Frontlicht – welche Farbtemperatur (oder: was soll eigentlich dieses Warmweiß)?

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Moin Lichtfreunde.

...Klar. Wir hätten alle gerne LEDs, die einen CRI von mindestens 100 haben, jede Farbmischung gut können, natürlich als Moving Head mit Zoom, dabei lichtstark und das bitte für 200 € pro Stück. Oder noch weniger. Ich beschäftige mich gerade mal wieder (mit semi-konkretem Hintergrund, soll hier aber erstmal egal sein) mit dem Thema Bühnenbeleuchtung. Dabei scheint mir, dass es bei Lampen für Liveveranstaltung warmweiße Leuchtmittel strak dominieren. Das ist bei Lampen für Fotografie und Video zum Beispiel überhaupt nicht so. Wenn man dafür eine Lampe mit nur einer Farbtemperatur kauft, dann in der Regel eine mit ca. 5500K und hohem CRI. Selbst die relativ "billigen" weichen von den Herstellerangaben kaum ab, vielleicht mal um so 100K.

Als jemand, der gar nicht aus dem Live-Licht-Bereich kommt, verstehe ich einfach nicht, warum warmweißes Licht immer noch der Standard zu sein scheint. Persönlich kann ich dem nicht so wahnsinnig viel abgewinnen und frage mich, warum das immer noch so überwiegend verwendet wird. Hier meine Vermutungen:
– Ist das einfach Tradition?
– Oder ist man so ausgefuchst, dass man bei Backlights eine kältere Temperatur als dem Frontlicht haben will, um auch durch die Farbe des Weißlichts Silhouetten vom Hintergrund abzuheben?
– Gibt es die Vermutung, dass Leute bei Veranstaltungen, die ja meistens abends sind, tatsächlich weißes Licht zu ungemütlich fänden? (Da würde ich dann sofort dagegenhalten, dass es auf die Stimmung der Veranstaltung ankommt, welche Weißlichttemperatur passend ist.)
– ...?

Helft mir mal. Ich finde keine zufriedenstellenden Argumente dafür, warmweißes Licht als Standard zu verwenden. Sieht so aus, als wäre es ich vs. die Veranstaltungsindustrie. Fight. ...Spaß beiseite. Ich möchte es wirklich wissen.
 
eine mit ca. 5500K
... ist aber nicht warmweiss, sondern Tageslicht ;)

Warmweiße Bühnenbeleuchtung ist für uns am gewohntesten, da Bühnenscheinwerfer früher fast ausschließlich mit Halogenbrennern bestückt waren, die nun mal ne Farbtemperatur von 2800 bis 3200 Kelvin haben. Und da sprechen wir dann von warmweiss. Um Tageslicht zu simulieren, mussten diese mit Farbfiltern versehen werden, bei Filmproduktionen z.B. sog. CTB-Folie.

Mit wachsender Verbreitung von HMI oder anderer Gasentladungslampen konnte zunehmend Tageslicht reproduziert werden, was im Theater zunächst als Effektbeleuchtung zum Einsatz kam (lange Anlaufzeiten, schlecht dimmbar), mit Aufkommen der ersten Scanner und dann auch kopfbewegter Lampen immer "normaler" wurde. Inzwischen sind Halogenbrenner vermutlich schon fast Exoten, da LED wirtschaftlicher ist/sein dürfte. Bin da nicht wirklich im Bilde, aber nominell sind Leistungsaufnahme und Lebensdauer bei LED deutlich günstiger.

Warmweiße Bühnenbeleuchtung wird von den meisten Menschen als deutlich angenehmer empfunden, wie man auch im heimischen Wohnzimmer Jahrzehnte lang Glühbirnen von unter 3000 K gewohnt war und dieses heute i.d.R. durch warmweiße LEDs ersetzt. Wobei du natürlich völlig recht hast, dass es optisch durchaus gut kommen kann, zum warmweißen Grundlicht ein kälteres Spitzlicht zu setzen, um damit die Konturen zu betonen.

