AlX
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Ahoi,
ich hoffe dass ich hier im richtigen Subforum bin, ansonsten möge ein netter Admin das hier entsprechend verschieben.
Ich habe heute mal an meiner Gitarre rumgebastelt, und den Vorgang in (Handy-)Bildern festgehalten, um den Tathergang später rekonstruieren zu können. Ist aber zum Glück alles gut gegangen . Das Ergebnis ist wie gewünscht, und dürfte vielleicht den ein oder anderen LTD-User interessieren, der sich fragt, warum das Trem bei einem tiefen Setup so scheiße Läuft. Aber immer der Reihe nach:
Ausgangspunkt war, dass ich vor einigen Wochen bei eBay recht günstig eine neuwertige LTD MH-53 schießen konnte. Zuerst war ich von der Verarbeitungsqualität echt angetan, alles wie geleckt und präzise gefertigt, für Fernost-Produktion (in diesem Fall Indonesien) dieser Preislage überraschend gute Hardware und Elektrik, und klingt genau so, wie man sich es von einer Powerstrat wünscht. Allerdings habe ich sie bald nach Erhalt auf mein Setup eingestellt: mit 13-60er-Saiten um 5 Halbtöne auf B (deutsches H) runtergestimmt und die Saiten so flach, dass es gerade eben nicht schnarrt beim Spielen. Bei der LTD musste man dazu die Haltebolzen vom Floyd Rose im Vergleich zum Werkssetup ein Stück weit runterschrauben und den Halsstab etwas entspannen (= den Hals etwas "krummer" einstellen). Hinterher hab ich mich dann gewundert, warum das Floyd so wenig Spiel hat, bzw. so "festgeknallt" arbeitet. Ich habs erst auf mein Setup der rückseitigen Konterfedern geschoben, aber da hat eine Änderung auch nichts gebracht. Beim Spielen von Squeals sind mir dann immer mal wieder die Saiten aus den Klemmböckchen geflogen oder sogar gebrochen. Blöderweise war der aktuelle Satz Saiten auch schon was länger gelagert, so dass ich auch dachte, das läge an den alten Saiten. Die ganze Rätselei hätte ich mir sparen können, hätte ich mal besser unter das Trem geguckt. Bei der LTD stecken nämlich mittlerweile die Haltebolzen für die Tremoloplatform nicht mehr allein im Holz, sondern werden selber zusätzlich von einer Messing(?)leiste gehalten. Das führt dazu, dass bei einer Standardausfräsung für das Tremolo ca. 2mm weniger "Luft" nach unten ist, als bei der herkömmlichen Bauweise. Wenn nun das Floyd relativ flach eingestellt werden muss um eine optimale Saitenlage zu erzielen, führt das dazu, dass beim Bewegen des Tremolos dessen Basisplatte an die Leiste der Bolzenhalterung stößt. Da ist dann für Divebombs oder Squeals praktisch kein Spiel mehr, und wenn man zu energisch spielt verschiebt sich an dieser neuralgischen Stelle der Hebelpunkt und peng, Saite raus. Keine Ahnung warum ich nicht früher daran gedacht hatte, ich schätze es war die Macht der Gewohnheit. Meine B.C. Richs sind in der Hinsicht um einiges gutmütiger. Mir lässt sowas keine Ruhe wenn ich weiß eine Gitarre ist nicht optimal eingestellt, und nachdem ich vorher dann ein Kompromisssetup gespielt hatte (höheres Trem und geraderer Hals, dafür weniger flache Saitenlage in den oberen Lagen), gab letztens doch noch ein Direktvergleich mit einer B.C. Rich den Ausschlag, die LTD dementsprechend zu modifizieren. Die Substanz der Gitarre ist meiner Meinung nach zu gut, so dass der etwas rabiate Eingriff gerechtfertigt war.
Ich habe mir die Abstände also nochmal genau angeguckt und entschieden, die Messingleiste mit den Aufnahmen für die Haltebolzen 2,5mm tiefer einzupassen, um wieder genug Bewegungsfreiheit für das Trem bei niedrigen Setups zu schaffen. Die Alternative wäre ein Shim, eine keilförmige schmale Holzeinlage zwischen Body und Halsaufnahme gewesen, aber von solchen Konstrukten halte ich nichts. Da mir Elektrik mehr liegt als das Arbeiten mit Holz, bin ich dementsprechend ungünstig mit Werkzeug für derartige Holzarbeiten ausgestattet. Ich habe zwar eine Oberfräse, aber keine passende Möglichkeit für eine ordentliche Führung für präzises Arbeiten in einer Gitarre. Daher musste ich freihändig mit dem Mini-Fräser meines Dremel-Tools arbeiten. Das bedeutet natürlich, dass die Ausfräsung hinterher nicht gerade nach CNC aussieht. Andererseits wird diese Stelle ohnehin durch die Messingleiste und das darüber liegende Floyd verdeckt, so dass das kein großes Problem für mich war.
