Fortspinnungs- , Entwicklungs- oder Konfliktmotiv

DandyKong
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Fortspinnungs- , Entwicklungs- oder Konfliktmotiv

In meiner musikalischen Reise habe ich einige Verständnisprobleme bei mir festgestellt und hoffe hier im Forum von euch Antworten zu der einen oder anderen Frage zu erhalten. Wenn ihr denn mögt.
In einer Schnellanalyse habe ich folgendes überlegt:

am Beispiel: Mystery Train (Elvis Presley)

Intro:
Motiv1rhythmus 1 2 3 u. 4, Motiv1harmonie E A/E

Verse: (T. anstatt Takte vereinfacht)
Motiv2rhythmus 1 2 3 u. 4 u.
Motiv3rhythmus1 2 u. u. 4 u.
Motiv2/3harmonie 5 T. A7, 4 T. E A/E, 6 T. A7, 4 T. E A/E, 2 T. B7, ...

Guitarsolo
Motiv4rhythmus 1 2 3 u. 4,
Motiv5rhythmus 1 2 u. 3 u. 4,
Motivharmonie 4T. A7, 4T. E A/E 2T.B7 2T. A7
Motiv1

Verse: s.o. ~

Outro
Motiv2/3 4T
Motiv1


Nun stellte sich mir die Frage ist es nur ein Motiv, dass verändert wurde oder sind es mehrere Motive und wenn ja welche Art von Motiv?

In der Überlegung :

Motiv1 : Fortspinnungsmotiv
Motiv2/3: Entwicklungsmotiv eventuell ist Motiv3 nur eine andere Stufe von Motiv2, siehe Harmonieähnlichkeit
Motiv4 : Entwicklungsmotiv, eventuell Fortentwicklung zu Motiv1
Motiv5 : eventuell ist Motiv5 nur eine andere Stufe von Motiv4


Was mich dumm aussehen ließ? Angefangen hat es mit mit einer "Rhythmusvariation innerhalb Liedes" Google-Suche

dann stolperte ich an diesen Stellen:

https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/musik/artikel/motiv-und-thema


Das Motiv wird durch die drei Grundelemente der Musik – Melodie, Harmonie und Rhythmus – bestimmt

Das Entwicklungsmotiv erscheint im Verlauf des Werkes in veränderter Gestalt, aber die ursprüngliche Form bleibt erkennbar und nachvollziehbar. Die einzelnen Umbildungsformen des Ausgangsmotivs stellen die jeweiligen Stufen der Motiventwicklung innerhalb der Komposition dar.

...
in veränderter Gestalt, aber die ursprüngliche Form bleibt erkennbar und nachvollziehbar??? Ich orientier mich an einer Metapher (dem Versuch einer Metapher).
Wenn 1 Paar Stiefel 5 Jahre benutzt wurden, sieht man deren Abnutzung, aber zum Neumodell besteht immer noch Ähnlichkeit. 2 unterschiedliche Paar Stiefel, sind zwar immer noch Stiefel, aber gewollt anders in deren Erscheinung, eben andere Modelle. Ist eine veränderte Motivgestalt nun ein benutztes Paar Stiefel oder ist eine veränderte Motivgestalt das Gleiche wie 2 Paar Stiefel?

Hier wird zwar von Stufen der Motiventwicklung geschrieben, aber deren Dimension wird nicht genannt. Wo gibt es dazu nähere Information?

Die melodischen und rhythmischen Umbildungen können gleichzeitig auftreten. In einem solchen Fall wird das Motiv so abgewandelt und verändert, dass die Bezüge zum Ausgangsmotiv immer lockerer werden und oft kaum noch zu erkennen sind.

... Bezüge... lockerer... kaum noch zu erkennen??? Das bedeutet doch dann aber, dass es 2 unterschiedliche Motive sind. !Entweder es ist eine erkennbare Umbildung oder es ist ein anderes Motiv!. Hätte doch ausgereicht, oder?

Beim Kontrastprinzip tritt dem ursprünglichen Motiv ein Kontrast- oder Konfliktmotiv entgegen. Es bringt neues Material mit und erzeugt durch den Gegensatz zum Ausgangsmotiv interessante Spannungsverhältnisse für den weiteren Werkverlauf.

Ein verändertes Entwicklungsmotiv ist doch immer auch ein Konfliktmotiv. Schade, das diese Spannungsverhältnisse irgendwie doch nicht leicht messbar sind. Oder etwa doch?


Wie einleitend schon erwähnt, würde es mich freuen, wenn ich dazu einige Kommentare oder Fragen bekommen könnte. Es muss nicht sofort seien, weil ich zeitlich etwas eingeengt bin. Vielleicht ist es aber auch uninteressant oder unerwünscht hier, was mich nicht gerade klüger machen würde. Ich hab Mystery Train nur als Beispiel gewählt, weil es so eventuell anschaulicher, hörbarer wird. Thema sollte aber das Motiv und die Abwandlungen seien und wann erkenne ich, ob es "nur eine Veränderung", also eine andere Stufe oder "ein neues Motiv ist". Möglich, dass es dafür geeignetere Beispiele gibt. Ja? Welche?

