Finger entspannt lassen beim spielen

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Mir ist aufgefallen das ich beim Klavierspielen die Finger immer verkrampfe...damit meine ich es sieht auch seltsam aus beim spielen und es fühlt sich auch seltsam an...gibt es Tipps wie man die Finger entspannt lassen kann und wie man sie richtig verwendet?

Bin beim Thema Klavierspielen noch ziemlich am Anfang und noch beim lernen
 
Eigenschaft
 
Also, erstmal: Wie soll ein entspannter Finger eine Taste bewegen?

Ok, rhetorische Frage beiseite, ich glaube, ich verstehe schon, was Du meinst. Ich vermute mal, dass Du die Finger meinst, die in dem Moment gerade nicht spielen. Aber um das Problem anzugehen, muss man sich eben klarmachen, dass Klavierspielen (wie alles Musizieren) Bewegung ist, und die besteht nun einmal aus dem An- und Entspannen von Muskeln.

Probiere mal folgende Übung (zunächst nur mit jeweils einer Hand allein und ohne Pedal):

Spiele einen Ton und lasse ihn klingen, lasse also die Taste niedergedrückt. Sobald der Ton erklingt, entspanne bewusst die ganze Hand soweit wie nur irgend möglich, trotzdem sollte die Taste niedergedrückt bleiben. Spüre in Deine Hand (und in Rücken und Arme hinein), wieviel Spannung tatsächlich noch nötig ist, um die Taste unten zu halten.

Mehr als das brauchst Du nicht, um einen Ton zu halten, denn im Gegensatz zu Bläsern, streichern und Sänger haben wir nach dem Anschlag keinerlei Möglichkeiten mehr, den Ton zu verändern. Wir spielen also immer nur den Anfang der Töne!

Zum eigentlichen Spielen der Tasten ist allerdings eine Bewegung - und damit Muskeltätigkeit - nötig. Das Geheimnis ist, für diese Bewegung eine optimale Muskelkoordination (von den Füßen bis zu den Fingerspitzen) zu entwickeln und das schnelle Entspannen bestimmter Muskelstränge zu trainieren, damit wir keine Energie vergeuden, wo wir sie nicht mehr brauchen.

Kurz: Ton spielen und sofort entspannen, Taste aber gedrückt halten, in den Körper hineinspüren. Wiederholen.
 
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Man kann lernen, den Finger, nachdem er gespielt hat, aktiv zu entspannen. Mein Lehrer nannte das "Blitzentspannung", Peter Feuchtwanger nennt das "Quick release". Dabei hebt man den Finger nicht hoch, um die Taste loszulassen, sondern entspannt ihn, und die Taste drückt den entspannten Finger wieder nach oben. Dadurch wiederum kann man lernen, daß alle die Finger, die gerade nicht spielen, weitestgehend entspannt sind. Zur Einführung empfehle ich diesen Text: https://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/musikhochschule/feuchtwanger_01.pdf

Wir spielen also immer nur den Anfang der Töne!
Damit bin ich nicht ganz einverstanden: In einem Workshop, AFAIR mit Lang Lang antwortete Daniel Barenboim einmal auf die Frage, wie man denn ein Crescendo auf einer ganzen Note (gibt es wohl bei Beethoven) auf dem Klavier spielen solle: You must want it! Und dieses Wollen äußert sich - zumindest bei mir - immer in einer Bewegung. Auch bei einer ganzen Note führe ich noch nach dem Anschlag eine Spielbewegung aus, bewege die Arme und Handgelenke und spüre den sich ändernden Druck in den Fingerkuppen. Das tue ich eigentlich andauernd, nicht nur wenn ganze Noten mit Crescendo auf den Notenblatt stehen. Das, was bei jedem Streicher, Bläser, Sänger etc. Notwendigkeit ist - nämlich daß er sich bewegen muß, damit ein Ton überhaupt entsteht und andauert - füge ich beim Klavierspielen aktiv und bewußt hinzu. Andernfalls kommt nämlich - jedenfalls wenn ich spiele - keine gescheite Musik aus dem Saitenholztastenkasten heraus.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Damit bin ich nicht ganz einverstanden: In einem Workshop, AFAIR mit Lang Lang antwortete Daniel Baremboim einmal auf die Frage, wie man denn ein Crescendo auf einer ganzen Note (gibt es wohl bei Beehthoven) auf dem Klavier spielen solle: You must want it! Und dieses Wollen äußert sich - zumindest bei mir - immer in einer Bewegung. Auch bei einer ganzen Note führe ich noch nach dem Anschlag eine Spielbewegung aus, bewege die Arme und Handgelenke und spüre den sich ändernden Druck in den Fingerkuppen. Das tue ich eigentlich andauernd, nicht nur wenn ganze Noten mit Crescendo auf den Notenblatt stehen. Das, was bei jedem Streicher, Bläser, Sänger etc. Notwendigkeit ist - nämlich daß er sich bewegen muß, damit ein Ton überhaupt entsteht und andauert - füge ich beim Klavierspielen aktiv und bewußt hinzu. Andernfalls kommt nämlich - jedenfalls wenn ich spiele - keine gescheite Musik aus dem Saitenholztastenkasten heraus.
Natürlich, das möchte ich auch nicht in Frage stellen. Schließlich wird der nächste Ton immer davon beeinflusst, wie wir den vorherigen empfinden, und erst im Verlauf mehrerer Töne entsteht bei uns ein Bogen. Was ich - überspitzt - sagen wollte, war, dass wir physikalisch auf einen einmal gespielten Ton (abgesehen von seiner Dauer und allerhöchstens noch der Art seines Verklingens) keinen Einfluss mehr haben. Wenn wir also beim Festhalten eines Tons eine gewisse, musikalisch begründete Spannung aufbauen, so beeinflusst diese in keiner Weise den klingenden Ton, wohl aber den darauf folgenden, und erst in dieser Folge entsteht unsere Musik.
 
