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GEM Promega 3
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Bin mit meinem GEM Promega 3 alles in allem äußerst zufrieden. Habe für einen anderen Thread
https://www.musiker-board.de/vb/showthread.php?t=105122 eine ausführliche Beurteilung in Arbeit, die noch nicht fertig ist. Weil aber schon viel wissenswertes drin steht, poste ich sie hier mal:
GEM Promega 3 (um 2000 €, Oberklasse)
Klang:
a) akustischer Pianoklang: sehr gut
Der Piano-Klang (St-Grand1) gehört nach Experten- und meiner bescheidenen persönlichen Meinung zum Besten, was es auf dem Markt gibt. Er resultiert aus fünf verschiedenen Sound-Design-Technologien. Damit ist das Promega weit entfernt von einem klassichen Sample-Digitalpiano.
Kurzzusammenfassung der Sound-Design-Technologien:
I) "Physical Modeling"
kurz zusammengefasst: Sound-Synthese welche auf einem mathematischen Modell beruht, welches die physikalische Konstruktion eines zu simulierenden Flügels beschreibt.
II) Natürliche Saiten-Resonanz
Reproduktion der komplexen Harmonien, welche beim Flügel durch den Zusammenklang angeschlagener, klingender und gedämpfter Saiten entsteht
III)
Physikalisches Dämpfer-Modell
Mit einem entsprechenden Dämpfer-Pedal kann die Dämpfer-Mechanik simuliert werden. Möglich sind z.B. das Spiel mit halbgedämpften Saiten usw.
IV)
Erweiterete Release-Technologie
Das Dämpfen einer Saite bei Loslassen der Klaviertaste erfolgt wie beim echten Flügel: Sobald der Dämpfer die Saite berührt, verstummen nicht adhoc alle Obertonklänge, sondern dies geschieht dynamisch.
V)
FADE - Dynamische Filter-Algorythmus-Emulation
Dient zur Reproduktion der komplexen harmonischen und dynamischen Veränderungen, welche sich aus dem mehr oder weniger harten Anschlagen einer Taste ergeben.
Diese fünf Sound-Design-Technologien stehen nicht nur im Manual, sondern sind beim praktischen Spiel des Promega 3 als Erlebnis erfahrbar. Kein anderes mir bekanntes Master- oder Digitalpiano ist so nah am akustischen Vorbild. Ob es um die Interpretation von klassicher- oder U-Musik geht, stets lässt sich ein detailliertes authentisches Klangbild erzeugen.
Die insgesamt 14 weiteren akustischen Piano-Sounds fallen zum Teil qualitativ mehr oder weniger deutlicht ab und finden sich damit im Bereich gut bis ausreichend.
Gesamtnote Akustik-Pianos: aufgrund des einen überwältigenden Flügel-Clones: sehr gut.
b) Vintage-Sounds: gut bis befriedigend
Mit den 4 vorhandenen Rhodes-Clones kann man schon was anständiges bewerkstelligen (Note gut), wobei sie z.B. im Gegensatz zu den amtlichen Nord Electro-Clones etwas abfallen. In jedem Fall sind sie aber (aufgrund der ausgezeichneten Effektsektion) absolut Bühnentauglich. Das selbe gilt für 2 Wurlitzer-Clones, wobei der 2. (Note befriedigend) eher schon in Richtung des legendären Korg Polysix geht. In hohen Lagen ist er etwas quäkig. Als Note für den 1. Wurlitzer-Sound würde ich gut vergeben.
Die 2 Clavinet-Sounds würde ich auch im Bereich gut ansiedeln.
Dann existiert ein sehr ordentlicher DX-7-Sound, ich würde ihn fast mit sehr gut bewerten.
Sehr ordentlich (um nicht zu sagen sehr gut) ist die Cembalo-Simulation. Sie lässt nicht zu wünschen übrig. Damit würde ich mich auch in eine ehrwürdige Kathedrale zur Matthäus-Passion wagen. Leider gibt es allerdings nur die eine Simulation (8' und 4') und nicht ein reines 8'-Clone. Schade!
Der Vibraphon-Clone ist ordentlich, jedoch haut es einen nicht vom Hocker, Note gut minus. Es kling in den hohen Lagen etwas quäkig. Fürs Marimba gilt das selbe.
Über die zwei Organ-Clones kann ich als Electro-Besitzer eher nur lächeln ;-). Liegt aber nicht unbedingt am Sound, sondern vielmehr an der fehlenden Leslie-Simulation. Demnach röhrt die Rock-Organ ganz ordentlich (sogar fast ein bisschen besser als beim electro). Auch die Jazz-Organ (888300000) ist brauchbar. Beide kämen über ein gutes Röhrenleslie richtig gut zur Geltung (nur dann Note sehr gut).
Gesamtnote Vintage-Sounds: gut.
c) Synth-Sounds: Warm Pad, Slowstring Pad, Space Pad, Hollow Pad, Brass 1 und Brass 2, Choir, Synth Vox, Synth Pad: alle vorgenannten kann man schlichtweg vergessen (Note ausreichend). Verstehe nicht, warum man als Beigabe diese Schrottsounds verwendet hat. Naja, dafür habe ich dann meinen Fantom XR, der in dieser Disziplin natürlich die Note "sehr gut" erhält.
d) Strings
Die Strings-Section ist durchweg als gut zu bezeichnen. Vorhanden sind folgende Sounds: String 1, High String, Legato, Symph und Octave. Sowohl solistisch als auch als Flächensounds absolut brauchbar. Wegen der guten Effekt-Sektion bin ich sogar dazu geneigt, den Strings insgesamt die Note sehr gut zu geben.
e) Bass: Acoustic, Electric, Fretless, Pick, Synth 1 und Synth 2: alles brauchbare Basssounds, Note gut.
Slap-Bass: ist zu schwach auf der Brust. Note befriedigend.
Es gibt auch einen Sound Bass&Ride. Hier erklingt bei jedem Ton ein angeschlagenes Ride-Becken mit. Ist mal ganz nett, aber nicht wirklich interessant.
f) Sonstige Sounds:
Die Church-Organ klingt mit entsprechendem Hall sehr sehr authentisch nach einer in vollem Tutti gespielten großen Orgel (würde z.B. excellent kommen bei "Also sprach Zarathustra").
Alle anderen noch vergessenen Sounds sind nicht der Rede wert.
Tastatur: gut plus.
88-Tasten Hammermechanik. Die Tasten sind solide, stabil und wackeln nicht. Ein Druckpunkt ist allerdings nicht vorhanden. Ich persönlich fühle mich wohl darauf (ist ja immer eine sehr subjektive Sache mit den Tastaturen). Aftertouch arbeitet sauber (kommt z.B. beim Fretless-Bass gut zur Geltung). Keyboard-Velocity (Anschlagsempflindlichkeit) lässt sich in drei Presets (soft, normal und hard) sowie stufenlos einstellen. Stufenlos bedeutet hier eine lineare Auswahl zwischen 0 (extrem leicht) und 100 (extrem hart). Eine inverse oder logarythmische Einstellung (wie z.B. beim Doepfer LMK4+) ist nicht möglich.