Gebrauchte Klarinette kaufen

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sunshineh
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Hallo,

ich möchte vielleicht eine gebrauchte Klarinette kaufen, allerdings bin ich mir unsicher auf was ich alles zu achten habe.

OK, einmal alle Töne durchspielen ist klar, aber gibt es z.B. Probleme mit dem Kork, wenn sie zu alt ist?
Oder was sind typische Alterserscheinungen und ab welchem Alter sollte man lieber die Finger davon lassen?
 
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Möchte mal in dem Sinne antworten, dass ich den Thread hoch hole, denn die Frage intertess. mich auch!

In unserer Fam. gibts ne ~60 Jahre alte Klarinette, die vll. wiederbelebt werden könnte.

LG
 
Da gibt es viel zu beachten und wenn man sich nicht auskennt, kann man viel Geld in den Teich setzen.
Zunächst ist einmal das Fabrikat bzw. der Hersteller wichtig, als Kenner weiß man dann schon ungefähr den ursprünglichen Wert einzuschätzen und was ein vergleichbares Instrument heute kostet. Ein altes ehemaliges Billig-Instrument lohnt in der Regel selbst dann nicht, wenn man es umsonst bekommt.
Denn schließlich kommt es auf den Zustand an. Üblicherweise sind die Polster hart und dichten nicht mehr gut, oft fehlen etliche der kleinen Korkteilchen an den Klappen und die Zapfenkorken halten nicht mehr. Oft ist die Silberauflage (bei billigeren Instrumenten Nickelauflage) abgegriffen, was aber mehr nur ein optischer Mangel ist und das Spielen nicht beeinflusst.
Kurz, meistens ist eine Generalüberholung fällig und das ist dann schnell eine Investition in die der Größenordnung 4-700 €.
Nach-Versilberungen kosten dann noch extra je nach Umfang und Aufwand.

Sehr ärgerlich können Risse im Holz sein, die man unter Umständen nur sehr schwer erkennt, denn wenn das Instrument lange nicht gespielt wurde, können die sich vollständig wieder verschließen. Aber schon nach nur ein paar Tagen des Spielens gehen die dann wider auf. Viele Risse können wohl gut und dauerhaft wieder geklebt werden, manche stellen aber auch einen irreparablen Totalschaden dar.

Ohne eine genaue Begutachtung oder ohne die Quelle sehr zuverlässig einschätzen zu können, würde ich keine alte gebrauchte Klarinette kaufen.

Gruß, Jürgen
 
alles was oben steht ist richtig, nur wenn du keine Erfahrung mit Klarinetten hast, tappst du trotzdem etwas im Blinden herum.

Das einfachste ist du findest einen erfahrenen Klarinettisten der sich die Klarinette anschaut und ausprobiert. (Ein "erfahrener Klarinettist" ist nicht unbedingt jemand der 30 Jahre im MV gespielt hat - man verzeihe es mir wenn ich da jemand zu nahe trete).
Ev gibt es eine Musikschule wo ein ausgebildeter Lehrer sich die Klar. einmal ansehen kann, das ist meiner Ansicht nach die sicherere Seite - Fragen kostet nichts.

Die andere Möglichkeit ist sie in einem Fachgeschäft kurz überprüfen zu lassen, in der Regel kostet das nichts und man bekommt zumindest gesagt ob eine Reparatur angesagt ist, sich überhaupt lohnt und was sie kosten würde.

Als "Unerfahrener" würde ich mir kein Blasinstrument in der "Bucht" kaufen. So richtige Schäppchen habe ich da schon lange nicht mehr entdeckt. Trotz Rückgabemöglichkeit ist das ein Glücksspiel, es gibt eine Menge Musikgeschäfte die genauso günstige Angebote haben und man hat dann in der Regel auch noch einen Service bzw Gewährleistung.

Grüße
atrofent
 
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Da ich selber studierter Klarinettist bin und seit über 30 Jahren an einer öffentlichen Musikschule unterrichte, werde ich regelmäßig auf gebrauchte Klarinetten angesprochen und von "absolutem Schrott" über "brauchbar, aber nur wenn gaanz billig zu haben" (vorwiegend) bis "tolles Teil, wirkliches Schnäppchen" (eher die Ausnahme ) ist mir schon alles begegnet.
Was die Auskunft in einer Fachwekstatt angeht, habe ich leider auch schon öfter gehört, daß man dort zu einer teuren Generalüberholung geraten hat, bzw. überreden wollte, auch wenn es nicht nötig war oder sich eher nicht lohnte.
Also auch da muss man nach einer seriösen Adresse suchen.
Ich denke, der Tip, einen erfahrenen Profi/Musikschullehrer zu fragen, isr der beste, zumal dieser keine eigenen finanziellen Interessen dabei haben sollte.

