Frequenzbereiche - Einteilung und musikalische Bedeutung

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Hallo Forumgemeinde,
beim Recorden wie auch beim Mixen wie Mastern ist es hilfreich, die Frequenzbereiche und ihre grobe Einteilung zu verstehen und auch bearbeiten zu können.

Die folgende Einteilung ist meine Frequenzwelt, deckt sich aber im Großen und Ganzen auch was in der Literatur dazu steht. Ich gehe im besonderen aber auch auf den musikalischen Nutzen ein.
Sprich, was mache ich wo und warum.
Das ich nicht komplett aushole, versteht sich von selbst, da schreibe ich ggf. doch noch ein Buch :)

Anmerkung:
Die Frequenzeinteilungen sind nicht sklavisch genau zu sehen.
Wem der Tiefbass nicht tief genug geht, kein Problem, kann er auch auf 16 Hz gehen.

Ich hoffe, es ist für Euch was dabei :)

Der Bass
oder: Es hat so schön gekribbelt im Bauch oder: Wie schön ist es, Fullrange-Monitore zu haben, oder wenigstens einen Subwoofer ;)

1-15 Hz Subbass für Wale
Wer "Wal-isch"und Erdbeben liebt, ist hier richtig.
Ergibt auch Sinn, Wale müssen sich ja auch hunderte von Kilometer verständigen können, geht mit sehr tiefen Lauten besser.
Musikalisch sinnloser Bereich, außer man ist ein Wal.

16-20 Hz Hier können USA-Blockbuster wohlige Rüttelszenen erlebbar machen
Hier kann der Mensch gerade so die tiefen Frequenzen wahrnehmen, übers Ohr, aber auch vor allem über den Körper.
Musikalisch auch nicht besonders sinnig, allerdings bringen große Subwoofer-Systeme gerade bei USA-Blockbustern hier einiges zu Tage.

20-45 Hz Tiefbass
Den Bereich liebe ich, ist aber auch schwer zu mischen, weil man Monitore braucht, die das können, und vor allem einen Raum, der das kann ;)
Hier sind vor allem satte Tiefbässe angesiedelt, Kirchenorgel, Flügel, 5-Saiter, Synth-Bässe, das tiefe satte Pfund einer nicht kleinen Kick.
Meisterhafte Abmischungen in diesem Bereich: Peter Gabriels "Growing Up" und Elbows "My Sad Captain" wie auch Dead Can Dance "Spiritchaser".
Dieser Bereich gibt auch viele Rauminformationen mit, deswegen hat man bei großen Monitoren auch den Eindruck, dass die Tiefenstaffelung deutlich besser wird, man fühlt sich in dem Raum und hört nicht nur ein "flaches" Abbild des Raumes.

Noch ein Tipp für Bayern, geht mal in Passau in den Stephansdom, und hört ein Orgelkonzert.
Gerne auch etwas von den Orgelpfeifen weg, 20 Hz brauchen auch einen gewissen Weg, um sich zu entfalten.
Man glaubt es kaum, wie sich das anfühlt, der absolute Hammer!

45-100 Hz: Mittlerer Bass
Hier tummelt sich ein Haufen musikalisches Zeugs, in diesem Bereich ist die leere E-Saite der akust. Gitarre um die 85 Hz, männlicher Bass kommt auch in diesen Bereich, besonders E-Bass wie Kick lassen es hier gerne rumpeln. Eine Herausforderung beim Mix, dieses Band nicht vollzuknallen. Hier gilt es, die tiefe Bassaite wie auch Kick etwas zu trennen, sonst maskiert sich das zu schnell.
Hier ist auch häufig die Abstimm-/Resonanzfrequenz von Bassreflexsystemen.
Und natürlich der "52-Hz-Wal", https://de.wikipedia.org/wiki/52-Hertz-Wal

100-150 Hz: Oberbass
Den Bereich mag ich auch sehr, hier sitzt nämlich der Sitz der männlichen Stimme, auch Tenor.
Das heißt, höllisch aufpassen, hier nicht zu viel zu beschneiden. Ist natürlich abhängig vom gewählten Mikrofon, und fast noch wichtiger, vom Raum. Ein kleiner Raum hat deutlich mehr an oberen Bässen wie Tiefmitten zu bieten, wie ein großer Raum ohne zu Hilfenahme von Trennwänden.