Allerdings habe ich nicht den Eindruck, dass man nur warmweiße Lampen findet, sondern dass die dominierende Farbtemperatur dem bislang typischen Charakter nachempfunden ist. Theaterscheinwerfer (Stufenlinsen, Profiler etc.) dominieren in warmweiss. Verfolger, die seit Jahrzehnten mit HDMI-Brennern vorherrschten, findet man heute in LED-Technik hingegen häufig in Tageslichtweiß mit 5500 bis 6000 K. Im Prinzip wird wohl versucht, mit LED alte "Sehgewohnheiten" zu erhalten.
 
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ist aber nicht warmweiss, sondern Tageslicht
Genau das meine ich ja. ;) Ich sehe diesen riesigen Unterschied zwischen der Foto-/Videowelt, wo Tageslichtweiß die Norm ist, und Bühnenbeleuchtung, wo Farbtemperaturen von unter 3500K vorherrschen. Dabei liegt ja der Unterschied auf der Hand, dass das eine nur in der Kamera gut aussehen muss, das andere (in der Regel/vor der Corona-Pandemie) nur in Person. Aber dass man mit Tageslichtweiß und einem entsprechenden Weißabgleich die natürlich wirkendste Farbwiedergabe für ein Kamerabild bekommt, hat mich dafür sensibilisiert, dass ich persönlich bei Bühnenbeleuchtung auch gerne neutraleres Licht hätte.

Warmweiße Bühnenbeleuchtung wird von den meisten Menschen als deutlich angenehmer empfunden
Ich würde sagen, gegen Abend stimmt das teilweise. Die Beleuchtung in meinem WG-Zimmer passe ich abends auch in der Farbtemperatur an (und mache sie immer mal wieder dunkler, bevor ich schlafen gehe). Das entspricht dem natürlichen Verhalten des Sonnenlichts, das abends immer wärmer und dunkler wird, bevor es verschwindet. Aber wenn sich die Augen an ein neutrales Weiß gewöhnt haben, empfinden sie das nicht mehr als unangenehm, oder? Und wenn eine Show nicht gerade Gemütlichkeit kommunizieren soll (was man mit gedimmten Halogenlampen wirklich total schön hinbekommen kann), kann sich das Publikum ja innerhalb der ersten paar Minuten an das Tageslichtweiß gewöhnen und akzeptiert es dann. So würde ich es vermuten.
 
Ah, da hatte ich deine Formulierung falsch verstanden.

Ich denke du bist eher die Ausnahme in deiner Wahrnehmung. Solltest du selbst mal ein Lichtdesign machen dürfen, kannst du ja mal die Gegenprobe machen ;)

Ein weiterer Grund für warmes Licht als Bühnenbeleuchtung fällt mir gerade noch ein. Menschliche Haut sieht (abhängig vom Hauttyp) unter - früher hätte man einfach Kunstlicht gesagt - warmem Licht besser aus. Da wir alle auf der Bühne sicher gerne möglichst gut aussehen wollen, kommt uns das Warmlicht etwas entgegen.
 
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kann sich das Publikum ja innerhalb der ersten paar Minuten an das Tageslichtweiß gewöhnen und akzeptiert es dann.
Diese Hypothese wäre für eine nur weiß ausgeleuchtete Bühne zu überprüfen.
In der Regel kommt dieses jedoch nicht vor.
Es kommt auf den Kontext an. Es gibt z.B. Farbfolien die wirken je nach Kontext warm oder kalt.
Auch kommt einem ein Raum mit kalten Licht meist kälter vor, als das Sonnenlicht an einem warmen Sonntag, obwohl das wiederum eine höhere Farbtemperatur hat.
Zu guter letzt geht es beim Bühnenlicht um die Erzeugung von Stimmungen.
Deswegen setzte ich meist kaltes und warmes Frontlicht ein.
 