Eine kleine Spitzfindigkeit noch: :D
Wenn wir also beim Festhalten eines Tons eine gewisse, musikalisch begründete Spannung aufbauen, so beeinflusst diese in keiner Weise den klingenden Ton
Doch, sie beeinflußt den Ton in mir. Da ist nämlich meiner Meinung nach der Ort, an dem sich der wesentliche Teil der Musik abspielt.

Aber im Grunde sind wir uns wohl einig. :)
 
Ich meinte natürlich die physikalischen Parameter des klingenden Tons. :p (Können gerne ein Spitzfindigkeitenduell draus machen, aber das wäre jetzt echt off-topic. ;) ) Jap, denke auch, dass wir im Prinzip das gleiche denken. :)
 
Sobald der Ton erklingt, entspanne bewusst die ganze Hand soweit wie nur irgend möglich, trotzdem sollte die Taste niedergedrückt bleiben.

Mir scheint noch erwähnenswert, daß gerade beim Klavier nur eine minimale Kraft nötig ist, eine Taste niederzuhalten:
Das berühmte "Tastengewicht" (ca. 60 g), also ca. 0,6 N, ist die lächerliche Kraft, die man aufbringen muß, wenn man eine Klaviertaste gedrückt halten will.

Sie ist viel (!) geringer, als die Kraft, die man für den Anschlag braucht, denn die kommt ja im wesentlichen durch die Beschleunigung der trägen Massen in Mechanismus zustande.
Deutlich anders fühlt sich beispielsweise eine Synthesizer- oder Orgeltastatur an, deren "Tastenwiderstand" durch eine Federkraft simuliert wird (aber auch da muß man keinesfalls verkrampfen).



Auch bei einer ganzen Note führe ich noch nach dem Anschlag eine Spielbewegung aus, bewege die Arme und Handgelenke und spüre den sich ändernden Druck in den Fingerkuppen. Das tue ich eigentlich andauernd, [...]

Mache ich auch oft. Auch, wenn es den angeschlagenen Ton nicht mehr beeinflussen kann, es beeinflußt meiner Meinung nach den "musikalischen Spielfluß".
Sozusagen Musizieren mit dem gesamten Körper. Dazu gehört auch Einatmen vor dem Einsatz oder nach Phrasen - als ob man sänge oder ein Blasinstrument spielte.

Achtung: das hat nichts mit übertriebener Theatralik wie gen Himmel schauen und verzückt Augen verdrehen zu tun, sondern einfach mit einem natürlichen Empfinden dessen, was man gerade (hoffentlich) "mit Leib und Seele" tut. :)

Viele Grüße
Torsten


Edit: Das war jetzt nicht so off-topic, wie es scheinen mag, denn ich bin überzeugt, daß Verkrampfung auch eine Folge von "unnatürlicher", erzwungener Haltung/Bewegung ist. Wirklich mal probieren: Vor dem Einsatz Luft holen usw.
Wenn der Körper vollständig musiziert statt daß nur einzelne gerade benötigte Körperteile die gerade notwendigen Bewegungen ausführen, lassen sich Verspannungen auch gut vermeiden. Das muß wie gesagt nicht in Gehampel ausarten, aber sollte den Versuch beinhalten, die Musik mit allen Sinnen zu erfahren.
(das klingt jetzt esoterischer als beabsichtigt... ;))
 
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@Colorido stimmt ich habe wirklich die Finger gemeint, die ich beim spielen nicht verwende, ich beginne die dann meist seltsam zu strecken oder anzuspannen eben....
 
