Frage zur Spieltechnik / Fingersatz Halbtontasten

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Liebe Akkordeonfreunde,

ich habe vor mehr als 40 Jahren zwei Jahre lang Akkordeonunterricht genommen und spiele seitdem regelmäßig und gerne, bin kein Profi, denke aber, daß ich gar nicht schlecht spiele. Meine Leidenschaften sind alpenländische Folklore, volkstümliches und natürlich Avsenik. Ein echter Profi (Musiklehrer und Berufsmusiker) wies mich jetzt darauf hin, daß ich fälschlicherweise gerne oder meist mit dem Daumen die Halbtontasten spiele. Das tut man nicht, ich soll meinen Fingersatz entsprechend umstellen. Keinem seiner Akkordeonschüler hätte er jemals was anderes beigebracht!. Ich habe also meinen Fingersatz umgestellt, war gar nicht so einfach. Aber es passiert mir hin und wieder, daß der Daumen die Halbtontasten spielt. Liegt es an mir, oder einfach an bestimmten Musikstücken, wo es einfach nicht anders geht?

Weil mir das Kopfzerbrechen macht, wäre ich für jede Antwort bzw. jeden Ratschlag von guten Akkordeonspielrn unendlich dankbar.


Liebe Grüße
Hubert
 
Eigenschaft
 
Fingersatz ist das, was man draus macht ... :D

Ja, mir wurde auch beigebracht, den Daumen auf den schwarzen Tasten zu vermeiden. Aber:
1. lässt es sich manchmal nicht vermeiden, um einen insgesamt sinnvollen Fingersatz zu finden, auch mal mit dem Daumen schwarz zu greifen.
2. Regeln sind dazu da, dass man sie bricht
3. würde ich nie mehr einen Fingersatz, den ich schon kann, ändern (außer es bestehen zwingende Gründe). Das habe ich einmal versucht (nur weil mein Lehrer meinte, anders sei es besser), daraufhin konnte ich den Lauf überhaupt nicht mehr - weder im alten, noch im neuen Fingersatz. Erst nach mühseligem langsamem Üben brachte ich ihn mir wieder drauf - im alten Fingersatz.

-> wenn Du neue Stücke lernst, würde ich an Deiner Stelle versuchen, Daumen auf schwarzen Tasten zu vermeiden. Denn wenn Du mit dem Daumen auf die schwarzen Tasten gehst, verdrehst Du entweder die ganze Hand, was unergonomisch ist, oder Du rutschst insgesamt auf der Tastatur sehr weit nach innen und musst dann mit den Fingern über die nicht verwendeten schwarzen Tasten quasi drüberhüpfen (falls Du es noch nicht bemerkt hast: der Daumen ist deutlich kürzer als die anderen Finger :gruebel:).

Übrigens bist Du in guter Gesellschaft: ein (nicht nur in Forumskreisen) nicht unbekannter Akkordeonist erzählte im letzten Jahr, dass nach seinem letzten Konzert eine Akkordeonlehrerin zu ihm gekommen sei und ihn gescholten habe: sie sei mit einem ihrer Schüler ins Konzert gekommen und hätte diesen am liebsten wieder weggeschickt - so einen furchtbaren Fingersatz würde er spielen ...
 
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Jaja die Regel gibts, ist in gewissem didaktischen Sinne auch richtig

ABER soll er doch mal voll- oder weitgriffiges spielen in H-DUR oder Db-Dur da sieht er dann was sein Daumen machen muss ;)
 
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Hallo zusammen!

Die Regel stammt (historisch/Nachkriegszeit) von den Pianisten und hat erst mal nur was mit Klaviertasten zu tun.
Selbst "echte" klassische Pianisten setzen den Daumen auf den Halbtontasten ein, wenn es sein muss (- aber nur dann).

Am Pianoakkordeon gibt es m.E. 2 unterschiedliche Herangehensweisen an die Fingersätze:
1. Skalenbasierter Ansatz (Tonleitern)
2. Akkordbasierter Ansatz (Akkorde)

Ich bin eher der "Akkord-Typ" und setze den Daumen wohin ich will.
Ich kenne auch einige "Skalen-Typen" - die sind den klassischen Pianisten technisch näher als ich.

Was schlußendlich besser ist kann ich nicht sagen...

VLG
Accord
 
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Hallo zusammen

Nach dem Lesen der verschiedenen Beiträgen ist mir schwindlig geworden.

