Auch wenn ich mich gar nicht in die Text - Liga einordnen würde, weil ich gerade drüber gestolpert bin ein paar Bemerkungen dazu:
Erstmal finde ich es sehr gut, dass du dich an deutsche Texte traust.
Von der Sache her würde ich mich aber antipasti und willypanic anschließen.
Nach der ersten Strophe dachte ich: Oh, ein "Wenn ich will, dann könnte ich"-Text.
Aber in den nächsten Strophen wird das schnell relativiert und das eigentliche Problem dargestellt: Zum einen die Planlosigkeit "...irre planlos ...und ich find den roten Faden nicht...ich laufe blind..." und zum anderen der lange, aussichtslos scheinende Weg ("...muß ich lange gehen .... Flügel haben nicht gereicht..."). Das Ergebnis ist in der letzten Strophe offenbleibend ein unentschieden "..vielleicht...".
Es wird also sehr (zu???) bildhaft einfach die persönliche (Sinn-)Krise einer Person dargestellt.
Inhaltlich also eigentlich ok, meine Frage wäre aber vielleicht eher, ob man mit dieser Art der Beschreibung auch andere Personen erreicht. Mich hast du nicht erreicht, antipasti wohl auch nicht.
Der Titel bezieht sich auf ein Zitat von Archimedes, das mir angesichts einer verworrenen Situation in den Sinn kam. Daraus entwickelte sich eine Verdrehung der Geschichte von eben jenem Archimedes, der für seinen König die Echtheit einer Goldkrone prüfen sollte, in der Badewanne das Prinzip des Auftriebs erkannte und nackt auf die Straße lief, um den Menschen seine Entdeckung zu verkünden. Als nächstes Bild der Kampf des Don Quichotte gegen Windmühlen, die er für Riesen hält. Schließlich das Labyrinth, mit dem sich die Sagen von Theseus (Faden und schwarze Segel) sowie Daedalos und Ikaros (Flügel) verbinden.
Ok, Archimedes und Don Quichotte waren sofort klar, für Theseus und Daedalos hätte ich tiefer graben müssen. Dafür ist doch aber "...über sieben Berge.." eine eindeutige Anspielung auf Karats "Über sieben Brücken..." (Ok, vielleicht unter Maffay bekannter), oder?
Ich finde mit diesen Bildern / Metaphern erschlägst du eher den Hörer, d.h. man sucht doch eher beim Hören die Bilder in den historischen Kontext einzuordnen als dass man das eigentliche Problem, das die Bilder beschreiben sollen, nachvollziehen kann.
Ich finde, das müsste viel indirekter / allgemeiner formuliert werden, so dass der Hörer automatisch eigene Bilder in seinem Kopf entwickelt. Du hast die Bilder halt schon vorweg genommen.
Benno _8 schrieb:
..Ich möchte nicht meine konkreten Sorgen und Nöte öffentlich weitergeben oder mich in Weltschmerz ergehen...
Genau das erreicht du aber in meinen Augen durch die Ich-Schreibweise. Ich mag solche direkten Ich-Texte nicht, schlichtweg weil die so speziell beschriebene Problematik damit immer dein Problem bleiben wird und ich es als Zuhörer nicht auf mich beziehen kann, also für mich kein Identifikationspotential mit dem Text besteht.
Anders sieht es aus, wenn du es etwas indirekter und allgemeiner formulierst. Dann bleibt Platz für eigene Bilder im Kopf und ich kann mich damit viel eher identifizieren.
Hab mir auf die Schnelle nochmal den Karat-Text angeschaut (Sorry, mag sicher unfair sein, ich finde aber, dass man daran sehr gut lernen kann, also nicht persönlich nehmen):
Die Strophen sind wundervoll poetisch in der Ich - Form mit ganz einfachen Bildern aus dem Alltag, die aber gerade deswegen allgemein und unverfänglich sind und verschiedene eigene Assoziationen / Gefühle auslösen, eben weil diese Alltagsbilder direkt persönlich bekannt und nachvollziehbar sind. Im Refrain gibt es einen Gegensatz: Dort wird sozusagen als Steigerung die Du-Form verwendet. Und sogar der Refrain erfährt in sich noch eine Spannungs-Steigerung (Klimax) die tatsächlich erst in der letzten Refrainzeile mit dem dann passenden klassischen Bild des Phönix aufgelöst wird.
Ziemlich genial, wie ich finde, hier wird dieses eine große klassische Bild eben nur als Auflösung verwendet, wohingegen die Spannung ganz langsam mit nachvollziehbaren alltäglichen Bildern aufgebaut wird.
Ich denke, es geht nicht darum, dem Zuhörer die Bilder vorzusetzen, sondern ihn anzuregen, durch Assoziationsgrundlagen (so würde ich es mal nennen) eigene Bilder zu entwickeln. Wenn das funktioniert, dann hast du ihn erreicht.
Also: Das ist nur meine persönliche (zugegeben direkte) Meinung und soll keine Kritik sondern eher Gedankenanregung sein.
Vielleicht hilft es ja etwas.
Viel Erfolg weiterhin
Primut