Guten Abend,
Mein Vorschlag dazu kommt eingentlich aus der Knopfspieltechnik
Sie haben den Vorschlag vom Knopfspielen, sehr schön, aber ich behaupte mal (als ergänzenden Gedanken, nicht als Kritik an Ihrem Beitrag): Die langen Klaviertasten sind dazu da, daß man sie bei Bedarf mehr oder weniger auf der ganzen Länge nutzt, das wird wohl jeder ausreichend fortgeschrittene Nutzer so handhaben. Wenn man daran denkt, ist es auch ohne Bezug zum Knopfsystem sehr naheliegend, zu bemerken, daß z. B. der vierte Finger ganz gut schräg über den fünften paßt, und solche Fingersätze mit in Betracht zu ziehen.
Ein Problem ist vielleicht: In der ersten Zeit des Umgangs mit einer Klaviertastatur liegt es nahe, über sie "eindimensional" zu denken und sie mehr oder weniger zu benutzen, als ob es keine Tasten wären, sondern eine weiße und eine schwarze Knopfreihe. Irgendwann muß einem dann aber gesagt werden oder man muß draufkommen, daß die Tastatur eben eine zweite Dimension hat. Wenn das nicht geschieht, dann kann es leicht passieren, daß man zwar die zweite Dimension nach und nach mitnutzt, um die Bewegungsabläufe flüssiger zu machen, aber daß man beim Planen von Fingersätzen immer weiter beim eindimensionalen Denken bleibt (und so etwas wie mit dem fünften und vierten Finger verwirft, nur weil der vierte in einer Dimension schlecht rechts neben den fünften könnte).
Beim Akkordeon bin ich zu kurz, um viel dazu sagen zu können, aber ich glaube zu erahnen, daß die Klaviertastatur beim Akkordeon bzgl. zweidimensionaler Nutzung einen Vorteil gegenüber dem Klavier haben könnte: Beim Drehen der Hände ist man, kommt mir bislang vor, etwas flexibler. Beim Klavier muß man für bestimmte Schrägstellungen einer Hand die Sitzposition ändern, aber das geht nicht immer, weil es z. B. dem zuwiderlaufen kann, was man mit der anderen Hand vorhat. In dieser Hinsicht scheint beim Akkordeon die rechte Hand unabhängiger von der linken zu sein, und man hat z. B. auch solche Sondermöglichkeiten, wenn man etwas Einchöriges in mittlerer Tonlage spielt und einen ähnlich klingenden 8-und 16'-Chor hat, daß man dann den Chor danach wählt, ob man gerade fingersatztechnisch eine bestimmte Lage der Hand bevorzugt.
Zuerst war meine Sympathie beim Knopfsystem, weil das Knopfsystem etwas speziell aufs Akkordeon Zugeschnittenes mit speziellen Vorteilen ist, wohingegen die Klaviertastatur einfach von einem anderen Instrument mit ganz anderen Voraussetzungen übernommen ist und ich den Verdacht hatte, daß ihr Hauptnutzen war, das Akkordeon massenmarkttauglicher und einstiegshürdenärmer zu machen. Seitdem ich erahne, daß es auch spezielle akkordeonspezifische Vorteile gibt, wird mir die Klaviertastatur deutlich sympathischer. (Aber, wie gesagt, inwieweit das stimmt, ist mir mangels Erfahrung noch unklar.) Konstanter Pluspunkt fürs Knopfsystem bleibt bei mir nur, daß man Knopfinstrumente mit wenig Chören allem Anschein nach kleiner und leichter als Tasteninstrumente mit demselben Tonumfang bauen kann.
Ach ja, und Tastaturen mit sehr kurzen Tasten und dann vielleicht noch einem besonders nahe am sichtbaren Teil gelegenen Drehpunkt scheiden aus, weil die sich zu sehr wie "zwei Knopfreihen" verhalten und dann natürlich einem richtigen Knopfsystem unterlegen sind.
Mit freundlichem Gruß
H.