Hi RachelMcCloud,
für einen ersten Text sehr beachtlich, finde ich. Klassisches Thema, immer neu.
Mal eine Eingangsfrage: Warum auf englisch?
Für mich haben sich mit den vielen guten und aktuellen Bands, die deutsche Rockmusik machen, ein paar Argumente (Rock mit deutschen Texten geht nicht, Bekanntheitsschaffung etc.) als obsolet oder doch mindestens als fragwürdig erwiesen.
Da, wo ich Schwächen sehe, haben sie meist mit dem Englischen zu tun - es geht dabei nicht so sehr um grobe Schnitzer, die ich nicht entdecke, als um die Ebene von Stil, von gebräuchlichem Englisch, um Dinge, die eher zu einer Übersetzung in fremder Sprache gehören - ich vermute, dass Du trotz Deines user-Namens kein native speaker bist.
Das kommt zusammen mit einer songtext-Struktur, die auf ein rigides Reimschema und relativ kurze Zeilen setzt und schafft recht viele allseits beliebte und damit eher auch schon ausgelatschte Reime wie scream-dream, night-side, reply-cry etc. ... hier kann man sich, zumal in einem aktuellen Text mehr vom Reim lösen und freier erzählen.
Ein paar Anmerkungen:
die mehrmalige Verwendung von together sehe ich eher als Stilmerkmal einer Wiederholung und kann es mir ganz gut vorstellen
But still you left my side
And i realized you never told me why
Überlege von dieser Textzeile aus, wie die Zeiten sind bzw. sein sollten ... die normale Erzählform im Englischen ist die einfache Vergangenheit und somit machst Du nichts falsch - der song könnte aber an Dramatik und Unmittelbarkeit gewinnen, wenn Du die Jetztzeit hereinholst mit:
But still you left my side
And i realize you never told me why
Even if i scream
Even in my dreams
Can you hear me?
Da stolpere ich: Selbst wenn ich schreie, selbst in meinen Träumen, kannst Du mich hören? Wie soll das gehen? Unabhängig von der zweimaligen Verwendung von even, das ich hier nicht zwingend finde, wird das eigentlich berechtigte Anliegen des Lyrischen Ich, es möge doch gehört werden, eher ad absurdum geführt dadurch, dass erwartet wird, die andere Person solle dies doch bitte schön mitbekommen, wenn man in den Träumen an sie denkt und sie anruft ... Einläuchtender für die Situation des Lyrischen Ich wäre für mich sowas wie: (And) in my dreams / I scream / but you don´t hear me oder sowas wie: I scream / your name in my dreams / but only there you hear me ...
Diese textliche Passage ist besonders wichtig, das sie als Refrain fungiert und damit am ehesten hängen bleibt und die Kernaussage des Textes ausmacht: sie sollte inhaltlich stark sein und einen guten Fluss haben ...
It seems like you forgot the times that we shared
Dieses that ist quasi grammatikalisch aus dem Deutschen entlehnt - ein Engländer braucht das nicht und sagt in der Regel: It seems like you forgot the times we shared ... das that an dieser Stelle ist nicht falsch, aber eher "unenglisch", eine Überflüssigkeit, die man sich spart ...
I want to hold you again kiss you again
Never fight and never make you cry
please don't leave me behind
Du wechselst hier für mich folgerichtig in die Jetztzeit, weil das Lyrische Ich ja schon verlassen wurde und nun die Person, die gegangen ist, bewegen möchte, zurückzukommen. Also verspricht sie, dass alles anders wird. Das könnte aber stärker ausgedrückt werden: I swear oder I promise könnte ganz gut passen ... während ich das "please don´t leave me behind" inhaltlich nicht verstehe: das Lyrische Ich wurde doch bereits kommentarlos verlassen ... give me a second chance könnte passen oder auch sowas wie please don´t reject me a second time ... wobei im Grunde dieser Wunsch wie die gesamte Wendung nur Sinn macht, wenn man davon ausgeht, dass die andere Person überhaupt die Wünsche des Lyrischen Ich mitbekommt ... mein Bild ist eher, dass die Person grußlos ging und nicht mehr erreichbar ist ... vielleicht müßtest Du die Grundsituation der beiden Personen ein bißchen näher beleuchten - es pendelt irgendwie zwischen einem Monolog des Lyrischen Ich als verlassener Geliebter, der Darstellung von Kommunikationsferne oder -unmöglichkeit und dem Wunsch, Kontakt aufzunehmen, wobei unklar ist, ob das überhaupt realistisch ist ...
Ach so: ein paar Bilder oder Metaphern wären ganz schick ... das kannst Du Dir aber auch für weitere Texte aufbewahren ...
Herzliche Grüße
x-Riff