Frage zu analogem Recording

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Noal
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Hallo Musiker-Board,

unter vollem Eifer hab ich grad diese Forenecke nach irgendwelchen FAQs oder Beiträgen zum Thema "analoge Aufnahme" durchsucht. Leider sind fast alle Threads mit Produktnamen und ich hatte jetz nicht die Energiezu prüfen ob diese Analog sind. Die Suche hat auch nichts passendes gefunden.

Denn ich möchte gern versuchen mit meiner Band analoge Aufnahmen zu tätigen.

Grund: Als Fans der alten Heavy Metal-Scheiben aus den 80ern fällt der viel geilere Sound auf.
Er ist nicht so ultraperfekt , er wirkt nicht künstlich und is einfach mal viel besser gewesen, im Gegensatz zu fast allen neuen Scheiben im Bereich Metal, die alle nur gleich druckvoll und überproduziert klingen.

Nachdem wir einen Song herkömmlich Digital aufgenommen haben, waren wir recht unzufrieden, obwohl der Mischer sein Handwerk wirklich verstanden hat. Deshalb haben wir angefangen uns über analoges Recording ein wenig Schlau zu machen, doch darüber findet man fast nix, ebenso wenig wie zu den Geräten an sich.

Jedoch habe ich nach einiger Zeit Aussagen entdeckt, dass eben solche analogen Geräte dafür verantwortlich waren, und dass das ganze so gut wie ausgestorben ist. :/

Eine Hoffnung liegt deshalb in diesem Board:

- Gibt es hier vllt schon so einen Thread? :p
- Habt ihr schon mit einem analogen Gerät gearbeitet? Welche Erfahrungen?
- Kann man solche Geräte überhaupt noch ranbekommen ohne eine riesen Summe an Sammlerwert draufzulegen?
- Gibt es gute Alternativen zu den alten Fox und Co.-Tonbandgeräten die so unfassbar teuer sind?
- Habt ihr Tips wie man so einen Sound mit digitalem Recording annähernd immitieren könnte?

und abschließend; Warum ist das nich mehr verbreitet? Bin ich der Einzige der die alten Scheiben so viel geiler im Sound findet?

Ich freue mich auf Eure Antworten

MfG Noal
 
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Ich sage nur Bruder im Geiste:great:. Ich produziere seit über 20 jahren überwiegend analog Musik! Natürlich habe ich auch eine DAW am Start, aber das Signal vom Mikrofon zur HD durchläuft diverse Röhrenschaltungen und Übertrager, sodass es am Ende trotzdem wieder nach Tape klingt. Eine amtliche, fett klingende Analogkonsole/Bandmaschine ist auch 2012 bei mir ein MUSS! Leider ist die analoge "Philosophie" von der Industrie so schändlich ausgeschlachtet worden, dass viele, besonders jüngere Studiobesitzer/Musiker, im Dunkeln tappen. 1993 habe ich z.B. einen Moog (Prodigy) für 160DM gebraucht geschossen. Heute bekommst du das Teil selten unter 8-900€. Alle 2 Monate kommt irgendein neuer Vorverstärker oder Kompressor auf den "Markt" , der mindestens 2000€ mehr als das letzte "Referenz-Modell" kostet und das "analoge Rad" zum 1000x neu erfindet. Das Schaltungsdesign ist zwar fast immer identisch, aber solange der Mythos marketingtechnisch aufrecht gehalten wird, ist jedes Mittel recht. Abgesehen davon ist analoges Arbeiten kein Garant für eine fette Produktion! Dieser Bereich der Musikproduktion setzt ein großes Wissen bzw. Erfahrung voraus, damit die analoge Philosophie überhaupt greift. Wenn ich dich verstehe, wollt ihr alles (möglichst analog) selber machen, richtig? Das dürfte ein harter Ritt werden, aber vielleicht kann ich euch helfen. LG, Michel
 
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Moisen!

In den meisten Punkten stimme ich dir zu!

Entweder man kann eine analoge Konsole heutzutage bedienen oder nicht. Wie man das lernt? In größeren Studios wo es solche noch gibt. Und auch entsprechende Leute die das nötige Wissen haben.
Grundsätzlich gebe ich dir Recht bei deiner Aussage (mit den oldschool Platten), allerdings lernt man mit der Zeit nicht alles soo schwarz und weiß zu sehen. So ist analog für mich ein Stilmittel, digital ebenso und auch die weit verbreiteten emulationen, da sie ein gutes Bindeglied zwischen pur digital- und pur analog-sound darstellen können.
Naja, ich könnte dir hier meine kopmplette Philosophie breittreten aber ich glaube nicht dass du damit viel anfangen kannst.

