Was MaBa schreibt ist übrigens super erklärt und - es gibt es keine "Rivalitätskämpfe" zwischen Funktions- und Stufentheorie. Beide greifen und haben ihre Berechtigung. Sie gehen Hand in Hand und ergänzen sich gegenseitig.
Dem möchte ich zunächst voll und ganz zustimmen und ausserdem betonen, dass es mir hier nicht darum geht Revalitätskämpfe zwischen Theorien anzufachen. Ich bin selbst absolut der Meinung, dass man mit der Funktionsanalyse die musikalische Wirkung von Harmonien besser beschreiben kann als mit der Stufentheorie.
Ich stehe allerdings vor der Aufgabe, Laien die Strukturen gitarrentypischer Popularmusik verständlich zu machen. Wenn ich mir die Gesichter meiner Schüler vorstelle wenn ich ihnen erzählte: "Bei diesem Lenny Kravitz Titel sind wir in D-Dur, im B Teil kommt aber interessanterweise ein F-Dur Akkord vor und bringt eine neue Farbe ins Spiel... und dann etwa fortführe:
LUKN: "Ich würde den F-Dur als IIIb-Dur deuten, aber nicht als Tonika-Variant-Parallele, sondern als Dominantvariant-Gegenparallele"
Hätte ich bald keine Kunden mehr. (sorry Lukn, mir kannst du so was natürlich sehr gern erzählen)
Andererseits habe ich mir zur Aufgabe gemacht, eine solche Akkordfolge für meine Schüler als typische Wendung losgelöst vom Stück verfügbar und auch in anderen Zusammenhängen wieder auffindbar zu machen. In sofern erscheint es mir praktischer von der bIII zu sprechen und die Funktionsanalyse in diesem Moment ruhen zu lassen.
Zu "Hey Joe" von Jimmy Hendrix:
Intro: Licks mit der E-moll Pentatonik
Akkorde: /C G/D A/E7kreuz9/ % /
Zitat CUDO:
Bei den ersten 3 Akkorden handelt es sich um sogenannte MI Chords (modale Austauschakkorde). Alle 3 schöpfen ihren Tonvorrat aus dem gleichnamigen E Aeolisch.
Man denkt praktisch bei den ersten 3 Akkorden skalenmäßig in E Aeolisch und bei den letzten beiden in E Ionisch.
das finde ich sehr interessant, ich werde mir das Solo von Jimmy Hendrix unter diesem Gesichtspunkt anhören. Im übrigen habe ich heute angefangen mir deinen Pentatonik Workshop reinzuziehen - Hut ab - kann ich da nur sagen, da muß ich mich noch eingehend mit beschäftigen - vielen Dank!
Dein Gesichtspunkt, dass die ersten 3 Akkorde skalenmäßig in E Aeolisch beheimatet sind und die Tatsache, dass das tonale Zentrum der E7kreuz9 ist, scheint mir meine Vermutung zu bestätigen, dass man die Tonart e-moll annehmen kann. Was meint ihr?
Die gr.Terz Cis im A-Dur Akkord könnte eine dorische Färbung bringen, was ja auch nicht untypisch für das Genre wäre.
herzliche Grüsse und 1000 Dank für eure überaus insperierenden Beiträge!