Frank zaehlt seine 20 Lieblingsalben auf.

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Als kleine Rueckbesinnung, wo meine musikalischen Einflueße herkommen (und weil ich Listen mag ) erstelle ich jetzt mal wie der Titel sagt einen Thread, wo ich meine 20 Lieblingsalben aufzaehle, vorstelle und zu jeder Platte auch was dazu sage. (Als Nebeneffekt findet der Ein oder Andere vielleicht auch Platten die er noch nicht kannte und setzt sich mit diesen auseinander) Also nicht bloß eine Anreihung von Platten, sondern auch eine "Auseinandersetzung" mit selbigen. Bloße Listen gibt es ja schon genug, sind aber imo nicht aussagekraeftig. Das Diskutieren hier im Thread ueber meine Niederschrift und die Alben selbst ist nicht nur gern gesehen, sondern auch erwuenscht! Selbstverstaendlich kann jeder auch so einen Thread eroeffnen, solange auch wirklich Inhalt darin steckt und nicht nur eine Aufzaehlung von Namen da drin steckt. Ich werd versuchen, spaetestens nach 2 Tagen immer das naechste Album hier vorzustellen. Los geht's mit der Nummer 20.
So here we go!


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#20: Pink Floyd - Meddle [1971]

pink-floyd-meddledowg.png


Aus dem Gesamtkunstwerk "Pink Floyd" eine einzelne Platte herauszulesen die wirklich aus allen Anderen herrauststicht ist sehr schwer, ist doch jedes Album irgendwo ein Meilenstein fuer sich. Ich weiß noch, wie ich mit 14-15 das Erste mal langsam Interesse fuer den Plattenschrank meines Vaters bekam, sowie oefters mit besonderem Interesse zuhoerte, wenn diese Band gespielt wurde. Das klang alles ganz anders als der uebliche Rockkram den man als Heranwachsender aus Radio & Fernsehen kannte, das war neu, verstoerend und gleichzeitig enorm anziehend. Also hat sich Klein-Frank oefters heimlich eins nach dem Anderen der Alben (in loser Reihenfolge) mit auf's Zimmer genommen und auf Kassetten ueberspielt. Am Nachhaltigsten ist mir damals wie heute Meddle als rundum abgeschlossenes Kunstwerk im Gedaechtnis geblieben.

Das Album weist einen der besten Spannungsboegen auf, die ich bislang auf einem Album gehoert hab. Angefangen mit One Of These Days - mehrere Spuren eines mit Delay verzoegertem Basses treffen auf Windgeheule, platzieren sich nach und nach in der Mitte und formen mit der Orgel und der Gitarre ein tongewordenes Gewitter. Besonders mit Kopfhoerern merkt man erst, wie genial damals die Toningenieure vorgegangen sind. Da kommt aus allen Richtungen ein Ton angeschossen, die Gitarre spielt sich immer mehr in Rage, das Schlagzeug gibt den Beat perfekt, so dass das Stueck zum Schluß hin einen Mordsgroove bietet. Das Stueck brannte sich gleich als Erstes ein, ist ein wunderschoener Opener und hat mich damals sogar ein wenig "gegruselt". Genial.

Als krasser Gegensatz gleich im Anschluß dann A Pillow of Winds und Fearless. Diese kommen akustisch und einfach mellow daher und sind eben gerade wegen dieses Gegensatzes relativ Pink Floyd untypisch. Ich hab damals mit meinen rudimentaeren Englischkentnissen versucht, die Texte niederzuschreiben, herausgekommen ist meist Unsinn, aber das Hauptthema von A Pillow Of Winds - die unerwiderte Liebe - hab ich auch so mitbekommen. Mich hat der Song immer an Herbstabende erinnert, die Tage werden kuerzer, die Schule geht wieder los, die Zeit rinnt vorbei, ohne dass man sie greifen kann. Jahre spaeter haben mich speziell diese beiden Songs dazu verleitet, mich mehr mit Open Tunings auf der Gitarre zu beschaeftigen oder bringen mich auch heute noch in Verlockung mir endlich eine Lapsteel zu kaufen. Fearless, mit dem subtilen Fangesaengen im linken Kanal so ziemlich am Anfang baut auf der Stimmung des letzten Songs auf, es baut auch das Gemuet wieder ein wenig auf - mit kraftvollen Akustischen "Riffs" und einen wunderschoenen Text. "Fearless" eben - blicke deinen Aengsten in's Gesicht.

Das naechste Stueck - St. Tropez schließt einen in die Arme wie ein alter Freund den man lange nicht mehr gesehen hat. Ist auch die perfekte Musik dafuer - ein wenig loungig, locker beschwingt, selbst als kleiner Rotzbengel hab ich mir clichémaeßig ein Glas Wein in die Hand gewuenscht um einfach leger mit dem besten Kumpel zu schwatzen. Es bildet gleichzeitig auch eine gute Vorbereitung auf das, was bald kommen mag auf dem Album - nach Seamus. Mit seinem Hundegeheule was mich anfangs ziemlich irritierte, bis ich spaeter ein wenig "gefestigter" in musikalischen Sachen war und ich bemerkte, dass die Herren da eine geniale Persiflage auf den typischen Standardblues geschaffen haben. Respekt zollend, aber trotzdem mit dem "Gejaule" ein wenig auf die Schippe nehmend.