Mir selber ist es im übrigen immer ein großes Anliegen, das meine Schüler auf (angemessen) guten Instrumenten spielen. Denn dann macht es beiden (Schülern und Lehrer) am meisten Spass. Ausserdem sollte man nicht unterschätzen, dass bei unzuverlässigen Instrumenten (Mundstücke nicht zu vergessen, Blätter sowieso) immer wieder auch wertvolle Unterrichtszeit verloren geht für Kontrolle und Fehlersuche um heraus zu finden, warum dies und jenes gerade nicht klappt.

Gruß, Jürgen
 
Danke für die Tipps!

Gibt es bei Klarinetten eigentlich auch so einen Vintage-Wahnsinn wie bei Gitarren?
Gute Klarinetten sind ja schon richtig teuer, wenn man sie heute neu kauft.

Und welche alten Fabrikate sind denn heute die Objekte der Begierde (oder hängt das allein vom Zustand ab...)?

LG
 
an LoboMix: deckt sich genau mit meiner Erfahrung!

Bei den Klarinetten ist der Wahn nicht so groß, es gibt die eine oder andere die man mal gerne haben möchte vor allem wenn sie aus dem Hause Selmer oder Buffet Crampon kommen. Das sind aber in der Regel Klarinetten mit Böhmsystem.

Beim deutschen System wird schon mal geschaut ob eine gebrauchte Wurlitzer oder Hammerschmidt, um einmal 2 renommierte Baumeister zu nennen, erhalten kann.

Der Wahn bei den Saxen ist um ein Vielfaches größer. Manchmal werden für altes Blech richtige Mondpreise bezahlt, Hauptsache "Vintage"

Grüße

atrofent
 
Es kommt noch hinzu, daß Klarinetten (aber auch Saxophone, Oboen, etc.) sozusagen Verschleißteile sind - leider. Im Laufe der Jahrzehnte leiert die Mechanik immer mehr aus mit der Folge, daß Klappergeräusche immer mehr zunehmen und das Spielgefühl etwas weniger präzise werden kann. Je intensiver das Instrument genutzt wurde, desto höher ist dieser Verschleiß. Dem lässt sich mit einer sehr pfleglichen Behandlung zwar vorbeugen und bei einer Generalüberholung kann man dieses Spiel auch immer wieder nachstellen, aber ganz spurlos geht die Zeit nicht an der Mechanik vorbei.
Sehr gute alte Klarinetten mit sog. "hand-geschmiedeten" Klappen, deren Metalllegierung härter ist können auch nach 60 Jahren immer noch top sein. Im deutschen System genießen z.B. alte "Meister-Uebel" Klarinetten aus der 50-er Jahren des vorigen Jahrhunderts immer noch einen sehr guten Ruf, auch und gerade wegen ihres herrlichen Klangs (der letztlich immer des wichtigste Kriterium ist). Ebenso die schon von atrofent erwähnten Wurlitzer-Instrumente (Fritz und Herbert Wurlitzer), aber auch R. Müller (Bremen), Püchner.
Aber einen vergleichbaren Hype wie bei den Saxophonen, wo bestimmte Vintage-Instrumente (alte Selmer, hier besonders Mark-VI Tenor-Saxophone, alte Conn USA, Büscher aus den 30-er Jahren) z.Tl. weit über Neupreise gehandelt werden, gibt und gab es bei Klarinetten nicht.
Tatsächlich ist die Zeit und die Entwicklung auch nicht stehen geblieben und die Instrumente heutiger professioneller Klarinettenbauer (z.B. Hüyng, Leitner und Kraus, Foag u.a.) sind klanglich, hinsichtlich der Intonation und von der Ergonomie her "on top".
Selbst die preiswerten Schülerinstrumente von z.B. Yamaha, Schreiber, Uebel, Adler sind so gut, daß man schon sehr lange nach einer alten, gebrauchten Klarinette suchen muss, um preiswert an ein wirklich gutes Instrument zu kommen.

Nachvollziehbar wird für mich die gezielte Suche nach einem alten Instrument dann, wenn man nach einem ganz bestimmten Sound sucht. Da finde ich alte Saxophone aber tatsächlich ergiebiger, weil sich dort die Mensuren erheblich stärker geändert haben als in der gleichen Zeit bei den Klarinetten. Für einen möglichst authentischen Glenn Miller-Sound lohnt es sich eher, nach einem Sax aus dieser Zeit zu suchen. Oder wenn man ein Instrument sucht wie das mittlerweile nicht mehr produzierte C-Melody-Sax (das nicht transponiert).

