Frage zur Resonanzüberhöhung und Output

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Ich beschäftige mich seit kurzem mit dem Aufbau von Pickups, bzw. der Tonbildung bei E-Gitarren allgemein.

Folgende Fragestellung wirft sich bei mir auf:
Die PUs der Fender Mexikostrats haben, verglichen mit den US-Modellen, eine leicht nach links verschobene Resonanzkurve und
eine etwas höhere Induktivität, wodurch der Peak der Resonanzüberhöhung etwas größer ist - die Mexis haben also weniger Höhen,
klingen mittiger und haben mehr Output.
Wenn ich alles richtig verstanden habe, dann kommt die Verschiebung nach links durch die stärkere Wicklung zustande und
die höhere Induktivität durch das stärkere Magnetfeld der Balkenmagneten.
Korrigiert mich, wenn ich falsch liege.
Wie könnte man theoretisch einen Mexi PU in die Nähe seines US Gegenstücks bringen?
Einfach etwas abwickeln? Hätte man dann einen "lauteren" PU mit nach rechts verschobener Resonanzkurve, der einem American Single Coil nahe kommt?
 
Eigenschaft
 
Den Vorsatz find ich super, denn nur wenn man sich mit der Kernmaterie außeinandersetzt, dann begreift man iwann auch das Große und Ganze. Betreib das aber nicht bis zum Exzess, sonst verlierst du am Ende noch das Feeling! ;) Es ist nämlich nicht alles nur eine komplexes, physikalisches System und eine Gleichung mit n Unbekannten. Schlußendlich entscheiden die Finger über Blei und Gold :rolleyes: Man kann auch eine Mex-Strat geil erklingen lassen. Aber lassen wir das...

Ja, man kann pauschalisiert mal in den Raum werfen, dass eine höhere Wicklungszahl mehr Output liefert, allerdings die Presence, sprich die Höhen darunter leiden. Das ist erstmal die Gratwanderung eines PU-Bauers. Nun gibt es aber weitere Faktoren, die Übertragungscharakteristik eines PU's zu beeinflussen, nämlich über die weitere Komponenten. Das fängt bei der Wahl des Magneten an, AlNiCo1 - x, Keramik, etc. und hört bei der Wahl auf, mit Balkenmagneten Metallzylinder zu magnetisieren oder Magnete direkt als PolePieces im Pickup (hier SC's) zu verbauen. Alles in allem ergibt sich eben dann ein System zwischen Wirkungsweise und Wirtschaftlichkeit für den Hersteller. Balkenmagente neben Metallkernen zu platzieren ist nunmal einiges billiger, als Magnete in Zylinderform herzustellen. Allerdings sind diese magnetisierten Metallzylinder bzw. das Magnetfeld der PU's einer Mex-Strat etwas schwächer in der Nähe der Saiten, als die direkten Magnetzylinder der PU's einer US Strat. Daher braucht die Mexstrat auch die höhere Wicklungszahl, um ihre Schwächen zu kompensieren, mit dem Nachteil, dass sie beim Klang Einbußen zu verzeichnen hat.

Eine verzwickte Geschichte also, wenn auch recht simpel. Jein, man könnte die beiden annähern, indem du die Balkenmagnete entfernst, die Wiclungszahl verringerst und Magnetzylinder einsetzt. Machbar, aber wer macht das? :ugly:
 
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Danke für die Erklärung.
Ich habe angefangen, mich für die "Geheimnisse" der PUs zu interessieren, nachdem ich gemerkt habe, dass in meiner Fender Mustang die gleichen PUs verbaut sind, die auch in einigen Strats Verwendung finden - und das obwohl die beiden Gitarren einen sehr unterschiedlichen Klang haben.
Die Strat klingt halt süßlich, drahtig, teilweise gläsern (man kennt das ja), die Mustang hat hingegen einen "dosigen" und trockenen Charakter, wohl eher durch die Bridge als durch die PUs.
Die Guitar Letters von unserem Onkel habe ich ausführlich studiert und mittlerweile größtenteils auch verstanden.

Ich hatte mal eine koreanische Squier aus den 80er Jahren, deren PUs auch mit Balkenmagneten ausgerüstet waren, aber diese Strat klang dermaßen authentisch, das man es kaum fassen konnte. Ich würde sagen, der Klang einer 1962er wurde genau getroffen.
Wenn man Purist ist, muss man sagen, dass die Koreaner damals den typischen Ton besser getroffen haben, als die Mexikaner heute.
Das soll nicht heißen dass die Mexen PUs nicht technisch besser (gewachst usw.) wären.
Allerdings, kenne ich ich mich durch die Musikproduktion einigermaßen mit Notchfiltern aus - daher weiß ich, dass ich einen Filter über ein Signal ziehen kann und es trotzdem noch seine Charakteristik behält, wenn auch anders betont.
Wenn ich ein und dieselbe Strat aufnehme und dann an verschiedenen Stellen Filter ansetze (also wie unterschiedliche PUs den Klang filtern würden), wird man natürlich einen Unterschied hören, dennoch bleibt die grundlegende Klangfarbe der Strat erhalten. bzw. ich werde sie höchstwahrscheinlich noch als Strat erkennen, auch wenn ich z.B. bei 1khz die Resonanzfrequenz überhöhe.
Andererseits kann ich nicht per Notchfilter eine Mexi wie eine US klingen lassen, wenn im Frequenzbereich der US PUs bei der Mexi nichts an Signal reinkommt, das ich erhöhen könnte.
 
