Hi Leftyx!
Zum Thema Musiklehrer wirst du verschiedenste Ansichten hören, weil es leider auch die verschiedensten Lehrer gibt. Ich persönlich habe mir alles selbst gelernt, hatte aber Unterstützung von Freunden die zumindest ein paar Jahre Unterricht genommen hatten. Ich würd im Nachhinein zum Unterricht raten, so lange du noch in einem Anfängerstadium unterwegs bist, da ersparst du dir vieles. Ich bin nach zwei Jahren draufgekommen, dass ich mir eine vollkommen falsche Handhaltung bei der Greifhand antrainiert hatte, und das wieder zu ändern kostet viel Zeit und Nerven... so etwas passiert dir nicht, wenn du professionellen Unterricht nimmst. Allerdings gibt es wie oben schon erwähnt verschiedene Lehrer: Gute/schlechte genau so wie welche die für alles offen sind oder sich nur auf ein Gebiet beschränken. Es gibt Gitarrenlehrer, die richtige Meister auf dem Instrument sind, aber nur ihre eine Richtung haben wollen. Ob dir das dann was bringt, weiß ich nicht, vor allem weil die Technik sich ja je nach Genre unterscheidet. Andererseits gibts dann wieder welche, die zum Beispiel offen für Metal sind, aber nicht unbedingt alles ganz professionell halten, das ist dann wiederum auch nicht optimal. Also einen guten Lehrer zu finden ist schon mal eine Aufgabe.
Zum Thema Equipment: Ich würd dir dazu raten noch ein bisschen mit 08/15 Equipment auszuharren (vielleicht gönnst du dir mal einen gebrauchten kleinen Verzerrer oder so, aber nicht viel mehr). Um abschätzen zu können, welches Equipment dir überhaupt zusagt und was du überhaupt brauchen kannst und was nicht, braucht man etwas Erfahrung. Ich habe den Eindruck, viele fangen zu früh mit dem Equipmentsammeln an und wundern sich dann, warum sie ihren Wunschsound einfach nicht hinbekommen. Vor allem beim Amp würd ich mir da viel Zeit nehmen. Bei einer Gitarre ist es zwar sehr wichtig, dass sie sich für dich gut anfühlt, aber sie soll sich vor allem auch nach deinem Geschmack anhören, und so blöd es klingt, um zu wissen was einem gefällt braucht man meist eine Weile... aber bei einer Gitarre um 300€ kann man ja auch nicht soooo viel falsch machen.
Zum Thema üben: Was für dich jetzt erstmal wichtig ist (aus meiner Sicht) ist, dass du nicht nur Songs probierst, sondern brav Fingerübungen und Pickingübungen machst. Das ist zwar echt saulangweilig, muss aber sein. ich hab das am Anfang auch vernachlässigt und hatte irgendwann irrsinnige Probleme: Zuerst mit meiner rechten Hand, weil ich sie eine Zeit lang ständig überfordert habe dadurch, dass ich meine Geschwindigkeit nicht gleichmäßig über Monate sondern von einem Tag auf den anderen steigern wollte. -> mit einer Sehnenscheidenentzündung ist nicht zu spaßen. Zweitens hatte ich Probleme mit meiner linken Hand, da mein kleiner Finger viel zu schwach war um mit den anderen Fingern mithalten zu können -> von da an konnte ich Wochenlang nur Fingerübungen machen um das halbwegs hinzubiegen. Songs will man natürlich spielen, aber man merkt erst, dass man eine Technik oder einen Finger oder sonst irgendwas vernachlässigt hat wenn es zu spät ist. Ich verspreche dir: Du wirst viel schneller besser wenn du brav Fingerübungen machst, und danach vielleicht noch einen Song probierst der total anders ist als das was du bisher gespielt hast (probier zum Beispiel etwas melodiöses wie Megadeth oder so, aber LANGSAM und SAUBER!). Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich drei Wochen nur Downpicken konnte, es brachte mir nur wenig Geschwindigkeitsgewinn beim Downpicken. Dann hab ich eine Zeit lang nur Melodieparts probiert, allesamt mit Wechselschlag, und siehe da, plötzlich konnte ich wie ein Blitz downpicken. Hört sich strange an, aber bei mir war das so.
