Fuge/Analyse/Aufbau

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Neudeli
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[FONT=Arial, Helvetica]Hallo,

kann mir jemand weiterhelfen mit der Analyse der Chorfuge 'Psallite Deo nostro' von Bach. Ist das Thema viertaktig und die darauffolgenden vier Takte werden als Kontrasubjekt angesehen? Nach dem Einsatz des Comes ist das Thema (?) doch beendet, oder gibt es da Ausnahmen? Da die ersten acht Takte der einzelnen Stimmen immer zusammenhängend durchgeführt werden, bin ich mir unsicher; auch endet das Thema ja im vierten Takt mit einer Kadenz auf der Dominante (keine vollständige) und erst im achten Takt erklingt die Kadenz auf der Tonika. Liegt ab T. 29 eine Durchführung vor und dann folgt ab T. 37 ein Zwischenspiel mit thematischer Verarbeitung? Ist ab T. 45 der Schlussteil zu hören mit Aufnahme des variierten Themas im Bass. Fragen über Fragen. Könnte mir ein fachkundiger Mensch den Aufbau dieser Chrofuge noch mal kurz erläutern?

http://www1.cpdl.org/wiki/images/sheet/bach-psa.pdf [/FONT]

Vielen Dank im Voraus- Neudeli
 
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Hallo,

kann mir jemand weiterhelfen mit der Analyse der Chorfuge 'Psallite Deo nostro' von Bach. Ist das Thema viertaktig und die darauffolgenden vier Takte werden als Kontrasubjekt angesehen?

Ja, als obligates Kontrasubjekt, also eins, das beibehalten wird. In manchen Büchern steckt "obligat" schon im Begriff "Kontrasubjekt" drin, aber ich würde lieber sicher gehen, weil es lange nicht immer so gebraucht wird.

Nach dem Einsatz des Comes ist das Thema (?) doch beendet, oder gibt es da Ausnahmen?

Zu Beginn der Fuge ist das normalerweise so. Eine Ausnahme ist das Kyrie aus Mozarts Requiem, bei der das eine Subjekt immer mit einem zweiten auftritt. Die beiden Subjekte unterscheiden sich aber ganz deutlich voneinander, das ist der entscheidende Punkt. Das ist dann eine Doppelfuge.
Wenn sowas mitten in der Fuge passiert, spricht man von einer Engführung.

Da die ersten acht Takte der einzelnen Stimmen immer zusammenhängend durchgeführt werden, bin ich mir unsicher; auch endet das Thema ja im vierten Takt mit einer Kadenz auf der Dominante (keine vollständige) und erst im achten Takt erklingt die Kadenz auf der Tonika.

Das macht alles nichts. Tonarten werden sehr gerne unscharf versetzt zu den Subjekteinsätzen gewechselt. Das macht die Sache organischer.

Liegt ab T. 29 eine Durchführung vor und dann folgt ab T. 37 ein Zwischenspiel mit thematischer Verarbeitung? Ist ab T. 45 der Schlussteil zu hören mit Aufnahme des variierten Themas im Bass.

Du kennst sicherlich die Definition, nach der eine Definition vorliegt, wenn das Subjekt einmal in jeder Stimme erklungen ist. In dem Fall wäre die 1. Durchführung bzw. die Exposition beendet, wie du es sagst. Damit würde die zweite Durchführung direkt an die erste anschließen und durch ein Zwischenspiel unterbrochen werden. Es gibt aber auch die Ansicht, dass eine Exposition nach dem ersten Zwischenspiel (falls eins vorhanden ist) beendet ist. Nach dieser wäre das hier eine übervolle Exposition.
Ein Schlussteil ist eigentlich nichtthematisch, warum sonst sollte man von Schlussteil und nicht von einem weiteren Subjekteinsatz sprechen? Aber in T.45 erklingt im Bass nochmal eine veränderte Version des Subjekts. Deshalb würde ich T.49 als Schlussteil ansehen.

Merke: Nur die erste Durchführung ist mit einiger Sicherheit zu bestimmen. Der Rest ist von Werk zu Werk teils sehr unterschiedlich. Deshalb eignen sich zur Formbestimmung: Kadenzen, Tonarten (außer, es wird ständig moduliert, etwa wie im Contrapunctus 3 aus der Kunst der Fuge), Durchführungen (nur wenn sie eindeutig funktionieren) und die Unterscheidung zwischen thematischen und nichtthematischen Takten.
 
Vielen Dank, für die hilfreiche Antwort! Viele Grüße - Neudeli
 
Gerne. Ich meinte übrigens "Du kennst sicherlich die Definition, nach der eine Definition (->) Exposition vorliegt, wenn das Subjekt einmal in jeder Stimme erklungen ist." :D
 
Zu Beginn der Fuge ist das normalerweise so. Eine Ausnahme ist das Kyrie aus Mozarts Requiem, bei der das eine Subjekt immer mit einem zweiten auftritt. Die beiden Subjekte unterscheiden sich aber ganz deutlich voneinander, das ist der entscheidende Punkt. Das ist dann eine Doppelfuge.
Wenn sowas mitten in der Fuge passiert, spricht man von einer Engführung.

Wenn das Thema nochmal in einer anderen Stimme einsetzt, bevor es in der ersten beendet ist, dann spricht man von einer Engführung. Um so früher das geschieht, umso kunstvoller die Engführung. Das hat nichts mit zwei verschiedenen Themen zu tun.
 
Wo ist in Mozarts Requiem "das Thema" und was wird womit enggeführt? Die Rede ist doch klar von zwei unterschiedlichen Themen, die gerade keine Engführung darstellen. Das steht auch in Amon: Lexikon der musikalischen Form auf S.136 zu diesem Punkt mit genau diesem Werk.
 

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