Gegenbewegung in der Musik

ginod
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Hi,

"Quinten und Oktaven dürfen nie parallel gespielt werden" - Prinzip der Gegenbewegung in der Musik.

Ich muss zugeben ich verstehe diesen Satz nicht wirklich. Dieser Satz kommt anscheinend aus dem klassischen Klavierspiel, dass anscheinend die linke und die rechte hand keine Quinten und Oktaven parallel spielen soll. Aber wie ist das nun genau zu verstehen?

Unter dem Überbegriff Gegenbewegung in der Musik - habe ich leider nichts gefunden
 
Eigenschaft
 
Unter dem Überbegriff Gegenbewegung in der Musik - habe ich leider nichts gefunden

Läuft begrifflich unter "Kontrapunkt". Zweck des Ganzen sind (klassische) mehrstimmige Instrumental- oder Gesangskompositionen/Arrangements,


"Quinten und Oktaven dürfen nie parallel gespielt werden" - Prinzip der Gegenbewegung in der Musik. ... Dieser Satz kommt anscheinend aus dem klassischen Klavierspiel,
http://de.wikipedia.org/wiki/Kontrapunkt

Nicht speziell aus dem Klavierspiel sondern generell aus der klassischen Kompositionslehre, Gegenstimmen zu gegebenen Tonfolgen zu erfinden, die sowohl einen vertikal (harmonisch) sinnvollen Zusammenklang ergeben als auch eine horizontal-lineare (melodisch) sinnvolle Eigenständigkeit aufweisen.

z.B. Eine Oktave, die eine Melodie parallel nur doppelt, ist halt in diesem Sinne keine eigenständige Stimme. Selbst wenn das vier Instrumente gleichzeitig machen, ist es dann halt nur ein einstimmiger, von 4 Instrumenten oktavierter Unisono und kein vierstimmiger Satz mit 4 eigenständig laufenden Stimmen. Um das zu vermeiden, haben sich halt damals bestimmte Regel entwickelt.

Hier auch noch mal schön anschaulich:

http://www.matthies-koehn.de/harmonielehre/html/vierstimmigersatz.html
 
*grins*
irgendwie musste ich lachen..
wenn man den satz einfach nur für sich alleine stehend betrachtet und dann über gitarristen nachdenkt
dann
kommt man irgendwann auf:
powerchords dürfen nicht gespielt werden
daswär doch mal was :)
 
Die strengen satzregeln stammen aus dem mehrstimmigen a-cappella-gesang, wo parallelen wirklich nicht gut klingen. Gegenbewegung wirkt dem entgegen: wenn eine stimme rauf, die andere runter geht oder umgekehrt, kann es keine parallelen geben.
 
Diese strenge Satztechnik hat, wie Günter schon schrieb, ihren Ursprung im unbegleiteten Singen.
Kann mich noch an meine Studentenzeit erinnern, wenn wir zu einer vorgegebenen Melodie einen 4 stimmigen Satz harmonisieren mussten. Der Dozent gab als Tipp, zuerst zur Melodie den Bass möglichst in Gegenbewegung, danach die sogenannten Füllstimmen Alt und Tenor zu setzen.
Quint - und Oktavparallelen waren verboten, auch im homphonen Satz, ebenso ein
Verbot der Terzverdoppelung. Das bezog sich aber natürlich nur auf den strengen 4stimmigen Satz, der meistens eh nur für Prüfungs-und Abfragezwecke eine Rolle spielte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zitat:

"Quinten und Oktaven dürfen nie parallel gespielt werden"
- Wes Montgomery (1522-1568), Lautenspieler)
 
Im vollgriffigen klaviersatz gibt es jede menge davon, im orchester auch, man denke nur an die traditionelle oktavierung von Vc und Kb. 1500+ ist auch eine weile her.
 
Naja man musss denke ich auch bedenken, dass wir heute einfach ein Quint- und Oktavparellelen einfach gewohnt sind. In der "modernen" Musik ist das ja nichts ungewöhnliches mehr. Aber früher war das einfach ein Unding und klang nach der Vorstellung von einer schönen Harmonie damals einfach nicht gut.
 
