Folk Punk

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Uschaurischuum
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Ich möchte heute noch ein weiteres kleines Genre vorstellen, dass im Bereich Folk anzusiedeln ist, der Folk Punk. Diese Richtung lässt sich bis ins Jahr 1981 zurück verfolgen, die erste, richtungsangebende Band waren die Pogues aus Irland, deren Song "Dirty Old Town" dürfte wohl jeder schon mal gehört haben.
Für mich stellt sich die Frage, ob sich Folk Punk so eindeutig von anderen Formen des Folk differenzieren lässt, oder ob es sich eher um eine spezielle Lebenshaltung der Musiker handelt, die dieses Genre geprägt hat. Wenn die Pogues - rein musikalisch gesehen - Folk Punks waren, so waren dies die alten Dubliners (die an Rauheit schon ganz schön was zu bieten hatten) sicherlich auch schon.
 
Eigenschaft
 
Also 'Dirty Old Town' wurde Ende der 40er Jahre von Ewan MacColl geschrieben, der nicht irisch war.... Punk war eigentlich nicht als Musikstil sondern als Lebenseinstellung gedacht. Auch Folk ist ein sehr weitreichender Begriff (zwischen Bob Dylan und The Pogues liegen Welten). Theoretisch könnte man also sagen, dass schon weit vor 1981 Leute Folkpunk oder zumindest alternativen Folk gemacht haben. Meiner Meinung nach wird der Begriff heute halt meistens auf zB Punkbands mit traditionellen Instumenten (zB Dropkick Murphys, The Real McKenzies, Flogging Molly...) angewandt
 
Folk an sich ist schon eine feine Sache. Wenn dann noch ein wenig Rock oder Punk dazukommen umso besser.
Ob man daraus aber eigene Genres entwickeln muß? Ist es nicht immer noch Folk, nur mit anderen Akzenten?

Ich war vor drei Wochen auf einem Konzert der Dubliners in Bielefeld (die Stadt gibt es wirklich!), das hatte zwar mit Punk nichts zu tun aber den Gitarristen könnte ich mir trotz seiner geschätzten 70 Jahre gut in einer solchen Kapelle vorstellen.

Was ist denn mit den deutschen Bands wie "In Extremo"? Die mischen doch auch traditionelle deutsche Folk-Musik mit modernen Klängen. Ist das auch Folk-Punk? Oder Folk-Rock? Oder Folk-Metal? Oder Folk-....
 
wie ich schon im anderen folkpunkthread schrieb:

ich würde folk-punk in zwei grobe gruppen einteilen:

1) punkbands, die stilelemente des folks aufgreifen und mit typischen stilelementen des punks verbinden
-> the pogues, dropkick murpheys, flogging molly, ...)

2) folkbands, die sich nicht so sehr musikalisch am punk orientieren, vielmehr den "punkgedanken" mit aufgenommen haben (d.i.y., ganz grob: gegen das establishment (ich versuche gerade, diesen punkgrundgedanken nicht zu definieren, das würde das thema sprengen und ist im grunde auch nicht notwendig...)
-> defiance ohio, ghostmice, frühe against me, this bike is a pipe bomb, ...

ich vermute mal, dass es wahrscheinlich noch mehr mögliche gruppen gibt, aber ich konnte mit der einteilung immer gut leben ;)
 
wie ich schon im anderen folkpunkthread schrieb:

ich würde folk-punk in zwei grobe gruppen einteilen...

Hier der Vollständig halber die parallell laufende Diskussion: https://www.musiker-board.de/vb/har...03182-mal-lust-beim-folk-vorbeizuschauen.html

Habe dort eine Einladung zu diesem Thread ausgeschrieben, was dazu führte, dass es zu einem eigenständigen Gespräch kam, was selbstverständlich bei diesm Thema nur naheliegend sein kann!
 
