Hallo harbster, freut mich, dass Dir die Soundfiles etwas weiterhelfen. Danke für Dein Mail, ich versuche mal Deine Fragen von meiner Geschmacksrichtung aus zu beantworten.
Letztlich ist das eine Frage Deines persönlichen Geschmacks, Deiner Einstellungen an Amp und Effekten und das Ergebnis natürlich davon abhängig, wie die PUs in Deiner MIM ihren Charakter durchsetzen können. Du hast ein Griffbrett aus Ahorn?
»Texas Special, CS Fat 50, CS 69«
Zunächst zu den Texas Specials. Die betonen, worauf bagotrix schon hingewiesen hat, die Hochmitten. Genauso wie ein Ahorn-Griffbrett. Die Kombination kann gerne mal zuviel des guten an Hochmitten sein und ist für meinen persönlichen Geschmack auf Dauer penetrant und aufdringlich. Die Knopfler Signature Strat vewendet ein Griffbrett aus Palisander, das für meinen Geschmack mit den Texas Specials besser harmoniert. Dann darf man nicht vergessen, dass Knopfler sehr viel die PU Kombinationen spielt, also Stellung 4 aber auch 2 (wenn Neck 1 und Bridge 5 ist). Die Zwischenstellungen nehmen dem Sound die Schärfe und klingen "nasaler". Für einen typischen Knofpler Sound heißt es also meist 2 und 4. Die Texas Special können mit der richtigen Effektbelegung aber auch weniger hochmittenbetont - also "warm" - klingen, wie man bei Brothers Of Arms gut hört.
Mein Fazit: Du verbaust Dir prinzipiell mal wenig und kannst Deine Suche entspannt angehen. Du kannst jede Strat mit der richtigen Peripherie in eine gewisse Richtung hin einstellen. Die Frage ist: was ist Dein gewünschter Charakter? Die Strat sollte so klingen, dass Du Deinen favorisierten Sound mit möglichst wenigen Einstellungen am Amp und den Effekten direkt hast. Die Sounds, die Du weniger oft spielst, kannst Du mit Abstrichen dann über die Peripherie einstellen.
Die CS Fat 50s klingen für mich sehr offen, die CS 69er etwas bedeckter. Die Fat 50s haben im direkten Vergleich den weicheren, glockigeren Strat-Tone, sie klingen sehr definiert und in den oberen Mitten präsenter. Die 69er rocken härter, klingen wärmer und cremiger, dafür etwas undefinierter, sie betonen mehr die unteren Mitten. Beides ist für meinen Geschmack sehr reizvoll.
Wenn Dir Brummfreiheit wichtig ist, dann lege den CS Fat 50 in der Mitte. Die drei Fat 50s sind für Neck, Middle und Bridge unterschiedlich gewickelt, der mittlere obendrein reverse wound, also weitestgehend brummfrei. Die Fat 50s muss man also auch richtig verbauen. Die CS 69er sind gleich gewickelt, da gibt es keinen Unterschied zwischen Neck- Middle- und Bridge-PU. Ich hab in der CP60s drei CS 69er und kein Problem mit Brummen. Also kein Kriterium für mich.
»Hals Pickup, CS Fat 50 versus CS 69«
Am Neck-PU bekommt man den weicheren Tone, also ist die zentrale Frage: wie soll der weichere Tone bei Dir klingen?
Mit dem CS 69er bekommst Du Hendrix Sounds direkter rüber, mit dem Fat 50 bekommst Du Gilmour am Neck direkter rüber. Zum Vergleich der jeweiligen Stärken am Neck kann ich nur diese beiden Samples anbieten:
Hier ein
Soundsample vom CS Fat 50s am Hals. Hier ein
Soundsample des CS 69 am Neck (1:14 bis 2:14). Die CP60s (3 x CS 69) ist bei der Akkord-Zerlegung mit der Neck/Middle-PU-Kombination, auf der Rhythmusspur ab dem 3. Turnaround mit der Bridge/Middle-PU-Kombination und auf der Leadspur ab dem 4. Turnaround mit dem Neck-PU gespielt.
