitro getränkten Papiertuch.

Danach alles geschliffen mit 150, 180, 220 Papier und dann gebürstet (Schuhbürste mit Naturborsten).

Nun stehen die Holzausbesserungsarbeiten an, sowie das erneuern des Furniers, wo es nötig war.

DSC05076.jpg

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interessant, weiterhin gutes Gelingen

Gruss Helmut
 
Hallo Christian,

sieht sehr gut aus - super Arbeit.

Gruß,
Harald
 
Hier mal das neue Nussbaumfurnier, in zwei Lagen rechtwinklig zueinander, wie im Original und dann ein paar Farbproben (von vielen) und die gebeizte Orgel.

Mal sehen wie am Schluss wird, auf jeden Fall besser als vorher....

DSC05038.jpg

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DSC05126.jpg
 
Hey Hey,

das sieht wirklich hervorragend aus! Wenn das so weiter geht, sieht die zum Schluss wieder aus wie neu! :)

Martin
 
sieht super aus - Daumen hoch!

Gruß,
Harald
 
So, anbei mal ein paar weitere Impressionen des Fortschritts:

Aufbau des Finishs:
Zuerst gebeizt, um einen gleichmässigen Farbton zu erreichen. Die Orgel war in einem braun-orange Ton, deshalb habe ich mir eine entsprechende Beize gesucht. Die war mit Kirschbaum betitelt. Will man mit den überall erhältlichen Clou Wasserbeizen arbeiten, dann kann man Nussbaum dunkel zu einem Teil nehmen und mit etwa 5 Teilen Orange mischen.

Dann habe ich einmal mit Clou Lumberjack Holzöl braun getönt die ganze Sache geölt. Das ist ein auf Leinöl basierendes Produkt. Für all diejenigen, die keine Erfahrung mit Ölen von Hölzern haben: Satt und gleichmässig mit einem Pinsel einstreichen und bei diesem Produkt nach etwa 15 Minuten den Überstand mit einem fusselfreien Tuch verwischen. Ich nehme dazu immer Autopoliertücher.

Nach "Trocknung" (Öl trocknet durch eine chemische Reaktion mit dem Sauerstoff in der Luft) kam ein erster Auftrag Tungöl verdünnt mit Terpentinöl.

Danach kamen viele (ca. 7 Schichten) reines Tungöl, jeweils mit dem Lappen aufgetragen. Dazwischen mit 0000-Stahlwolle leicht abgerieben ausser bei den letzten 3 Schichten.

Mit jeder Schicht wirds schöner, irgendwann muss man halt einfach aufhören. Das Öl hat aber den Vorteil, dass man jederzeit eine weitere Schicht auftragen kann.

Seitenwand vorher:
DSC05044.jpg


Seitenwand fertig. Der Cheek Block hat erst seinen färbenden Holzölauftrag erhalten, aber noch kein Tungölfinish. Man sieht sehr schön wie das Tungöl dem Ganzen also Tiefe verleiht:
DSC05190.jpg


Hier die Stelle, welche neu furniert wurde. Passt farblich perfekt zum Rest. Man merkt eigentlich kaum noch, dass hier repariert wurde:
DSC05192.jpg
 
Hier - leider etwas verwackelt - ein Bein:
DSC05194.jpg


Sowie ein Fuss:
DSC05196.jpg


Gerade letztes Detail zeigt, dass man die fein gedrechselten Strukturen beim Abbeizen nicht zerstört, wenn man es richtig macht. Richtig heisst zum Beispiel: Abbürsten der eingewirkten Abbeizpaste mit einer sehr sehr feinen Drahtbürste. Ebenso habe ich nur mit einem feinen Schleifpad leicht darüber gerieben und danach mit einer Schuhbürste gebürstet.

DSC05197.jpg


So, das wärs mal vorläufig. Mehr zu gegebener Zeit.

Gruss
Christian
 
Hallo Christian,

Du bist ein Zauberer :D - klasse Arbeit

Gruss Helmut
 
Hut ab und Daumen hoch...!! :D

Viele Grüße,
Martin
 

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