Hallo,
ich muß Dich enttäuschen, in allen Transkriptionen von Eric Clapton - die ich mal eben überflogen habe - benutzt er lediglich die Blues-Tonleiter in der E-Form, wie's hier
http://jguitar.com/scale/E/Blues
gezeigt wird. Das ist meistens die erste Tonleiter, die ein Anfänger auf der E-Gitarre lernt.
In seinen Improvisationen benutzt er gerne kleine Zellen aus drei Tönen, z.B. es - c- bb, die er so oft aneinanderhängt, bis er wieder auf dem Beat landet. Das erzeugt so einen Pseudo-Synkopen-Effekt, den viel Gitarristen verwenden.
Und natürlich hat er ein gutes Gespür für melodische Improvisationen, im Gegensatz zu so manchem modernem Bluesrocker, der einfach nur schnell die Bluestonleiter 'rauf und 'runter spielt. Bei Eric Clapton machen die Noten Sinn, das ist wohl sein Hauptmerkmal.
An Akkorden benutzt er die normalen dyads - sprich power chords - und die üblichen offenen Akkorde, oft auch Barre-Akkorde der E-Form und der A-Form. Akkorde mit Septimen und Nonen benutzt er kaum.
Ich hab' hier allerdings nur das uralte The Best of Eric Clapton, erschienen bei Hal Leonard, vorliegen, vielleicht hat er sich inzwischen ja auch verbessert.
Ich guck' bei Gelegenheit nochmal in meinen Guitar Technique-Ausgaben nach, aber ich glaub', viel mehr hat der Gute technisch nicht drauf.
Reicht natürlich im Grunde genommen auch, um sich auf der Gitarre auszudrücken.
Viele erfolgreiche Bluesrocker, z.B. David Gilmour, Robin Trower, Jeff Beck oder Rory Gallagher, haben sich immer schon an den Vätern des elektrischen Blues, wie z. B. B B King, Muddy Waters, Buddy Guy, Albert Collins oder T-Bone Walker orientiert, die über ein höchst sparsames Vokabular verfügen.
Heutzutage gibt's sicherlich besseren Unterricht und bessere Materialien als damals, und gleichzeitig sind auch die Ansprüche an Gitarristen gestiegen. Ohne schnelles Tonleiterspiel tritt z. B. Joe Bonamassa gar nicht auf. Das heißt nicht, daß Joe Bonamassa kein feeling hat, aber viele Zuhörer erwarten einfach mehr.
Gerade in diesem Forum gibt's immer mal wieder Hilferufe von Anfängern, die wissen wollen, ob sie erst mal alle modes beherrschen müssen, bevor sie sich ans Improvisieren wagen dürfen. Ist halt die Entwicklung.
Nachdenklich
Arthur Milton