Was bin ich froh, das geniale Knopfsystem gelernt zu haben (leider noch ohne Daumen).
Aber bei 90% der von mir gespielten Stücke genügen 4 Finger auch bei schwierigen Läufen.

Also Neueinsteiger überlegt euch gut, welches System ihr kauft und lernt.

Herzliche Grüsse vom Frager, in dessen Land das Knopfsystem dominiert.
 
Guten Abend,

ich würde das ganze nicht so dogmatisch sehen. Ich hatte als Kind Akkordeonunterricht, bei dem sich um den Fingersatz der Lehrer nicht wirklich scherte; er griff nur ein, wenn ich mich irgendwo hoffnungslos verrannt hatte.

Unter anderem deswegen und weil ich ein sturer und äußerst eigensinniger Quertreiber bin, haben sich bei mir sehr eigenwillige Grifftechniken etabliert. Der Daumen auf den Halbtontasten ist da nur eine davon.

In meinem jetzt zweiten Akkordeonleben versuche ich daran zu arbeiten, da ich gerade bei dem Daumen feststellen konnte, dass sich insgesamt bei Befolgen der Regel "flüssigere" Fingersätze ergeben. Das klappt für mich weit weniger intuitiv als ich es mir wünsche. Ich habe aber definitiv auch festgestellt, dass manchmal der Daumen auf den Halbtontasten einfach ergonomischer ist.

Ja der Daumen ist kürzer, der kleine Finger aber auch. Gibt's auch eine Regel, die den fünften Finger auf die weißen Tasten bannt?

Also mein persönliches Fazit: die Regel scheint ihre Berechtigung zu haben, aber formuliert als: "Daumen darf nicht auf die Halbtontasten, sonst zählt das nicht!" ist das etwas zu kurz gegriffen (und das jetzt sogar wörtlich:)) Nützlicher ist da wohl "Fingersätze, bei denen der Daumen Halbtontasten spielt sollten soweit sinnvoll vermieden werden...". Das darf jetzt gerne beliebig weiter differenziert werden, ich wollte nur eine Richtung darstellen. Also ich verstehe, was ich meine:cool:

Eines darf man meiner Meinung nach nicht vergessen: es geht darum, bei einer möglichst lockeren Handhaltung zum richtigen Zeitpunkt die richtige Taste für die richtige Dauer zu drücken. Mit welchem Finger das geschieht ist der Klappe, den Ventilen und Stimmzungen, der Luftsäule und dem entstehenden Ton vollkommen wurscht. Der Klang sitzt ja nicht im Instrument, schaut raus und sieht: "Hey der hält ja sein Handgelenk ganz doll abgewinkelt, neee da komm ich jetzt mal nicht raus...." Wenn also jemand gut damit zurechtkommt, die Tasten oder Knöpfe mit Daumen, Zeigefinger, Handgelenk, dem Kinn oder der Nase zu drücken, dann bitte. Die Wahrscheinlichkeit, dass es mit einer entspannten, runden Handhaltung unter anderem weitgehend ohne Daumen auf den Halbtontasten besser klappt ist aber meines Erachtens höher.

@luchsdh: du hast deine Fingersätze überarbeitet: Wie erfolgreich bist du damit und wie leicht/schwer ist dir dies gefallen? Würde mich interessieren. Vielleicht findest du ja Gelegenheit deine Erfahrungen zu beschreiben.
 
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Hallo luchsdh,

sieh die Sache mit dem Daumen nicht so eng.

Gelehrt anfangs wird grundsätzlich, dass der Daumen nicht auf die schwarzen Tasten gehört. Aber wie meine Kollegen oben schon beschrieben haben - Für jede Regel gibt es Ausnahmen.

Mit der Zeit kommen aber immer wieder Situationen vor, wo es einfach extrem unpraktisch ist, oder einfach nicht anders geht, als dass man den Daumen auf schwarze Tasten setzt. Das hängt aber immer vom konkreten Fall ab. Wenn man mit dem Daumen auch die schwarzen Tasten benutzt kommt man leicht in Situationen, wo man dann nicht mehr flüssig weiterkommt. Deswegen wird eben in allen Lehrwerken beschrieben, dass der Daumen nicht auf die schwarzen Tasten gehört, weil man eben all die Sondersituationen dort nicht zusammenfassen und beschreiben kann.

