Aus Sicht eines engagierten Hobby-Trompeters und Flügelhorn-Spielers mit gelegentlichem Griff zur Posaune:
Ein Flügelhorn ist auf Amateurniveau deutlich leichter zu spielen als eine Trompete, soweit es die (kontrollierte) Tonerzeugung betrifft.
Daher können halbwegs solide Trompeter auch ohne besonderen Übeaufwand mit ein wenig Einspielen auf dem Flügelhorn loslegen, während reine Flügelhorn-Spieler auf der Trompete gar nicht gut zurechtkommen.
C-Flügelhorn kommt mir äußerst ungewöhnlich vor. Bb ist der Standard, etwas anderes halte ich für wenig sinnvoll.
Es geht nicht um die exotische Kuhlo-Griffweise, sondern um die schlechtere Mischung des Klangs, wenn das Instrument keine ins Ensemble passende Stimmung hat.
Kaufe dir zum Flügelhorn in Bb daher besser eine gute Trompetenschule (Trompetenfuchs o.ä.) zur technischen Grundausbildung. Die "weltliche" Griffweise ist dann gar kein Problem und spätestens nach ein paar Wochen selbstverständlich.
Es gibt den deutschen Schaft, der mit dem Trompetenschaft identisch ist, den sogenannten Standardschaft oder
Large Morse Taper (z.B. Yamaha), den amerikanischen Schaft, auch Bach-Taper oder Small Morse Taper genannt (z.B. Bach) und den französischen Schaft, der keinen Konus besitzt.
Der französische Schaft ist zwar sehr selten, könnte aber mit dem Mundrohr eines älteren Gebrauchtinstruments kommen (z.B. Couesnon, Kanstul F.Besson).
Die aktuellen Kanstul Modelle 725, 925 und 1526 besitzen ebenfalls immer noch den französischen Schaft. Daher sollte man das vorab klären und bei Gebrauchtangeboten gegebenenfalls mit Mundstück kaufen.
Kanstul ist ein sehr solider Hersteller mit guten Instrumenten bei sehr geringer Serienstreuung. Seine gut klingenden Piccolo-Trompeten und Flügelhörner werden öfter erwähnt, auch wenn Gebrauchtangebote hierzulande besonders rar sind. Zum Einen liegt das an geringeren Produktionszahlen als z.B. bei Yamaha oder Bach, zum anderen gibt es für hochzufriedene Besitzer keinen Grund, sich vom Instrument zu trennen.
Ich spiele seit 1994 ein Kanstul F.Besson Breveté Flügelhorn mit dem dazu gehörigen Meha Mundstück und das Instrumenten muss sich bisher im A-B Vergleich nur dem meisterlich gefertigten
Martens meines Lehrers beugen. Martens gehört allerdings zur absoluten Spitze unter den richtig guten Trompeten- und Flügelhorn-Instrumentenbauern, und das nicht nur nach meiner Meinung. Ehrlich gesagt, ich kann mit dem relativ geringen Abstand in der Klangqualität gut leben, da ich ja nicht ausschließlich und schon gar nicht hauptberuflich FH spiele.
Ich habe auch schon ein aus Not geliehenes Bach 7CFL Mundstück aufgesteckt und im Konzert gespielt, was trotz gerader Mundstückaufnahme auch funktioniert, wenn es sein muss. Allerdings ist der Klang des flacheren Bach zwangsläufig heller und wäre nicht mein Fall.
Trompetenmundstücke haben Kessel, Flügelhornmundstücke Trichter. Daraus folgen unterschiedlicher Klang und unterschiedliches Anspracheverhalten.
In der Blasmusik kann es durchaus vorkommen, einen Trompetenkessel auf dem Flügelhorn zu spielen. Das muss nicht automatisch Barbarei sein, es kommt vielmehr auf die Stilistik des Repertoires an. In der Regel ist natürlich ein tiefes Flügelhornmundstück die richtige Wahl. Bei Neuanschaffungen lohnt neben Kanstul ein Blick auf FH-Mundstücke von Denis Wick.
Für einen Anfänger macht es aber überhaupt keinen Sinn, sich mit den Eigenheiten diverser Mundstücke zu beschäftigen. Ich empfehle daher, einfach das Mundstück in Standardgröße zu spielen, das dem Instrument beiliegt.
Die Energie ist ansonsten in Übungen zur Atemstütze und den Ansatz grundsätzlich besser investiert als in Ausstattungsfragen (z.B. Frits Damrow, Fitness for Brass). Durch ausdauernde Mundstücksuche ist noch niemand besser geworden. Stimmen dagegen Stütze und Ansatz, ist das Mundstück weitgehend egal.
Übrigens, eine "Kanne" ist ein Saxophon, eine Trompete eine "Tröte" oder "Hupe" und ein Flügelhorn ein "Horn", wenn Du es so nennen willst.
Mit "irgendwo so eine Kanne schießen" wirst Du wahrscheinlich nicht glücklich werden. Flügelhörner werden gebraucht deutlich wertstabiler gehandelt als Trompeten, vielleicht weil sie seltener sind. Praxistest:
vioworld.de
"Schnäppchen" kannst Du bei diesem Instrument vergessen, ich würde "blind" keines gebraucht kaufen. Auch mit privaten Vioworld-Anbietern konnte ich schon Übersendung zur Probe vereinbaren und habe selbst auch schon ein Kornett vor dem Verkauf zur Ansicht überlassen, das ist Vertrauenssache im Einzelfall.
Empfehlenswerte Serien gibt es besonders von Kanstul und Yamaha.
Bach hat da wenig zu bieten, was im Einzelfall eines Gebrauchtinstruments natürlich anders aussehen kann.
Große französische Namen, Prototypen und Designvorlagen für alle weiteren Modelle sind Courtois und besonders Couesnon. Exemplare beider Firmen sind nur nach eingehender Begutachtung und Probespielen zu empfehlen. Es gibt da recht vielfältige Macken, von denen schlechte Intonation nicht die seltenste ist...
Wenn Du für relativ wenig Geld ein solide spielbares Modell willst, schaue dir einmal
das hier an. Da der Händler nur eine Autostunde von mir entfernt ist, kenne ich das Angebot "hautnah".
Die am häufigsten gebraucht angebotenen guten Flügelhörner wären das Yamaha YFH-731 oder das 631. Dafür müsstest Du aber locker ab 600 EUR rechnen, oft auch etwas mehr. Noch einmal: Vorsicht bei Exoten und Antiquitäten!
Zur Praxis: leichter geht es, wenn Du erst Flügelhorn übst und dann Posaune. Diese Umstellung ist für mich und einige "Kollegen" kein Problem. Von der Posaune aufs Flügelhorn dürfte schon deutlich schwerer fallen, aber wozu auch.