fehlende Stimmplatten und Stimmzungen in Bandoneon ersetzen

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sarastro
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Guten Tag an alle,

ich habe hier einige zahlreiche Beiträge zum Thema Stimmzungen gelesen die ich äußerst hilfreich und interessant finde. Ich bitte um etwas Hilfe bei folgender Thematik.
Habe hier ein Bandoneon rheinische Tonlage, AA, 142 tönig diatonisch also Zug und Duck unterschiedliche Töne. auf den Stimmplatten fehlen (warum auch immer..?) manche Stimmzungen und ich möchte diese erneuern.
Die Frage ist:
Wo bekomme ich die entsprechenden Stimmzungen her z.B. cis, g, h etc... und wie mache ich das mit der jeweiligen Größe Breite, Länge etc..) bei einer Bestellung, ich nehme an die sind nicht alle gleich groß und sie müssen ja später auf der Stimmplatte und deren vorhandenen Öffnungen passen und durchschwingen

Dann das andere Problem: mit welchen Materialien, Hilfsmitteln und vor allem Werkzeugen verniete ich die Stimmzungen? Kann ja nicht einfach eine Nietzange mit herkömmlichen Nieten nehmen die wären wahrscheinlich viel zu weich und ungeeignet.

Bin von Beruf Feinmechaniker und habe schon etwas technisches Verständnis und um jeden Rat dankbar.

viele Grüße
Sven

Anmerkung der Moderation:
Thementitel aussagekräftiger formuliert.
maxito
 
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Hallo Sarastro,

Wenn auf deinem Bandoneon (ich nehme an es ist ein altes und kein relativ neues) Stimmzungen fehlen die offensichtlich von einer Klappe angesteuert werden, dann hast du ein kleines Problem. Denn die passenden Zungen werden einzeln so weder gefertigt, noch irgendwo verkauft.

Das bedeutet entweder zu einem HZIMM bringen (am besten zu einem der auf bandoneons spezialisiert ist) oder selber aktiv werden.

Auf alle Fälle müssen die Zungen neu angefertigt werden. Dazu kann man die Teile entweder komplett selber machen (Federstahlband oder auch aus einem Spachtel mit gehärtetem Blatt) oder eventuell sich von Mundharmonikas welche suchen (bei denen werden die Zungen als Ersatzteil lose verkauft), oder von normalen Stimmplatten die Zungen verwenden, die ungefähr die Größe und Tonlage haben und den Rest dann selber anpassen. Da sind dann deine feinmechanischen Fähigkeiten goldrichtig, denn das bedeutet Feilen bzw. Schleifen auf Passung bis die Zunge sauber mit minimalem Spalt in die Öffnung passt.

Maße also Länge und Breite kann man von der Spaltöffnung und den benachbarten Zungen ableiten. Ebenso erhält man von den benachbarten Zungen eine große Richtung, wie das Dickenprofil der Zunge aussehen sollte. Die groben Arbeiten sollte man machen bevor man die Zunge wieder aufnietet - da tut man sich leichter. Nur das Feinanpassen des Zungenprofils und Stimmen, würde ich das im aufgenieteten Zustand machen.

Gruß, maxito
 
Zuletzt bearbeitet:
Da sage ich mal herzlichen Dank maxito!!
Könntest Du mir noch einen Tipp geben mit welchen Materialien und Werkzeugen die Zungen vernietet werden bzw. wurden denn ich denke das ist vorliegend eine Arbeit aus den 30 ger Jahren....
 
Die Materialien sieht man am besten an den benachbarten vorhandenen Stimmzungen.

Die Zungen selber sind entweder aus federhartem Messing oder Federbronzebleech, oder aus Federstahl. Was genau verwendet wurde, muss man am Instrument nachschauen. Da gibts verschiedene Ausführungen und Varianten.

Als Niet wird ein weicher Stahlniet verwendet. Den muss man sich meist erst in der passenden Größe anfertigen.

Vernietet wird mit einem ganz normalen Hammer - Niet zuerst leicht anstauchen, bis die Zunge etwas strammer sitzt aber gerade noch beweglich ist. Zunge auf gleichmäßigen Lichtspalt ausrichten und Niet komplett aufstauchen und anklopfen.

Alternativ kann man auch anstelle des Niets eine Schraube verwenden (falls möglich höhere Festigkeitsklasse >8.8), die man auf die entsprechenden Durchmesser angepasst hat und mit einer Mutter kontern. Mutter mit Sicherungskleber sichern!