Wenn man polyphon schreibt, ist es in der Regel erwünscht, dass jede einzelne Stimme für sich klar und deutlich ihren Weg geht. Klebt die Stimme an einer anderen, in dem sie dieser in Unisono-, Oktav- oder Quintparallelen folgt, verliert sie ihre Eigenständigkeit da diese Intervalle sehr einfache Schwingungsverhältnisse darstellen und somit die Eigenschaft besitzen beide Töne zu "verschmelzen".

Unisono-, Oktav- oder Quintparallelen sind immer O.K., außer zwischen einzelnen Stimmen die ihre Eigenständigkeit bewahren sollen.

PS
bei uns ist die Kornelkirsche aber noch nicht soweit lieber Günter. :)
 
Also wären Quintdopplungen aller Iron Maiden ein Graus für jeden Klassikfan ? ;-)
 
sich selbst sein soll ja gross in Mode kommen... hab ich gelesen im Vogue

... also könnte man sich schon heute als Vorreiter, ja vielleicht als musikalischer Revoluzzer bekannt machen wenn man komponiert was man hört, sich an seinen eigenen Ideen orientiert ohne Rücksicht auf das Verstaubte und angemoderte, dass anstatt in Harmonielehrbüchern irgendwelche zusammenhaltslose Regeln aus der Antike aufschnappen welche in der Reihenfolge wie sie da im Buche stehen nie komponiert wurden
 
Also wären Quintdopplungen aller Iron Maiden ein Graus für jeden Klassikfan ? ;-)

Der Graus kommt da eher woanders her :D Spaß beiseite: Ich bin ja sowohl Rocker als auch (zumindest gefühlter) Klassiker. Quintenkloppen mach' ich ja selbst, sofern es eben für manche Songs das Richtige und Beste ist. Allerdings muss ich mir eindimensionales Gebolze dann nicht zusätzlich auch noch in meiner Freizeit in den Player legen (von anfallsartigen Ausnahmen abgesehen :D). Dafür gibt's einfach zu Vieles, was weitaus spannender ist. Und Musik zum "Nebenbeihören" lege ich schon seit 30 Jahren kaum auf, weil für mein ausgiebig trainiertes Musikhörempfinden passives Beschalltwerden eher Nerv als Freude ist.
 
@Hans 3
ein bruder im geiste!

Große theoretiker waren meist schwache komponisten: J.J.Fux, Simon Sechter, Padre Martini; Hugo Riemann sah sich auch als komponist, sein bestes werk wurde ein musiklexikon.
"Kapellmeistermusik" ist berüchtigt, "professorenmusik" ist meist schlimmer.
Lernen schadet aber selten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das obige ist eine negative Bemerkung, die eigentlich keine wertvolle Information enthält.

Grosse Komponisten waren, und sind immer noch keine wirklichen Theoretiker und Musikwissenschaftler, sie sind aber mit Bestimmtheit durch und durch auf höchstem Niveau musiktheoretisch gebildet. Komponisten sind vor allem Realisatoren von Ideen.

Theoretiker sind Menschen die ausserhalb der Praxis stehen, sie erstellen Sichtweisen auf Phänomene welche evtl. nicht mal der von Wissenschaftler analysierte Komponist so gedacht oder konzeptioniert hat, er leuchtet Zusammenhänge und Details im nachhinein aus, entdeckt aus der Sicht Dritter.

Abgesehen davon ist der komponierende Musikwissenschaftler natürlich auch Komponist, und ein Vergleich mit Werken anderer Komponisten ist müssig, und eine Bewertung seiner Werke überflüssig. Musik ist im besten Fall immer ein Ausdruck der Persönlichkeit, und ein schmälern durch Dritter, eine herabwürdigen seiner Ausdruckskraft, oder das Herabsetzen seiner Persönlichkeit und Arbeit macht nicht viel Sinn, und schon gar keinen Sinn macht es wenn das von Leuten gemacht wird die überhaupt nichts "grosses" komponieren.

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