Ich hol' einfach mal etwas weiter aus um meine Idee zu erklären und fange mit den Umständen an, die ich mit dem neuen Projekt umgehen möchte.
Ich spiele gerne auf Nylonseiten, ich liebe diesen Sound und setze ihn gerne in meinen Projekten ein. Aber alle Versuche, meine klassische Gitarre (ohne PU's) aufzunehmen, führten nie zu einem wirklich brauchbaren Ergebnis... natürlich kenne ich die Ursachen.
Ich bin Spontan-Recorder und mache oft Aufnahmen, wenn's gerade passt. Mein Home Studio ist auch mein Home Office, Schallschutzmaßnahmen würden mein Office aber funktional einschränken.
Ich wohne in Rhein-Nähe - Schiffe, Hubschrauber, Rundflüge mit Tante Ju oder Zeppelin, Straßenverkehr und Müllabfuhr etc... alles keine Seltenheit und sehr störend für eine Aufnahme. Wenn es draußen ruhiger wird, kann es drinnen schnell laut werden. Wenn ich nach elf immer noch Tresillos oder ähnlich heftige Anschläge aufnehme, bringt meine Frau schnell deutlich mehr Dezibel als sechs druckvoll angeschlagene, vollakustisch zelebrierte Nylonsaiten - auch sehr störend, natürlich für beide Parteien.
Also Piezo-PU's ohne Schallkörper... Sowas habe ich schon mit Stahlsaiten, eine Epiphone Chet Atkins SST Studio. Nett anzusehen, aber die Bespielbarkeit?? Sie schreit mindestens nach einem 12er Satz Saiten und Schraubstock-Fingern. Viel zu schnell ermüdete meine linke Hand. Um ausdauernd in Barré zu greifen, habe ich mir einen 10er Satz aufgezogen - damit klingt die Gitarre aber etwas dünn und völlig belanglos...
Je nach dem, aus welcher Ecke ein Bericht über Piezo-Technik kommt, wird von billigster bis hin zu aufwendiger Technologie gesprochen. Vielleich kann mir ein Gitarrenbauer den Unterschied zwischen einem Fishman PU für über 80 € und einem Artec PU für unter 30 € erklären. Bei eBay werden noName Piezo's für unter 15 € angeboten.
Weil ich mich erst einmal nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen wollte, hatte ich mich für eine Stagg EC3000CN entschieden. Ich war überrascht, wie viel Gitarre ich für 219 € bekommen habe. Das einzige, was zu bemängeln war, waren leicht ausgefranste Bohrlöcher für den bolt on Neck. Der Hals war gut zu bespielen, keine scharfen Kanten an den Frets, sehr brauchbarer Klang... Eigentlich hat diese Gitarre genau das geboten, was ich suchte: Eine Nylon-akustische Basis, die ich - musikalisch im Bereich Electronic beheimatet - per Multi-Effekt in alle Ecken verdrehen konnte. Hier mal ein paar Klangproben:
https://soundcloud.com/frank-benzenberg/stagg-ec-3000-c-angel-lopez
Es ist nicht wirklich der Klang einer klassischen Gitarre. Aber in einem Pop | Rock | Electro-Umfeld verbreitet diese Klampfe einen sehr schönen Acoustic Flair.
Nur habe ich einen riesigen Fehler gemacht: Da ich schon genug schwarze Gitarren hier rumstehen hatte habe ich die Stagg in Natur bestellt. Das Teil sah aus wie ein Kunststoff-beschichtetes Frühstücksbrettchen, auf denen Oma immer ihre Schnittchen geschmiert hat. Da ich kein Augen-Herpes bekommen wollte, musste die "Angel Lopez";!!! (laut Headstock) wieder verschwinden. Also wurde der Engel aus Frühstücksbrett in die Bucht geschoben und in Schwarz und für ein paar Cent weniger wieder heraus gefischt. Leider war Angel Lopez nicht nur Schwarz, sie hatte auch einige Zicken: Die Frets hatten spürbare Kanten und nach einiger Zeit verlor der Piezo im Bereich der B- und hohen E-Saite seine volle Leistung. Das Gerät wurde in die Kategorie "nicht mehr wirklich brauchbar"; herabgestuft und in die Bastelecke gestellt. Etwas mürrisch legte ich mich wieder auf die Lauer... Eine Fortsetzung folgt.