Hallo Florian,
die Beispiele einer Übungs-CD spiegeln zwar richtige Ansätze wieder, die Dich dazu anleiten sollen, gewisse Übungen und Stiltechniken zu erlernen, können Dir aber nicht sagen, ob der Sound ideal ist. Der Ton entsteht im Kopf, und wird gebildet durch Deinen Körper, d.h. durch die Resonanzräume, die Dein Körper dem Instrument zur Verfügung stellt. Sicherlich kannst Du Dir vorstellen, daß Du keinen fröhlichen Ton mit Deinem Instrument zustande bringst, wenn Dir aus Traurigkeit heraus der Hals abgeschnürt ist ( man sagt auch: einen Kloß im Hals haben ). Der individuelle Ton ist immer auch von der physischen und psychischen Verfassung abhängig. Sind die Nasennebenhöhlen beispielsweise durch eine Erkältung dicht, und die Bronchien pfeifen, wird der Klang eher fade sein, weil dem Instrument Obertöne aus Deinem körperlichen Resonanzbereich fehlen. Natürlich mußt Du auch erst lernen, diese Resonanzräume zu nutzen. Dazu kann ich sagen: alles was der Gesamgsstimme nützt, unterstützt auch den Ton auf dem Saxofon.
Hier ein paar Regeln, die Du Dir zueigen machen solltest:
1. Denke an den Ton, den Du spielen möchtest, höre ihn voraus. Warum? Ganz einfach: Deine Stimmbänder stellen sich darauf ein diesen gedachten Ton zu singen. Dabei straffen sie sich bei höheren Tönen, und die Stimmritze verengt sich. Das Resultat ist mehr Luftdruck am Mundstück, bei gleicher Luftmenge. Bei tiefen Tönen ist das umgekehrt ( die Stimmritze wird weiter ), es ist weniger Druck da.
2. Lenke den Luftstrom bei hohen Tönen nach oben ( als ob Du gegen die Nasenspitze blasen wolltest ). Probiere das erst einmal "trocken" aus, damit Du erkennst, was ich meine: Der Unterkiefer geht nach vorne ( das Blatt wird mehr unterstützt ), die Zungenspitze liegt unten, Du öffnest die Resonanzräume Kiefer- und Stirnhöhle.
Lenke den Luftstrom nach unten bei tiefen Tönen ( als ob Du gegen das Kinn blasen möchtest ): der Unterkiefer geht zurück, weniger Blattdruck, Öffnen des Resonanzraumes Lunge/Bronchialraum.
Entsprechend in mittleren Tonlagen gerade ins Mundstück blasen. Du wechselst praktisch kontinuierlich die Einblasrichtung mit dem spielerischen Folgen der Melodie.
Das unterstützt nicht nur den Sound, sondern auch die Ansprache des Instrumentes. Ich denke, Du erkennst jetzt, daß der Ton sehr individuell ist, denn jeder Mensch hat andere körperliche Voraussetzungen. Mit Deinem Körper "lebt" das Instrument.
3. Bei hohen Tönen das Saxofon zum Körper hin ziehen, bei tiefen Tönen etwas vom Körper wegdrücken. Man sieht das häufig bei Spielern. Das ist kein reines Showelement ( obwohl es oft etwas übertrieben wird ), sondern es unterstützt den Punkt 2.
Das Umkehren von Position 2. und 3. erzeugt wieder andere Sound Effekte.
Grundsätzlich wichtig beim modernen Ansatz ist auch, daß Du keinesfalls die Unterlippe über die Zähne ziehst. Stülpe sie lieber etwas nach vorne. Beim Ansetzen des Mundstückes legt sich automatisch eine Hautfalte über die Zähne.
Mit den Bewegungen des Kiefers aus Punkt 2. wird dann mehr oder weniger Lippe über der unteren Zahnreihe liegen.
Trainiere bewußt die Zwerchfellatmung. Das Töneaushalten ist dabei ein gutes Training.
Versuche Obetöne ( Naturtöne ) zu spielen. Greife beispielsweise das tiefe Bb, und Du wirst sehen, daß unter Anwendung der Regeln 1. bis 3. eine Naturtonreihe entsteht, wie sie von den Blechbläsern her bekannt ist. Jagd- oder Alphörner haben auch keine Ventile.
Dieses Naturtonblasen kräftigt nicht nur den Ansatz, sondern gibt Dir das optimale Gefühl, mit welcher Kiefer/Lippenstellung und welchem Anblaswinkel die einzelnen Töne am besten ansprechen. Von der Lautstärke ausgehend ist das auch hier sehr unterschiedlich. Diese Übung bereitet Dich außerdem auf das spätere Flageolett- oder Toptone-Blasen vor.
Hier gibt es noch viel zu erzählen, schließlich gibt es noch verschiedenste Spieltechniken, aber ich hoffe, ich konnte Dir ein paar Denkansätze zum optimalen Üben geben.
Melde Dich, wenn Du weitere Fragen hast,
Dietmar