Frage an die Shredder: Vorgehen bei schnellen und schwierigen Passagen

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Hi,

ich verlasse mal mein gewohntes Blues-Koordinatensystem und wende mich an die ausgefuchsten Shredder unter Euch:

ich möchte Stevie Ray Vaughans Rude Mood in Originalgeschwindigkeit spieen können. Stevie spielt die Album-Version ja auf etwa 260 BPM und kloppt dabei fast durchgehend Achtelnoten (faktisch also Sechzehntel auf 130, wenn Du Half Time zählst).

Ich bin eigentlich für einen Nicht-Shredder relativ schnell und kann Songs wie Scuttle Buttin' oder schnelle Blueslicks relativ sauber spielen. Rude Mood bekomme ich auf etwa 112 BPM (Sechzehntel) recht gut und locker hin, aber die letzten 20 BPM fehlen halt. Wenn ich über 120 BPM gehe, wird meine Schlaghand müde, versteift sich immer mehr, und dann klingt es eben nicht mehr gut und macht auch keinen Spaß mehr.

Deswegen meine Frage an die, die wirklich schnell sind: wie arbeitet ihr, wenn ihr schwierige, lange Parts auf die richtige Geschwindigkeit bringen müsst? Es wäre super, wenn ihr mir eine konkrete Anleitung geben könnten, wie ich mit dem Metronom vorgehen soll. Ich schätze mal, dass es wichtig ist, die Parts einzeln deutlich über das amtliche Tempo von 130 zu bringen, um so Rücklagen zu bilden, damit es bei 130 entspannt läuft. Aber wie nutzt ihr z.B. das Metronom, um Barrieren zu durchbrechen? Ich weiss, für Euch ist 130 ein Klacks, für mich eben schwierig...

Ich wäre für jeden fiesen Trick sehr dankbar...;-)
 
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Hallo Rude Mood,

ich selbst bin zwar da noch nicht angelangt wo du bist, aber ein solches Gespräch hatte ich mit meinem Lehrer, der ein eingefleischter Deathmetaler ist (Deny the Urge) und jenseits von gut und böse shredden kann.

Er hat mir das wie folgt erklärt:

Das Plektrum darf keinen großen Abstand zur Saite haben. Wenn man das Plek über die Saite streift, muss es quasi direkt an der anderen Hälfte der Saite nahezu haften.
Das ist etwas, was man gezielt über mehrere Wochen üben und auffrischen sollte.

Schnelle Bewegungen erfolgen nicht aus dem Arm, sondern mehr und völlig unter Entspannung aus dem Handgelenk, der Arm ist nur minimal beteiligt, vor allem bei Alternate-Picking (Da lohnt es sich bspw die Stamina mittels 16tel Noten mit Ziel auf 200bpm der tiefen E-Saite zu trainieren - im Wechselschlag).
Generell legte er mir eins nahe: entspannen, wer sich nicht gänzlich entspannen kann, wird im Tempo Schwierigkeiten bekommen. Und wer verkrampft, dem ist das Tempo noch viel zu schnell und die Physiologie/Anatomie zu untrainiert.
Legatoübungen (HO-PO) helfen auch.

Und er sagte, die Schnelligkeit rührt daraus, dass man sauber im langsamen Tempo alles spielen können muss.
 
Das Plektrum darf keinen großen Abstand zur Saite haben. Wenn man das Plek über die Saite streift, muss es quasi direkt an der anderen Hälfte der Saite nahezu haften.
Das ist etwas, was man gezielt über mehrere Wochen üben und auffrischen sollte.

Schau mal hier rein:



Im Gegensatz zu vielen Behauptungen spielte SRV nicht sooooo hart in den meisten Fällen, aber Rude Mood ist definitiv eine Ausnahme: hier schlägt er brutal auf die Seiten ein, vor allem am Anfang. Hierbei solltest Du auch bedenken, dass SRV Fender Medium Picks gespielt hat, die ja (entgegen des Namens) eher weich sind. Auch soll sein Verschleiß an Picks kriminell gewesen sein. Also kommst Du wahrscheinlich mit den herkömmlichen Shred-Techniken hier nicht weit.

Generell legte er mir eins nahe: entspannen, wer sich nicht gänzlich entspannen kann, wird im Tempo Schwierigkeiten bekommen. Und wer verkrampft, dem ist das Tempo noch viel zu schnell und die Physiologie/Anatomie zu untrainiert.
Legatoübungen (HO-PO) helfen auch.

Und er sagte, die Schnelligkeit rührt daraus, dass man sauber im langsamen Tempo alles spielen können muss.

Ja, das ist wohl zu 100% wahr....SRV ist auf dem Video auch völlig entspannt.
 
Das man es langsam sauber können muss ist erstmal klar.

Ich denke das Hauptproblem wir die Kondition sein. Mir geht es ähnlich, ich kann kurze Passagen recht schnell spielen, aber das Tempo nicht ewig durchhalen, wenn ich nicht gezielt daran arbeite. Das rührt einfach daher, dass ich in einem normalen Solo eben immer nur Passagenweise schnell spiele. Du musst also einfach Kondition aufbauen um das Tempo lange Zeit halten zu können ohne dabei zu vekrampfen, denn wie du ja schon festgestellt hast, geht es nur dann schnell, wenn man locker bleibt.

