Extra-Funktionen im Piano - für was?

  • Ersteller Alphajet
  • Erstellt am
A
Alphajet
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
21.06.11
Registriert
29.01.11
Beiträge
3
Kekse
0
Hallo zusammen,

ich möchte mir ein Digitalpiano kaufen. Mein Hintergrund bzw. Einsatzziel könnt ihr unten nachlesen. Wollte mir ursprünglich ein Yamaha P95 kaufen aber denke inzwischen, dass es doch besser wäre etwas mehr zu investieren. Nach langem Lesen im Forum sind noch folgende übrig geblieben: Yamaha P155, Roland FP-4 und Kawai ES-6. Alle sind derzeit ähnlich teuer und ganz nah an der Schmerzgrenze für mein Budget von etwa 1200€.

Mein Eindruck ist, dass bzgl der Tastatur und sogar des (Piano-)Sounds die Meinungen ein bißchen auseinandergehen und persönliche Vorlieben entscheidend sind. Was man aber immer wieder liest, ist dass das P155 die wenigsten und das FP-4 die meisten Funktionen hat. Entschuldigt bitte die dumme Frage, aber wo braucht man solche Funktionen. Ich komme von einem klassischen Klavier mit genau 0 Extra-Funktionen. In Zukunft will ich auch mit andern zusammen musizieren. Einfach mit Freunden, die singen oder andere Instrumente spielen. Auch modernere Sachen, nicht nur klassische Klavierstücke.
Werde ich da vielleicht Sachen/Funktionen vermissen, wenn ich jetzt nicht darauf achte?
Ich kenn natürlich die Forenbeiträge, aber wenn jemand noch eine Empfehlung zu den Digital-Pianos aussprechen kann, bin ich sehr froh darüber.

Zu meinem Hintergrund:
Habe als Kind etwa 5 Jahre Klavierunterricht gehabt. Dann lange Pause von mehr als 10 Jahren. Jetzt hab ich wieder Spaß daran gefunden und möchte wieder einsteigen, einfach um Spaß zu haben. Erstmal alleine daheim üben und dann irgendwann vielleicht auch mit anderen zusammen musizieren (Gesangsbegleitung, kleine Band?). Mein neues Digital-Piano sollte noch leicht genug sein, dass man es auch transportieren kann und Lautsprecher sollten auch schon drin sein.

Vielen Dank für eure Tipps
Alphajet
 
Eigenschaft
 
Hi Alphajet,

es ist sehr schwierig, Dir da zu raten. Du musst Dir wahrscheinlich erstmal selbst klar werden, was Du willst.

Prinzipiell spielen die meisten Musiker auf einem Instrument mit einem Sound und ohne zusätzliche Funktionen und vermissen nichts. Nun bauen aber die Hersteller elektronischer Instrumente alle möglichen Funktionen in ihre Geräte ein, und das hat auch seinen Reiz. Auch wenn du eigentlich nur Klavier spielen willst - es ist eine nette Spielerei, zu probieren, wie das eine oder andere Stück im Orgel- oder Streichergewand oder mit unterlegtem Rhythmus klingt.

Man kann mit einem Instrument, das nur Klavier kann, wunderbar mit anderen Leuten zusammen spielen. Wenn du aber in einer Band spielst, wollt ihr vielleicht Songs covern, in denen andere Sounds vorkommen. Man kann die entsprechenden Passagen mit Klaviersound spielen, klingt dann halt anders. Man kann auch versuchen, das Stück ähnlich wie im Original zu spielen - dann braucht man schon eine ziemlich große Auswahl an Sounds. Man kann aber auch den Ehrgeiz haben, die Sounds möglichst originalgetreu nachzustellen - dann brauchst du schon mindestens eine Workstation mit seeehr vielen Funktionen.

Vielleicht hast Du auch Lust, auf Omas Geburtstag den Alleinunterhalter zu spielen. Dann sind passende Rhythmen nicht verkehrt. Vielleicht sogar Begleitautomatik - die bastelt dir eine einem vorgegebenen Stil entsprechende Begleitung zu einer Melodie, obwohl du nur einzelne Töne in der linken Hand spielst - das würde ich z.B. nie wollen.

Ich weiß nicht, was es noch alles für Funktionen gibt - wahrscheinlich kannst du noch die Akustik eines Konzertsaals oder vom Wembley-Stadion im kleinen Kämmerchen simulieren oder ähnliches.

Wie gesagt, du musst dir vorher klar werden, was du willst. Ich glaube nicht, dass du Funktionen vermissen wirst, die dein Piano nicht hat, weil du sie nicht kennst. Bei mir war es nur so, dass ich ziemlich schnell mit den Sounds, die mein Billig-Piano drauf hatte, nicht mehr zufrieden war. Das bezog sich aber auf Streicher-, Flöten und Orgelsounds, die einfach überhaupt nicht natürlich klangen. Jetzt habe ich eine tolle Workstation - und keine Zeit, mich mal ernsthaft damit zu beschäftigen. Das musst du auch bedenken: viele Funktionen brauchen viel Zeit, den Umgang mit ihnen zu lernen.