Hoffe ich konnte dir ein paar nützliche Tipps geben!
Greetz, Emu
Edit: Ups jetzt hab ich deine Fragen unten in deinem letzten Post total übersehen xD
Aaaalso: Sweepen würd ich derweil mal lassen, das würd ich erst angehen wenn du schon eine sehr saubere Technik hast, sonst vermurkst du dir da zu viel...
Tremolo: Mal davon abgesehen, dass ich persönlich Tremolo Bridges angenehmer zum spielen finde, bringt ein Tremolo eigentlich nur Probleme ^^ Man kann einige ganz lustige Sachen damit machen, aber unbedingt brauchen tut man es wirklich nicht. Ich mags allerdings, weils mir erstens mehr Einstellungsmöglichkeiten zur Saitenspannung gibt und zweitens weil ich so mit meiner rechten Hand einfach komfortabler spielen kann. Ist aber reine Geschmackssache! Eine Tremologitarre ist allerdings so gut wie immer etwas teurer und nicht so stimmstabil wie eine ohne - bzw hast du ein ziemliches Problem beim Umstimmen bzw. neue Saiten aufziehen... das ist ohne Tremolo viel einfacher. Aber WENN Tremolo dann solltest du dich nach einem guten (Floyd Rose) umsehen, kein Billigteil. Bei einer 300€ Gitarre würd ich fast zu einer Tune-o-Matic Bridge raten.
Tremolo Picking hat mit dem Tremolo-System nichts zu tun, das ist einfach ein umgangssprachlicher Begriff für schnelles Wechselschlagspiel auf einer Saite. Damit ich dich jetzt komplett verwirre: Es gibt auch einen Effekt, der sich Tremolo nennt, der hat aber wiederum mit den beiden nichts gemeinsam, sondern besteht einfach aus sequenzieller Absenkung und Anhebung der Signalstärke. Das kommt daher, dass der Begriff "Tremolo" so viel wie "zittern" bedeutet, und daher haben diverse Dinge diesen Terminus im Namen, was immer zur Verwirrung bei Anfängern beiträgt.
Pickingarten... naja kommt drauf an wie man zählt ^^ Ich würde grundlegend mal Downpicking (Abschlag), Uppicking (Aufschlag) und Alternate Picking (Wechselschlag) unterscheiden. Dir werden dann vielleicht noch Begriffe wie "Economy Picking", "Sweep Picking", usw über den weg laufen. Das sind aber alles enfach Bezeichnungen für Spielarten. Was Sweep Picking ist weißt du ja denke ich, bei Economy Picking scheiden sich die Geister. Meiner Meinung nach bezeichnet Economy Picking (im Gegensatz zu dem Mist, der auf Wikipedia zu lesen ist) eine Spielart, bei der man weder nur Wechselschlag noch nur Abschlag benutzt, sondern beides sinnvoll kombiniert, um mit weniger Anstrengung komplexe Riffs spielen zu können. Viele Gitarrenlehrer würden dazu "schummeln" sagen, da du dort oft lernst, auf Gedeih und Verderb beim Wechselschlag zu bleiben
Was ich allerdings noch als Sonderform des Pickings ansehe (wir sprechen hier immer vom Picken mit Plektron) sind die "Pinch Harmonics" (oder auch "Artificial Harmonics"), da sich hier die Anschlagtechnik ziemlich vom Standardpicken unterscheidet, dazu siehst du dir aber am besten Tutorials an.
Gain... ok was ist das (ich komm hier schon ganz schön ins schwitzen bei so vielen Fragen ^^): Die Bezeichnung Gain ist eigentlich recht irreführend. Ich geh jetzt hier von Röhrenverstärkern aus: Normalerweise bezeichnet Gain das Verhältnis der Stärke von Eingangssignal zum Ausgangssignal. Also die Verstärkung. Das hat aber mit dem netten Knopf wo "Gain" drunter steht eigentlich nicht so viel zu tun, der macht nämlich das Gegenteil, er kappt die Signalstärke. Wenn du ihn voll aufdrehst, geht 100% vom Eingangssignal weiter in die Röhre, die dann natürlich voll übersteuert (ist ja auch gewollt) -> Verzerrung. Bei Transistoren kenn ich mich nicht so gut aus, ist aber denk ich ähnlich, da die ja eine Röhre imitieren sollen. Die Röhre kann nämlich nicht einmal 80% verstärken und einmal 41%, sondern immer nur 100%, daher muss man das Signal vorher etwas reduzieren, wenn man nicht will, dass sie voll übersteuert (sonst gäbs bei einem Einkanaligen Amp kein clean).
