Fragen zur Geschichte der Gitarrenlacke

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PrinceSanji
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hallo!
ich hätte mal einige fragen:

wie haben sich die lacke der e-gitarren über die zeit geändert? wann nahm man welchen lack und wie dick waren diese etwa? und seit wann hat man den lack genau so, wie er heute bei so ziemlich allen modellen üblich ist?
d.h. man hat heute ja oft einen relativ dicken PU-Lack, nicht? aber seit wann ist das so?:gruebel:


hoffe, dass mir da jemand helfen kann!:great:
 
Eigenschaft
 
Puh, darüber weiß ich nicht viel.
Eigentlich nur das früher meistens Nitrolacke verwendet wurden.
Aber das Internet wird bestimmt was dazu ausspucken :great:
 
google oder wikipedia rockt....
 
Kurzer Umriss, auch wenns die anderen nicht mögen:

Nitrolack - hochentzündlich, gemein zur Umwelt und zur Gesundheit, teuer, gibt aber insbesondere Vintageinstrumenten dieses Aged-Mojo und steht im Verdacht, besser zu klingen resp. dem Gitarrenkorpus das Schwingen besser zu ermöglichen - wobei ein schwingender Gitarrenkorpus eigentlich eher nicht sonderlich tonfördernd ist. Einige glauben den Unterschied zu PU zu hören. Das sei mal dahingestellt.
Ansonsten geschichtlich bis in die 50er hinein in der Auto- und Möbelindustrie verwendet. Ich denke mal, dass die mechanischen und Witterungs-Eigenschaften sowie die Verarbeitungszeit der Hauptgrund waren, weshalb man dem PU-Lack letztendlich den Vorzug gegeben hat. Der ist schon etwas unkomplizierters zu Handhaben und ermöglicht dadurch höhere Margen.

Poly-Urethan: weniger entzündlich, dennoch auch nicht sonderlich nett zur Umwelt und zu dir als Anwender. Durch die massenhafte Verwendung aber vergleichsweise günstig gegenüber Nitro. Außerdem sehr hart, ungleich belastbarer und bei vollständiger Aushärtung und anschließender Politur irgendwie makelloser/vollendeter, aufgrund des geringeren Fließvermögens.
Eine Gitarre, die aussieht wie mit Zuckerguß überzogen ist höchstwahrscheinlich mit PU-Lack behandelt, das Aussehen verdankt sie aber eher einem etwas nachlässigen Finishing-Vorgang. So sah zB meine RAN aus.
Meine Carvin hat eine hauchdünne PU-Lackierung, die bei der Flamed-Maple Decke die Struktur des Ahorns durchkommen lässt - das sog. Fischgrätenmuster.

Jetzt aber mal zu dir. Warum willst du das alles wissen? Du sitzt doch hoffentlich nicht etwa dem Schmuh auf, dass eine Gitte nur dann klingt, wenn sie mit Nitrolack behandelt wurde???
 
nene, das ist wirklicher unsinn! ich glaub ehrlich gesagt an kaum einen dieser tollen mythen... messing- vs. stahl-reiter etc.pp. ...

danke aber für die sehr ausführliche antwort!
ging mir vorallem darum, was man so früher getan hatte und warum, und ob man unbedingt nitro braucht für den vintage-look mit der zeit, oder ob sehr dünner pu auch geht usw. ...
(falls ich demnächst wieder eine gitarre lackiere, dann so, dass sie auch ein bisschen altert... ich habe so das gefühl, dass man meiner tele thinline ihr alter irgendwann nicht unbedingt ansehen wird, da sie ein richtiges hi-gloss finish hat... (gefühlte 3mm lack, besonders der hals!))
 
Die Thinline ist ne Korea-Semi aus Erle, richtig? Erle ist generell etwas grobporiger und weicher als etwa Ahorn. Dicker Lack wird häufig auch gern dazu verwendet, Stellen zu verkleistern, an denen der Porenfüller nicht volkommen glatt angesetzt hat. Ist bei solchen Massenprodukten üblich und eigentlich kein Problem. Ob der Lack sehr dick ist zeigt sich, sobald du mal ein paar Beulen reingehauen hast. Die Stelle verfärbt sich dann ins weißliche, wird also blind.

Das echte Aging erreichst du eigentlich nur mit Nitrolack und sehr viel Spielen. Also diese feine Riss-Struktur, die eine transparente LP Standard ein wenig wie Creme Brulée aussehen lässt. Lecker, Hunger, habe noch nicht gefrühstückt :D

Einziges Problem, wenn du nicht grad eine "vorgeagete" kaufst, die in der Regel unmenschlich teuer ist (oder eben an eine wirklich alte gebrauchte kommst, die dann aber wahrscheinlich getreu dem Guter-Wein-Prinzip auch nicht billiger sein wird) dauert es schon einige Jährchen, bis es soweit ist.

Der PU-Lack altert natürlich nicht so schön, weil er schlicht und einfach nicht dafür vorgesehen ist. Allerdings benutzt auch ESP PU-Lack, und die haben bisweilen auch künstlich gealterte Instrumente im Programm. Von Rissbildung ist da zwar auch abzusehen, aber zumindest wenn es um einen Used-Look geht kann dir da weitergeholfen werden.
 
'72 Fender Telecaster Thinline: MIM (07), semi-hollow Esche-Korpus, 1-piece Ahorn-Hals mit Skunkstripe

zu den rissen:
ein heißliftfön (in maßen!!) dürfte das erledigen! (hab ich beim entlacken meiner tele gemerkt...)

edit:
also nicht denken, dass ich eine fender telecaster entlackt habe (würd ich mich für so viel geld nicht trauen!)
es war eine squier affinity tele, ehemals metallic blue, jetzt rot(rand)->gelb(mitte) burst (sehr schön geworden, außerordentlich gute holzarbeit von squier! ... man sieht die verbundstellen der einzelnen schichten nur bei einer oder zwei stellen marginal! mensch, da hab ich glück gehabt)
 

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