Veränderungen in Melodie, Harmonie und Rhythmus , wenn auch noch so winzig, bleiben eben Veränderungen. Gut für die Aufmerksamkeit, kompliziert für die Zuordnung.

Gruss

:)
 
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Ein bischen viel und konfus. Da die Harmonie mit E A7 B7 verändert wurde( G anstatt G#) nenne ich es Konfliktmotiv. Wenn 2 8tel statt einer 1/4 Note in einer Entwicklungsstufe gespielt wird , tendiere ich zum Kontrastmotiv. Geht es konkreter?@
 
Originale kann ich nicht vorlegen. Dass was ich aus dem Netz hab, könnte fehlerbehaftet seien und deshalb meine eigene Notation ( da weiss ich, dass sie nicht 100% ist), teils gehört, teils geraten, teils von ultimateguitar


Es fängt an mit dem Fortschreitungsmotiv M1

E|-------------|-
H|----0----2---|-
G|----1----2---|-
D|----2------2-|-
A|-------------|-
E|-0-----0-----|-



Dann folgt das EntwicklungsmotivM2

E|----3---3-3-3-3-|-3--3-3--3-3-3-|-
H|----2---2-2-2-2-|-2--2-2--2-2-2-|-
G|----2---2-2-2-2-|-2--2-2--2-2-2-|-
D|----2---2-2-2-2-|-2--2-2--2-2-2-|-
A|-0--------------|---------------|-
E|----------------|---------------|-


dazu eine Entwicklungsstufe

E|----0-----------|-
H|----0-----2-2-2-|-
G|----1-----2-2-2-|-
D|-2--------2-2-2-|-
A|-2--------------|-
E|-0------0-------|-


weitere Stufe

E|-2---2----2-2-2-2-|-2--2-2--2-2-2-|-
H|-0---0----0-0-0-0-|-0--0-0--0-0-0-|-
G|-2---2----2-2-2-2-|-2--2-2--2-2-2-|-
D|-1---1----1-1-1-1-|-1--1-1--1-1-1-|-
A|-2---2----2-2-2-2-|-2--2-2--2-2-2-|-
E|------------------|---------------|-


Für das Gitarrensolo aus dem Fortschreitungsmotiv ein Entwicklungsmotiv

E|-----3-----0----|-
H|----------------|-
G|-----2----------|-
D|-------------2--|-
A|-0------0-------|-
E|----------------|-


gefolgt von einer Stufe des Entwicklungsmotives (oder ist es ein Kontrastmotiv?)

E|-3----0----3----|-
H|----------------|-
G|----2-----------|-
D|-------------2--|-
A|-0------0-------|-
E|----------------|-


Was ich hier als Motive ausgeführt habe, ist doch aber dasselbe, was gängige Gitarrenliteratur mit Schlag- und Zupfmuster beschreibt.

Gruss

mb-motiventwicklung.jpg
 
Ja, was ich schon schrieb. G und G#. 120bpm ist aber ein schneller Blues
:prost:
 
Ja, Danke
 
Die Begriffe Entwicklungsmotiv, Fortspinnungsmotiv und Kontrastmotiv stammen ja aus der Tradition, klassische Musikstücke zu analysieren. Ich habe den Eindruck, daß man sie stark überstrapaziert, wenn man sie nun auf die heutige Popularmusik 1 zu 1 übertragen will. Das soll aber nicht heißen, daß das nicht geht. Allerdings würde ich zunächst mal eine gute handvoll klassische Werke auf ihre Motivgestaltung hin untersuchen, um Erfahrung zu sammeln. Idealerweise sind da Werke dabei, die schon mal jemand lehrbuchmäßig analysiert hat.

Wenn man dann daran geht, moderne Popularmusik dahingehend zu untersuchen, würde ich nicht gerade die rhythmische Gitarrenbegleitung eines Songs dafür nehmen, sondern die gesungene Melodie. Die Motivik zeigt sich zuallererst in der melodischen und rhythmischen Gestaltung der Melodie, nicht unbedingt in der Begleitung.

Just my 2cts,
McCoy
 
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Das Zugmotiv (aus engl. Train) ist doch aber irgendwie schon ein Klassiker. Die dampfende, stampfende Fortschreitung entweder im 2/4 Takt oder Betonung im Bass auf 1 und 3 wurde ja nicht nur von Elvis Presley benutzt. Zeitzeugen, wie Carl Perkins und Chet Atkins haben ja ebenso das Train- Motiv benutzt und von Atkins bin ich bislang eher Instrumental gewöhnt.
Chuck Berrys Train Bezug ist in seinem Down Bound Train - Song verewigt.