Na, wenn du schon so extrem tief eintauchst, dann darfst du dir die Publikation von Manfred Zollner natürlich nicht entgehen lassen! 1200Seiten geballte Power über alles, was die E Gitarre zu dem macht, was sie ist. :D Ein Must-Have!

Musst dich durchklicken bis zur PDF. Einzelne Kapitel oder eben das gesamte Werk runterladen, wobei ich dir letzteres empfehle:
M. Zollner - Die Physik der Elektrogitarre
 
Ganz ehrlich, die ganze "Detailarbeit" kannst dir sparen - es gibt eine Vielzahl von Parametern, die in keiner Abhandlung überhaupt erwähnung finden - die Geometrie, die Materialreinheit, Verluste in diversen Materialien, magnetischer Widerstand, Felduniformität usw. und so fort - das ganze vollständig rechnerisch zu beschreiben ist kaum möglich! Und auch wenn es mit irgendeinem Großrechner umgesetzt werden würde, könnte es über den Sound immer noch absolut nichts aussagen, außer die grobe Richtung zu beschreiben. Dazu kommt noch, je nach Klampfe in welcher der Pickup verbaut wird, kommt sehr unterschiedliches Zeug beim Pickup an (siehe Beispiel Jaguar vs. Strat oben).

DerOnkel durfte sogar mal selber staunen, als er erleben durfte, dass ein Wechsel des Magneten (aus einem Gibson 498T, in einen Epi-Pickup) auch den Sound und den Output verändert hat - ich warte noch bis heute auf die versprochene Analyse zum besagten Fall... ;)
 
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Das PDF kenne ich schon, habe es versucht durchzuarbeiten, aber vieles nicht verstanden. Physik war nie so meine Stärke. ;)

Gerade heute Nachmittag habe ich ein Set Tex Mex PUs in meine neue Mexiko Strat eingebaut. Das war schon ein richtiges Aha-Erlebnis:
Es kommt mir jetzt so vor, als hätte jemand die Wolldecke vom Amp genommen, da der Sound um einiges brillianter ist.
Klar, wenn man sich die unterschiedliche Resonanzüberhöhung der Tex Mex und der Standard PUs ansieht, ist das keine Überraschung und kein
Hexenwerk.
Die oben erwähnten 490er Humbucker von Gibson sind vom Klangspektrum her ja eher schon Single Coils (wenn natürlich auch fetter!).
Genau deshalb denken viele wohl auch die Epiphone PUs wären mumpfig. Die sind ja eher den klassichen PAFs nachempfunden. Der "HOTCH" ist wohl an den 57er angelehnt.
 
Hi Soulagent,

also Deine letzten Ausführungen kann ich so nicht ganz stehen lassen. Der 490R klingt mMn absolut nicht nach einem SC, sondern ganz typisch für einen HB. Am Hals eher ein bisschen mumpfig, gerade bei Zerre. In der SG kommt das nur nicht so deutlich raus wie in einer Paula, wegen der anderen Position und dem anderen Grundsound. Der 490T dagegen ist einem Classic '57 nicht unähnlich. Der Epi HOTCH ist aber doch deutlich heißer und auch meiner Meinung nach ziemlich wenig transparent - jedenfalls meilenweit entfernt von einem Classic '57, der zwar auch eher zu den weniger brillanzbetonten PAFs zählt, aber doch viel artikulierter klingt als der Epi.

"Klassische PAFs", die Du ja ansprichst, klingen meistens (die Specs haben sich ja mit der Zeit etwas geändert, und die Streuung war auch beachtlich) sehr viel brillanter und obenrum offener als alle von Dir genannten HB. Hör Dir mal ein Pärchen Seth Lover oder Antiquities an, oder auch Gibsons Burstbucker. Zu den Resonanzfrequenzen: Der HOTCH wurde ja gemessen mit 1,726 kHz in Reihenschaltung - der Seth Lover Bridge hat seine Resonanz bei 5,9 kHz. Der Vergleich entspricht auch ziemlich meinem Höreindruck.

Ich weiß, dass PAFs immer gerne mit weich und warm assoziiert werden, aber das liegt mMn eher daran, dass man sie zum einen aus Gitarren kennt, die von sich aus einiges an Wärme und Tiefe im Klang mitbringen, und sie zum anderen auf den klassischen Aufnahmen meist über sehr mittig klingende Amps gespielt wurden. Auch hat man damals Nickelsaiten gespielt und die Tonregler der Gitarre auch gerne mal weit zurück geregelt.

Wenn Du grundsätzlich also eher auf brillantere, transparente Sounds stehst und bisher nur die 490er aus Deiner SG kennst, lege ich Dir wärmstens ans Herz, mal ein paar Gibsons mit Burstbuckern zu testen, oder eben besagte Duncans. Bevor ich PUs wie den Pearly Gates und den Dimarzio 36th Anniversary PAF kannte, konnte ich mir nicht vorstellen, dass man mit HB was anderes machen kann außer verzerrt zu spielen (wobei mich damals auch nicht viel mehr interessierte...). Für Dich als 60s-Fan sollte es da noch einiges zu entdecken geben.

Gruß, bagotrix
 
Danke für die Informationen. Der 490er (Bridge) hat seine Betonung aber bei ca. 3 khz und ist somit höhenbetonter als z.B. ein P90 oder der Fender Mexican Strat Single Coil. Klar, er klingt nicht wie ein SC, so war das nicht gemeint.
Mir gefällt er ziemlich gut. Nach diesem Sound habe ich bei verschiedenen Epis gesucht, aber habe ihn nicht gefunden, bis ich zur Gibson SG kam.
Ich bin auch eher der "Single Coil Typ" - wenn man das so sagen kann.
 

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