150-400 Hz: Untere Mitten/Tiefmitten oder "Mummelmitten"

Dieser Bereich ist für mich sehr wichtig. Und zwar auf Einzelsignale, vor allem Kick, Vocals und Akust. Gitarre, im Grunde fast alle Instrumente ;)
Warum?
Um eine satte und gut hörbare Kick zu bekommen, sollte man hier ausdünnen, viele große Kicks wummern hier rum ohne Ende.
Das ist übrigens auch einer der CLA-Mixtechniken, siehe Waves CLA Drums, dünnt hier sehr viel aus.

Akust. Gitarren, vor allem Dreadnoughts, haben hier ihre Nervresonanzen, um die 170-200 Hz, hier kann man kräftig etwas schmalbandiger aufräumen/ausdünnen. Übrigens, Orchestra-Modelle sind deutlich besser aufzunehmen, haben einen kleineren Korpus.

Vocals: In Verbindung mit kleineren Räumen wird es hier sehr schnell voll, vor allem wenn man noch unter 30cm geht, mittig oder tief singt.
Auch hier gerne ausdünnen.
Allerdings, Frauen haben hier ihren Stimmsitz, also feine Röhrenmikros alà ELAM 251, C12 machen sich hier wunderbar.
Auch das Gefell M990 macht sich hier richtig gut bei Frauen, da der Tiefmittenanteil straff ist, und oben rum wird es klanglich weich.

Was spricht für diesen Bereich?
Wenn zu wenig, geht auf einmal die Wärme im Mix verloren (80er-Jahre-Sound, kalt und knallig ;) hier heißt es für wohlige Wärme zu sorgen, ohne zu "mummeln".

Die Mitten
oder: Was mache ich bloß mit den Mitten?

400-2000 Hz: Mittlere Mitten ("Fokusmitten")
Hier gebe ich zu, komme ich etwas ins Wanken, meine Mittenwelt geht höher, als oft in der Literatur oder im Internet angegeben, macht aber nix ;)
Hier haben wir den berühmten Telefonklang, hier klingt es gerne nasal, aber auch nervig, apropos nervig, Babygeschrei ist hier gerne zu finden.
Ist auch richtig, denn hier ist unser Gehör schon empfindlich, und die Eltern sollen den Nachwuchs auch hören.

In diesem Bereich mache ich "selten" etwas, denn, das kann schnell nervig und unnatürlich klingen.
Hier sollten Mikrofone absolut linear sein. Bsp.: Brauner hat hier sein typisches Mittenloch, ist nicht schlimm wenn man es weiß, und wenn man es gewinnbringend einsetzen kann.
Sprich hat man einen näselnden Sänger,dann kann ein Brauner punkten, ein MT71s, was hier leicht und breitbandig betont, würde ich hier nicht nehmen. Allerdings ist es bei normalen Stimmen wie auch bei gezupfter akust. Gitarre eine Wucht :)

Oder, möchte man das Knorrige in einem eBass betonen, bietet sich 800Hz bis 1200 Hz an.

Auch Synths und Mellotrons, Stringmachines und Streicher kann ich hier (1 Khz bis 2 KHz) in den Fokus rücken, sprich präsenter machen.

2.000-3.500 Hz: Obere Mitten (Präsenzen)
Empfindlichste Frequenzen beginnen hier (bis ca. 5000/6000Hz), da tut gerne was weh.
Das sind die Obertöne der Stimmen, vor allem der Babys ;) (siehe Mittlere Mitten)
Ich versuche mich gerade zu erinnern, wann ich da was mache, ach ja.
Da sind gerne so "quieky" Frequenzen von gesampelten Klavieren, die nehme ich da raus, auch schiebe ich da mal breitbandig gerne Sologitarren an, wenn es etwas obere Fülle braucht.
Das 3-Fest-Frequenzplugin RS127 von Softube emuliert auch 3,5 KHz perfekt, um cleane Gitarren präsenter zu machen. Ist bei mir fast immer aktiviert.