Grüße
Inge
 
Ein weiterer Punkt, vielleicht nicht ausgerechnet eine "Funktion", aber dennoch wichtig, sind die Anschlussmöglichkeiten. Gerade, wenn du mit anderen Leuten zusammen spielen willst ist es häufig sinnvoll, dein Instrument über eine Gesangsanlage zu verstärken, denn gegen die meisten Instrumente hast du mit den lächerlichen Lautsprechern eines FP4/ES6/P155 keine Chance. Dafür brauchst du dann Line-Outs an deinem Gerät, die aber nicht bei allen vorhanden sind - viele haben nur Kopfhörerausgänge, die für diesen Einsatz nicht so gut geeignet sind.
Weitere Möglichkeiten eröffnet das Vorhandensein eines Midi-Anschlusses: Damit kannst du dein Instrument mit anderen Klangerzeugern oder einem Computer verbinden, z.B. um Klänge zu spielen, die dein Gerät selbst nicht hat. Scheint mir für dich jetzt aber keine so große Rolle zu spielen.

Ansonsten hat Inge eigentlich schon alles wichtige genannt, wobei ich da auch gerne nochmal meinen Senf zugebe: Ich bin zwar leider kein klassisch ausgebildeter Pianist, aber wäre ich einer würde ich mich vermutlich auch mit einer Hand voll Sounds zufriedengeben. Ich finde es aber schon praktisch, wenn man neben dem typischen Flügelsound auch mal zu einem E-Piano-Sound (Rhodes, Wurlitzer, CP80 oder so) greifen kann, und auch einen Streicherteppich sollte man immer mal zur Hand haben. Für mehr Zusatzfunktionen sehe ich da aber keinen Bedarf, außer du möchtest dich bewusst in eine der von Inge beschriebenen Richtungen weiterentwickeln.
Wenn ja, solltest du dir das aber vor dem Kauf überlegen. Es ist nämlich üblicherweise nicht sinnvoll, ein Gerät zu kaufen das möglichst viel kann ("um sicher zu gehen"), denn unter einem großen Funktionsumfang leidet die Qualität der Komponenten. Du hast also entweder wenige gute oder viele schlechtere Komponenten. Die von dir genannten Geräte haben aber allesamt einen kleinen Funktionsumfang, insofern geht das - das Gegenteil wären eher solche Geräte die Yamaha DGX-640, das kann wirklich viel.

Was ich mir an deiner Stelle jedoch noch überlegen würde ist die Sache mit den Lautsprechern. Du solltest dir bewusst sein, dass die nur im stillen Kämmerlein überhaupt vernünftig zu gebrauchen sind, vielleicht so gerade noch, wenn du dir eine/n Sänger/in mit ins besagte Kämmerlein holst. Darüber hinaus sind diese Teile meist ziemlich schnell am Ende, insbesondere wenn es dann in den Bandkontext geht.
Nun ist es allerdings so, dass die internen Lautsprecher meist auch keine besonders tolle Qualität haben, d.h. sie geben den guten Sound (wie du ihn etwa per Kopfhörer hörst) nur ungenügend wieder. Außerdem erhöhen sie in vielen Fällen auch spürbar das Gewicht des Instrumentes. Ich rate deshalb immer dazu, gut zu überlegen, ob interne Lautsprecher wirklich sein müssen. Für zuhause kann man sich auch prima externe Lautsprecher kaufen, die dann meist deutlich(!) besser klingen, und für auswärts muss man ohnehin eine andere Lösung finden.
Je nach Wunsch kann man dann versuchen, Instrument und Lautsprecher zusammen innerhalb des gewünschten Budgets zu finden, oder man versucht es erstmal mit Kopfhörern, seinen etwas besseren Computerboxen oder (unter großer Vorsicht beim Einpegeln!!) mit der Stereoanlage. Stellt man dann fest, dass einem die Qualität nicht zusagt, kann man später immer noch vernünftige Lautsprecher zukaufen.
 
Manche Leute brauchen ernsthaft ein Gerät, das zur Not Eier legen oder Milch geben kann. Für viele Klavierspieler ist aber weniger oft mehr. Für alle nützlich sind - wie erwähnt - die Anschlüsse (Line Out, MIDI) und hochwertige A- und E-Pianoklänge sowie Streicher als Hintergrund. Das liefert Deine Auswahl. Eingebaute Lautsprecher wie in den genannten Geräten finde ich zum täglichen Üben sehr angenehm. Extern verstärken kann man über die Anschlüsse immer noch. Nur wenn man viel mit dem Gerät im Probenraum oder auf Bühne ist, würde ich das Extra-Gewicht scheuen. Allerdings sind Geräte wie ein Kawai MP10 auch ohne Lautsprecher dramatisch schwerer als jedes der genannten.
 
