Faith Mercury Naked Parlor

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pelle95
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Mahlzeit Ehrwürdens,
aufgrund immer gichtigerer Klauen mal ein indonesiches Billigprodukt mit 60er Mensur zugelegt, da mir die zunächst anvisierte GS Mini hals- und soundmäßig doch zu mickrig ist.

Erstmal: Voll übervorteilt worden, ich wollte das Luder NACKT! Aber der gemeine indonesische Gitarrenklöppler kann offensichtlich auch die schlichtesten Naked-Modelle nicht ohne einen häßlichen Blingring aus schillerndem Irgendwas (tote Muschel, wie Cork richtigerweises diese überflüssige Zeug bezeichnet?) um das Schalloch herstellen. Dies ist der erste Negativpunkt, der 2. ist, die Kleine ist pottenhäßlich. Ich weiß nicht, was mein Auge mehr beleidigt, das stumpfe hellgelbe Deckenkonstrukt oder das helle Mahagoni oder die plattgedrückte Form.
Diese Gitarre sieht nicht gut aus ! Auch muss ich nicht verflossenen Schönheiten wie die geagedte Decke der Furch OM 32, meine Mannedesigns oder ähnliche als Vergleich anführen, sie sieht räudiger aus als jede Gitarre, die in meine gichtigen Klauen gekommen sind.
Nun wollten wir aber keinen Schönheitswettbewerb veranstalten, sondern ein 60er Mensur-Teil mit (FÜR MICH-) komfortablem 43er Brett, dass die Restaktivitäten des betagten Threaderstellers in etwa begleiten kann.
Abgesehen von den äußerlichen Eindrücken riecht das Teil aus dem Schalloch, als wenn im Wald gerade eine Fichte gefällt wird. Hatte ich ausschließlich bei einer BSG OM 27, die ebenfalls aus dem Schalloch nach Wald duftete. Und wenn ich diesen eigentlich unzulässigen Vergleich weiterführe, BSG (1870€) beeindruckte mich seinerzeit mit absolut perfekter Verarbeitungsqualität, dass sah innen genauso abgerichtet aus wie außen. Richtig weit ist mein hässliches Entlein (326€) davon nicht weg. Hals, Bünde astrein, kein Grat, kein Nichts, einfach nur in den Arm nehmen und wohlfühlen.
Ich hatte vor Jahresfrist das Teil in schön "eclipse" mit scoop (kann mal auch mal schlanke 900€ für hinlegen), wobei ich immer Probleme hatte, dieses für mich als empfindlich empfundene Teil richtig zu treten, hier gibt es keine Fingertappsen, hier kann richtig reingehauen werden, hey hey..., lass den Bass knallen!)

Normalerweise schmeiße ich zunächst die vorhandenen Saiten runter, die in Indonesien Anfang des Jahres aufgezogen worden, insbesondere, wenn es 12er sind, weil Schwachmatenpelle mittlerweile mit 11ern auskommen muss. Hier war das nicht nötig obwohl fiese DÀddarios, sofort topp-Spielgefühl, Barrees und Bendings unproblematisch, bleiben erstmal drauf.
Klang:
Strumming
Leichtes Strumming mit der Hand angenehm, wie für eine Parlor im Wohnzimmer zu erwarten, weder besonder toll noch daneben.
Hartes Strumming mit Plek wie in den Blecheimer gestrullert, aber man fährt ja auch nicht mit dem Polo auf den Nürburgring.
Picking
Die Bässe, die beim Strumming kaum hörbar sind, kommen einzeln gezupft schön durch, Mitten und Höhen begeistern (allerdings ist der Verfasser frisch verliebt!), Blackbird ist ein völlig neues Lied, die "Horizons" schweben dahin, Mood for a day machen wir locker vor dem Aufstehen. Der feine Herr ist schwer begeistert.

Wenn wir zu Jethro Tull kommen, lassen wir den obligatorische 3. Bund mal weg, da haben wir leichte Schwächen, aber mit offenen Bünden klingt das Ganze auf dem Teil nahezu ebenso schön.
Eine im Verhältnis zur leichten Bespielbarkeit in Konkurrenz mit ordentlichem Klang bessere Gitarre hatte ich noch nicht. Obwohl das Teil mittlerweile diverse Stunden traktiert wurde, kein Aua im Handgelenk. Auch aus dem D mal mit dem kleinen Finger den 5. Bund besuchen, was mir bei mehrmaligem Durchführen gern eine Spielpause von 2 Wochen beschert hat, mit der Mensur null Problemo.

Fazit: Der feine Herr ist schwer begeistert und wird sich über das Wochenende noch eine schöne Sehnenscheidenentzündung herbeispielen.

Notabene: Das Teil hat eine Engelmannfichtendecke und ist ansonsten aus massivem Mahagoni. Auf alle Form von Lackierung, Bling, aber auch auf Fertigung in China wurde verzichtet. Absolute Empfehlung für Puristen Und/oder Dacia-Fahrer.

Weitermachen! Pelle
 
Eigenschaft
 
Ich hätte Dir vor dem Kauf schon sagen können, dass die Gitarre sehr hell ausfällt - habe bisher selten etwas dunklere Engelmann Decken gesehen, die sind eigentlich immer so käsig wenn sie nicht eingefärbt wurden. Außerdem altern sie meiner Meinung nach nicht so schön nach wie Sitka, die bleiben immer recht hell.

Hab das gute Stück angesichts der hier mangelnden Fotos mal gegoogelt und auf den Produktbildern sieht sie auf jeden Fall mal ganz anständig aus. Gebe Dir aber Recht, dass für eine Naked Parlor doch ein bisschen viel ''Perlmutt'' um das Schlagloch verbastelt wurde. Ich schätze mal, dass sich dieses ''Naked'' tatsächlich auch auf das helle Deckenholz bezieht.
Der Preis ist allerdings mehr als heiß für ein vollmassives Instrument, da wäre für mich die Optik auch zweitrangig, wenn sie klingt!

MfG
 
Hoi.

Ich habe das gleiche Modell an der Wand beim Sofa. "Naked" heisst hier: Eine dünne matte Lackschicht, die es erlaubt die Porigkeit des Holzes haptisch warzunehmen. Dennoch ist genug Wasserfestigkeit da, dass der Babyspeichel (fragt nicht!) spurlos wegwischbar ist. Das Fichtenholz beginnt bereits nachtzudunkeln - Sonnenbräune, quasi - steht ihr gut.

Vom Klang her, waren mir die D'Addarios zu hell. Hab dann "irgendwelche weich klingenden" im LAden gekauft und lasse die auch so lange drauf bis sie abrosten. Mir gefällt es. Wichtig ist, dass es nicht allzu laut wird, damit man die Familie im Wohnzimmer auch schön singen hört.

Cheers!
 

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