Um das Floyd aus der Fräsung zu bekommen, muss man bei der LTD auch die Aufnahme vom Jammerhaken ausbauen, da hier alles doch recht eng gehalten ist.
Und so sieht unser "Übeltäter" letztendlich aus. Die Leiste ist an den Bolzenaufnahmen ins Holz eingepresst und zusätzlich mit zwei Schrauben festgeschraubt. Um das Ding da raus zu bekommen, habe ich 6er Holzzapfen in die Löcher gesteckt (das Bild dazu ist leider im Datennirvana verschwunden), darüber die Tremolobolzen eingeschraubt, und das ganze auf diese Weise "rausgehebelt". Anders wäre es auch nicht gegangen.
Danach habe ich nochmal meine angepeilten Abstände gemessen und eine Hilfslinie gezeichnet bis zu der ich das darüber liegende Holz abtragen musste. Um mir die Arbeit etwas einfacher zu machen, hab ich über dieser Hilfslinie zuerst mit einer Trennscheibe einen seitlichen, langen "Einschnitt" gemacht (leider auch kein Bild hiervon vorhanden), auf den ich dann runterfräsen konnte. Das ganze kostet einen Grobmotoriker wie mich, gerade freihändig, ein wenig Überwindung und sieht auch etwas brutal aus. Andererseits habe ich auch schonmal die Sattelkerbe meiner Fernandes breiter fräsen müssen, und das war ansich eine wesentlich heiklere Arbeit. Also Augen zu und durch! (Tatsächlich bloß das nicht, sondern immer langsam und kleinschrittig arbeiten, die Geduld erspart dem Instrument so manches Übel)
Man sollte darauf achten, die Fräse schnell genug einzustellen, dass sie keine Fasern und Brocken aus dem Holz reißt. Allerdings fräst sie auch umso "buttermesseriger", je schneller sie läuft, was zumindest mir die Kontrolle etwas erschwert. Wenn man seinen Mittelweg eingestellt hat, trägt man dann Schicht für Schicht, Reihe für Reihe das Holz ab. Nachdem ich immer wieder die Messingleiste eingepasst und kleine Korrekturen vorgenommen habe, kam dann mit einem Borstenpinsel ein Klecks schwarzmatter Lack auf die Fräsung, damit die helle Stelle nicht durchscheint.
Nach dem Trocknen kam dann die Leiste wieder an ihren alten, neuen Platz. Leider ist mir unterwegs eine der beiden Halteschrauben am Kopf ausgefranst dank Akkuschrauber, aber die andere Farbe der eingewechselten Schraube sieht man unter dem Floyd ja eh nicht. An den Seiten habe ich dann über einen aufgesetzten Holzzapfen noch die Bolzenfassungen mit einem Hammer unter leichtem Klopfen endgültig eingeschlagen, damit die Leiste wieder bündig aufsitzt. Danach muss man die Gitarre vorsichtig von den ganzen Holzspänen befreien die noch um die Arbeitsstelle liegen. Einfach wegpolieren geht nicht, so reibt man nur die Späne in den Lack ein. Ich habe einen Staubsauger und ein feuchtnaßes Tuch zum "abtupfen" genommen, bevor ich das Trem wieder installiert habe.
Die Politur kam dann nach dem Einstellen der (vorläufigen) Saiten. Mit dem neuen Setup bin ich sehr zufrieden, die oberen Lagen spielen sich nun angenehmer, und es ist auch keine Kompromißlösung mehr, die Gitarre ist nun so eingestellt wie es von Anfang an sein sollte. Alles ist nun stimmstabil, das Trem läuft wie Butter, das Setup ist ausbalanciert zwischen flacher Saitenlage und Saitenschnarren, und das Bischen weggefräste Holz kann ich klanglich auch nicht wahrnehmen . Durch die nun flachere Saitenlage musste ich den Humbucker etwas weiter in den Korpus drehen, mit den fest aufgeschraubten Singlecoils geht das ja leider nicht. Für meinen Geschmack könnte da noch etwas mehr Luft zwischen sein, da ich den Sound und Output der Tonabnehmer ohnehin mit einer Aktivelektronik nach meinen Vorstellungen einstellen kann. Vielleicht schaue ich mich demnächst nochmal nach einem Vintage-Set von Pickups um, die etwas tiefer bauen. Morgen kriegt die Gitarre noch frische Saiten, und dann kann weitergerockt werden.