Das ist meistens fehlgeleitete Spannung.

Einerseits kann dagegen das bewusste Entspannen helfen, was nun schon sehr ausführlich beschrieben wurde. Häufig ist nämlich dabei auch im spielenden Finger zu viel Spannung vorhanden, die dann in die anderen Finger ausstrahlt. Das ist übrigens in geringerem, gesunden Maße auch bei Profis zu beobachten, vor allem dann nämlich, wenn sie, wie es @McCoy beschrieben hat, einen großen, getragenen Bogen mit einem gefühlten Crescendo spielen. In diesem Fall sind deren Finger, die gerade nicht spielen, auch nicht zu 100% entspannt, sondern leben die Spannung der Musik geradezu mit. Allerdings ist das weit davon entfernt, verkrampft zu sein. (Anmerkung: So viel Hochachtung und Respekt ich vor Feuchtwanger und seiner Leistung habe und so wertvoll seine Übungen für mich geworden sind, ist dies ein Grund, weshalb ich mit seiner Forderung nach einem »hängenden Daumen« bei einigen der Übungen nichts anfangen kann. Für mich fühlt sich das extrem unnatürlich an...)

Andererseits gibt es aber auch zwei weitere Herangehensweisen: Erstens die bewusste und gezielte Ansteuerung der einzelnen Finger (dies, und eigentlich fast nur dies ist der Hauptzweck solcher Übungen, bei denen es vordergründig um das Training von »Fingerkraft« zu gehen scheint - der Begriff »Fingerkraft« ist bewusst in Anführungszeichen gesetzt, weil er in eine völlig falsche Denk- und Übrichtung führt) und zweitens das vor allem intuitive Begreifen der Muskelkoordination von den Füßen bis zur Fingerspitze, die beim Spielen einer Taste abläuft. Die Finger sind nämlich nur das allerletzte Glied einer Bewegungs- und Spannungskette, die durch unseren ganzen Körper zieht und die zu jedem Zeitpunkt an jeder unserer Spielbewegungen beteiligt ist. Bei manchen (nicht allen!) Spielbewegungen sind unsere Finger sogar nicht viel mehr als feinjustierte Stoßdämpfer, die die Energie aus dem Körper ins Instrument übertragen.
 
Bei guten Synths gibts es den sogenannten Aftertouch. Damit kann man den Klang nach dem niederdrücken der Taste nochmals manipulieren indem man fester reindrückt ;)

Beim Piano spielt es das allerdings nicht ;)
 
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Ich hab' zwar noch nie auf solchen Aftertouch-Instrumenten gespielt, aber wenn ich es mir recht überlege, könnte ich mir sogar vorstellen, dass so etwas tatsächlich dabei helfen könnte, das eingangs genannte Problem zu bewältigen - vorausgesetzt natürlich, der Aftertouch reagiert sensibel genug. Dann nämlich hätte die nach dem Anschlag im Finger wirkende Spannung eine klangliche Auswirkung, die als zusätzliches Feedback genutzt werden könnte.

Am besten ginge so etwas wohl mit dem Haken Continuum, aber für das Teil muss man erstmal das nötige Kleingeld übrig haben.

Aber ein Clavichord könnte man ja auch dafür nehmen. Das ist zwar auch nicht billig, dafür aber in Klassikerkreisen hin und wieder anzutreffen.

P.S. Habe mich gerade noch ein bisschen über Aftertouch informiert. Du hast mir da gerade eine neue Idee ins Hirn gepflanzt, ich werde mich da mal schlau machen und im Geschäft ausprobieren, ob das etwas für meinen Unterricht ist. :great:
 
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Ich kenne das auch mit den Fingern,wobei aber meine Hand immer sehr tief liegt ,obwohl meine Lehrerin meint, dass die Fingerknöchel "rausstehen "sollten
 
Verkrampfungen können ganz viele Ursachen haben. Oft folgt die Verkrampfung in Hand, Finger, Arm oder Schulter einer inneren Verkrampfung und beginnt manchmal schon bei einer falschen Atmung und einem falschen Sitzen.

