Erholung während des Gigs?

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Hallo zusammen,
am vergangenen Sonntag war hervorragendes Wetter- auf alle Fälle in Plaidt (Rheinland-Pfalz) wo ich die Ehre hatte, gegen 16:00 Uhr mit meiner Deutschrock-Combo auf einem Open-Air aufzutreten.
Wir sollten nur etwa eine Stunde spielen und fanden eine schöne größe Bühne mit professionellem, also auch freundlichem Personal vor.

Während des Aufbaus kroch der Sonnenschein immer mehr auf die Bühne und der Schattenbereich wurde immer kleiner.

Als wir mit unserem Set begannen, hatte ich die Sonne also schon auf der Nase.
Bereitliegende Wasserflaschen leerten sich im Rekordtempo, und auch der wie üblich in der Thermosflasche mitgebrachte Tee konnte nicht verhindern, dass ich nach drei Titeln konditionell und stimmlich an die Wand fuhr.
Das Monitoring und die Soundverhältnisse waren nicht schuld. Alles bestens ausgepegelt.
Außer das ich die Lämpchen meiner Gitarreneffekte und des Bodentuners in der Sonne nicht mehr sehen konnte, war das feeling sonst in Ordnung.
Auch das Publikum war zwar wegen der Hitze nicht zum Tanzen zu überreden, reagierte aber sehr positiv auf unsere Vorstellung. Aber meine Stimme wollte nicht wie geohnt mitziehen.

Da ich schon seit über zwanzig Jahren in diversen Rockbands deutsch und englisch singe, und auch ein gemischtes drei Stunden Coverprogramm gesanglich würdevoll durchstehen und beenden kann liegt dieser stimmliche Fauxpas aber also auch nicht an mangelnder Übung oder Routine.

Natürlich ist mir im Grunde klar, dass die Hitze und ein paar anstrengende Opener im Programm schnell zu einer stimmlichen Überforderung führen können, aber ich war einigermaßen erschrocken und ratlos, wie ich darauf reagieren sollte, da ich zunehmend Mühe hatte, meine Stimme zu kontrollieren. Ich fing an zu kieksen, es wurde immer rauher und rotziger und ich musste anstrengende Lagen (meist die hohen) mehr und mehr vermeiden.
Ich nahm mich soweit zurück, wie es ging und versuchte weniger druckvoll aber ausdrucksstärker zu singen und es wie Absicht aussehen zu lassen.
Gegen Ende des Gigs wurde es dann wieder besser und so konnte ich auch die Zugaben noch hinbekommen. Schließlich hatten wir dann 90 Minuten gespielt.
Noch nie habe ich so geschwitzt und mein Kreislauf war noch eine Stunde danach völlig durcheinander.
Jetzt meine Frage dazu:
Habt ihr schon ähnliches erlebt und wie habt ihr darauf reagiert, wenn stimmlich plötzlich kaum noch was geht, ihr aber weitersingen müsst.
Würde mich sehr interessieren, eure Meinung zu hören.
Danke
Grüße
willy
 
Eigenschaft
 
Wie ich an anderer Stelle schon schrieb, ist das ein permanentes Problem meinerseits. Es ist sehr enttäuschend, wenn man auf diese Art und Weise eingeschränkt wird. Ich mache es dann halt so, daß ich alles was in meiner Performance nicht Gesang ist, rausnehme. Daß ich unwichtige Parts weglasse, bei Gitarrensoli aus dem Rampenlicht steige und was trinke, belastende Stellen eine Oktave tiefer singe, manche Parts hinkniend singe - die Leute denken es wäre Performance aber ich kann mich dabei ausruhen.

Vor dem Auftritt kann ich alkoholische Getränke in vernünftigen Maßen empfehlen um ein wenig in Stimmung zu kommen, auf der Bühne aber am besten reines Wasser.

Ansonsten ist es halt eine Frage von Alter, Fitness und auch Stressmanagement.

Wobei du nicht vergessen darfst, daß einem die Sonne echt einiges abverlangen kann. Bei der momentanen Bruthitze zu performen ist einfach krass. Warte mal ab, wie die Clubshows im Herbst verlaufen. Da findest du sicher zur gewohnten Leistungsfähigkeit zurück.

Und wichtig: Wenns mal gar nicht mehr geht, dann hör auf. Teil deinen Bandmitgliedern mit, daß Schicht im Schacht ist und runter von der Bühne. Ich habe mal den Fehler gemacht die Körpersignale 20 Minuten über meinen Zenit hinaus zu ignorieren und durfte anschliessend dauerpumpend und kreislaufgeschädigt ins Krankenhaus fahren. Muss nicht sein. Natürlich hat nicht jeder so eine labile Konstitution wie ich, aber besser man passt auf.
 
Hallo !
Ich bin ziemlich sicher, dass es an der Sonne gelegen hat ! Wenn Du schon ordentlich am Schwitzen bist, wird Deinem Kreislauf einiges abverlangt - wenn Du noch dazu singen musst, dann grenzt das schon an körperliche Höchstleistung. Es ist doch klar, dass das Auswirkungen auf den Stimmapparat haben kann, zumal man ja noch zusätzlich in Streß gerät, weil man seine Stimme nicht mehr so gut unter Kontrolle hat wie sonst.

