Hi es83,
Deine Anfrage ist zwar schon eine Weile her, ich antworte dennoch - vielleicht hast du ja noch Interesse.
Hier
https://www.musiker-board.de/vb/amps-boxen/347045-kurzer-test-marshall-avt50xt.html#post4084269
schrieb ich schon einiges zum Amp. Vergleichen mit den von Dir genannten Marshalls kann ich ihn leider nicht.
Zum AVT kann ich noch schreiben, dass ich ihn nun seit geraumer Zeit spiele. Mit einer Fender Stratocaster dran kommt er sehr gut; sowohl clean (was mich immer noch erstaunt; klingt er doch ganz schön "kalifornisch"), als auch gezerrt, d.h. Strat -> Amp, fertig. Selbst mit meinen relativ niederohmigen Texas Specials kommt Crunch, wenn man den Clean-Kanal weit genug mit Gain füttert. Sweet Home Alabama...
Habe ich eine Epiphone ES-335 oder Riviera dran, so kommt mir der Amp clean einen Tick zu dumpf. Geschuldet ist dies sicherlich zum einen der relativ geringen Regelcharakteristika der Regler am Amp und zum anderen meiner Hörgewohnheit UND dem Amp selbst.
Also: Im Gegensatz zu von mir bislang genutzten Fenderamps haben die Regler des Marshalls wohl eher ihre eigenen, typischen Regelbereiche (insbesondere Höhen). Fender und Kustom haben hier z.B. wesentlich weitere Regelbereiche, so dass man diese Amps mehr auf die jeweils angeschlossene Gitarre einstellen kann.
Hinzu kommt, dass der Marshall erstaunlich gut die Gitarren unterscheidet. Klingen meine beiden Strats an einem Kustom oder Fender noch recht ähnlich, so hört man am Marshall schon gut Unterschiede heraus; er beschönt oder "vergleicht" Gitarren hinsichtlich ihres Sounds nicht.
Meine Epiphones klingen am Fender o.ä. dank der Regler am Amp gefälliger, am Marshall hingegen ungewohnter (ich schreibe bewusst "ungewohnter" und nicht: "schlechter").
Dreht man den Marshall auf, so kommt er auch bei hohem Bums richtig röhrig daher, der eingebaute Celestion G12-65 macht seine Sache gut. Durch die geschlossenen Bauweise kommt der Amp recht bassig daher, das kann man aber gut dosieren. Vergleichen hinsichtlich einer "Dreidimensionalität" des Sounds z.B. mit (m)einem 5E8A sollte man ihn nicht.
Der Amp gefällt mir sowohl leise als auch laut und ich bin angesichts seiner Hybrid-Bauweise immer noch überrascht, wie ein Transistoramp mit einer Röhre in der Vorstufe klingen kann.
Besonders mit einem Vorschaltpedal á la TS9...
Was den Einschleifweg angeht, so habe ich hier keine Erfahrung und ihn auch noch nicht getestet. Ich denke aber mal, dass er problemlos funktionieren sollte. Aber der TS9! Er wurde empfohlen, ihn doch einmal vorzuschalten und wie empfohlen, so getan. Oha! Ich würde das einmal so beschreiben: Hier wirft der Amp plötzlich seinen (optisch eher biederen - mir gefällt's trotzdem) Schafspelz ab und zeigt Zähne! Das ist sicherlich kein Metal, aber klingt höchst amüsant!
Manch Fender tut sich mit einem TS9 vorne dran nicht immer gut; will schreiben: der TS9 will den Fender einfach nicht richtig anblasen, egal, wie man ihn oder den Amp einstellt.
Ganz anders der Marshall. Als hätte er nur auf einen TS9 gewartet; als ob man anstelle normalen Supers hochoktaniges Flugbenzin einfüllt. Da kommt richtig Druck von unten herum auf, da klingt das Teil plötzlich gar nicht mehr so nach Combo! Obacht muss man jedoch geben, das Ganze nicht zuzumatschen.
Den Reverb sollte man nicht mit einem von Fender vergleichen, aber er ist da, dosierbar und nicht vordergründig störend.
Surf ist damit allerdings nicht.
Relativierend möchte ich aber dazuschreiben, dass ich eben ein jahrelanger Fenderamp-Spieler (Vollröhre, auch Selbstbau) war und bin. Und somit sind meine Aussagen hier sehr vorsichtig zu bewerten, da ich eben nicht ein gestandener Marshall-User bin, der mit Marshall-Sound-Kenntnissen aus dem Vollen schöpfen kann.
Für mich offenbart sich der Amp sowohl was seine Verarbeitung als auch seinen Sound angeht, als ein unkompliziert, sauber und solide gebautes 50-Watt-Arbeitstier. Selbst zum relativ leisen Üben zu Hause klingt er richtig gut! Kein Thema von wegen "erst laut aufgedreht, klingt ein Amp gut." Clean, weil er dem Bekannten ganz schön nahekommt und gezerrt wegen seines für mich neuen, britischen und sicherlich modernen (?) Sounds, der mir neue Gefilde zum Wildern eröffnet.
Was seinen momentanen Straßenpreis angeht, so kann ich nur sagen - klasse Preisleistung.
Verwunderlich: ihn gibbet momentan kaum zu kaufen (ausser in der Bucht). Kommt ein Nachfolger? Oder ausverkauft wegen Nachfrage? Keine Ahnung. Ich habe ein Vorführmodell im Soundland in Fellbach noch günstiger bekommen, vorher testete ich einige Marshall-Amps dort.
Musikrichtung: Rock und Cleanes.
HTH und Gruß
Michael