Zu guter letzt geht es beim Bühnenlicht um die Erzeugung von Stimmungen.
Deswegen setzte ich meist kaltes und warmes Frontlicht ein.
Ich glaube, das ist des Pudels Kern. 5500K (+/-) ist ziemlich neutral und wird auch am ehesten stimmungsneutral wirken. Wo gewünscht, kann das sinnvoll sein, aber für viele Stimmungen funktioniert das eher nicht so gut. Meine Tätigkeit als Lichtler liegt lange zurück, als es Theaterscheinwerfer (fast) nur mit Halogen gab und man sich keinen Kopf wegen Farbtemperaturen weißer Lampen machen brauchte. Da kamen dann diverse Farbfilter zum Einsatz, einerseits für farbiges Licht, andererseits zur Konvertierung von Kunst- auf Tageslicht.
Weißes Frontlicht habe ich eigentlich immer ohne Filter genutzt und die Wirkung dann vor allem durch entsprechend "gefärbtes" Seiten-, Gegen- oder Kopflicht plus natürlich den Hintergrund/Prospekt erzielt. Ich denke, vom Grundsatz ist das heute immer noch recht ähnlich, wobei man mit Moving Heads vermehrt Effekte wie Strobos, bewegte Beams und Gobos einsetzt.
 
mit LED ist die Lichtfarbe Geschmacksache!

… sowohl Warmweiß als auch Kaltweiß kann angemessen sein - je nach Situation und gewünschtem Effekt.

mit Halogen sinkt einfach die Lebensdauer ganz dramatisch, je heißer (also kälteres Licht) man den Glühfaden betreibt. Fotolampen mit kaltem Licht haben nur eine Lebensdauer von wenigen Stunden und sind extrem stoßempfindlich.

… daher hatten die Halogen PAR Lampen eine relativ warme Lichtfarbe, damit die nicht dauernd kaputt gehen.

Bei LEDs ist die Farbtemperatur ohnehin keine echte Farbtemperatur, sondern eine Simulation. Gemischt wird additiv aus Blau und Gelb (weil Gelb = Rot + Grün additiv!).

größter Schwachpunkt bei LED: roter Lichtanteil im Weißlicht! … oft daher Grünstich in der Kamera (ziemlich unabhängig von der Farbtemperatur).

Dimmung: Während Halogen beim Runterdimmen immer wärmer/roter wird bei der Lichtfarbe (der Glühfaden wird natürlich kälter, wenn das Licht wärmer wird 🤪), bleibt die Lichtfarbe bei LEDs konstant - es wird nur dunkler/grauer (außer bei aufwendigen Dim to warm- Lampen).

PS: Zum CRI hatte ich an anderer Stelle bereits geschrieben.
 
Für sowas sollte man Leute haben,die sich damit auskennen ( anmietbar) für alle Events etc

Als Musiker hätte ich für sowas keine Zeit & Nerv :sneaky:
 
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Oder man spielt in so kleinen Locations, wo es als "Bühne" so ein düsteres Eck gibt.
Ich habe für unser Trio eine winzige Lichtanlage mit 3x Weiß + 5 x Bunt mit sehr kompaktem Controller, was uns in solchen Locations ermöglicht, gesehen zu werden mit halbwegs professioneller Anmutung - nicht mehr und nicht weniger. Das hat uns schon einige Auftritte gerettet. (Und es ist auch nicht geplant, dass das mehr wird)
Wenn es eine funktionierende Beleuchtung gibt, muss ich nichts anschleppen.
Tontechniker haben wir in der Regel keinen (spielen "auf Hut") und schon gar keinen Lichttechniker.
 