Folk Punk ist für mich eher eine Untergruppe des Punks als des Folks. Schaue/Höre ich mir die Bands an die man Heutzutage in die Schublade "Folk Punk" stecken würde dann ist das für mich typischer Punk der sich "einfach nur" irischer/schottischer Motive (Instrumente, Melodien) bedient. Für meine Begriffe eine sehr gewagte Mischung ist doch der typische Irish Folk ala Christy Moore oder den Dubliners irgendwie völlig konträr zum typischen Punk ala The Exploited ... zumindest meiner Meinung nach. Beide Richtungen erzeugen in mir absolut gegenteilige Emotionen.

Das erinnert mich auch so ein wenig an das The Dubliners Konzert vor kurzem hier in München. Da waren zwei (oder warens drei?) jüngere Leute in meinem Alter (~23) die anscheinend stark angetruken waren und laut gröhlend hin und her schwankten während die Dubliners auf der Bühne Songs wie "In the rare old times" oder "The auld triangle" gespielt haben. Ich meine ich will nicht spießig klingen und ich trinke auch ab un an etwas aber da habe ich mir schon gedacht "Hmm .... warum seid ihr eigentlich hier .... könnt ihr net eure Fr*sse halten und euch wieder hinhocken .... ich will die Musik und die Atmosphäre des Publikums aufnehmen und genießen und net euer Rumgehampel"
 
Für meine Begriffe eine sehr gewagte Mischung ist doch der typische Irish Folk ala Christy Moore oder den Dubliners irgendwie völlig konträr zum typischen Punk ala The Exploited ... zumindest meiner Meinung nach. Beide Richtungen erzeugen in mir absolut gegenteilige Emotionen.

So etwas wie das Erlebnis im Dubliners Konzert ist natürlich nicht erfreulich. Ich ärgere mich manchmal auch im Kino über Leute, die nicht die Klappe halten können, und das sind in der Regel keine Menschen aus irgendwelchen subkulturellen Randgruppen. Mit anderen Worten, man muß nicht Punk sein, um sich daneben zu benehmen, und wenn schon daneben benehmen, dann bitte mit Stil!

Die gegenteiligen Emotionen. Ich war Anfang der 80er selbst eine etwas hippieske Randerscheinung im Punk, und habe später mal eine Weile in einem Jugendzentrum gearbeitet, wo die verschiedenen Strömungen sich ein Stelldichein gaben.
Ich glaube, es gibt neben Unterschieden auch viel Gemeinsames.
Folk ist meist die Musik der arbeitenden Menschen gewesen, die Musik, die sie zum Teil vom Land in die Städte gebracht haben. Es ist auch die Musik der Menschen, die ausgewandert sind, und die teilweise wieder zurück kamen und andere Instrumente und muskalische Ideen mitbrachten, die Musik der Arbeiter, die manchmal keine Arbeit mehr hatten. Punk ist im Ursprung Lebenskultur der Kinder genau dieser Menschen gewesen, zu einem Zeitpunkt, als die Arbeit noch knapper geworden, und der gesellschaftliche Druck als besonders stark emfunden wurde. Es ist nicht immer klar, wo genau man politisch steht, eher ist klar, wo man niemals stehen will, nämlich rechts, noch so eine Gemeinsamkeit.
Die musikalische Fusion ist möglich. Als besonderen Gruß die keltischen Soulbrüder, hat zwar mit Punk nichts zu tun, ist aber auch eine recht eigenwillige Mischung von Elementen. Grüße, Dieter

http://de.youtube.com/watch?v=UEqlXIZ-hSU
 
Habe jetzt noch nicht so den Überblick, aber was Folk-Punk für mich ausmacht ist, dass Punk wie Folk sehr "intuitive" Musikrichtungen sind, die nur in sozialer Interaktion funktionieren. Ich fragte vor Jahren mal einen Profimusiker, der mit seiner Celtic-Folk Band gut unterwegs war, warum er so Musik mache (und nicht etwa Metal oder Rock, was er auch verdammt gut konnte), er meinte, Folk begeistert die Leute immer, ohne, dass sie alle Songs kennen müssen um auf die Musik zu reagieren bzw. mit ihr interagieren zu können. Das fällt mir bei Punkrock auch so auf. Wenn man Folk bzw Punk live on stage hört, wird die Musik nochmal ganz, ganz anders als auf Platte. Metal hat auch mehr Liveenergie, das schon, aber irgendwie ist da Punk anders, Metal ist meistens eher in sich geschlossen, während Punkrock, so bin ich zumindest mometan der Meinung, in den letzten 30 Jahren ingesamt wichtiger war (vielleicht auch gerade NUR deshalb, weil es eben auch eine Lebenseinstellung ist, die im Gegensatz zu Metal auch politisch ist) und das auf alle Musikrichtungen bezogen. Ok, viel blabla, hier mal meine letzten zwei Entdeckungen in dem Bereich. Allesamt noch relativ unbekannt im Vergleich zu den genannten, aber absolut "real".