Ich bin zwar schon recht betagt ;), aber fit und relativ durchtrainiert - trotzdem habe ich den Fehler gemacht, bei dieser Bruthitze (ja, bei uns ist es auch endlich schön heiss) Walking zu machen. Zum Programm gehört auch das flotte Erklimmen unseres Hausbergs (338 Stufen). Ich kam völlig überhitzt nach Hause, die Pumpe ging wie noch nie, ich musste mich echt erstmal kurz hinlegen.... und das, obwohl ich, wie gesagt, viel Bewegung gewohnt bin !
Man soll diese hochsommerlichen Temperaturen also nicht unterschätzen, die belasten den Kreislauf schon erheblich.

Du hast ja - dank Deiner Routine - den gig noch gerettet. Glückwunsch !
schöne Grüße
Bell
 
....daß da so etwas mit dem hübschen Namen Ozon hinzukommt. Das kann so manchem auch noch einen ordentlichen Schlag versetzen. Es gibt Leutchen, die reagieren da ziemlich empfindlich drauf, wenn die Ozonwerte in die Höhe schnellen.
Und kurz zum Alkohol: allgemein vorher ein Bierchen zum Lockerwerden mag nicht verkehrt sein, ABER wenn Hitze im Spiel ist, läßt man davon die Finger! Alkohol dehydriert, und wenn man in einer solchen Situation etwas braucht, dann ist es mehr und nicht weniger Wasser.

Aus dem Stegreif kann ich mich an zwei vergleichbare Situationen erinnern. Ein Auftritt bei einem großen Festival (Bild 1, Bild 2). Auch da ging's um 1 Stunde Programm ab 16:00 Uhr mit Proficrew. Das Hauptproblem war, daß sich Gitarre und Bass (beides schwarz) laufend verstimmt haben und die Stimmgeräte aufgrund der Sonneneinstrahlung nicht ablesbar waren :rolleyes:
Wir haben reichlich geschwitzt, aber Stimmprobleme gab's keine. Ich hab' zwar gemerkt, daß es mehr an die Substanz geht als sonst und hab' sowohl vorher als auch während des Gigs reichlich Wasser in mich reingeschüttet, aber die Stunde ging ratzfatz vorbei noch bevor es zu Problemen kam...

Der zweite Anlaß war erheblich schwieriger - leider gibt's davon keine Bilder. Es war der heißeste Tag im Jahr (2004 wenn ich mich recht erinnere), dort wurden 37° gemessen, und wir spielten von ca. 17:30 bis ca. 22:00 Uhr. Vier Sets mit jeweils 12 Songs oder so, plus Zugaben. Das ganze war auf der Stadtmauer in einer Altstadt in Nordhessen irgendwo. Hinterher hatten wir alle bis auf den Drummer übelst Sonnenbrand :mad: und ich kann mich nicht erinnern, jemals einen so schlechten Gig gespielt zu haben. Naja, das Publikum fand's klasse und die Patzer, die wir gemacht haben (Tausende!) sind niemandem wirklich aufgefallen - außer uns natürlich.
Und obwohl ich fast einen ganzen Kasten Wasser geleert hab', gingen so ab der Hälfte der Zeit die Kopfschmerzen los und die Stimme wurde immer trockener und heiserer. Das sind halt erschwerte Bedingungen, da ist man mehr oder weniger machtlos. Ich konnte den Gig zwar bis zum Ende durchziehen, aber zufrieden war ich damit nicht. Es war zum Ende hin eher Gegröle als Gesang, zumindest haben die Töne gestimmt. Aber da mußte ich mir wirklich jeden Ton zweimal überlegen. Das fällt dann eher unter die Kategorie Schadensbegrenzung. Zum Glück spielen wir (auch gemischte Rock-Covers) zum Ende hin ohnehin haupsächlich Songs, bei denen es härter zur Sache geht, da fallen stimmliche Unzulänglichkeiten weniger auf ;)