Was ich allerdings befürchte ist, dass ihr um die 10000€ in Equipment investieren könnt aber letztlich wesentlich besser fahrt, wenn ihr für weniger Geld ein gutes Studio aufsucht, welches neben org. Pultecs, Neves, Studers etc pp. auch gut mit moderner Technik ausgestattet ist. So eine Erfahrung ist nicht nur unbezahlbar für junge Bands sondern mit dem Ergebniss dürftet ihr dann wesentlich zufriedener sein!
 
konnte letztens auch nur knapp einer Tandberg TD20 widerstehen...
(ok, nicht unbedingt Studio-typisch, aber es zeigt die Richtung) :D

ein imho tragbarer Kompromiss wäre ein klassisches inline Pult
per Creamware A16 in das Scope DSP System integriert (16 Kanäle) bzw 2 davon für 32
(gemeint ist die alte, blaue Ausführung)
aufgenommen werden kann mit einem virtuellen Adat (bis 128 Kanäle)
die Aufnahme lässt sich über die Alesis BRC Fernbedienung bildschirmunabhängig steuern (Sync-Plate Erweiterung)

das inline Pult kann den Bildschirm Mixer komplett ersetzen, die Verarbeitung ist latenzfrei
(bis auf Wandlung und 1-5 Samples intern bei bestimmten Plugins)

der 'Sound' weicht deutlich vom typischen DAW plus VST Ergebnis ab, den Wandler könnte man als 'erdig' beschreiben.
gibt das Zeuch aber nur noch gebraucht, da dürften um 1000 Euro für das oben beschriebene anstehen.
(DSP Karte(n) mit Software 300-500, A16 200-300, Syncplate 100, BRC 200 Euro)
dazu das Pult...
Rechner ist egal, P3 1GHZ reicht weil die Verarbeitung komplett auf den DSPs erfolgt

cheers, Tom
 
Meine Erfahrung dazu, je besser die Wandler und je höher die Samplingfrequenz , desto analoger klingt es.

Beispielsweise klingt eine Base Drum mit mittelmäßigen Wandler kraftlos, ohne Wums und ohne Gewicht. Man hat zwar die volle Aussteuerung, aber es schiebt nicht.


Nehme ich nun für das gleiche analoge Signal einen Wandler vom Schlage eines Forssell, eines Lavry Gold oder, um mal in den bezahlbaren Bereich zu gehen, eines Lynx Aurora mit externer Masterclock nimmt, dann steht die Basedrum und hat das gleiche Gewicht wie mit einer sehr guten Bandmaschine.
 
Das stimmt vollkommen - nur der wesentliche Unterschied zwischen analog und digital bleibt bestehen.
Wer jetzt nicht weiß was dieser Unterschied ist, der beste Vergleich ist immer noch, einen Mix komplett digital mit Emulationen und eine weitere Version analog mit den original Geräten zu erstellen. Man stellt schnell fest - Auf dem digitalen Signal liegt dieser Film der das Klangbild künstlich wirken lässt. Auch wenn im Einzelnen die Geräte wirklich gut eingefangen werden.
Deswegen finde ich ist es weder hilfreich sich im Digitalsegment zu verkriechen, noch im Analogbereich. Objektivität ist das wichtigste! Vielen fehlt das leider (siehe diverse Diskussionen: "Wozu analog arbeiten, ich hab alle plugins von Waves und UA" oder "Mac vs. PC - Mac ist vieeel besser!" oder "Ich nutze DAW XY und gehöre deswegen zur Engineeringelite" ... :D) Auch wenn diese Objektivität heißt unangnehmes fest zu stellen. Ein von mir sehr geschätzter Produzent wirft die Behauptung in den Raum, die Massenburg plugins wären besser als die HW Geräte. Ich so "Waaaaas?! Der spinnt doch!" Inzwischen bin ich ziehmlich der gleichen Meinung (wenn auch stark Situationsabhängig + ich nutz die sehr selten).

Die Ohren sind der Faktor, von dem alles abhängt! Dieser Satz kann nicht häufig genug verbreitet werden! Oder mit Bruce Swedien's Worten aus seiner Masterclass: "Pay attention!"