»Kombination der Pickups, CS Fat 50 und CS 69«
Zur Frage, ob die beiden PUs zusammenpassen, hier ein paar Beispiele. Wesentlich ist Beispiel 2 und 3. Also ab 1:03 im Soundcloudfile:
1) CV50 Stock PUs: AlNiCo 3 für Neck + Middle (hier nicht relevant)
2) CV50 Modified PUs: Fender Custom Shop Fat '50s Neck + Fender Custom Shop '69 Middle
3) CP60 Stock PUs: Fender Custom Shop '69 für Neck + Middle
http://soundcloud.com/relact/pu-soundreview-hello
Die Kombination Fender Custom Shop Fat '50s in Kombination mit dem Fender Custom Shop '69 finde ich persönlich sensationell, die geht total unter die Haut. CS Fat 50 Glocken verheiratet mit CS 69 Perlen.
Besonders schön zur Geltung kommt die Kombi in diesem Sound-File: 3 PU Kombination über Mini-Switch: Neck & Middle & Bridge PU: Fender Custom Shop Fat '50s & Fender Custom Shop '69 & Seymour Duncan SSL-5.
Die 3er PU-Kombi ist vielleicht auch für Dich eine Überlegung wert. Sie klingt noch deutlich nasaler als die 2er und 4er Stellung. In der Frage einheitliches Set versus mixed Set entscheide ich für mich klar für ein mixed Set, da die Zwischenstellungen sehr interessant werden und dadurch ein breiteres Soundspektrum ermöglichen. Ich habe später den SD SSL-5 durch einen Fat 50 an der Brücke ersetzt, weil mir der Fat 50 da besser gefällt. In der Kombi hat der SD SSL-5 aber etwas besser und abwechslungsreicher geklungen.
Übrigens: Man kann auch mit CS Fat 50 und CS 69 in Stellung 4 richtig gut "knopflern", der Tone klingt etwas weicher, nicht so scharf wie die Texas Special Zwischenstellungen.
»Steg Pickup, CS Fat 50 versus CS 69«
Ich weiß wohl, dass Du einen HB möchtest. Zum Verständnis des Unterschiedes ist dieser Vergleich aber vielleicht auch hilfreich. Ziemlich anders nämlich ist es an der Bridge, hier klingen die PUs deutlich härter. Zum Vergleich des CS Fat 50 mit dem CS 69 eignet sich dieser Vergleich noch am besten, obwohl auch er wegen der unterschiedlichen Strats etwas hinkt:
Hier ein
Vergleich bei identem Setup (Amp-Modelling und Effekte) von CS Fat 50s (5:30 bis 7:25) und CS 69s (0:25 bis 2:20) an der Bridge, nicht ganz direkt, weil in unterschiedlichen Strats, einmal in einem 60s Body und einmal in einem 50s Body. Hals und Griffbrett sind relativ ähnlich.
Für mich geht am Steg der CS 69 in der CP60s mehr in Richtung Black Strat von Gilmour, der CS Fat 50 in der gepimpten CV 50s mehr in Richtung Strat #0001 von Gilmour. Mit einem Humbucker würde die Bridge wiederum anders zu bewerten sein. Für eine 3er PU-Kombi sicher ebenfalls auch eine interessante Option.
»EMG DG-20 David Gilmour«
Das EMG DG-20 David Gilmour Set hat sicher auch seine Stärken und ist eine gute Option. Dann klingt die Strat mehr in Richtung Red Strat von Gilmour. Außerdem hat man neben dem SPC Presence Control auch den EXG Guitar Expander. Der Expander bewirkt eine Mittenabsenkung bei gleichzeitiger Höhen- und Bassanhebung und verleiht dem Stratsound mehr Transparenz.
Ich verwende bei Gilmour Lead-Sounds immer einen EQ, der im Prinzip die Funktion der SPC-Einheit übernimmt, also die warmen unteren Mitten anhebt und für die warmen Gilmour Leadsounds charakteristisch ist.
Wie auch immer Du Dich entscheidest, ich denke nicht, dass Du viel falsch machen kannst. Die Optionen haben alle ihre starken Seiten. Wesentlich ist, dass Du Dir im Klaren bist, mit welchem PU Du was machen möchtest.
So long, ich hoffe, meine Beispiele und Vorlieben nützen mehr, als sie verwirren! Viel Spass bei der Auswahl!