Nun frag ich mich natürlich noch, wie ein und die selbe Luftsäulenlänge bspw. benachbarte Halbtöne (und alle Töne dazwischen) möglich macht. Ich glaubte, bis auf Oberschwingungen sei die Frequenz der Schwingung durch die Luftsäulenlänge festgelegt. Anscheinend nicht.
Heißt das jetzt dass man während des Glissandos ohne Griffwechsel nur die Resonanz verliert oder inwiefern legt die Luftsäule nun den Ton fest?
Mit dem stufenlosen Glissando auf der Klarinette ist das so eine Sache. Im oberen Register, etwa so ab F2/G2 ist ein stufenloses Glissando gut möglich, darunter oder gar im tiefen Register ist das mehr oder weniger schwierig bis sehr schwierig, bis gar nicht eigentlich möglich.
Da es aber auch im tiefen Register einen gewissen, wenn auch kleinen Ziehbereich um den gegriffenen Ton gibt, kann man mit einiger Übung und Geschick mit dem Ziehen mit dem Ansatz und dem Wechsel der Griffe/Töne, z.B., indem man eine chromatische Tonleiter spielt, ein stufenloses Glissando ziemlich gut ´vortäuschen´.
Bekannt ist das tolle Klarinettenglissando zu Beginn der "Rhapsodie in Blue" von G. Gershwin. Das wird im Abschnitt von unten bis ca. G2 mit dieser Kombi-Technik aus gegriffener chromatischer Tonleiter und Ansatz-"Schmieren" gespielt und ab ca. G2 kann man dann in Sprüngen vorgreifen, z.B. direkt von G2 auf C3 und dann schön mit dem Ansatz ziehen.
Gar nicht so einfach zu spielen, dass es so richtig als Glissando klingt.
Die Komplikation kommt eben daher, dass in unteren Bereich die Länge der Luftsäule den Ton so starr festhalten will. Man muss die Akustik regelrecht ´austricksen´.
Mit leichteren Blättern geht das einfacher, weil deren Ziehbreich größer ist. Mit einem richtig schweren Blatt kann man so ein langes Glissando praktisch vergessen, weil ein schweres Blatt in sich die Tendenz hat, stabiler auf den Griff-Frequenz zu schwingen. Auch der Glissando-Bereich in der Höhe, um den man den Ton fallen lassen kann, ist bei schweren Blätter deutlich kleiner. Andererseits kann man deshalb mit schwereren Blättern vor allem in der Höhe sicherer intonieren.
Die Eigenspannung des Blattes (sozusagen dessen "Spannkraft") spielt ohnehin bei dem Thema Intonation eine riesige Rolle. Mit einem viel zu leichten Blatt ist es oft sogar in der Tiefe kaum möglich, sauber zu intonieren, im hohen Register versagen sie dann oft ganz. Dann kommt der Spieler mit so einem "Wabbel-Blättchen" kaum über das G2/A2 hinaus.
Außerdem ist man mit zu leichten Blättern insgesamt meist (viel) zu tief (wenn das nicht mit einer kürzeren Birne ausgeglichen wird). Mit starken Blättern ist das Instrument gleich deutlich höher (sie erfordern aber mehr Übe-Aufwand, vor allem regelmäßiges Ansatz-Training).
Noch ein Wort zum Glissando:
Richtig stufenlos kann es bei den Bläsern nur die Posaune, ansonsten natürlich die Steicher (und nicht zu vergessen: das "Theremin").