Das faszinierende schnelle Picking, bei dem zum Wechselbass eine Melodie eingewoben wird , beinhaltet immer wieder diesen Kontrast. Ob das nun betont, unbetont oder hoch, tief ist, ist eben das Motiv - analog zur Kolbenbewegung vor/zuück.
Die Lyrik wollte ich erstmal unbeachtet lassen, Elvis Presley und James Burton unterscheiden sich schon in ihrer Stimme.

In der Mundharmonikschulung wird dieses Train-Motiv ebenfalls benutzt. Ein-/Ausatmen durch den gleichen Kanal. Mal langsam mal schnell .


Ei !
 
ist doch aber irgendwie schon ein Klassiker.
stammen ja aus der Tradition, klassische Musikstücke zu analysieren.
Mit dem Begriff "klassisch" meine ich hier Musik aus der Epoche der Klassik oder des Barock, also Bach, Beethoven, Haydn, Händel, Mozart etc. z.B. im 17., 18. und 19. Jahrhundert. Ich meinte damit nicht Rock- oder Popklassiker.

Das Zugmotiv (aus engl. Train) [...] Ob das nun betont, unbetont oder hoch, tief ist, ist eben das Motiv - analog zur Kolbenbewegung vor/zuück. [...] Train-Motiv

Ja, das passt doch! Ich glaube, mit dem Begriff Train-Motiv beschreibt man die Sachlage sehr viel genauer als mit den Begriffen Fortspinnungsmotiv, Entwicklungsmotiv oder Kontrastmotiv, die wirklich eher zu Bach und Beethoven gehören als zu Elvis.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Die grossen Persönlichkeiten der Zeit um/nach 1850 ,Franz Liszt, Giuseppe Verdi, Claude Debussy,..., haben sicherlich die industrielle Entwicklung auch in Ihren Werken gespiegelt. Epochenwechsel, wie zB. von der Romantik zum Impressionismus waren mehr oder weniger durch äussere Umstände geprägt.
Jetzt deren Werke nach diesem Zug-Motiv zu durchsuchen, erscheint mir wie Rosinenpickerei. Zumal mir der Unterschied vom gleichmäßig hämmernden Mühlenstein über den handgetriebenen Webstuhltakt zum dampfgriebenen Rad in den Bereich der Spekulationen fällt.

Faszinierend, dass Adolf Berhard Marx in seiner Lehre von der musikalischen Komposition u.a.:schon schrieb:
...haben damit zugleich den Rhythmus belebt und ein, wenn auch höchst einfaches und geringes, doch bestimmter gezeichnetes Motiv gewonnen....
Wenn ich an die maschinelle Weiterentwicklung und Geräuschemissionsvorschriften denke, tendiere ich eher zu einem verlorenen Motiv.

Literarisch wird zur Verslehre gegriffen. Eine Ordnung wird über quantitierende oder akzentuiernde Verse gebildet. Musikalisch trat anstelle dessen der Klangfuß (Riemann). Dieses Zugmotiv würde ich eher dem geraden Maß, als dem ungeraden zuordnen. Ein 3-taktiges Motiv wäre beispielhaft ein Schmiedehammer, der auf dem Amboss nachfedert (DUM dum dum).

Klassische Motive, die noch heute ihre Gültigkeit haben sind wohl der Quartsprung und das Kuckucksintervall. Mein Eindruck: Während die klassisch Kompositionstätigkeit noch vom Motiv zum Satzbau mit gefordertem Ganzschluss oder Halbschluss führte, ist anstelle dessen in der heutigen Zeit vermehrt ein "Repeat and Fade" getreten. Kein Wunder, vermehrt doch dieser Gedanke von Satz, Gegensatz und Periode eher die Verwirrung.


Bässte Grüsse
 
Ich glaube eigentlich nicht, dass @McCoy im Sinn hatte, dass Du in der klassischen Musik auf die Suche nach dem Train-Motiv gehst. :)

Aber es gibt natürlich melodische Figuren, die zwecks anderer Aussagen vergleichbar inhaltsgeladen sind, da fällt mir besonders das Seufzer-Motiv ein.
https://de.wikipedia.org/wiki/Seufzermotiv

My 2ct.: die von dir benutzte verästelte Motiv-Begrifflichkeit taugt nicht so richtig zur Beschreibung westlicher Popularmusik ab dem 20. Jahrhundert.
Nicht umsonst hat sich dafür eine eigene Beschreibungssprache gebildet (Lick, Riff usw.) und das Analysewerkzeug klassische Harmonielehre erfuhr so erhebliche Anpassungen, dass man sie ebenfalls schon seit Jahrzehnten eigens bezeichnet (Jazz-Hamonielehre oder Rock/Pop/Jazz-Harmonielehre).

Gruß Claus
 
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:cool:
Dem brauche ich eigentlich nichts Weiteres hinzu zufügen.

Ei
 
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