Um einmal "nur" bei dem Anschlag zu bleiben:

Gerade bei Anfängern ist es schwer aber dennoch wichtig, den Unterschied zwischen Schwung und Gewicht zu erlernen. Das sind ja die beiden klangerzeugenden Mittel, die aber in der falschen Anwendung zu Verkrampfungen und zu einem Mangel an klanglichen Ausdrucksmöglichkeiten führen. Sowohl Schwung als auch Kraft/Gewicht sind ja immer beteiligt. Doch für den bloßen Anschlag wird bei Anfängern oft zu viel Kraft eingesetzt. Wenn man sich dann die Finger anschaut, sieht man, dass vieles der eingesetzten Kraft unterwegs wieder verloren geht, ohne dass es klanglich wirksam wird. Zum Beispiel, indem der Spieler ausgerechnet das letzte Fingergelenk entspannt lässt, also die Fingerspitze "Dackelfüßig" aufsetzt. Das ist, als ob man einen Baum mit einer Axt fällen möchte, die im Schaft im Ansatz der Schneide ein Gelenk hat. Da macht es dann auch keinen Sinn, wenn man zum Ausgleich noch mehr Kraft aufwendet. Doch genau das passiert bei vielen Anfängern, vor allem, wenn sie noch jung sind.
Lässt man die Schüler dann auf einer hölzernen Tischplatte ein paar Töne klopfen mit der Anweisung, ein knackendes "Pock" zu erzeugen, machen sie es automatisch richtig. Bei der Vorstellung, eine Taste runterzudrücken, stellt sich dann oft wieder der falsche, anstrengende Bewegungsablauf ein.
Was ich damit sagen will: Die Vorstellung des Herunterdrückens führt schon zu einer Verspannung an falscher Stellen. Die Vorstellung eines Tones und Klanges führt eher zu einem richtigen Spannungsaufbau.

Ich finde übrigens, dass die ersten Übungen in der Schüngeler-Schule dazu sehr hilfreich sind, bei der man bei liegenbleibendem Daumen (bzw. kleinem Finger) die anderen Finger im Staccato repetiert. Man lernt dabei nicht nur, dass der Tastenanschlag sehr ökonomisch durch Schwung erzeugt wird, sondern auch, dass ein befriedigender knackiger Ton erst bei richtiger Spannungsverteilung innerhalb des Fingers selbst erzeugt wird.

stimmt ich habe wirklich die Finger gemeint, die ich beim spielen nicht verwende, ich beginne die dann meist seltsam zu strecken oder anzuspannen eben....

Kann es sein, dass die Verkrampfung vor allem auftritt, wenn Du zum Beispiel in der linken Hand Akkorde spielst, Powerchords (c - g - C') oder ähnliches?
 
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Also jetzt wo du es sagst ,mir geht es auch so mit Powerchords, der 2te Finger ist immer wie ein angespannter "Haken":|
 
der 2te Finger ist immer wie ein angespannter "Haken"
das lässt sich leicht beheben.
1. Die Hand sollte auch dann, wenn Du eine Oktave greifst eine durchgehende Wölbung von Handgelenk bis Fingerspitze haben, als ob die Hand auf einem großen Ball liegt. Der zweite Finger landet dann automatisch zwischen den schwarzen Tasten - oder je nach Akkord weiter hinten auf den schwarzen Tasten. Dadurch wird die Spannweite der Hand größer und alle unbeteiligten Finger können sich entspannen.
2. Weil der fünfte Finger im Alltag so selten benutzt wird, ist die Muskulatur im Vergleich zu den anderen Fingern unterentwickelt. Das darf man beim Klavierspielen auf keinen Fall dadurch ausgleichen, dass die Hand in der Längsachse unterstützend in die Taste des fünften Fingers gedreht wird. Das führt automatisch wieder zu einer Verkrampfung der anderen Finger. Das muss der Kleine alleine schaffen. Dazu gibt es gute Übungen.
 
2. Weil der fünfte Finger im Alltag so selten benutzt wird, ist die Muskulatur im Vergleich zu den anderen Fingern unterentwickelt. Das darf man beim Klavierspielen auf keinen Fall dadurch ausgleichen, dass die Hand in der Längsachse unterstützend in die Taste des fünften Fingers gedreht wird. Das führt automatisch wieder zu einer Verkrampfung der anderen Finger. Das muss der Kleine alleine schaffen. Dazu gibt es gute Übungen.
Das ist (AFAIK) Schüngeler-Schule, Gieseking sagt etwas anderes:

Einzelne Stellen, in denen z.B. keine allzu schnellen Tonfolgen vorkommen, wären auch ohne Rollung mit reinem Fingerspiel auszuführen, werden aber doch, um der Ermüdung vorzubeugen, meistens durch Rollung hervorgebracht oder durch sie unterstützt.
(Karl Leimer, Walter Gieseking, Modernes Klavierspiel, Schott 1959, S. 110, Die Rollung)

Mit Rollung ist hier das gemeint, was ich im Forum gelegentlich als Unterarmrotation durch Pronation und Supination beschrieben habe (Türaufschließbewegung).

