Falscher Akkord in Ragtime?

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hmmueller
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Hallo - ich hätt' da mal 'ne Frage: Ich wollte gestern meiner Tochter beweisen, dass man "Novelty Rags" "serienproduzierend aus dem Ärmel schütteln kann" - also hab ich vor der Tagesschau in 20min das folgende produziert ...

https://soundcloud.com/h-m-m-ller/a-novelty-rag-unfinished

Noten als PDF: http://www.hmmueller.de/MyMusic/20150604-p.ANoveltyRag.pdf (Noten zum direkt Lesen s.u.)

... nein, es geht nicht um die Qualität (und ich weiß auch nicht, ob er spielbar ist - ich bin ziemlich unfähig bei Stride), sondern darum, dass ein Akkord da drin ist, den ich ums Verr... nicht richtig hinkriege.
Ich verrate zuerst einmal nicht, welcher Akkord es ist : Wäre interessant, ob jemand ihn - so wie ich - als "komisch/falsch/daneben" hört.
Und wenn ja: Was ist eine bessere Alternative?

H.M.

20150604-p.ANoveltyRag.png
 
Eigenschaft
 
Du solltest sehr vorsichtig mit solchen Aufforderungen sein ... :) Das birgt ungeahnten Sprengstoff in sich ... :)

Ich für meinen Teil finde am ehesten in Takt 20 einen etwas verstörenden Akkord. Keine Ahnung, ob Du DEN gemeint hast. Wahrscheinlich aber nicht ...
PS: Irritierender finde ich jedoch die metrische Gestaltung, bzw. den harmonischen Rhythmus mancher Passagen ... obwohl das ungute Gefüh mit jedem Mal anhören immer schwächer wird ... :)

LG - Thomas
 
Du solltest sehr vorsichtig mit solchen Aufforderungen sein ... :) Das birgt ungeahnten Sprengstoff in sich ... :)
Mein einziges Lebensziel ist doch, dieses Forum zu sprengen ... das versuche ich schon seit Jahren und nun eben mit solchen Anschlägen zu erreichen (NSA, schau her, da plant einer was ...).

Ich für meinen Teil finde am ehesten in Takt 20 einen etwas verstörenden Akkord. Keine Ahnung, ob Du DEN gemeint hast. Wahrscheinlich aber nicht ...

Neeiiin ... mhm (jetzt könnte die Bombe (der Diskussion) hochgehen ...): Welcher stößt Dir hier auf? - für mich klingt dieser Takt total 08/15.

PS: Irritierender finde ich jedoch die metrische Gestaltung, bzw. den harmonischen Rhythmus mancher Passagen ... obwohl das ungute Gefüh mit jedem Mal anhören immer schwächer wird ... :)

Ja, die 6 statt 4 Takte in der "Exposition" sind mir so passiert - ich behaupte mal, dass das bei dieser Art Musik tatsächlich ab und zu vorkommt, weil dort der Pianist noch mehr zeigen kann, wie er über die Tastatur strided.

H.M.
 
Für mich klingt auch der letzte Akkord in Takt 20 bzw. dier vorgezogene Eins von Takt 21 unlogisch. Ich hätte hier mindestens den Ton Bb wieder aufgelöst. Die andere dissonanten Durchgangsakkorde stören mich beim Anhören der Aufnahme nicht, nur beim langsamen Selber-Durchspielen.
 
Neeiiin ... mhm (jetzt könnte die Bombe (der Diskussion) hochgehen ...): Welcher stößt Dir hier auf? - für mich klingt dieser Takt total 08/15.

Mit dem Eb im Bass will ich mich nicht so richtig anfreunden ...
Eine Alternativversion könnte sein:

Takt.jpg

LG - Thomas
 
Hallo zusammen,

bei den im Original-Tempo schnell verflogenen Durchgangsakkorden in den Takten 6 und 16 ("Variationen zum Thema" ;) beim letzten Akkord im Takt), kann ich mich mit keiner der beiden Varianten so recht anfreunden (aus dem PDF ausgeschnitten und rot umkringelt):

novelty-rag.png


Den zwischen Takt 20 und 21 von MaBa erwähnten übergebundenen Akkord hätte ich mir auch mit aufgelöstem b (also als Hm) vorgestellt. Das ist zwar harmonisch nicht so interessant, paßt aber zu den Initialen des Komponisten, was der Angelegenheit eine ganz andere Tiefe verleiht. ;)
Bin ich taub oder weicht hier die gespielte Version von der notierten ab? :gruebel:

Für "mal kurz aus dem Ärmel geschüttelt" klingt das jedenfalls erstaunlich authentisch und die Erwartungshaltungen werden voll erfüllt. :hat:

Viele Grüße
Torsten
 
Der Akkord in Takt 9 auf der 3 klang für mich beim ersten Durchhören schon verdächtig. Wenn man das F# in der l.H. wegläßt, klingt es besser: Ein sus, der sich auflöst in einen Dominantseptakkord.