Auch für den Wunsch, Musik auf Original-Klarinetten aus alter Zeit zu spielen, wird man bei echten historischen Instrumenten eher Frust ernten. Denn es gibt kaum historische Klarinetten, die vernünftig spielbar sind. Dazu wird man besser zu einer modernen historischen Kopie greifen.

Gruß, Jürgen

P.S.
Es gibt an den Musikschulen "schwarze Bretter", wo gebrauchte Instrumente angeboten werden. Manchmal sind es tatsächlich kaum gespielte Instrumente von Schülern, die das Interesse verloren und auch sonst kaum geübt haben. Oft nur ein paar Jahre alt sind die manchmal sehr günstig zu haben und dabei noch lange nicht fällig zur Generalüberholung.
 
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Danke für eure sehr interessanten und hilfreichen Antworten!

Ich bin etwas in der Zwickmühle, da meine Tochter nicht unbedingt mit der Klarinette weitermachen möchte. Daher ist der Kauf einer neuen Klarinette aktuell nicht sooo interessant.

Bis jetzt konnte sie die Klarinette 2 Jahre ausleihen - was nun aber nicht mehr möglich ist.

Sie möchte nun Klavier lernen und ich dass sie mit Klarinette weitermacht, da
1. sie im Klarinette schon ganz gut ist
2. sie in der Schule in eine Orchesterklasse könnte
3. sie dann gemeinsam musiziert (nicht wie beim Klavierspielen) > macht mehr Spaß und sie hat den Ansporn bestimmte Ziele zu erreichen

Sie hat vor Jahren bereits Klavierunterricht gehabt, aber war mit dem Üben nicht hinterher und somit ist es mehr oder weniger im Sand verlaufen.

Doch wenn sie jetzt mit Klarinette spielen aufhört wird sie wahrscheinlich nie mehr anfangen und das wäre echt schade. Sie findet die Klarinette ja nicht soo doof, sondern möchte nun halt plötzlich lieber wieder mit dem Klavier weitermachen.

Was würdet ihr hier tun? Sie ist 11 Jahre alt, also noch nicht mündig ;-)
und ich würde ihr eben gerne ein Instrument und die Musik für Ihr weiteres Leben mitgeben...


Ach ja, bei dem Instrument, dass wir kaufen würden handelt es sich um eine Yamaha YCL-457-20
 
Zuletzt bearbeitet:
Gegen das Klavier gibt es natürlich nichts auszusetzen, aber wenn sie auf der Klarinette schon so weit ist, wäre es sicher schade, wenn sie aufhören würde. Die Orchesterklasse und das gemeinsame Musizieren dort könnte auf jeden Fall ein guter Ansporn sein (wenn sie gut geleitet wird), ich erlebe es bei Schülern auch fast immer so. Ensemblespiel ist für so ein "Herdeninstrument" wie die Klarinette eigentlich immer förderlich, bereichernd und anregend. Oft ist es so, daß die Kids besser zu motivieren sind, wenn sie andere bereits kennen (Freund/Freundin), die ebenfalls in dem Orchester mitmachen werden oder schon dabei sind. Ansonsten ist etwas Überwindung angesagt und die Bereitschaft, es aus zu probieren. Die Allermeisten bleiben dann dabei.
Das mit der auf zwei Jahren limitierte Ausleihe hört sich etwas restriktiv an, wird aber oft so gehandhabt, denn es wollen ja auch andere neu anfangen und brauchen dann ein Instrument.

Die YCL-457-20 ist ein sehr gutes Instrument, auch das mit gelieferte Mundstück ist gut zu gebrauchen. Bei guter Sorgfalt und Pflege und den gelegentlich anstehenden Überholungen kann sie einen (Amateur-)Musiker durchaus viele jahrzehntelang Freude machen.

Gruß, Jürgen
 
Hallo,

nun stehe ich vor der schwierigen Entscheidung
für 700 EUR eine gebrauchte Yamaha 457-20 mit 14 Tage Rückgaberecht und einem halben Jahr Garantie (2002 gekauft, von einer Person gespielt)
oder
für 750 EUR eine gebrauchte Yamaha 457-22 von Privat zu kaufen, aber nur von Bildern gesehen (Erstbesitzerin, Kauf 2002, wird seit 2003 nicht mehr gespielt, sieht TOP aus!)
zu kaufen.