....Beide meiner Lehrer, die ich grad habe, neigen hier zum Pragmatismus und sagen: Klar, Daumen gehört auf die weißen Tasten, aber wenns für den Fall praktisch oder einfacher geht - warum nicht!
... Genau so seh ich das auch: Alles was dazu dient, mir das Spielen einfacher zu gestalten, wird zugelassen!;)

Gruß, maxito
 
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wie ich erst kürzlich gelernt habe, ist es doch so, dass die weissen Tasten für die Hochzeiten sind und die Schwarzen für die Beerdigungen ;-))) so,Spass beiseite.

Ich habe bisher mitunter auch fürchterliche Fingersätze gehabt und kam damit aber meist auch gut klar, jedoch habe ich gemerkt, dass es an einigen Stellen deshalb genau klemmte. Ich habe mich also hingesetzt und die Sachen neu ausgeknobelt- mit meinem Wissen von heute. Gut die Umlernzeit ist etwas brisant, da hat lil völlig recht. Die Finger haben ihr eigenes Fingergedächtnis für die Läufe und das muss umprogrammiert werden, ich bin aber der Meinung, dass sich das auf jeden Fall lohnt. Bei mir waren das z.B. die berühmten Stellen im Ole Guappa, die ich jetzt endlich so hinbekomme wie ich mir das vorstelle. Das habe ich jetzt drin und ich kann mich nicht entsinnen, das jemals anders gespielt zu haben, eine Gehirnwäsche für die Finger also.

Dass der Daumen nicht auf die schwarzen Tasten soll, wusste ich bis vor 2 Jahren auch noch nicht. Bei 'vollen Händen' geht es gar nicht zu vermeiden-warum auch- es ist ja in dem Fall alles eher langsam, mitunter muss der arme Daumen sogar 2 schwarze auf einmal drücken, beim Tastenflitzen ist es leichter, wenn man's vermeidet - siehe Beitrag #4

Grüße
morigol
 
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Wenn's klingt ist's richtig.

guck



Der Daumen ist auch auf Knopf nicht unumstritten.
 
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jaja, dein zitronenbäumchen.... lol ....please kids don't do this at home.....

in der medizin heisst das: 'wer heilt hat recht'
 
Hallo, da bin ich wieder,
habt besten Dank für die vielen Antworten. Bin beruhigt, daß Ihr das mit dem Daumen auf schwarze Tasten nicht so dramatisch seht. Ich denke, daß der Fingersatz beim Akkordeonsielen letztlich auch eine ganz individuelle Angelegenheit ist. Dennoch bin ich heute dankbar für die kritische Bemerkung meines Freundes (siehe meinen ersten Beitrag). Der hatte in gewisser Weise schon auch recht.
Speziell zu Schabernakk`s Frage:
Ja, ich habe mich mit Erfolg bemüht, meinen Fingersatz zu korrigieren. Daran arbeite ich jetzt seit ungefähr einem halben Jahr. Also zunächst hatte ich beim Einstudieren aller neuen Stücke das mit dem Daumen auf die Halbtontasten tunlichst vermieden. Und ich stellte bald fest, daß die Finger auf der gesamten Tastatur wesentlich flüssiger liefen. Mit den alten und zigmal gespielten Stücken befaßte ich mich in der Zeit überhaupt nicht. Das heißt, ich wollte bei diesen sozusagen in das Blut übergegangenen Stücke zunächst den Fingersatz nicht gewaltsam von Knall auf Fall umstellen. Heute muß ich zu meiner Freude feststellen, daß ich beim Spielen dieser alten Stücke wie von selbst den idealen Fingersatz anwende, also mit wenig Daumen auf den schwarzen Tasten. Zu meiner Anfrage hat mich nur die Tatsache bewogen, daß es eben doch Stücke bzw. Passagen gibt, wo ich doch mal eine schwarze Taste mit dem Daumen spielen muß, weil es nicht anders geht. Aber das ist, wenn ich Euch richtig verstanden habe, ja ganz normal.
Hubert
 
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Hallo luchsdh,

danke für die Rückmeldung. Es ist schön zu lesen, dass du für deine Arbeit am Spiel mit einem flüssigeren Gelingen belohnt wurdest. Noch schöner finde ich, dass sich scheinbar deine Arbeit sogar indirekt auf die "motorisch gespeicherten" Fleisch und Blut-Stücke positiv auswirkt.

Das sollte jeden ermutigen: auch ein alter Hund kann einen neuen Trick lernen!
 

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