Grade den Piazzolla als "Solist" vollkommen statisch zu spielen, wird mMn der Musik nicht gerecht. Zumal du bei diesem Stück nur Diskant spielst (einstimmig!), also eigentlich vollkommen frei in Phrasierung, Dynamik und Agogik bist, ohne z.B. den Bass in die Balgführung einbeziehen zu müssen.
Absicht, Stilmittel?
Hallo Klangtaucher,
das Stück "Oblivion" habe ich mit einem Streichquartett eingespielt, da haben die Profis den Takt vorgegeben. Die sind es gewohnt, genau im Takt zu bleiben, auch wenn es vielleicht bei manchen Stücken etwas freier zugehen könnte. Zudem würden sie fofort - falls ich das Tempo mal kurzzeitig verlangsamen würde - darauf reagieren oder auch irritiert sein. Die MusikerInnen kommen aus einem Symphonieorchester, wo normalerwweise der Dirigent das Tempo vorgibt. Mit Streichern, die aus der Jazz- oder Popmusik-Ecke kommen, ist es sicher anders. Aber ich hatte nur diese Profis und kann sie mir nicht schnitzen. Ich habe mir aber auch Richard Gallianos Version angehört, er spielt das ebenso im Takt mit den Streichern, hat nur etwas mehr Verzierungen eingebaut.
Ich weiß nicht ob Du nur die Auskopplung gehört hast oder das ganze Stück. Bei den dauernden Löschungen von der Board-Aufsicht weiß ich schon selbst nicht mehr, was wo noch zu hören war.
Zum Medley: Es sind tatsächlich 3 Stücke: Bill Brae - Spootiskerry - Jolly Tars. Wie es oft bei irischen oder schottischen Stücken gemacht wird, werden zwei oder mehrere Stücke hintereinandergekettet, jeweils mit einer Quinte tiefer oder höher. Bei diesem Medley ist es ebenso. Die Stücke gehen zurück auf meine frühen Zeiten in den 1970-er Jahren, als ich mit meiner kleinen Segelyacht weite Reisen nach Norwegen, Schottland und Irland unternommen hatte. Von dort habe ich mir immer LPs mitgebracht mit der landestypischen Folkmusic. Zuhause habe ich dann die Stücke nachgespielt, nach Gehör die Noten für die einzelnen Stimmen geschrieben und dann das Ganze mit einem Tonbandgerät im Multiplay-Verfahren Stimme für Stimme nacheinander mit dem Akkordeon gespielt und aufgenommen. Die alten Bänder haben die Jahrzehnte recht unbeschadet überdauert, entsprachen natürlich klanglich nicht unseren heutigen Qualitätsvorstellungen. Deshalb wurden sie digital aufgefrischt (hat mein Tonmeister gemacht) und wo es nichts brachte, teils neu ein- bzw. dazugespielt (Overdubbing). Da ich nur 2 Akkordeons hatte, habe ich die entsprechenden Stimmen dazugespielt, und anschließend wurde alles so abgemischt, dass ein akzeptables Ergebnis dabei herauskam. Mit einer Original Irish-Band hätte das Stück natürlich ganz anders geklungen, aber ich wollte zu meinem 70. Geburtstag diese Stücke als Erinnerung an meine frühen Aufnahmen einspielen und woher sollte ich so eine Band nehmen?
Fazit: man kann immer alles noch besser machen, zugegeben, aber wie hoch ist dann der Aufwand und ist er auch bezahlbar?
Ich finde die Stücke insgesamt aber nicht so schlecht, dass es sich nicht gelohnt hätte, sie so aufzunehmen, wie sie nun mal sind.
Gruß
play_bach