Was würdet ihr tun?

Wie ist es für eine Klarinette, wenn sie seit 12 Jahren nicht genutzt wurde? Ist das schlecht für die Korken, die Polter sind angeblich noch weich und dichten gut ab.
 
Nach einem Jahr Spielen ist eine so hochwertige Klarinette wie die 457-22 normalerweise noch wie neu, eine gute Behandlung und Pflege natürlich vorausgesetzt.
Wenn sie in den 12 Jahren seither wirklich gut gelagert wurde, also in einem normalen, trockenen Zimmer und nicht z.B. in einem feuchten Keller, dann sollte sie immer noch top sein. Es könnte allenfalls sein (muss aber nicht), daß durch wechselnde Luftfeuchtigkeit Polster von Klappen, die normalerweise offen stehen jetzt nicht mehr 100%-tig schließen, was aber schnell reguliert und eingestellt werden kann.
Nach 13 Jahren (halbwegs) regelmäßigem Spielen kann die 457-20 zwar immer noch gut spielbar sein (auch hier ist eine gute, pflegsame Behandlung natürlich Voraussetzung), aber eine Generalüberholung lässt dann sicher nicht mehr lange auf sich warten. Denn anders als bei einer Lagerung ohne Benutzung altern vor allem die Polster durch das Bespielen des Instrumentes auf jeden Fall. Sie werden hart und wenn sie dann nicht mehr gut schließen lassen sie sich meistens nicht mehr vernünftig einstellen.
Beim Preisvergleich muss man also eventuell die bald fällige Generalüberholung der kontinuierlich gespielten Klarinette mit einbeziehen und die kostet je nach Werkstatt und Aufwand zwischen 350,- € und aber auch 600,- €.

Anders sähe es aus, wenn die 457-20 als gerade erst generalüberholtes Instrument angeboten würde. Dann müsste man aber genau wissen, wer sie gemacht hat bzw. in welcher Werkstatt sie gemacht wurde. Wirklichen Wert hat eine solche Überholung nämlich nur, wenn sie wirklich fachmännisch, professionell und mit hochwertigen Materialien gemacht wurde. Ich habe schon "generalüberholte" Klarinetten in den Händen gehabt, die absolut unspielbar und wegen des Einbaus falscher Polster auch nicht einstellbar waren! Wenn z.B. jemand ohne entsprechendes Know-How versucht, moderne Kunststoff-Polster einzusetzen, kann das so schief gehen, daß die Klarinette eigentlich nicht spielbar ist - es sei denn, man drückt ganz fest auf die Klappen, was der Tod jeglicher fingertechnischen Leichtigkeit bedeutet! Aber auch mit den "klassischen" Lederpolstern kann ein "Möchtegern-Reparateur" furchtbaren Unfug anstellen.

Die 457-22 hat sicher noch die originalen Polster, die auf jeden Fall von guter Qualität sind.

Dennoch kann ich das `Bauchweh` verstehen, eine Klarinette zu kaufen ohne sie vorher in den Händen gehabt zu haben. Wenn die Fotos aber aussagekräftig sind und die Quelle als seriös einzuschätzen ist, würde ich die 457-22 vorziehen.

Gruß, Jürgen
 
Bei jeder Klarinette, die ich restauriere, kommen als Erstes mal die Polster raus. Dann sehe ich auch gleich, was sonst noch abgeht - Mechanik, Tonlöcher, Risse und so weiter. Lederpolster lassen sich ggf noch reinigen, aber bei den klassischen "Fischhaut"-Polstern lohnt das die Mühe nicht. Gemessen an den ~€300, die ein brauchbarer mittelgrosser Service kostet, fallen die 15 Kröten für einen Polstersatz nicht ins Gewicht. Und wer die Polster nicht austauscht, macht sich auch die Mühe einer Inspektion nicht - schnell rein, schnell raus, ka-ching, der Nächste bitte. :)
 
Vielen Dank für die Antworten und die Hilfen!

Meine Tochter hat nun doch eine nagelneue Klarinette bekommen.
Nun stellt sich natürlich die Frage wie / wo man sie am besten aufbewahrt. Beim Kauf hat man mir erzählt, dass an der Luft das Silber anläuft.
Doch kann sie z.B. spielen, dann die Klarinette ausputzen und gleich im Etui verstauen? Oder ist das schlecht, da dann die Restfeuchtigkeit nicht entweichen kann.
Wir haben noch keinen Klarinettenständer und meine Tochter hat ihr Zimmer in einem Raum, der relativ großen Temperaturschwankungen unterliegt (4 Fenster West-Nordseite mit gr. Baum vor 3 Fenstern, Nachts die Fenster gekippt, Tagsüber oft die etwas Heizung an). Ich denke, es wäre hier nicht optimal die Klarinette auf einen Klarinettenständer die Woche über stehen zu lassen.
 