Was helfen kann ist quasi eine Art "Intervalltraining", du spielst es langsam und achtest auf die Sauberkeit und doppelst dann das Tempo im Verhältnis zum Metronom, aber nur so lang wie alles sauber ist. Wenn du merkst dass du dich versteifst oder unsauber/langsamer wirst, zurück ins alte Tempo.

Wenn du genug Zeit hast, kann es sinnvoll sein sich der Grenze von unten zu nähern. Wenn du jetzt bei 112 langsam schwierigkeiten bekommst. Starte mal auf 80 und spiele 5 Minuten, dann 85 wieder fünf minuten etc.... und immer nur um 5 erhöhen wenn du davor einige saubere Durchgänge geschafft hast..

Es gibt sicherlich viele Wege, das sind nur ein paar Anregungen.

grüße B.B
 
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Du siehst ja auch die Technik von SRV.
Er legt seinen Arm mit der Schlaghand auf der Gitarre ab, womit sein Bewegungsradius des Armes auch eingeschränkt wird und die Greifhand ballert die Licks.

Bau doch einfach deine Stamina aus. Übe die schwierigen Stellen sehr langsam und steigere progressiv das Tempo oder pflanze Staminaübungen ein, die deine Ausdauer schulen.
Fünf Minuten halte ich für den Anfang für zu viel, drei Minuten durchhalten, sehe ich da realistischer. Steigern kannst du das ja alle mal.
 
Es gibt Aufwärmübungen, die mir geholfen haben die Koordinaten zwischen rechter und linker Hand zu üben, eine Position für die rechte Hand zu finden, bei der sie ruhig ist und ich das Handgelenk lockern kann. Es sind die Übungen, die ich aus dem Guitar Fitness Buch habe (https://ppvmedien.de/Akustik-Guitar-Fitness). Die sind nicht schwer, bauen aber sehr einfach Kraft und Koordination auf. Die kann man immer mal wieder einschieben.

Adrian Smith von Iron Maiden macht zum Aufwärmen nichts anderes (ab Minute 1, bei ziemlicher Kartoffel Qualität):
 
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Ich bin eigentlich für einen Nicht-Shredder relativ schnell und kann Songs wie Scuttle Buttin' relativ sauber spielen.

Wenn Du den Song in Originalgeschwindigkeit komplett durchspielen kannst, dann kannst Du genau so wie du das gelernt hast, die anderen Sachen lernen, denn das ist schon richtig heftig ....
 
Ich bin jetzt auch nicht der Shredder vor dem Herrn, aber zum Teil in ähnlicher Situation (ich knabber immer noch daran z.B. das Solo von Smoke on the Water sauber in Originaltempo hinzuledern). Dabei sind es aber eher nur ein paar Licks die wirklich Probleme machen. Diese Stellen habe ich eine Zeit lang isoliert (als Loop) geübt und die Geschwindigkeit langsam gesteigert. ( in Anytune geht das sogar automatisiert...)
Dennoch kann man es nicht erzwingen. An einem Tag ist dann irgendwann einfach Schluss und es geht nicht schneller ohne unsauber zu werden. Doch am nächsten oder übernächsten, gehen dann doch ein paar Bpm mehr usw. Man muß Geduld haben und sich das immer wieder vorholen und weiter dran bleiben. Am Enden hilft nur üben, üben, üben...
 
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Wenn Du den Song in Originalgeschwindigkeit komplett durchspielen kannst, dann kannst Du genau so wie du das gelernt hast, die anderen Sachen lernen, denn das ist schon richtig heftig ....

Der Song ist halt Vier-Sterne-SRV: hier greift er ganz tief in seine Trickkiste und zeigt, was er kann. Deswegen ist Rude Mood eine sehr gute Übung, vor allem für die Schlaghand.
 
  1. erstmal die Noten auswendig lernen. Natürlich ohne Metronom, da die Geschwindigkeit hier noch egal ist
  2. Noten so langsam spielen, das man a) sich jedem Schritt bewusst ist b) man sich nicht verspielt. Hier mit Metronom, wenn man möchte.
  3. Metronom auf immer höhere Geschwindigkeit einstellen.
  4. Metronom auch mal über der Grenze zur Sauberkeit einstellen.
2. 3. 4. macht man dann für die nächsten paar Monate jeden Tag mit 1/2h bis 3h Lernzeit. Das Ziel sollte sein den Bewegungsablauf so zu automatisieren, dass man bei hoher Geschwindigkeit in der Lage ist zu sprechen, oder dabei Fernsehen zu schauen. Das Langziel ist dann eine Nulltoleranz gegenüber Fehler einzuführen. Falls man mal eine 3h Session gehabt hat, darf man auch mal nen Tag Pause machen. Ansonsten ist das „jeden Tag" durchaus wörtlich zu nehmen.

Zu Beginn einer Session ist Aufwärmen wichtig. Und eine gute Aufwärmübung ist es 10min das was ich unter 2. schrieb zu machen.
 

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