Erstmal von mir auch herzlich willkommen im Board,
Mein Gitarrenlehrer kennt das FR leider gar nicht....
Dein Lehrer kennt das spezielle FR nicht, oder kennt sich gar nicht mit FR-Systemen aus, weil er nur Fixed-Bridge-Klampfen spielt?
Weil eigtl. sind alle FR-Systeme von der Funktion und vom Aufbau sehr ähnlich und unterscheiden sich idR. nur an Details.
Wobei man leider sagen muss, das im Preissegment deiner Gitarre die lizensierten FR-Systeme ganz schöne Krücken sein können, von
zumindest fragwürdiger Qualität. Immerhin kostet ein neues Original FR-Kit den Endkunden hierzulande deutlich über 200,- Euro.
Selbst lizensierte Markenhardware anderer Hersteller (Schaller, Gotoh, Ibanez,etc.) liegt bei >140,- Euro.
Meine Vorgehensweise wäre:
- Egal was der Verkäufer gesagt hat, wie alt oder neu die vorhandene Bespannung ist: Runter mit den zumeist billigen Showroom-/Original-Drähten! Und zwar alle gleichzeitig! (Standard-Empfehlung: Eine Saite nach der anderen tauschen, um das FR besser in der Schwebe zu halten, aber ich mach bei neuen Instrumenten lieber eine komplette Neueinstellung) Wichtig: Vorhandene Saitenstärke, Saitenlage, Oktavreinheit, Halskrümmung und Stellung des FR im Verhältnis zum Body(Anstellwinkel) prüfen, merken/notieren.
- Bevor du die alten Saiten runternimmst, das FR in der aktuellen Stellung fixieren. Einige FR haben dazu eine Einstellschraube (mein Ibanez z.B.) andere nicht. Also entweder von der Rückseite (der Deckel muss eh runter, um später evt. die Federspannung zu justieren) mit Holzklötzen/Keilen den Sustainblock (da hängen die Spannfedern dran) fixieren, oder von der Oberseite etwas stabiles unter das FR schieben, das es nicht in den Body "abtauchen" kann.
- Da du ja schon Bass spielst, hast du sicherlich mittlerweile ne präferierte Saitenmarke (ich spiel am liebesten Elixir Nanoweb, die muss man nicht so häufig wechseln, die fehlende Brillianz nichtpolymerisierter Saiten geht mir am Poppes vorbei). Was die Saitenstärke angeht, würd ich erstmal bei dem bleiben, was vorher drauf war, ob das deinen Vorstellungen entspricht, wirst du mit zunehmender Spielerfahrung selbst entscheiden können.
- Also: Arbeitsplatz eingerichtet; Werkzeug, Pflegemittel und neue Saiten parat(lieber nen Satz zuviel, bei FR-Systemen kann beim Neubesaiten/Dehnen gerne mal was reissen), Bridge fixiert, Klemmsattel aufgeschraubt, alte Saiten runter.
- Griffbrettpflege: Neue Instrumente dürsten geradezu nach einem guten Griffbrettöl (außer lackierte natürlich). Bei Showroom-Modellen/Gebrauchten entsorgst du so auch den Schmand ehemaliger Tester/Vorbesitzer.
- Die Feintuner am FR so einstellen, daß du ca. 1/3 Regelweg nach unten und 2/3 nach oben hast.
- Neue Saiten aufziehen: Ballends abknipsen, am Saitenhalter des FR einfädeln und festziehen. (dran denken: nach ganz fest kommt ganz ab, das sind Feinmechaniken) Saite stramm ziehen und so in die Mechaniken einfädeln, daß du 1,5 bis 2,5 Wicklungen auf dem Stimmwirbel hast (tiefe E-Saite 1,5; b- und e-Saite eher 2,5) Stegklemmen noch nicht wieder festziehen!
- Saiten dehnen! Wenn alle Saiten drauf sind ganz grob stimmen (FR immer noch blockiert) und Saiten dehnen was das Zeug hergibt ohne zu reißen. Gelegentlich nachstimmen und dehnen bis die Stimmung annähernd stabil bleibt. Jetzt die Blockierung des FR entfernen und ein paar ordentliche Upbends machen (dehnt auch nochmal). Stimmen: E -> e -> A -> b -> D -> G Also von außen nach innen! Das ganze mehrmals wiederholen bis es annähernd passt.
- Lage des FR kontrollieren! Wenn es jetzt vom Winkel so steht wie im Originalzustand (Grundplatte des FR parallel zur Korpusoberfläche) dann Gratulation und Klemmsattel zuschrauben (auch hier: nach fest kommt ab, bzw. Saitenriss oder unschöne Kerbe im Klemmsattel) Wenn nicht:
- Spannung der Federn ändern! Steht das FR zu hoch müssen die Federn stärker gespannt werden, taucht es in Grundstellung in den den Korpus ab, müssen die Federn etwas entspannt werden. Auch hier ist Geduld gefragt. Immer nur kleine Änderungen und die Stimmung kontrollieren/nachjustieren bis das FR schön parallel zum Body schwebt und die Stimmung bis auf wenige Cents passt. Jetzt auch hier Klemmsattel fixieren und den rückseitigen Deckel wieder draufschrauben.
- Optimalerweise dem Hals ne Nacht Gewöhnungszeit geben, sich mit den neuen Saiten anzufreunden und am nächsten Tag Halskrümmung kontrollieren/korrigieren und das Feintuning machen:
- Halskrümmung, Saitenhöhe und Bundreinheit einstellen, evt. nochmal die Stegklemmen lösen, Saiten nachdehnen, und mit den Mechaniken grob stimmen. Stegklemmen wieder zuschrauben und mit den Feintunern die Stimmung einstellen.
Wenn du jetzt bei der Saitenmarke und -Stärke bleibst, verlaufen die zukünftigen Saitenwechsel deutlich entspannter:
Einfach jede Saite einzeln wechseln, dabei die neue Saite gut dehnen bevor du zur nächsten übergehst, dann sollte sich an der Lage des FR nichts ändern und mit etwas Übung hast du die neu besaitete Klampfe in 30 Min. spielbereit.
Guten Rutsch und viel Spaß mit 6 dünnen Saiten wünscht,
Michael