Wenn man die Schraube anfertigt, sollte man darauf achten, dass der Kopf einen reltativ großen Durchmesser aufweist und hinterdreht ist, so dass ein breiter Auflagerand entsteht, der den Zungenfuß großflächig auf die Stimmplatte drückt.

vorher-nachher.jpg

Das Bild zeigt eine Stimmplatte, die ich bei einer TangoII mal spaßeshalber "umgeschraubt" habe. Die Stimmplatte selber wird bei dir natürlich anders aussehen, aber um eine ungefähre Vorstellung zu bekommen, wie das mit dem Schraubenkopf gemeint ist.


Gruß, maxito
 
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dann nochmals Danke leider sind die Feiertage schon um aber ich mach mich so bald wie es geht an die Arbeit...
viele Grüße Sven
 
Ähm, wahrscheinlich hast du da keine Akkordeonstimmplatten drin, sondern alte Bandoneonstimmplatten aus Zink für gleich eine ganze Reihe von Stimmzungen. Wenn dir da was misslingt, ist der Schaden ungleich größer als bei Akkordeonstimmplatten. Vielleicht wäre es nicht unklug, vorher doch mal mit nem Bandoneonbauer zu sprechen(mailen), z. B. mit dem Gutjahr oder dem Hartenhauer.
 
wahrscheinlich hast du da keine Akkordeonstimmplatten drin, sondern alte Bandoneonstimmplatten aus Zink für gleich eine ganze Reihe von Stimmzungen.

Das ist sogar extrem wahrscheinlich.

Aber das ändert nichts an der grundsätzlichen Sache: Bei solchen Verbundstimmplatten werden gebrochene Stimmzungen ersetzt, indem der Niet der alten entfernt wird und eine neue Stimmzunge eingepasst und festgenietet wird.

Bei (aktuellen) Mundharmonikas gibt es passende Stimmzungensätze als Ersatz. Bloß kann man die halt nciht einfahc woanders verwenden- z.B. in einem alten Bandoneon. Drum wird man sich eine Stimmzunge schnitzen müssen, bis die dann passt.

Wohlgemerkt:
Die Stimmzunge muss man sich schnitzen - an der Verbundplatte macht man rein gar nix, außer den alten Niet entfernen und die neue Stimmzunge einzunieten. Da passiert in der Regel nix mit der Verbundplatte. Und der Themenersteller ist Feinmechaniker - somit sind die handwerklichen Vorraussetzungen für feinfühliges Arbeiten gegeben und das Risiko damit eigentlich minimal.

Gruß, maxito
 
...auch mal in der Bucht nach "Stimmplatten" oder "Stimmzungen" schauen - zufällig sind gerade einige Bandoneonstimmzungen drin
Vielleicht hat auch sonst ein Bandoneonexperte hier im Forum noch welche liegen.
Ansonsten hat Maxito schon gesagt: Kann man prinzipiell aus Bandstahlstreifen feilen. Sollte aber für einen Feinmechaniker natürlich keine große Herausforderung sein
Viel Spaß
Christof
 
So... alle benötigten Stimmzungen liegen vor mir ein ganz schönes Durcheinander. Glücklicherweise konnte ich diese aus Stimmplatten die ich in der Bucht erworben habe ausbauen.:great: Da war kein Problem. Beim Einbau nun hätte ich gerne genietet, weiß aber nicht ob ich dass mit herkömmlichen Industrienieten machen soll oder mit speziellen solche die auch für Stimmplatten (Zungen) angeboten werden. Gibt es denn spezielle Nietzangen dafür und wo kann ich diese beziehen?

viele Grüße Sven
 
Hallo Sven,

das sind keine spezielle Niete - einfach Stahl mit passender Länge und Durchmesser.
Mit Nietzange - falls du an eine Blindnietzange denkst, wird das nichts werden.. Die Niete werden am sinnvollsten mit dem Hammer von hand angestaucht, dann die Stimmzungen fertig ausfgerichtet, und fertig vernietet.

... oder...

geschraubt!

Bei mir war es ungefähr ein Nietdurchmesser von 2,5 mm -> M2,5 mit breitem Kopf genommen, den Kopf noch hinterstochen, damit nur der Kragenrand die Zunge niederdrückt und vond er Gegenseite verschraubt und mit Loctite gesichert.

Gruß, maxito
 

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