Wenn Du das Forum sprengen willst, solltest Du mindestens eine mehrsätzige Symphonie in großer Besetzung oder besser noch eine mehrtägige Oper komponieren. Mit einem Ragtime kannst Du gegen die dicken Mauern des MB nichts ausrichten. :evil:

Viele Grüße,
McCoy
 
Oh wow - danke für rege Diskussion.

a) Euer komisches Gefühl beim es in Takt 20 teile ich nun auch - zwischen der "geraden" Version von turko und meiner gibt's da glaub ich noch eine, die das es als Durchgang erhält ... das lass ich aber einmal links liegen.

b) Be-3's eingekringelte Akkorde (absichtlich in den zwei verschiedenen Varianten ausprobiert) sind die, die ich gemeint habe. Aber mir fällt keine Version ein, die "richtig klingt" - außer dem Weglassen des mittleren Tones, sodass praktisch ein Bb7 draus wird, aber dann verlier ich den Durchgang bzw. Umspielen vom bb zum c ... den ich doch aber "haben will" :(

c) Das Argument für das "h" in T.20/21 ist so schlagend, dass dieses vorweggenomme bb natürlich dringend entfallen muss :)

d) "Bin ich taub oder weicht hier die gespielte Version von der notierten ab?" Ich hör auch was anderes, als dasteht ... irgendwie muss ich mich heut in der S-Bahn beim Herumprobieren und dann/dazwischen MP3-Generieren wo vertan haben, scheint's.

e) McCoy, "Der Akkord in Takt 9 auf der 3" - doch ja, da kommt auch zuviel zusammen.

f) Mir selber stößt nun auch noch der 3+ im T.10 auf - wobei dort das MP3 doch auch was anderes spielt als in den Noten steht, oder? (siehe d)).

Und für "Für "mal kurz aus dem Ärmel geschüttelt" klingt das jedenfalls erstaunlich authentisch und die Erwartungshaltungen werden voll erfüllt." natürlich vielen Dank!

... und wenn ich das Dings weiterschreiben würde(!), dann würden jetzt noch ein paar Verzierungen reinkommen. Aber das hat dann nichts mehr mit Harmonien zu tun ...

H.M.

P.S. Das mit der Oper ... naja. Mehrtägig wär natürlich das einzige, was man da ins Auge fassen müsste. Aber leider, leider - ich hab auf der Harddisk nur mehr 40 GB frei, da gehen sich die Noten nicht aus.
 
b) Be-3's eingekringelte Akkorde (absichtlich in den zwei verschiedenen Varianten ausprobiert) sind die, die ich gemeint habe. Aber mir fällt keine Version ein, die "richtig klingt" - außer dem Weglassen des mittleren Tones, sodass praktisch ein Bb7 draus wird, aber dann verlier ich den Durchgang bzw. Umspielen vom bb zum c ... den ich doch aber "haben will" :(
Harmonisch gänge auch ein c#. Damit würde das c von beiden Seiten eingekreist, bb von unten und c# von oben.
 
Takt 6 und Takt 16 jeweils auf die 4und --> LH bb RH g' c#'' f#''
 
Harmonisch gänge auch ein c#. Damit würde das c von beiden Seiten eingekreist, bb von unten und c# von oben.

NIcht nur ging' es, es ist sogar so notiert - das Kreuz von weiter vor zählt hinten auch noch ... ich muss noch einmal kontrollieren, ob ich nicht ein paar ungewollt lang geltende Vorzeichen übersehen habe ...

Takt 6 und Takt 16 jeweils auf die 4und --> LH bb RH g' c#'' f#''

Ah - und wieso probier ich das nicht selber? Weil ich so stur auf Alterationen aus bin? Vielen Dank - das macht es korrekt und mit richtiger Stimmführung! (und wenn ich ganz feig bin, dann ersetz ich das c#" durch ein bb' ...)

H.M.
 
Ah - und wieso probier ich das nicht selber? Weil ich so stur auf Alterationen aus bin? Vielen Dank - das macht es korrekt und mit richtiger Stimmführung! (und wenn ich ganz feig bin, dann ersetz ich das c#" durch ein bb' ...)

