Ergonomische Probeleme am Cajon

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CollegeBoy
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Hallo zusammen,
da ich mich momentan für Cajons interessiere bin ich auf die Idee gekommen das Cajon zum Inhalt einer Projektarbeit von einem Ergonomiekurs zu machen. Im speziellen geht es darum ergonomische Probleme darzustellen. Jetzt wollte ich mir ein paar Daten/ Informationen zu dem Thema besorgen. Deswegen bin ich auch noch recht neu in dem Formum und hoffe das ich hier fündig werde. Evtl. könnt ihr mir bei folgenden Fragen weiter helfen:
Spielt ihr das Cajon als Hobby oder benutzt ihr es beruflich?
Wie oft und wie lange übt ihr durchschnittlich wenn ihr euch an das Cajon setzt?
Spielt ihr evtl. in einer Band und verbringt teilweise mehrere Stunden spielend?
--> Kurz: Was ist eure durchschnittliche Spieldauer und euere längeste Spieldauer?
Wie viele Minuten Pause mach ihr zwischen einer Übungseinheit? --> Effektive Spielzeit
Wie fest schlagt ihr in der Regel auf die Schalgfläche? (ich weiß, sehr schwer zu beschreiben)
Hattet ihr schon mal Probleme mit den Händen währen oder nachdem ihr gespielt habt? Auch andere Probleme sind interessant. Wenn nach dem Spielen etwas drückt oder weh tut ist das auch eine sehr gute Information (Z.B. Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Knieschmerzen, Krämpfe, ...) Evtl. hattet ihr ja auch schon einmal ein Carpal Tunnel oder Raynaud`s Syndrome, Tennisarm, ...
So viele Fragen;-) Ihr würdet mir sehr weiter helfen wenn ihr mir ein paar Informationen zukommen lasst oder vielleicht wisst ob es zu dem Thema schon Einträge gibt. Ich neheme alles was ihr mir zur Verfügung stellt (auch gerne Fotos und/ oder Videos, ...) Schon mal vielen Dank im Vorraus!!!
College Boy
P.S. Ein zwei Einträge vor mir habe ich schon ein Problem mit geschwollenen Händen gesehen. Vielleich hilft es auch noch anderen.
 
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Hallo,

Du solltest Dich auf jeden Fall mit Percussion Lehrern die auch Cajon anbieten in Deiner Gegend unterhalten.

Ich weiß nicht, wie es den anderen geht, aber ich hatte mehr oder minder regelmäßig neue Schüler mit "blauen Fingern"
bei mir sitzen.

Meist sind es Fehlstellungen in der Spieltechnik die zu solchen Blessuren führen.

Auch spielt die Spielstärke eine große Rolle, da Töne die nicht richtig auf der Kiste klingen, oft mit Kraft ersetzt werden.
Das scheint so ein Grundreflex des Menschen zu sein: "Das klingt nicht richtig, also schlage ich mal fester zu"

Ich selbst hatte früher öfter Sehnenscheidenentzündung durch ein falsches Übepensum.
Da man nicht kosequent ne Viertelstunde am Tag übt, komprimiert man das ganze auf eine Session
a 1,5 - 2 Stunden in der Woche und dann passierts meistens.

Auch ein Klassiker:
Das Übersetzungsproblem Schlagzeug <-> Percussion und andersrum.

Obwohl als Rhythmusinstrument Artenverwandt, ist der Bewegungsapparat der mit Sticks gespielten Instrumente
ein ganz anderer als der von Congas, Cajon, Djembe und ähnlichen Instrumenten.

So sieht der reine Percussionist immer etwas verkrampft am Schlagzeug aus und der Schlagzeuger
genau so an den Percussions. Mein Partner aus der Musikschule, ein sehr sehr guter Schlagzeuger, hatte auch wegen seines
Unplugged Projektes mit Cajon ewig Probleme mit seinen Handgelenken und hat mitttlerweile sogar die
Percussion ganz aufgegeben.


Nun denn....

also ein sehr weit reichendes und interessantes Thema...

Vielleicht hat einer der Forums Kollegen noch was bei zu tragen.