Hallo Alphajet,

ich wie du am klassischen Klavier gelernt. Mit Anfang 20 bin ich in einer Band eingestiegen und habe mir dafür ein Stagepiano gekauft. Wichtig waren mir 88 gewichtete Tasten und ein gutes Piano-Sample, also ein Piano-Sound und -Spielgefühl, der/das einem Klavier sehr nahe kommt. Mein Stagepiano hat (neben 185 Rhythmen und 126 Arpeggio-Styles, die ich alle ignoriere) etwa 488 Sounds, von denen ich circa 12 nutze. Die Frage "Extra-Funktionen - für was?" habe ich mir also auch schon oft gestellt. :)
Es gibt die von Inge erwähnten Keyboarder, die eine Tasten drücken und damit Begleitautomatik mit Rhythmus und Arpeggios hervorzaubern, die den ganzen Raum ausfüllen. Das scheint aber nicht deine Welt zu sein.

Wenn Musik für dich eher Handwerk als Technik ist, kannst dich dich aufs Klavierspiel konzentrieren und die Songs so arrangieren, dass du Orgel/E-Piano/Streicher/Bläser entsprechend ersetzt.
Es kann aber auch passieren, dass du irgendwann in einer Band landest, wo auch mal eine Orgel oder ein Rhodes-Sound angebracht wäre. Da kann ich meinen Vorrednern also nur Recht geben, dass du dir klar werden musst, was du willst. Und ob es für dich eine Option wäre, jetzt erst mal ein Gerät zu kaufen, damit zu lernen, und ggfs. in Zukunft zu verkaufen und etwas anderes zu kaufen, wenn du weißt, was möglich ist und in welche Richtung du gehen willst. Oder ob du lieber ein breiteres Feld abdecken willst, also jetzt in ein flexibleres Gerät investierst.

Distances Ausführungen zu Anschlüssen stimme ich 100% zu. Als ich vom Klavier kam, hatte ich keine Ahnung von MIDI, Samples etc, aber je mehr ich darüber erfahre, desto mehr Möglichkeiten ergeben sich. Mein Instrument hat übrigens keine integrierten Lautsprecher, aber ich habe sie noch nicht vermisst. Eher im Gegenteil: Im Probenraum spiele ich über die PA, sonst mit einem (guten!) Kopfhörer, und an beides würden integrierte Speaker wahrscheinlich nicht heranreichen.

Zum Gewicht bzw. Transport: Ist immer eine Balance zwischen Spielgefühl und Mobilität. Wenn du am Klavier gelernt hast, willst du wahrscheilich keine "Plastik"-Tasten haben, sondern Anschlagsdynamik. Die schlägt leider ins Gewicht. Mein Instrument inkl. Case bringt ca. 26 kg auf die Waage, d.h. ich trage es mit einem Bandkollegen vom Probenraum ins Auto, auf die Bühne und zurück - keinen Schritt weiter! :) Aber ich würde auf keine andere, d.h. leichtere, Tastatur spielen wollen.
Die von dir erwähnten Instrumente wiegen 15, 18 und 21 kg. Das ist zuviel, um es mit der Bahn zu einem Kumpel mitzunehmen (glaub mir, ich hab's probiert... es sei denn, du bist Kugelstoßer oder Bodybuilder). Leider sind wir damit also auf einen Autobesitzer angewiesen. Vielleicht hast du eines, dann ist alles kein Problem. Ist nur auch eine Sache, der du dir bewusst sein solltest - vermeiden kannst du sie wahrscheinlich nicht, weil du mit einer schlichteren Tastatur als Klavierspieler wohl nicht glücklich werden würdest.
 
Was die Tastatur angeht, bist du ja schon bei den Geräten mit den besseren Tastaturen angekommen, die natürlich auch schwerer sind. Für mich waren die 25 kg meines Stagepianos auch am Anfang ein Problem, mittlerweile trage ich es jede Woche aus dem 3. Stock ins Auto, von dort in den Probenraum und wieder zurück, und zwar am liebsten allein, weil mir das Gemecker meiner (15 Jahre jüngeren) Bandkollegen auf die Nerven geht. 15 kg würde ich überhaupt nicht als Problem ansehen.
 
Wenn Du was gescheites kaufen möchtest, würde ich keins Deiner drei Favouriten nehmen, da sie alle schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben und modelltechnisch dadurch jetzt eher untere Mittelklasse sind.

Schau Dir bei Roland unbedingt die Modelle mit einem F an, also das FP-4F ist das aktuelle Modell mit der neuen Klangerzeugung sowie der neuen Klaviatur. Ich verstehe auch nicht wieso Roland das nicht einfach FP5 nennt.... das FP-4F ist um Welten besser als das alte FP4.

Wenn Dir das FP-4F zu teuer ist, dann schaue Dir die günstigen von Kawai an: CN23 und CN33, die sind meiner Meinung nach ohne Schnick-Schnack äußerst gut und vor allem noch deutlich günstiger als vergleichbare der Konkurrenz. Außerdem finde ich sie relativ wertig.
 
Für mich waren die 25 kg meines Stagepianos auch am Anfang ein Problem, mittlerweile trage ich es jede Woche aus dem 3. Stock ins Auto, von dort in den Probenraum und wieder zurück, und zwar am liebsten allein, weil mir das Gemecker meiner (15 Jahre jüngeren) Bandkollegen auf die Nerven geht.

Respekt!! :great: Ich hoffe, du wohnst in keinem Altbau mit hohen Decken... ;)
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben