Gefühlvolle Bogenführung auf dem Cello üben

Fiedl
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Hallo zusammen,
nach nahezu einem Jahr Cello mit Unterricht und ununterbrochenem Fortschritt, der mich selbst teilweise überrascht hat, finde ich mich nun so langsam in der Sättigungphase, denn es ist ja ein alt bekanntes Prinzip, dass die Lerngeschwindigkeit irgendwann abnimmt. Bei mir ist es nun auch so weit und ich verzweifle etwas an der Bogenführung. Inzwischen spiele ich die Unterrichtsstücke mit meiner Lehrerin so, dass auch innerhalb des Bogenstriches eine Betonung erkennbar sein soll. Im Prinzip ist mir das auch vollkommen verständlich. Aber wenn ich versuche, solch eine Dynamik im Bogen zu entwickeln, hört sich das einfach nicht besonders toll an und ich habe nichtmehr den Eindruck, dass mein Arm das ausführende Organ des Kopfes ist....viel mehr klingt das alles unglaublich gekünstelt. So denn zu meiner Frage; habt ihr spezifische Übungen parat, die das ganze trainieren? Spontan würde mir einfallen, dass man in irgendeiner weise den pegel des tons misst und dann versucht, verschiedene Pegel zu treffen. Dies ist dann allerdings auch nur eine Frage der Lautstärke. Andere Vorschläge? :gruebel:
 
Eigenschaft
 
Den Effekt zu studieren und zu trainieren geht nur durch Übertreibung in allen Aspekten.
Das ist das Gleiche, wie wenn ein Schauspieler seine Mimik im Spiegel studiert und trainiert.

Die Karrikatur ist eine Überzeichnung des Charakters.
Willkommen in der Musikalischen Ausarbeitung. Du bist nun ein Schauspieler. :)


cheers, fiddle
 
Um eine gefühlvolle Bogenführung zu entwickeln ist es hilfreich, erst einmal ein Gefühl für den Bogen zu entwickeln ;)

Hast du mal Übungen *nur* am Bogen gemacht? Ohne Instrument? Da gibt es so viele schöne Sachen....

Der Bogen ist die Verlängerung deines Armes, und das *eigentliche* Instrument.

Dynamik üben: Wie laut/leise bist du mit der ganz natürlichen "Schwerkraft" deines Armes? Stelle dir vor, das ist dein normales mezzoforte - darunter geht viel, und darüber auch! Ausprobieren.....Wie fiddle schreibt: Übertreibe! Spiele ganze Stücke nur im pianissimo, anschließend im fortizzimo bzw. umgekehrt.

Lg,
Sabine
 
Danke für eure Kommentare, Übungen nur am Bogen kenne ich bisher nicht. Hast du einen link wo solche erklärt werden? Vielen dank
 
Hallo Fiedl,

habe mal gegoogelt, aber leider keinen Link gefunden.

Solche Übungen per posting zu erklären ist leider ein bisschen schwierig, befürchte ich.

Aber: Ich gebe mal Stichworte. Und frage mal deine Lehrerin. Du sollte einiges parat haben/genau zeigen können.

Stichworte:

1. Der sogenannte "Klimmzug". Das ist eine Bogentechnik, die auch für den Klang wichtig ist. Ich habe die vorerst sehr viel "trocken" - also ohne Cello - geübt.

2. Übung: Den Bogen auf einem einzelnen Finger balancieren, um ein Gefühl für seinen Schwerpunkt zu bekommen (Wo liegt der? In der Mitte, im oberen Drittel, oder im unteren?) Fühlst du irgendwo mehr "Last": Z.B. An der Spitze oder am Frosch?

3. Dann gibt es eine Übung, in der man mit den einzelnen Fingern den Bogen hoch und runter "krabbelt". Also Bogen senkrecht zwischen den Fingern halten, und dann mit den Fingern an der Bogenstange hoch- bzw. runterwandern. Vorsicht: Nur über einem dicken Teppich üben, falls du den Bogen fallen läßt :eek:

und so gibt es einiges mehr........

Abgesehen vom Klimmzug (Technik) geht es bei den Übungen darum, u.a. ein Gefühl für den Bogen zu bekommen und auch die Bogenhand/die Finger zu trainieren. Der Bogen ist ein haariges Thema. :D Er ist so ausschlaggebend für einen schönen Klang - es lohnt sich jede Mühe, ein entspanntes "handling" zu finden, zumal wir Cellisten ja gerne auch in der Bogenhand verkrampfen. Insbesondere im Daumen. Ein ewiges Thema/Training, glaube ich.

Vielleicht hast du selber ja auch Ideen, wie du deinem Bogen näher kommen kannst? Einfach immer mal mit ihm spielen.... ausprobieren.

P.S. Dynamik (insbesondere) auf *einen* Bogenstrich ist außerdem schlicht Bogentechnik. Habe Geduld - das lernst du alles noch! :)
 
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Ähnliche Übungen gibt es bei den Geigern/Bratschern auch.

Man kann auch mit einem Bleistift die Haltung und die weichen Bewegungen des Bogenwechsels üben.
Gerade die fließende Fingergelenkigkeit ist wichtig.

Mit dem Bogen hat man mehr Gewicht zu stemmen. Eine Wippe (Achse Daumen) trainiert die Koordination
der/und Unterarm-Muskulatur. Aber wichtig!: frühzeitig Pause machen!

Ganz wichtig ist: Hand Absetzen, Entspannen, Ansetzen. Du Lernst nur, wenn du locker bist.
Bist du ständig verkrampft, dann lernst du Verkrampftheit.

Bogentechnik ist etwas Ganzheitliches. Der gesamte Körper muß mitmachen und da hier viele
Muskelgruppen beteiligt sind, die man gezielt alle garnicht unter Kontrolle halten kann, ist ein "Reset" wichtig.

Alles ablegen, entspannen und entspannt neu starten. Fühlen, spüren, beobachten was-wo anfängt zu zwicken
und versuchen, die Aufmerksamkeit auf die entscheidende Stelle zu lenken.
Die Asiaten reden hierbei von Chi. (oder: Tschi ??)

Vieles, was Probleme bereitet, geschieht abseits des Arms. Rücken, (Stand), Sitzhaltung.
Man muß ein Fundament für die Körperhaltung entwickeln.
(Schuhe ausziehen, Boden spüren - verwurzeln)

Atmung - auch eine Dauerbaustelle.

Eigentlich ist die Sache recht einfach: man analysiert die Ursache, wo es blockiert und räumt das weg.
Die zielführende Umsetzung ist schwierig. Experimentieren (alles erlaubt) und durch Probieren und
"Reset" die Effekte zu studieren, bringt einen schneller vorwärts, als nur auf Ansagen zu reagieren.


cheers, fiddle
 
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