Grüße :)
 
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...Die Ohren sind der Faktor, von dem alles abhängt! Dieser Satz kann nicht häufig genug verbreitet werden! Oder mit Bruce Swedien's Worten aus seiner Masterclass: "Pay attention!"

in dem Sinne habe ich auch meine (zugegeben, etwas unorthodoxe) 'Empfehlung' gemeint.
bezogen auf die Anfordernung aus der Eingangsfrage:

Grund: Als Fans der alten Heavy Metal-Scheiben aus den 80ern fällt der viel geilere Sound auf.
Er ist nicht so ultraperfekt , er wirkt nicht künstlich und is einfach mal viel besser gewesen, im Gegensatz zu fast allen neuen Scheiben im Bereich Metal, die alle nur gleich druckvoll und überproduziert klingen.

es ist zwar ein digitales System, aber speziell diese Wandler und die Plugins auf den Sharcs heben sich deutlich vom gewohnten VST Sound ab
(ich habe beide Versionen auf dem Rechner und finde die Unterschiede keineswegs marginal)
arbeiten kann man mit beiden - je nachdem was das Ergebnis erfordert

cheers, Tom
 
Der Trick ist sicher, das beste aus beiden Welten zu nehmen. So wird in manchen Fällen das analoge Original besser passen als seine Emulation und für einen anderen Song ist es genau umgekehrt.

Der Versuch, mit einer Emulation das gleiche zu erreichen ist eine verengte Vorgehensweise. Ein Plug in wird sich immer anders verhalten als sein analoges Vorbild. Es kann zu besseren oder schlechteren Ergebnissen führen. Jedoch der Versuch, das PlugIn genau so einzustellen wie das analoge Original, ist zum Scheitern verurteilt.

Ich könnte mir vorstellen, dass man mit segr guten Wandlern, gut ausgeählten PlugIns und vielleicht einer analogen Summierung auch für Metal ein klanglich interessanteres Ergebnis erzielen kann als mit dem Einsatz analoger Bandmaschinen.

Massenburg nutzt keine analoge Bandmaschine mehr und kommt damit zu geilen Mischungen. Wenn jedoch jemand eine A800 oder vglb einsetzt, wird das sicher auch nicht schlecht, hervorragende Preamps und ein fettes Analogpult vorausgesetzt. Mit einer halbseitenen Lösung unter 30.000€ würde ich da aber nicht anfangen. Und schnell kommt man dann in den sechsstelligen Bereich.

Dafür gäbe es dann aber auch mindestens adäquate Preamps, Wandler, analoges Outboard und gute PlugIns - das beste aus beiden Welten halt.
 
Ich verstehe das so als würde der TE eine Produktion wollen die nicht wie die heutigen Metalscheiben klingt und es weniger um die detailgetreue Rekonstruktion damaliger Arbeitsweise geht.

Bevor jetzt das noch teurere Equipment aufgezählt wird sollte man schauen ob es wirklich um das Bandrauschen und -Verzerrung geht oder eher um die Klangästhetik und die Art aufzunehmen.
Pappige Drums und Billo-Hall auf der Stimme bekommt man notfalls auch digital mit einfachsten Equipment hin. ;)


Mein Ansatz wäre das Schlagzeug mit eher wenigen Mikrofonen aufzunehmen und mit der Nachbearbeitung sparsam umgehen, bei der Gitarre ein schön mittiges Marshallbrett nehmen und zumindest Rhythmusgruppe gemeinsam und ohne Metronom aufnehmen. Ob dahinter dass der originalgetreue Nachbau eines historischen Studios steht das dank analogoverkill den Stromverbrauch einer Kleinstadt hat oder ein ordentliches Mittelklasseinterface und ein Laptop würde ich als nachrangig betrachten.

Imo liegt das Charakteristische dieser Aufnahmen eher auf der akustischen Seite und der Art wie das abgemischt wurde als darin dass man jetzt unbedingt auf dem Pult summiert.
Alles unter der Vorraussetzung dass es um den Klang geht und nicht um Reenactment von "Aufnehmen wie vor 30 Jahren".


Wie gesagt, ich würde da wirlich eher probieren dem Sound akustisch und spieltechnisch nahe zu kommen, das mit den einfachsten Boardmitteln abmischen (viel mehr als einen EQ und Kompressor hatten die damals als Standardeffekte auch nicht benutzt) und erst dann schauen ob es wirklich das Rauschen und Zerren vom Band ist was fehlt.
 
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