So. Pre- und Post-Gain.. Mannomann.. also ich bin kein Experte, aber ich hab das so verstanden: Wenn der Amp (was sehr wahrscheinlich ist) eine Vor- und eine Endstufe hat, dann passiert folgendes: Die Vorstufe besteht aus leicht zu übersteuernden Röhren, die aber nicht viel verstärken, dazu ist nämlich dann die Endstufe da, diese Röhren übersteuern nicht leicht, verstärken aber umso mehr -> Vorstufe verzerrt, Endstufe macht lauter (vereinfacht gesagt). Pre-Gain sitzt nun vor der Vorstufe. Das heißt, dieser Regler beschneidet das Signal, welches dann Verzerrt wird. Je geringer die Einstellung desto mehr kappt er vom Signal ab, und desto weniger Verzerrung. Post-Gain sitzt nun vor der Endstufe. Der Regler sorgt nun dafür, dass es uns nicht unser Trommelfell zerreißt, weil die Endstufe die Lautstärke so arg verstärkt. Diese ganze Geschichte mit den Bezeichnungen ist aber recht irreführend, die Beschriftung unterscheidet sich oft von Verstärker zu Verstärker. Mal heißt Gain plötzlich Drive, Post-Gain heißt Channel Volume oder Master Volume oder was weiß ich... aber einen Gain-Switch hast du bestimmt bei deinem Amp, ob der aber auch so heißt, ist relativ wurscht ^^
Ich hoffe ich habe das halbwegs richtig erklärt, nicht hauen wenn ich in der Eile jetzt irgendwas verdreht habe
So und zu guter Letzt das Equalizing: So ziemlich das wichtigste bei einem Amp, da könnte man Bücher drüber schreiben. Einige schwören auf "Badewannen-Sound" (wenig Mitten, viel Bass und Höhen), andere wollen gerade viel Mitten haben, damit es sich schön warm anhört. Ich habe über die Jahre die Erfahrung gemacht, dass jeder Amp total anders reagiert, ich kann dir also beim besten Willen nicht sagen, wie du deinen Amp einstellen musst (hängt auch stärker als man glaubt von der verwendeten Gitarre ab). Nur ein paar kleine Tipps: Wenn du zu wenig Mitten verwendest, wird man (vor allem live) nicht mehr viel Melodie raushören. Wenn du zu viel Bass verwendest, hört sich alles zu dumpf und matschig an (und man ist dann oft versucht zu glauben, es liegt an den Mitten und dreht diese raus). Zu wenig Treble und du hast zu wenig Dynamik, zu viel und es hört sich unangenehm oder ebenfalls fad an. Wie du im Endeffekt zu deinem gewünschten Sound kommst, darüber wird dir hier jeder zweite etwas anderes erzählen... Ich rate dir nur zu etwas weniger Verzerrung. Du wirst jetzt denken "Was hat das mit meinem EQ zu tun?" aber ich habe oft gesehen, dass Leute zu viel Gain eingestellt hatten -> das ganze fängt an undefiniert zu klingen und man beginnt am EQ herumzudrehen, weil man plötzlich glaubt mit mehr/weniger Mitten ein besseres Ergebnis zu erzielen und so weiter. Aber wie gesagt, das ist eine Wissenschaft. Du musst dir auch immer vor Augen halten, dass sich deine Gitarre dann "im Mix", also mit zweiten Gitarristen, Schlagzeug, Bassist komplett anders anhört. Ich hab schon Gitarristen gehört, da dachte ich mir "oh mein Gott, was für ein shice Sound..." und als dann die ganze Band spielte ging plötzlich die Sonne auf... Das alles dann einberechnen zu können macht einen Profi-Gitarristen aus, also verlier nicht gleich die Motivation, wenn dir dein Wunschsound nicht sofort gelingt.
So, jetzt aber... Falls du noch was wissen willst, bin gerade ohnehin in Schreiblaune wie man merkt
Grüße, Emu