Wirkliche Tipps kann ich da aber auch nicht geben. Wahnwitzig viel Wasser trinken, helle Klamotten und eine Baseballcap können auch nicht schaden (wenn's denn zum Image paßt...). Eine gute körperliche Verfassung ist natürlich von Vorteil. Aber ansonsten fällt mir auch nur "Durchbeißen" ein.
Übrigens, einfach so von der Bühne gehen, geht nicht immer. Je nachdem, was die Umstände sind, hat man ja einen Vertrag zu erfüllen. Ganz davon abgesehen, daß man natürlich dem Ruf der Band erheblich schadet. Klar, wenn nix mehr geht, geht nix mehr. Sinnvoller wäre es jedoch, vorher gewisse Zeichen abzusprechen, bei denen ein anderes Bandmitglied mal ein Solo einschiebt bzw. verlängert o.ä. - ist auch ganz allgemein sinnvoll solche Regelungen zu haben. Dann kann man sich notfalls zwischendurch immer mal kleine Päuschen verschaffen. Eine gute Einteilung der Songreihenfolge macht auch so einiges aus. Ich setze grundsätzlich in jeder Band, in der ich singe, zu Anfang gleich durch, daß ich die Setlist mache und sonst niemand.
Vielleicht hinter den Amps eine Kühlbox mit Wasser und Gelpacks etc., so einen kann man sich während eines Drumsolos :))) mal kurz auf die Birne legen. Es gibt auch kühlende Hals- bzw. Kopftücher (kuckst Du hier), sind zwar häßlich wie die Nacht, aber erstaunlich effizient. Hab' mir neulich so ein Halstuch zum Wandern besorgt und es hat letzten Samstag einen 12 Stunden Marsch über 40 km und 1600 Höhenmeter bei 30° durchgehalten und sogar am nächsten Tag noch leichte Kühlwirkung gezeigt... Ich persönlich werde aus ästhetischen Gründen bei Gigs zwar drauf verzichten, aber unser Drummer hat schon gegenteiliges bekundet. Empfehlen kann ich's allemal. Die kühlen die Schlagadern und somit den ganzen Körper - eine Art Durchlauferhitzer.....nur andersrum :D
 
Ich muss sagen, dass ich das auch schonmal hatte. Ich hab mich da nicht wohl gefühlt überhaupt etwas zu singen und in der Höhe war bald schluss. Also es kann immer mal passieren. Die Stimme hat seine Eigenheiten. Ich hab damals die Gitarre bei Seite gelegt, bin von der Bühne gegangen und war so verrückt, dass ich hinter der Bühne (damals auch in einem schattigen Bereich) zuerst eine Kurzmeditation gemach thabe um mich danach selber wieder "auf die Höhe" zu bringen... und dann gings weiter. Die Band hat derweilen eine coole INstrumentalnummer gespielt - unser damaliger Gitarrist hatte ja keine Probleme und auch das entsprechende Ego um mal alleine ein 5-6 minütiges Gitarrensolo zu spielen...

Sowas ist auch sehr gut für gelegentliche Pinkelpausen... *hüstel*
 
Gestern war es ja auch schön heiß, da ist mir gerade wieder bewusst geworden wie ANSTRENGEND Singen ist.
Wir saßen am Rhein und unser erster Sänger war verhindert, sodass ich auch die Lieder, bei denen ich ihn sonst nur im Refrain unterstütze, komplett singen musste (ich spiele ja auch noch Gitarre).
Ich war nach 20 Minuten nassgeschwitzt, richtig mit riesigen ekelhaften Schweißflecken auf dem Shirt. Ich hab Wasser gesoffen ohne Ende und hatte trotzdem dauernd einen trockenen Mund. Gottseidank war es kein Auftritt, dadurch waren immer mal wieder 5 Minuten Pause drin.
Dadurch habe ich dann auch stimmlich durchgehalten bis zum Ende ohne heiser zu werden. Außerdem saßen wir im Schatten und es war auch schon nach 18 Uhr. In der prallen Mittagshitze und ohne Schatten wäre ich bestimmt auch stimmlich abgesch...

Ich denke mal, da kann man nichts machen - man kann ja seinem Körper nicht mehr als 100% abverlangen. Wenn davon aber schon 50% drauf gehen, dass man in der Hitze nicht umfällt, dann bleibt für's Singen weniger übrig.

Gruß
Max
 
Hallo, Willy,

mein Schlüsselerlebnis mit Hitze und so weiter war das Chorfestival "Europa Cantat" 2003 in Barcelona - im Hochsommer... Unser Chor hatte dort einen Workshop "Show-Choir" belegt, was täglich vier Stunden Singen PLUS voller Choreographie bedeutete. Nachdem mir am ersten Tag beinahe der Kreislauf einen Strich durch die Rechnung machte (zuwenig getrunken, zuviel geschwitzt), habe ich an den Folgetagen rücksichtslos Wasser geradezu in mich reingeschüttet. Die Spitzenleistung waren 12 Liter an einem Vormittag. Seitdem achte ich grundsätzlich darauf, vor einem Auftritt eher zuviel als zuwenig zu trinken. Auch eine zweieinhalbstündige Matthäuspassion kann ganz schön anstrengend sein...
Wenn abzusehen ist, daß es auftrittsmäßig in die Sonne geht, bleibe ich vorher möglichst im Schatten. Sonne ist zwar ganz nett, aber in der Wärme schwillt der Hals doch recht schnell ein bißchen zu.

Viele Grüße
Klaus
 
Hab selbst leider noch nicht vor Publikum gesungen, aber die Tipps sind schon echt großartig ^^ Wollte nur mal Danke sagen :great:
Hab 2008 Nightwish mit der neuen Sängerin gesehen, selbst die ist (wohl eher durch Kälte und Überanstrengung) iwann einfach mal ne Viertelstunde von der Bühne gegangen.. Fanden nach kurzer Empörung dann aber wenige dramatisch, der Bassist (?) hat einfach kurz weitergesungen
 

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