Viele Grüße,
Alex
ich hoffe dass ich hier im richtigen Subforum bin, ansonsten möge ein netter Admin das hier entsprechend verschieben.
Ich habe heute mal an meiner Gitarre rumgebastelt, und den Vorgang in (Handy-)Bildern festgehalten, um den Tathergang später rekonstruieren zu können. Ist aber zum Glück alles gut gegangen . Das Ergebnis ist wie gewünscht, und dürfte vielleicht den ein oder anderen LTD-User interessieren, der sich fragt, warum das Trem bei einem tiefen Setup so scheiße Läuft. Aber immer der Reihe nach:
Ausgangspunkt war, dass ich vor einigen Wochen bei eBay recht günstig eine neuwertige LTD MH-53 schießen konnte. Zuerst war ich von der Verarbeitungsqualität echt angetan, alles wie geleckt und präzise gefertigt, für Fernost-Produktion (in diesem Fall Indonesien) dieser Preislage überraschend gute Hardware und Elektrik, und klingt genau so, wie man sich es von einer Powerstrat wünscht. Allerdings habe ich sie bald nach Erhalt auf mein Setup eingestellt: mit 13-60er-Saiten um 5 Halbtöne auf B (deutsches H) runtergestimmt und die Saiten so flach, dass es gerade eben nicht schnarrt beim Spielen. Bei der LTD musste man dazu die Haltebolzen vom Floyd Rose im Vergleich zum Werkssetup ein Stück weit runterschrauben und den Halsstab etwas entspannen (= den Hals etwas "krummer" einstellen). Hinterher hab ich mich dann gewundert, warum das Floyd so wenig Spiel hat, bzw. so "festgeknallt" arbeitet. Ich habs erst auf mein Setup der rückseitigen Konterfedern geschoben, aber da hat eine Änderung auch nichts gebracht. Beim Spielen von Squeals sind mir dann immer mal wieder die Saiten aus den Klemmböckchen geflogen oder sogar gebrochen. Blöderweise war der aktuelle Satz Saiten auch schon was länger gelagert, so dass ich auch dachte, das läge an den alten Saiten. Die ganze Rätselei hätte ich mir sparen können, hätte ich mal besser unter das Trem geguckt. Bei der LTD stecken nämlich mittlerweile die Haltebolzen für die Tremoloplatform nicht mehr allein im Holz, sondern werden selber zusätzlich von einer Messing(?)leiste gehalten. Das führt dazu, dass bei einer Standardausfräsung für das Tremolo ca. 2mm weniger "Luft" nach unten ist, als bei der herkömmlichen Bauweise. Wenn nun das Floyd relativ flach eingestellt werden muss um eine optimale Saitenlage zu erzielen, führt das dazu, dass beim Bewegen des Tremolos dessen Basisplatte an die Leiste der Bolzenhalterung stößt. Da ist dann für Divebombs oder Squeals praktisch kein Spiel mehr, und wenn man zu energisch spielt verschiebt sich an dieser neuralgischen Stelle der Hebelpunkt und peng, Saite raus. Keine Ahnung warum ich nicht früher daran gedacht hatte, ich schätze es war die Macht der Gewohnheit. Meine B.C. Richs sind in der Hinsicht um einiges gutmütiger. Mir lässt sowas keine Ruhe wenn ich weiß eine Gitarre ist nicht optimal eingestellt, und nachdem ich vorher dann ein Kompromisssetup gespielt hatte (höheres Trem und geraderer Hals, dafür weniger flache Saitenlage in den oberen Lagen), gab letztens doch noch ein Direktvergleich mit einer B.C. Rich den Ausschlag, die LTD dementsprechend zu modifizieren. Die Substanz der Gitarre ist meiner Meinung nach zu gut, so dass der etwas rabiate Eingriff gerechtfertigt war.
Ich habe mir die Abstände also nochmal genau angeguckt und entschieden, die Messingleiste mit den Aufnahmen für die Haltebolzen 2,5mm tiefer einzupassen, um wieder genug Bewegungsfreiheit für das Trem bei niedrigen Setups zu schaffen. Die Alternative wäre ein Shim, eine keilförmige schmale Holzeinlage zwischen Body und Halsaufnahme gewesen, aber von solchen Konstrukten halte ich nichts. Da mir Elektrik mehr liegt als das Arbeiten mit Holz, bin ich dementsprechend ungünstig mit Werkzeug für derartige Holzarbeiten ausgestattet. Ich habe zwar eine Oberfräse, aber keine passende Möglichkeit für eine ordentliche Führung für präzises Arbeiten in einer Gitarre. Daher musste ich freihändig mit dem Mini-Fräser meines Dremel-Tools arbeiten. Das bedeutet natürlich, dass die Ausfräsung hinterher nicht gerade nach CNC aussieht. Andererseits wird diese Stelle ohnehin durch die Messingleiste und das darüber liegende Floyd verdeckt, so dass das kein großes Problem für mich war.