Zum Schluß das wohl staerkste Stueck auf der Platte, bzw. das worauf das ganze Album aufbaut. Echoes. Alleine dieses Monster an Stueck macht das Album zu einem Klassiker. Zu Anfang das Klavier, welches wie man munkelt "unter Wasser" aufgenommen wurde um diesen typischen U-Boot Klang zu erreichen. Der sich langsam aufbauende Groove der dann folgt ist mit das tighteste was ich bislang an Schlagzeug/Bass Grooves gehoert hab. Alleine die Stelle hab ich gefuehlte hunderte von Stunden immer wieder zurueck gespult und angehoert und mit dem Koerper gewippt und Gilmoures fantastisches Solo auf der Luftgitarre nachgespielt, sah sicher lustig aus.
Was danach folgt ist wohl ein sehr sehr wichtiger Teil fuer meine heutige musikalische Praegung und dem was ich mit meiner Musik auch erreichen will. Der Groove muendet in ein abstraktes Gewirr aus seltsamen Geisterstimmen (zumindest hielt ich das damals fuer so etwas). Alles wird ruhiger, ein seltsam vertraut wirkender Klang des Windes ertoent und scheint einen in seinen Kopfhoerern foermlich in eine fremde Welt zu zerren. Diese "Soundscapes" wie ich sie damals zum Ersten Mal gehoert hab haben mich wie gesagt sehr gepraegt, auch wenn die Herren Floyd damit eher einen Moewenflug ueber den Ozean versinnbildlichen wollten wie ich spaeter herrausfand, hielt ich es damals fuer "Stimmen aus dem Jenseits", oder eine postapokalyptische Landschaft. Das hat mich nicht nur gegruselt sondern ungemein beruehrt, ich weiß bis heute nicht warum. War das eine Offenbarung als ich das zum ersten Mal in "3d Klang" auf den Kopfhoerern hoeren konnte!
Nach einer Weile setzt der seltsam vertraute Klang der Orgel wieder ein, Gilmore steuert die Harmonien mit seiner Gitarre dazu, die Ridebecken erklingen. Das folgende Stueck des Titels ist ein Vorzeigemodell wie man Spannung aufbaut und wie sie heute noch viele Bands auf so einen Modell aufbauen. Dynamik pur, alles wird lauter und steuert foermlich auf den Klimax zu. Auch hier wieder wunderschoenes Gitarrenspiel von Gilmore.
Und ganz zum Schluß wird noch einmal das Hauptthema aufgegriffen und Waters sing von seinem Albatros. Durch und durch gelungen, 23 Minuten pure Ekstase!



Als Fazit kann ich nur noch einmal sagen, dass mich heute als Musiker vor allem besagte Klangflaechen beindrucken, noch dazu dass in besagtem Lied alles mit Instrumenten gemacht wurde, das sind keine Samples, sondern die Toningenieure/Band haben mit musikalischen Mitteln eine Landschaft erschaffen, wie ich sie heute selbst auch erreichen will. Ebenso hat mich die Platte gelehrt, wie man mit der Liederreihenfolge eine perfekte Dramaturgie erschaffen kann. Alles in Allem daher mein Lieblingsalbum der Floyds, die meiner Meinung nach hier auf dem Hoehepunkt ihrer Kreativitaet waren. Den Hype um Dark Side of the Moon hab ich nie verstanden, mal so am Rande. Platten wie Animals, Whish You Were Here und eben besagte Meddle fand ich viel besser.
Aber das ist nur meine Meinung, und #20 auf meiner Liste.
 
Eigenschaft
 
Tolle Idee, Frank!

Und gute Wahl für das erste Album, bin sehr gespannt, was da noch so kommen mag.
Den Thread habe ich jedenfalls abonniert.
 
Das nächste Album nach spätestens 2 Tagen? :gruebel:
Fand' ich eigentlich eine gute Idee und hab' den Thread auch abonniert :redface:
 
Jap ich weiß - ich hab ein bischen umstrukturiert und werde mehrere Alben gleich in einen Post setzen - sonst dauert es einfach zu lange. :redface: Also nicht denken ich kuemmer mich nicht mehr um den Thread. ;)
 
Sehr ausführlich, nachvollziehbar und durchaus spannend - denn Pink Floyd zählten, da ich musikalisch über meine älteren Brüder genährt wurde, zu meinen frühen Begegnungen mit Musik.

Sehr stark und aufrührend fand ich damals Ummagumma - ein wahres Wunderwerk, ein Füllhorn an Einfällen und Ideen. Spätere Werke der Pink Floyd mögen meisterlicher sein, besser ausgeführt und meinethalben anspruchsvoller - aber originärer und origineller meines Erachtens nicht. Meddle steht durchaus noch in dieser Tradition, schafft aber schon - insbesondere wegen der großartigen Nummer Meddle - die Brücke zu späteren Werken, bleibt aber selbst eigenständig und in gewisser Weise unerreicht.

Was bleibt mir noch?
Zum einen diese zwei links anzufügen aus der für meinen Geschmack großartigen filmischen Dokumentation (?) "Live in Pompeii":
http://www.youtube.com/watch?v=Oc4qi03QgOg&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=5sein6WnbY0&feature=related

Und zum zweiten auf dieses hinzuweisen, nämlich meinem Lieblingsstück von Pink Floyd, weil zerrissener, großartiger, bombastischer, zerstörerischer und konstruktiver, ja konstruktivistischer geht´s einfach nicht mehr:
http://www.youtube.com/watch?v=N89gb2KcdSc
Dies ist natürlich nur ein Teil von atom heart mother des gleichnamigen Albums - der mein Favorit gewesen wäre - aber vielleicht mache ich es ja auch noch ...?

Jedenfalls: großartige Idee - und klasse Umsetzung, Frank!

x-Riff
 

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