Ne Yamaha 457-II20
 
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Ein prima Instrument!

Man kann die Klarinette ruhig bei Übe-Pausen mal im Ständer stehen lassen, aber schließlich würde ich sie immer ins Etui zurück legen. Ich lasse das Etui dann gerne offen stehen, wobei ich das Instrument mit einem Tuch abdecke. So kann die Restfeuchte gut abtrocknen.
Sie immer im Ständer stehen zu lassen kann sich als nachteilig erweisen: Irgendwann stößt doch mal jemand dran und sie fällt um - sehr ärgerlich, wenn dann eine Reparatur fällig ist.
Es gibt aber noch eine zweite Sache, die vor allem bei neuen Instrumenten, die noch nicht gut an die Nässe beim Spielen "gewöhnt" sind, problematisch ist. Viele wischen nur ein- zweimal mit dem Durchziehwischer durch die Klarinette, wobei manche sogar nur das Blatt abmachen und das Mundstück gesteckt lassen! Dabei sammelt sich in den kleinen Spalten zwischen Zapfenherz und Zapfenloch Wasser das der Wischer nicht ´erwischt´. So bleibt dann immer die Nässe dort stehen und das Holz wird auf lange Sicht angegriffen. Noch schlimmer wäre es, wenn sehr kalte Luft plötzlich auf das Instrument schlägt (z.B. Lüften im Winter und die Klarinette steht zufälligerweise unter dem Fenster). Durch das Wasser in den Spalten kühlen sich die Innen- und die Außenseite des Holzes dann unterschiedlich schnell ab wodurch Spannungen im Holz entstehen können. Schlimmstenfalls kann das Holz reißen, typischerweise am Oberstück oberhalb der Überblasklappe, wo auch kein Metallring angebracht ist.

Wenn man aber sowieso die Klarinette besser immer komplett zerlegt um auch die Zapfenherzen gut aus zu wischen, dann kann man die Klarinette auch ins Etui legen.
Darüber hinaus mögen es die Zapfen-Korken auch nicht so gerne, immer gedrückt zu bleiben. Sie können dann schrumpfen und die Zapfen-Verbindungen werden wackelig. Auseinander nehmen ist also auch hier besser zumal man sich angewöhnen sollte, vor jedem Zusammenbau die Korken (ein ganz klein wenig) zu fetten. dann bleiben sie sehr, sehr lange elastisch und die Verbindungen lockern sich nicht.

Ansonsten kann einer gut ausgeputzten Klarinette eine Lagerung in einem Wohnraum eigentlich nichts anhaben, auch wenn die Temperaturen schwanken.
Wenn man von den Klappen nach dem Spielen den Fingerschweiß regelmäßig abputzt (dort wo man gut dran kommt, die engen Zwischenräume zwischen den Klappen spielen da keine Rolle, zu viel Putz-Ehrgeiz könnte hier auch Schaden anrichten, wenn man z.B. an den feinen Federn mit dem Lappen hängen bleibt kann man sie abbrechen), bleibt das Silber auch sehr schön.
Daß es mit der Zeit anläuft, vor allem in den Zwischenräumen, wo man nicht putzen kann, spielt keine Rolle. Handwerklich sehr geschickte Spieler nehmen ihr Instrument von Zeit zu Zeit schon mal auseinander, putzen die Klappen mit einem Silberputztuch, reinigen den Korpus und ölen beim Zusammenbau die Achsen. Das sollte man aber wirklich nur machen, wenn man über ein entsprechendes Geschick verfügt.
Ansonsten genügt die von mir beschriebene tägliche Pflege und bei der irgendwann fälligen Generalüberholung wird dann vom Instrumentenbauer ohnehin alles top gereinigt.

Noch etwas: Die Klarinette niemals so abstellen oder legen, daß sie die pralle Sonne abbekommt. Das dunkle, fast schwarze Holz kann sich sehr stark aufheizen und dann ist ein Riss fast unausweichlich!
Und ebenso niemals zum Anwärmen oder Trocknen auf eine Heizung legen!

Viel Spaß mit der Klarinette!

Gruß, Jürgen
 
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Wow, vielen herzlichen Dank für deine Antwort!!
Die wird gleich ausgedruckt und meiner Tochter auf den Schreibtisch gelegt ;-)
 
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