Kann man auf einer Jaguar oder Jazzmaster auch Metal spielen? (mit Pickup Austausch natürlich).. oder muss es eine Gitarre sein die vom äußeren auch nach Metal aussieht?
Also, ICH könnte auf einer Jazzmaster Metal
spielen - aber damit definitiv nicht den Sound erzielen, der mit vorschwebt... Und mich auch sonst nicht so wohl damit fühlen.
Das hat einige Gründe:
Meine erste "brauchbare" Gitarre war (immerhin!) eine Fender Stratocaster, weil in der Phase meiner Jugend alle meine Helden typische Stratsounds hatten: Gilmour, Knopfler, Hendrix... Da lag es nahe, auch so ein Teil haben zu wollen. Mit 14/15 geriet ich dann aber auf den Thrash-Metal-Trip und wollte Metallica, Slayer etc. nacheifern, auch soundtechnisch. Also kam als erstes Mal ein SH-4 Humbucker an den Steg, später ein Kahler Locking Tremolo dazu (mal nebenbei: was würde ich heute für die unverbastelte Strat geben...). Das war dann meine erste "Metal-Gitarre". Dennoch war es ein Quantensprung, als ich 1-2 Jahre später eine Charvel Modell 2 bekam: Von der Form her auch eine Strat, im detail jedoch eine komplett andere Gitarre: Schlanker Hals mit Jumbo-Frets, dadurch viel einfacher zu bespielen, ganz andere Tonhölzer, die schon akustisch einen mittigeren, aggressiveren Sound produzierten. Die Gitarre war - für meine Empfinden - viel geeigneter für das, was ich machen wollte.
Man muss vielleicht wissen, dass die Fender-Modelle bedingt durch Holzauswahl und Bauweise einen eher bass- und höhenlastigen-Sound haben, während z.B. Les-Paul-artige Gitarren eher mittig klingen. Auch wenn "Anfänger" oft meinen, das "Metal-Brett" zeichne sich durch endlos Bass aus, sind es gerade die Mitten, die für einen extrem verzerrten Sound wichtig sind und ein Matschen verhindern. Diesen eher "weichen", bei Verzerrung zum Matschen neigenden Grundcharakter einer Fender Strat (und wohl auch einer Jazzmaster) bekommt man - für meinen Geschmack - mit dem Austausch des Steg-PUs nur bedingt in den Griff. Er liegt einfach auch in der Holzkonstruktion verankert. Auf der anderen Seite liefern die Fenders unheimlich schöne Clean-, Blues- und Crunch-Sounds, die man so mit einer "metal-optimierten" Gitarren (oder auch den Gibsons) nicht hinbekommt. Da hat halt jede Konstruktionsweise ihre Vorteile.
Vor allem aber ist (wie immer...) die Frage, was DU (!) damit machen willst. Blackmore und Malmsteen sind nur zwei prominente Beispiele für Gitarristen, die eine Strat (wenn auch mit "heißeren" PUs) in einem "Hard'n'Heavy"-Kontext einsetzen. Für mich persönlich hat jedoch weder der Sound des einen noch des anderen viel mit "Metal" zu tun, ich bin da eben eher durch die Bands der späten 80er und später geprägt.
Dazu kommt: Bei den Fender-"Urmodellen" (Strat und Jazzmaster sind sich ja recht ähnlich) sind es aus meiner Sicht neben den Single-Coils auch das Thema Bespielbarkeit und Stimmstabilität des Vibratos (wenn man's denn braucht), die die Gitarre "nicht ideal" für Metal erscheinen lassen.
Wenn Du also "moderne" Spieltechniken anwenden willst, wird Dir deren Umsetzung auf einer "modernen" Gitarre leichter fallen.
Trotzdem: Wenn DU mit DEINEM Metal-Sound zufrieden bist, den Dir die Jazzmaster liefert und auch deren Bespielbarkeit, gibt's keinen Grund, sich dafür zu schämen ;-)
Wenn Du den Sounds nacheifern willst, die man heutzutage überwiegend live und auf CD hören kann, dann ist das jedoch mit einer Gitarre, die man allgemein eher mit Metal assoziiert (Les Pauls, Explorers, Flying V, Ibanez RGs, diverse ESPs/LTDs und, und, und...) sicherlich etwas leichter als mit einer Jazzmaster. Es ist schon kein Zufall, dass sich bestimmte Gitarrentypen in unterschiedlichen Genres quasi durchgesetzt haben.
PS: In diesem Thread findest Du auch jede Menge mehr- oder weniger gehaltvolle Statements zum gleichen Thema:
https://www.musiker-board.de/gitarre-metal/340223-gitarren-ihre-metaltauglichkeit-10.html