Huhu,
er ist (wenn ich das richtig beurteile) 135 Jahre alt.
Hier findest du noch mehr Infos zu dem Flügel.
Hallo,
und hier in einem (sorry..) ultralangen Posting einige (u.U. weiterführende ) Informationen zu dem Flügel..
1878 gab es den echten C noch nicht. Steinway hat die gewisse Unsitte, von der Länge her einigermaßen passende Flügel, auch viel ältere Flügel, nunmehr nach den neueren Buchstabenschemata zu bezeichnen. Das sorgt immer mal für einige Verwirrung. Im engeren Sinne bezeichnet man jedoch die Flügel nur dann als A, B, C, D, wenn sie der Konstruktion der heute noch gebauten Flügel entsprechen.
Just 1878 kam dieses Schema heraus, mit dem damals neuen A- und B-Flügeln. Man bezeichnete auch die älteren, verbleibenden Konstruktionen dementsprechend um, also kann es sogar sein, dass der 1878 fertiggestellte Flügel im Sinne Steinways Katalogbezeichnungen ein echter C sein solle von der Konstruktion her ist der es noch nicht. ;-)
Aber, Trost: es ist ein wesentlich aufwendiger gebauter Flügel. Er nannte sich Style II Parlor Grand und hat einige Eigenheiten, die ich im Folgenden noch näher beleuchten werde. Wichtigste Eigenheit: er ist einiges schwerer auch als ein heutiger C
;-) Er düfte in der Gegend von 500-530 Kilo wiegen (d.h. schwerer als die heutigen KonzertflügelD, die ca. 480-485 Kilo haben..) , aber auch das ist in nahezu allen Häusern kein Problem, wenn es denn nicht ein Haus mit Holzdielenboden ist.
A-188 und B-211 (bzw. winzig kürzere) Flügel gleicher Konstruktion gab es ab 1878, als die ersten Flügel die Rim-Kontur erhielten, dass die Flügelform mittels verklebter Furnierstreifen einmal herum gefertigt werden konnte. Der Konzertflügel D wurde in seiner heutigen Form erst 1884 herausgebracht, er hat dann statt vormals 17 Basstönen in der überkreuzten Version 20 Basstöne. Der heutige Flügel C-227 ist ein verkürztes Layout des D, also dto. 20 Basstöne, und erschien 1886.
Der hier abgebildete Flügel, Parlor Grand Style II, ist das Meisterstück der beiden Henrys gewesen, Vater Heinrich Steinweg, und Sohn Henry Jr. Der Junior war ein Genie des Klangbodenbaues. Dieser Flügel hat noch keinen Rim, man kann es an den hinteren Enden (weg vom Pianisten) der Seitenwände erkennen: dort befindet sich zum Übergang der geschwungenen Flügelplanke jeweils eine Eckleiste. Rim-Flügel (mit einteilig umlaufender Kontur) sind hier groß gerundet, dieser hier ist zweifach scharfkantig. Zu der Zeit, als dieser Flügel gebaut wurde, waren die beiden Henrys schon nicht mehr lebendig, Vater starb 1871, Sohn Jr. bereits 1865. An just diesem Flügelmodell schieden sich die Geister der Herren: der nach den beiden Henry technisch hauptverantwortliche, Theodor, hatte just 1875 für die kommende Weltausstellung in Philadelphia zur Jahrhundertfeier (Centennial) der US-Verfassung ein neues Konzertflügelmodell, den Centennial Concert Grand gebaut. Mit diesem Flügelmodell gewannen die Steinways den Ausstellungs-Wettbewerb, sie bauten mit ihm das beste Klavier der Erde
. Anschleßend widmete sich Theo der Skalierung aller Flügeltypen, um sie unter Beibehalt der schon von Vater und Bruder erzielten herausragenden Klangeigentschaften günstiger fertigen zu können, daher u.v.a. auch der Rim.