Grüße Peter
 
Hallo zusammen,

@ Peter: danke für die ausführliche Antwort! Jetzt bin ich natürlich neugierig geworden! Blaue Finger hören sich jetzt schon recht heftig an. Was sind den das für Fehlstellungen die zu so etwas führen? Die Spielstärke kann ich mir schon sehr gut vorstellen. Ich kenne es auch von mir selber schlechten Sound oder fehlende Geschwindigkeit nicht mit Technik sondern mit Kraft auszugleichen. Für mich ist es erstmal interessant dass die meisten Probleme mit ihren Händen haben. Als ich das erste mal gesehen hab wie jemand Cajon spielt habe ich mir gedacht das er doch abends Rückenschmerzen haben muß. Die Grundhaltung ist eigentlich schon unvorteilhaft. Man dreht die Hände nach innen, dadurch rollen die Schultern nach vorne und am Ende sitzt man krum da. Wenn die Kiste dann noch zu klein ist wird die Sache noch mehr verschärft. Jetzt gibt es zwar diverse Vorrichtung von verschiedenen Herstellern die das verhindern, doch wirklich vermieden sind die Effekte dadurch nicht. Kennt vielleicht noch irgend jemand Quellen an denen man Informationen zu solchen Problemen bekommen kann? Oder werden in irgendeinem Lehrbuch Krankheitsbilder erwähnt? Ich würde ja vermuten das viele Percussionisten Probleme speziell im Bereich der Hände haben und dass sich schon mal jemand damit beschäftigt hat. (Keine Angst, ich will das Cajon nicht schlecht machen! Ich wundere mich nur dass es so schwer ist an Informationen zu kommen:))

Ich würde mich freuen wenn noch mehr Leute einen kurzen Erfahrungsbericht, darüber wo es zwickt und zwackt, schreiben könnten!

Schon mal einen Dank an alle die sich noch beteiligen wollen!
 
Hallo nochmal,

also als Grundproblem an der Cajon stellt sich schonmal so dar, dass die Cajon sehr vielfältig in Ihren
Techniken ist und daher eine genaue Analyse sehr schwierig ist.

Nimmst Du die Cajon Bücher von 5 verschiedenen Autoren wirst Du bei der Oberflächlichen Betrachtung
nicht viele Unterschiede erkennen, aber beim genauen Hinsehen und Lesen herausfinden, dass jeder Spieler
so seine ganz eigene Technik hat. Ich hab schon viele Workshops mit namhaften Künstlern veranstaltet
und bei jedem große Unterschiede entdeckt.

Das liegt mit daran, das die Cajon ein recht "junges" Instrument unter den Percussions ist und sich rasant
weiterentwickelt. Man kann daher nicht vom richtigen oder falschen Schlag reden.

Die Cajon DVD Los Caminos del Cajon ist dafür beispielsweise sehr interessant.
Ein Brasilianer spielt die Cajon ganz anders als der Kubaner oder der Spanier oder der Inder etc pp.....
Von daher bedarf es einer neuen Definition der richtigen Cajontechnik und das ist für mich Folgende:
a) Es groovt und klingt
b) Es geht schnell und tut nicht weh sprich es ist ergonomisch.

Die meisten Krankheitsbilder die ich kenne sind Probleme beim Handgelenk (Sehnenscheidenentzündung)
Die kann durch falsches Übepensum oder Fehlstellung im Winkel der Hand beim Spielen entstehen.

Der Klassiker für blaue Finger ist die Handstellung zu krum zu machen und auf die obere Holzkante zu schlagen.
Das gibt geschwollene Handinnenflächen oder Daumen.

Ich hab gerade bei Google ein Bild mit einer Conga gesehen was für diese Trommel, wenn auch nicht ganz
korrekt, aber ok ist. Bei der Cajon sind solche Schläge tödlich.

Denk Dir einfach die Conga weg und ne Cajon drunter :)
http://www.musikmachen.de/var/musik...ages/foto-5/2294262-1-ger-DE/Foto-5_large.jpg

Zum Thema Sitzposition. Ich spiele im Durchschnitt ca 5 Stunden wöchentlich Cajon und bei einer guten Haltung, Cajon nach hinten gekippt
und gerades Rückgrad hatte ich noch nie Probleme mit dem Rücken.

