FET, Röhre... was macht den Vintagesound?

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Marcus892
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Hallo,

ein Kumpel hat gerade das Ear Trumpet Labs Myrtle zu Hause. Das klingt super "alt" - leicht angezerrt und nach altem Radio. Worauf muss ich achten wenn ich einen ähnlichen Sound haben will? Röhrenmikrofone? FET Mikrofone? Den Unterschied verstehe ich noch nicht ganz. Könnt ihr mir außerdem Mikrofone unter 1000€ empfehlen, die einen ähnlichen Sound aufweisen? Oder kann ich mit einem Röhrenpreamp immer einen solchen Sound erzeugen? (generell für Gesang, begleitet von einer Gitarre)

Vielen Dank!
 
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Hallo, @Marcus892 ,

...verabschiede Dich zuallererst von der Vorstellung, nur mit "Röhre" in egal welcher Form sei "Vintage"-Klang (...was ist das eigentlich genau :D :D :D ) zu erzeugen. Es gibt Röhrengeräte, die genauso neutral klingen können wie ihre "transistorigen" Pendants, und es gibt welche, die das haben, was die Werbung immer gerne als "Röhrensound" ausschlachtet. Es hat schon Röhren-Preamps aus der Billigklasse gegeben, da glimmte die Röhre nur verkaufsfördernd vor sich hin und war nicht mal richtig in der Schaltung integriert...

Der Klang eines Mikrofones oder auch eines Verstärkers kann nicht einfach so mit "Röhre" oder "Transistor" grundsätzlich bestimmt werden - es ist das ganze Konstruktionspaket, die Bauteile, Auslegung der Schaltung, bei den Mikrofonen die Kapsel...
In Deinem Falle: Wenn Du den Sound haben möchtest, den Dein Freund mit diesem Mikrofon hat, ist tatsächlich das Einfachste, genau dasselbe zu nehmen.. :nix:
Nimm z. B. ein Bändchenmikrofon - da ist nicht mal 'ne Röhre drin. Ein NoHype LRM1 klingt schon sehr "vintage", ein modern konstruiertes Bändchen wie das Audio Technica AT4081 hat zwar immer noch den "Bändchen-Klang" mit den seidigen Höhen und der superschnellen Ansprache, ist aber insgesamt viel "moderner" im Klang.

Viele Grüße
Klaus
 
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genau dieses Mike benutzen;)

So siehts aus.
Das Ear Trumpet Labs Myrtle kostet 699€ in Germany.

Das Mikrofon ist transformerlos und klingt trotzdem nicht wie ein TLM, sondern sehr eigen, siehe Frequenzgang ;)

Die Ear Trumpets Labs haben sich in USA unter kleinen Ensembles einen Namen gemacht, wenn man in die Richtung möchte, dann Myrtle kaufen :)

Man versammelt sich um das Mikro, und los gehts:





Herausforderung wie so oft ist eben auch eine geile Performance, dann macht auch das Mikro mit :)

Die Amis habens eben auch einfach drauf...:m_dblbass::m_vio2::m_sing:
 
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Das klingt super "alt" - leicht angezerrt und nach altem Radio.
Die "alten Radios" hatten normalerweise einen Frequenzgang, der absichtlich nicht linear, sondern ´verbogen´ war, mit einer Anhebung der Bässe und der Höhen.
Hier hat mal jemand ein Graetz 177W gemessen (die Endstufe, Tonabnehmer-Eingang/2. Lautsprecher-Ausgang-Buchse):

Graetz 177W_Frequenzgang.png


Im Thread-Beitrag dazu findet sich die Legende:

"Hier nun der Frequenzgang eines Graetz 177W bei Zimmerlautstärke, gemessen wurde der NF - Verstärker (Tonabnehmer - 2. Lautsprecherbuchse).

rot - Bass und Höhen max. , gelb - Bass und Höhen min. , hellblau - Bass max. Höhen min. , pink - Bass min. Höhen max. , grün - Bass und Höhen etwa Mittelstellung"

[Quelle: https://www.radiomuseum.org/forum/ausgangsleistung_und_frequenzgang.html - in diesem Thread werden auch viele weitere klangbestimmende Details erläutert, wie z.B. die offenen Gehäuse, mitschwingende Bauteile usw.]
Der Graetz 177W dürfte seinerzeit als High-End-Radio gegolten haben, hier Infos zum Gerät, man beachte auch den Preis von 539,- DM 1954/55(!), hier Infos zum Gerät: https://www.radiomuseum.org/r/graetz_177w.html

Wenn man den Frequenzgang des "Myrtle" betrachtet, fällt schon eine gewisse Ähnlichkeit zum Frequenzgang des alten Radios auf:
Labs Myrtle Frequenzgang.jpg

[Quelle: https://static1.squarespace.com/sta...1541637851100/ETL+Current+Models+-+Myrtle.pdf]
Der im Datenblatt angegebene Frequenzgang von 20 Hz-15 kHz (-3dB) ähnelt ohnehin mit seinem starken Höhenabfall den alten Radios; -3 dB bei 15 kHz ist für ein Kondensatormikro schon ein bemerkenswert flotter Höhenabfall, da sah der alte Graetz sogar etwas besser aus, wenn man ihm nicht die Höhen abdrehte.

Wenn man davon absieht, dass es per EQ nicht möglich ist, das Polardiagramm eines Mikrofons nachzubauen, halte ich es ansonsten schon für machbar, mit einer per EQ nachgebauten "alten" Frequenzkurve dem Vintage-Sound etwas näher zu kommen, wobei bei dieser Überlegung ein Kleinmenbran-Kondensator-Mikro mit mehr oder weniger ebenen Frequenzgang zum Einsatz kommt wie es sich leicht beschaffen lässt oder sogar schon verfügbar ist.
 
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Danke für deine Mühe @LoboMix !!!

Danke auch den anderen Beiträgen. Liegt schon Nahe, das Myrtle dann zu nehmen...

Auch wenn man scheinbar die Technologie nicht mit der Ergebnis gleichsetzen kann, kennt ihr dennoch Alternativen? Eben Mikrofone, die diese gewisse gute Portion Wärme mitbringen... AT4047? Dann könnte ich diese Mikros mit dem Myrtle vergleichen
 
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Man versammelt sich um das Mikro, und los gehts:


Herausforderung wie so oft ist eben auch eine geile Performance, dann macht auch das Mikro mit :)

Richtig klasse.

Und bei uns muss man jedes Instrument einzeln abnehmen und zum Schluß verlangt jeder noch einen individuellen Monitormix :D
 
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