Johnny Hobo&The Freight Trains

Lebte einige Zeit wirklich als Hobo, spielt in Parks (wie im Video), in Wohnzimmern, Kellern...wo gerade Platz ist. Der Song ist eigentlich so für mich sein bester und sein "Hit". Nach ein paar Songs wird der mitunter anstrengend...aber es lohnt sich, ist halt sehr anarchistisch und ansonsten singt er über Drogen und Gott.
http://www.youtube.com/watch?v=n-95NSWxjB0

Er spielt diese Songs aber nun nicht mehr...er spielt jetzt bei "Wingnut Dishwashers Union" als "Pat the Bunny" (hatte glaube ich zwischendurch mal nen Rehaaufenthalt...)
http://www.youtube.com/watch?v=Ictxwi38If4 Ein neuer Song von ihm....der gibt echt immer alles, und irgendwie kennen die Leute sogar seine Texte, was ich schon komisch finde....


Andrew Jackson Jihad

Die sind ein Trio, Git+Kontrabass+Mandoline (glaube ich), musikalischer als ersterer (was nicht schwer ist), klingen unheimlich gut, Texte sind gemäßigter (zumindest die, auf die ich bisher geachtet habe) und lyrischer...

http://www.youtube.com/watch?v=g8xgrcgTqvg&feature=related (da zitieren sind Ms Robinson)
http://www.youtube.com/watch?v=GBs3ived_Zw da spielen sie auf nem Parkplatz und klingen echt 1:1 wie auf Platte, was ich großartig finde....habe den Thread extra ausgegraben, hoffe, das passt ;)
 
[/QUOTE]....habe den Thread extra ausgegraben, hoffe, das passt ;)[/QUOTE]

...klar passt das :great:
danke für deinen Beitrag und für die wirklich interessanten Videos. Wirklich herausragend ist für mich der Umstand, wie hier jegliche Distanz, jeglicher Gegensatz zwischen Künstler und Publikum schwindet. Das gefällt mir!
 
Jep, genau das finde ich sehr spannend. Sie bringen die Musik wieder dahin, wo sie war, bevor es Tonaufnahmetechniken gab-zu den Leuten und spielen dort, wo die Leute sind. Daher hat diese Art der Musik was sehr ursprüngliches, wie gesagt, das sind bisher so meine Favoriten, scheint ein kleiner Trend zu werden bzw. zu sein. Wenn erwünscht, poste ich demnächst nochmal ein paar Bands/Künstler, das waren jetzt die beiden, welche ich am besten kenne und bisher am liebsten mag, habe aber noch einen ganzen Haufen nicht ausgecheckter Typen vor mir ;)

Wie gesagt, musikalisch/künstlerisch sind eher zweitere interessant, ersteren finde ich aufgrund seiner speziellen Aura und seiner Aggressivität und Überzeugung absolut ancheckenswert.
 
Wenn erwünscht, poste ich demnächst nochmal ein paar Bands/Künstler, das waren jetzt die beiden, welche ich am besten kenne und bisher am liebsten mag, habe aber noch einen ganzen Haufen nicht ausgecheckter Typen vor mir ;)
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Sorry, bei mir hat es etwas länger gedauert ;). Ich würde mich freuen, wenn du hier ab und an etwas vorstellst! Es sind ja auch immer ein paar stille Mitleser dabei, wir sind wahrscheinlich irgendwann auch mal drei Leute, die in diesem Thread schreiben :rolleyes:
Grüße, Dieter
 

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