Um das Floyd aus der Fräsung zu bekommen, muss man bei der LTD auch die Aufnahme vom Jammerhaken ausbauen, da hier alles doch recht eng gehalten ist.
Und so sieht unser "Übeltäter" letztendlich aus. Die Leiste ist an den Bolzenaufnahmen ins Holz eingepresst und zusätzlich mit zwei Schrauben festgeschraubt. Um das Ding da raus zu bekommen, habe ich 6er Holzzapfen in die Löcher gesteckt (das Bild dazu ist leider im Datennirvana verschwunden), darüber die Tremolobolzen eingeschraubt, und das ganze auf diese Weise "rausgehebelt". Anders wäre es auch nicht gegangen.
Danach habe ich nochmal meine angepeilten Abstände gemessen und eine Hilfslinie gezeichnet bis zu der ich das darüber liegende Holz abtragen musste. Um mir die Arbeit etwas einfacher zu machen, hab ich über dieser Hilfslinie zuerst mit einer Trennscheibe einen seitlichen, langen "Einschnitt" gemacht (leider auch kein Bild hiervon vorhanden), auf den ich dann runterfräsen konnte. Das ganze kostet einen Grobmotoriker wie mich, gerade freihändig, ein wenig Überwindung und sieht auch etwas brutal aus. Andererseits habe ich auch schonmal die Sattelkerbe meiner Fernandes breiter fräsen müssen, und das war ansich eine wesentlich heiklere Arbeit. Also Augen zu und durch! (Tatsächlich bloß das nicht, sondern immer langsam und kleinschrittig arbeiten, die Geduld erspart dem Instrument so manches Übel)
Man sollte darauf achten, die Fräse schnell genug einzustellen, dass sie keine Fasern und Brocken aus dem Holz reißt. Allerdings fräst sie auch umso "buttermesseriger", je schneller sie läuft, was zumindest mir die Kontrolle etwas erschwert. Wenn man seinen Mittelweg eingestellt hat, trägt man dann Schicht für Schicht, Reihe für Reihe das Holz ab. Nachdem ich immer wieder die Messingleiste eingepasst und kleine Korrekturen vorgenommen habe, kam dann mit einem Borstenpinsel ein Klecks schwarzmatter Lack auf die Fräsung, damit die helle Stelle nicht durchscheint.
Nach dem Trocknen kam dann die Leiste wieder an ihren alten, neuen Platz. Leider ist mir unterwegs eine der beiden Halteschrauben am Kopf ausgefranst dank Akkuschrauber, aber die andere Farbe der eingewechselten Schraube sieht man unter dem Floyd ja eh nicht. An den Seiten habe ich dann über einen aufgesetzten Holzzapfen noch die Bolzenfassungen mit einem Hammer unter leichtem Klopfen endgültig eingeschlagen, damit die Leiste wieder bündig aufsitzt. Danach muss man die Gitarre vorsichtig von den ganzen Holzspänen befreien die noch um die Arbeitsstelle liegen. Einfach wegpolieren geht nicht, so reibt man nur die Späne in den Lack ein. Ich habe einen Staubsauger und ein feuchtnaßes Tuch zum "abtupfen" genommen, bevor ich das Trem wieder installiert habe.
Die Politur kam dann nach dem Einstellen der (vorläufigen) Saiten. Mit dem neuen Setup bin ich sehr zufrieden, die oberen Lagen spielen sich nun angenehmer, und es ist auch keine Kompromißlösung mehr, die Gitarre ist nun so eingestellt wie es von Anfang an sein sollte. Alles ist nun stimmstabil, das Trem läuft wie Butter, das Setup ist ausbalanciert zwischen flacher Saitenlage und Saitenschnarren, und das Bischen weggefräste Holz kann ich klanglich auch nicht wahrnehmen . Durch die nun flachere Saitenlage musste ich den Humbucker etwas weiter in den Korpus drehen, mit den fest aufgeschraubten Singlecoils geht das ja leider nicht. Für meinen Geschmack könnte da noch etwas mehr Luft zwischen sein, da ich den Sound und Output der Tonabnehmer ohnehin mit einer Aktivelektronik nach meinen Vorstellungen einstellen kann. Vielleicht schaue ich mich demnächst nochmal nach einem Vintage-Set von Pickups um, die etwas tiefer bauen. Morgen kriegt die Gitarre noch frische Saiten, und dann kann weitergerockt werden.
Viele Grüße,
Alex
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