Die klangtechnischen Vorgaben machte der frisch gekürte Weltmeisterflügel Centennial Concert Grand D. Theo befasste sich danach zuerst mit den preiswerteren Flügeln A und B, dann war die Erneuerung des D-Konzerters an der Reihe, und zuletzt erneuerte er per Verkürzung aus dem D dann noch den heutigen C-Flügel. Aber das hielt ihn nicht ab, an der älteren , aufwendigen Konstruktion von Vater und Bruder immer mal kleinere Änderungen nachzutragen: auch der Style II PG erhielt noch die Stimmstock-Abdeckung (Vollpanzer- Rahmen, Cupola genannt), und ab 1880 sogar auch noch den einteiligen Rim. Auch in der Länge variierte er ein wenig. Der Style II Parlor Grand wuchs, von ursprünglich 220 cm über 223 cm zur letzten Ausbaustufe mit 225 cm derweilen der echte C-Flügel heutiger Konstruktion seither (1886) 227 cm lang ist. Alle Style II blieben jedoch bei 85 Tasten zu jener Zeit hatte nur der Konzertflügel die 88 Tasten.
1877 oder 1878 war der S2PG der letzte Steinway-Flügel, der noch keine Stimmstock-Abdeckung hatte, genau das Foto von oben auf die Stimmwirbel fehlt hier allerdings .. ;-) Hat er noch die leicht geschwungene S-Kurve des offenene Stimmstockes in Holz, oder hat er schon die gerade Gussrahmenleiste quer vor der Nase des Pianisten?
Generell gibt es noch zweidrei Sachen , die man zu diesen Semikonzertern wissen sollte. Da nicht jedermann den Platz (und das Geld) hat, sich einen waschechten Neun Fuß langen Konzertflügel hinzustellen, ist des privaten Pianisten Traumflügel in aller Regel heute ein Siebenfüßer, und bei Steinway mehr der B-211 statt des C-227. Wenn man auf die selten nötigten drei Tasten im Diskant verzichten kann, ist auch ein 85-Tasten-Steinway ein herrliches Instrument.
Man sollte aber beim Kauf wissen (und im Preis berücksichtigen..), dass die 85er sich wesentlich schlechter weiterverkaufen lassen
denn alle Welt weiß angeblich, dass ein Steinway-Flügel 88 Tasten zu haben hätte. Was bei den kleineren Flügeln A und B erst nach 1892 der Fall war.
Und es gibt einen Unterschied beim Klangholz
Bis in die 1920er Jahre verwendeten Steinway und die andren US-Klavierbauer Fichtenholz der Appalachen-Weißfichte, quasi aus ihrem Hinterlandgarten
Durch die Schwemme an automatisierten Klavieren der Ragtime-Zeit aber waren in den 20er Jahren die Bestände plötzlich erschöpft. Das sehr hochwertige, eng gewachsene und gleichmäßige helle Holz war nicht mehr zu erhalten alles abgeerntet.
Seither holt man sich das Holz aus Kanada und Alaska, die wesentlich dunklere Sitka-Fichte. Dieses Holz ist weniger haltbar, und das führte in den USA dann in den Jahrzehnten nach dem zweiten Weltkrieg zu einer Manie des Austauschens von Resonanzböden, sodass es heute kaum noch originale Klangböden aus dieser alten Zeit gibt.. Hat der Flügel das helle Holz, oder die mehr rötlichgelbe Färbung der heutigen Klangböden?
Die Appalachenfichte ist deutlich heller und wertvoller! Die nach Europa gelieferten Flügel wurden, wenn sie einen Riss im Klangholz hatten, in der Regel repariert: ein V ausschneiden, einen Streifen einleimen, verschleifen. Während die US-Klavierbauer den Klangboden sehr gern komplett austauschen
Darum haben die wenigen nach Europa gelieferten Flügel größere Chancen, dass ihnen der originale Klangboden erhalten geblieben ist.
Meiner hat auch noch seine Appalachenfichte drin..
Freundliche Grüße
WEAS
Amateurklavierspieler
Hobby-Chronist an uralten Steinway-Flügeln