Viele Grüße,
McCoy
 
auch dann, wenn, wie im Beispiel des Powerchords die Töne gleichzeitig angeschlagen werden? Darauf bezog sich mein Argument.

Die Beispiele, die bei Gieseking genannt werden würde auch ich mit einer rotierenden Anpassung spielen. Da wiedersprechen sich die verschiedenen Schulen auch nicht.
 
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Ach so, das war mir nicht ganz klar.

Aber wenn ich die Töne gleichzeitig anschlage, brauche ich ja meist eine Betonung des höchsten Tones (rechts) bzw. des Basstones (links), sonst werden die Mittelstimmen zu laut und der Klang kippt um. Und dazu benutze ich jedenfalls Rotation nach außen (Supination).

Ich kenne halt diese Schüngeler-Übung, bei der man man z.B. bei der Tonfolge c d e f g mit dem Fingersatz (rechts) 1 2 3 4 5 den 5. Finger geradezu mit Rotation nach Innen (Pronation) spielt, um den Finger senkrecht aufzusetzen und dachte, Du beziehst Dich darauf, weil Du oben schon von Schüngeler schreibst. Aber ich finde das Heft gerade nicht, wo die Übung drinsteht.
 
2. Weil der fünfte Finger im Alltag so selten benutzt wird, ist die Muskulatur im Vergleich zu den anderen Fingern unterentwickelt. Das darf man beim Klavierspielen auf keinen Fall dadurch ausgleichen, dass die Hand in der Längsachse unterstützend in die Taste des fünften Fingers gedreht wird. Das führt automatisch wieder zu einer Verkrampfung der anderen Finger. Das muss der Kleine alleine schaffen. Dazu gibt es gute Übungen.
Ich kenne die Schüngeler-Schule (falls Du Dich tatsächlich darauf beziehst) nicht und kann deshalb nicht beurteilen, wie Du zu diesen Ausführungen kommst. Aber das, was ich hier ohne Kenntnis des Hintergrunds lese, ruft in mir starken Widerspruch hervor. Denn erstens wird es immer so bleiben, dass die beiden äußeren Finger (4. und 5.) weniger beweglich und kontrollierbar sind als die drei inneren (1. bis 3.) und zweitens ist jede Spielbewegung, und sei sie auch noch so klein, eine ganzkörperliche Bewegung. Denn selbst bei einer Bewegung, die scheinbar nur der Finger durchführt, stellt der Rest der Muskelkette eine Gegenspannung bereit, ohne die die Fingerbewegung keinerlei Effekt hätte. Auch bei einem Powerchord- oder Oktavgriff, bei dem auch der Daumen beansprucht wird, spüre ich in Unterarm und Handgelenk eine den kleinen Finger unterstützende Spannungsverteilung, die sich wie eine mikroskopisch kleine Vorform einer Auswärtsdrehung anfühlt.

Mich stört insbesondere die Formulierung »Das muss der Kleine alleine schaffen.«, denn wie bereits dargelegt ist keine Spielbewegung alleinige Sache der Finger oder irgend eines anderen Gelenks oder Muskels.
 
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Mich stört insbesondere die Formulierung »Das muss der Kleine alleine schaffen.«, denn wie bereits dargelegt ist keine Spielbewegung alleinige Sache der Finger oder irgend eines anderen Gelenks oder Muskels.

auch darin sehe ich jetzt keinen Widerspruch. Im Gegenteil. Gerade weil es keine isolierten Bewegungen gibt, muss man lernen mit der Spannungsverteilung umzugehen. Erstens ist es daher notwendig, bei ungleich starken Fingern für die Bewegungsfähigkeit der Schwachen zu sorgen. Gerade der schwache fünfte Finger ist in beiden Händen der wichtigste. Außerdem ist er stark an den Vierten gekoppelt. Da muss man aber eine Selbstständigkeit des fünften Fingers erreichen. Wie will man sonst eine Mondscheinsonate spielen oder das Schubert-Impromptus in Ges-Dur?
 

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