H.M.
:)
 
Also ich mach das ungefähr so - große Weisheiten kann ich da jetzt nicht verkünden:

a) Ganz viel von dieser Art Musik anhören - Ragtime-Festivals gibt's ja einige, und da kann man sich Tonnen von Aufnahmen anhören/runterladen. Irgendwann bleiben die wichtigen Harmonien und anderen Muster im Kopf hängen.

b) Konkret gibt's ungefähr folgende Muster:
* In der linken Hand Dezimen, weite Lagen, auf unwichtigeren Taktzeiten (2, 4, oft auch 3) Oktaven.
* Stride als zugrundeliegende Begleitidee, aber immer Novelty-Rag dann doch kaum = gute zwei Drittel der Zeit und v.a. am Phrasenschluss einen melodischen Bass, also einen, der in kleineren Stufen fortschreitet.
* Ganz viele chromatische Stimmführungen, insbesondere auch in der Stimme direkt unter der Melodie. Der alte Satz von Scott Joplin "Ragtime muss immer melodisch gespielt werden" gilt auch für den Erfinder: Man muss links und rechts nette Melodiefetzchen unterbringen probieren.
* Die Harmonien sind "alt plus": Dur-, Sept- und Nonakkorde und "sixte ajoute" (13) und v.a. auch verminderte Septakkorde, die man alle möglichst zur chromatischen Stimmführung verwendet - alles das, was in uralten Jazz-Harmonielehren erklärt ist (bei mir liegt ein Baresel aus den 60ern herum, der müsste passen), sonst nichts.
* DD (V of V) mit doppeltem Quintfall ist ein ganz wichtiges Muster am Phrasenschluss, wenn man DDD (V of II) mit dreifachem unterbringt, umso besser.

Summarisch denk ich mir "sowas wie Johann Strauß, nur im graden Takt und mit Nonen und Sexten dazu" ... Das wichtigste ist aber wohl a) oben - anhören und abkupfern, was nur geht. Deshalb wird einem diese Art von Musik dann auch relativ bald langweilig, wenn man nicht grad in der passenden Stimmung dafür ist ...

H.M.
 
??? Ragtime-Festivals? Und da kann man sich was "runterladen"?

Geh zu youtube und such z.B.
  • Durango Ragtime Festival
  • Scott Joplin Ragtime Festival Sedalia
  • West Coast Ragtime Festival
  • Central Pennsylvania Ragtime Festival
  • Sutter Creek Ragtime Festival
Der Großteil der Musik (und Aufnahmen) ist grottenschlecht, aber manche Profis (Billy Hodges, Tom Brier, Adam Swanson, Christopher Duckett [spielt aber offenbar nicht bei Festivals], Martin Spitznagel) berherrschen das Geschäft halt; und wenn sie Billy Mayerl spielen, wird das ganz nette Unterhaltungsmusik. Gut, aber vor allem weil sie Konzertpianistin ist, ist diese Aufnahme von Nadja Weintraub von Billy Mayerls Jazzmaster:

Und was ist genau "Novelty-Rag"?
Den originalen Ragtime hat ja Scott Joplin in den 1890ern groß gemacht. Aber ganz schnell - so ab 1905 - war dieser Stil "ausgelutscht", vor allem auch weil diese Rags melodisch und gar nicht so schnell und virtuos sind. Die entsprechenden "jungen Wilden" mussten natürlich immer schneller und immer komplizierter spielen (Dezimenläufe links, weitere Sprünge, gegen den Rhythmus ...) - und diese Weiterentwicklung heißt "Novelty Rag". Hör Dir einmal Eubie Blakes Kompositionen aus den 1920ern an - sozusagen am einen Ende: Ein Schwarzer, der aus dem "Klavier-Wettbewerb auf der Straße" groß geworden ist - und dann Billy Mayerl - sozusagen am anderen Ende: Ein Engländer mit klassischer Klavierausbildung -, ungefähr dazwsichen spannt sich der Rahmen ...

Den ganzen Satz verstehe ich irgendwie grammatikalisch nicht - bis auf: "melodisch am Phrasenschluß".

Ich probier's nocheinmal :) : Stride als zugrundeliegende Begleitidee, aber eigentlich nur mehr an unwichtigeren Stellen, stattdessen gut zwei Drittel der Zeit und v.a. an Phrasenschlüssen einen melodischen, in kleineren Stufen fortschreitenden Bass.

H.M.
 

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