Bei Synths, Mellotrons etc. auch Streichern schiebe ich auch gerne breitbandig etwas an.
Aber wie gesagt, wenn es schon gut aufgenommen ist, lasse ich da die Finger weg, gerne wirds dann schnell unnatürlich.

Die Höhen
oder: Ja, da kommt frische Luft in die Hörgänge :)

3.500Hz - 6000 Hz: Untere Höhen (oder auch CLAs "Guess What, no one gonna die" Band)
Gerne in früherer Zeit auch von mir als die Hochmitten bezeichnet ;)
Ja ich werde älter...
Da kommen gerne schon Frikativlaute (wat'n dass? --> S, Sch, t, f und Co.-Laute) zum Vorschein.
Deessing beginnt hier.

Aber auch ein tolles Band, um die Präsenz der Stimme besonders bei Männern hervorzuholen. Hat man schon ein U47-artiges Mikro, muss man da nicht mehr viel machen.
Wenn was fehlt, breitbandig reinregeln.
Allerdings kann es hier hart, glasig und harsch werden.
Deswegen: Besonders fein regelt hier Waves RS56, Softube Grand Summit EQF-100 oder noch besser (weil weicher) die Acqua Plugs wie Ivory.
Nicht vergessen, breitbandig zugeben, nicht steilflankig
(Regel: breitbandig anheben, steilflankig absenken, gilt solange, bis man die Regel bricht, wenn man weiß, was man macht).

Hier kann man auch andere Instrumente, die man hier gar nicht vermutet, wie das Attack einer Kick, anheben, oder auch eBass, wie immer kommt es darauf an, was man machen möchte.
Oft ist hier die meiste Energie in professionell gemixten Songs, denn, wenn hier viel, dann maximale Aufmerksamkeit auf Handy oder was auch immer.
Aber vorsichtig, umsichtige und sensible Menschen haben von zu viel hier von, bald zu viel davon.
Oft nervt das.
Aber, schon CLA sagt, der hier gerne "sensibel" reindreht, "Guess what, no one gonna die" :D

6.000-10.000 Hz: mittlere bis obere Höhen
Auch hier finden sich noch Obertöne von Stimmen, Frikativlaute.
Hier setzen schon HiShelf-Filter an, aber auch de-esse ich ab und an.
Orgeln können hier noch sehr aktiv sein.
In diesem Band kontrolliere ich gerne mit einem MB die Energie, aber nur sehr wenig.

Aufpassen vor allem, wenn bei Vocals de-esst wurde, und hebt dann wieder breitbandig an bzw. startet hier mit dem HiShelf, ist alles für die Katz, deswegen kommen wir zum nächsten Band.

Einschub:
ab 6 KHz und höher auch gerne eine gut aufgenommene, aber vielleicht muffige Snare mit sattem HiShelf versorgen, mehrere db, was CLA kann, können wir schon lange :)

10.000-20.000 Hz: hohe und höchste Höhen
Hier wird es bei einigen schon dünn, werden die Frequenzen überhaupt noch wahrgenommen?
An einem guten Tag, morgens, höre ich noch bis 15khz, im Schnitt gerade noch 14 Khz, abends 13 Khz.
HIer kommt Glanz in die Hütte, ob Streicher, "Stimmenhauch", der ganze Mix, hier fühlt man sich an der frischen Luft, sprich das ist das Air-Band (vor allem über 15 Khz).
Breitbandige Anhebungen sorgen hier für eine Luftigkeit, die Atmer im Gesang oder das Zwirbeln von Violinen süßer als süß erscheinen lassen.
Nicht zu tief mit HiShelf ansetzen, nach den S-Frequenzen, also ab 10-11Khz oder höher und dann hoch damit 6-9db oder auch 12dB, da zeigt sich dann wie gut das Mikro ist :)

Eins meiner Lieblingsbänder, wenn ich hier die Anhebung nicht mehr höre, höre ich sofort auf da weiterzumischen ;)

20.000 Hz bis 50000 Hz: Hunde-Höhen und Zwergfledermaus-Höhen
Da lachen sich Hunde einen Ast ab, hier versteht der Mensch mal gar nix mehr.

ab 50.000 Hz: Fledermaus Höhen
Um genau zu sein, die Mückenfledermaus treibt hier ihr Unwesen :)

tschüss
 
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