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Ich habe für unterwegs diese beiden sehr preiswerten COB LED Scheinwerfer mit 45° Abstrahlwinkel. Die können Warm und/oder Kalt abgeben und sind per DMX Steuerbar.
Sie sind sehr! hell und reichen aus, um jede dunkel Ecke mit Musikern von Vorn gut auszuleuchten. Bügel ist aus Plastik. Alles strunz-einfach. Aber für das Geld okay.
Sie haben einen Lüfter, der aber nicht weiter stört.
Auf den Fotos ist wegen des automatischen Weißabgleichs der Smartphone Kamera jetzt wahrscheinlich schlecht zu sehen, was die für Temperaturen abgeben:
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Aber man kann sich das wirklich angenehm mischen.
  • ASIN: B07F66NNJT
 
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@LordB

sind das 12V AR111 Leuchtmittel?
 
Du meinst, ob das austauschbare sind? Das kann ich Dir beim besten willen nicht beantworten. Bei Langeweile schraube ich ggf. mal eines auf und schaue nach. Die Anleitung sagt dazu jedenfalls nichts. Die sind nicht zur Wartung gedacht.
 
Ich hatte die Amazon ASIN extra drunter geschrieben. :ROFLMAO: Ist wohl nicht so geläufig.
Ich schrieb ja, strunz-einfach, aber die verrichten ihren Dienst. Ich befürchte, Du erwartest da mehr, als die Dinger sind.
Also, Amazon, made in aufgehende Sonne Peking.
 
@grillmasterfunk , ich glaube, viel mehr hilft das jetzt auch nicht, oder?

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@LordB

vielen Dank für die Fotos!

das ist ja mal wieder hoch spannend, wie da aus einem Sammelsurium an Bestandsprodukten ein neuer Wolpertinger „zusammen-gewemmst“ wurde!

- Gehäuse und Reflektor: AR111 Strahler
- Reflektor mit einem LED COB bestückt
- hinten etwas Aluminium-Strangguss von einem anderen Produkt dran pappen
- partiell einen Ventilator drauf pusten lassen
- und irgendwie eine Steuerplatine dran löten

Ingenieurtechnisch kriegt das jeder Teenager im Bastelkeller seines Vaters hin …

… die wahre Meisterschaft der tausenden von Manufakturbuden in Shenzhen besteht darin, solche Chimären in Serie zu fertigen und über Alibaba zu verticken!

Fazit: Was nicht bei 3 auf dem Baum ist, wird vertickt - es muss ja nur beim Verkauf funktionieren … wenn nicht, löten wir weiter DVD-Player oder Plastik Spielzeug mit Fernsteuerung!

… ich habe es mit eigenen Augen gesehen …

Das bedeutet nicht einmal, dass die Produkte nicht mittelfristig funktionieren … aber es ist eine vollkommen & absolut andere Produktphilosoohie!

Nicht: engineering, bis es perfekt ist und dann verkaufen

sondern: verkaufen, sobald es leuchtet und dann nur noch die Produktion optimieren für noch mehr Profit!

Das sind Produkte von Händlern - nicht von Ingenieuren!
 
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Definitiv, aber es verrichtet bisher seinen Dienst. Für Kneipen-Gigs absolut ausreichend.
 
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Sieht interessant aus. Das Gehäuseunterteil kommt ja bei diversen <10€-Pars (Lixada & Co.) auch zum Einsatz. Gibt auch COB-Versionen. Aber dieser drangeflanschte AR111 ist neu. :D Das Gesamtkunstwerk ist mir bislang so noch nirgendwo anders untergekommen außer bei diesem "TOM LED LIGHT" vom großen A.

Für den Preis is' nix hin. Habe mir mal zwei geordert zwecks "Mach da hinten bei der Bar mal noch ein bissl schummriges Weißlicht..." und werde die in puncto Farbtemperatur, CRI und Flicker sowie Bestromung des Chips (wie viel Leistung hat die Kiste wirklich) vermessen. Netzteil sieht laut den Fotos auf den ersten Blick sogar einigermaßen vernünftig aus, da habe ich schon viel Schlimmeres gesehen...
 
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… süß nur, dass der Ventilator die warme Luft im geschlossenen Gehäuse spazieren bläst!

… nennt sich: high efficiency COB PAR light with active cooling 🤣🤣🤣
 

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