Grüße
Peter
 
Hallo College-Boy,

ich versuche jetzt mal Deine Fragen zu beantworten:

1. Ich habe gerade erst vor kurzem eine Cajon erworben. Ich werde die Cajon professionell zum Einsatz bringen.

2. Ich übe 1-2 Mal täglich 20-30 Minuten. Dann habe ich Probleme mit dem Rücken und die Kraft in den Beinen verlässt mich.
Da ich einen relativ langen Oberkörper habe, muss ich die Kiste leicht nach hinten kippen, wenn ich weiterhin aufrecht sitzen möchte. Das erfordert aber wiederum Kraft in den Oberschenkeln, die ich so noch nicht habe. - Ich werde das ne Weile beobachten, ob sich da Kraft aufbaut. Wenn nicht, überlege ich mir, ob ich das Ergonomie-Set von Schlagwerk kaufen soll, das die Kiste schräg hält, ohne, dass ich etwas dazu beitragen muss.
Ich überlege auch, ob ich evtl. 2 Schienen basteln soll, die ich unter der Cajon befestige, damit sich die Kiste selbst gekippt hält. Darüber denke ich schon die ganze Zeit nach, denn das Ergonomieteil von Schlagwerk kostet um die 70Euro:bad:
3. Bei meiner ersten Unterrichtsstunde habe ich fast 1,5 Stunden auf der Cajon gesessen und vor lauter Begeisterung gar nichts gespürt. Alles war ok. Zuhause beim Üben kann ich nicht solange darauf sitzen. Jedenfalls NOCH nicht.

4. Da ich seit 5 Jahren Congas spiele, habe ich mit den Händen GAR KEIN Problem. Keine Schmerzen. Etwas Umgewöhnung, dass man nicht mehr waagerecht schlägt, sondern nun von oben zum Körper hin. Ich schlage nicht sehr fest, habe festgestellt, dass lockeres, aber entschiedenes Spielen den besten Sound gibt.

5. Schultern verspannen leicht beim Spielen. Man muss aufpassen, dass man mit dem Oberkörper nicht "zusammensackt". Versuche mich immer wieder zwischendurch aufzurichten. Mache täglich 30 Minuten Feldenkrais zur Entspannung nach dem Trommeln, manchmal auch davor.

6. Im linken Ellebogen habe ich ab und zu mal ne Überreizung gehabt vom Congaspielen, aber auch nur dann, wenn Rasenmäher-Saison ist und ich auch noch 2 Stunden Rasen gemäht habe. Dann muss ich echt aufpassen :D

7. Beim Kauf meiner DG Chanela war ein gummiertes Sitzpad dabei. Das hilft norm, nicht so auf der Kiste herumzurutschen. Kann ich nur empfehlen.

8. witzigerweise hat das Cajon genau die Sitzhöe, die ich zum Congaspielen benötige. Das ist super und praktisch, besonder für Gigs, da fällt das Stühleschleppen schonmal weg.

Also das ist erstmal alles, was mir dazu einfällt. Wenn Du noch Fragen hast, frag.

Erstmal lieben Gruß
Eva
 
Im speziellen geht es darum ergonomische Probleme darzustellen

Das Cajon ist erst einmal nichts anderes, als ein Hocker. Insofern treten hier ähnliche ergonomische Probleme auf - den Rücken oder die Beine betreffend.
Dazu kommt, dass mit den Händen, Rods, Besen und diversem anderen bespielt wird und werden kann und sich allein die Schlag- und Fingertechniken von Spielern enorm unterscheiden.

Zumindest gibt es aber in Richtung "verbesserte Ergonomie" auch einiges interessantes: etwa verlängerte Besen, Ergo-Adapter von Schlagwerk, ankippen der Kiste und vorschieben des Beckens für eine angenehmere Rückenhaltung und leichteren Zugang zur Schlagfläche.
 
Interessantes Thema! Vielleicht schon etwas lange her, oder nicht?

Spielt ihr das Cajon als Hobby oder benutzt ihr es beruflich?
Gibt es einen prinzipiellen Unterschied?

Wie oft und wie lange übt ihr durchschnittlich wenn ihr euch an das Cajon setzt?
Ich sitze sehr oft auf Cajones. Dabei übe ich zwar diverse Techniken, aber der Zweck ist bei mir eher, Cajon-Modelle zu testen bzw. etwas herauszufinden.

Spielt ihr evtl. in einer Band und verbringt teilweise mehrere Stunden spielend?
Früher tatsächlich auch mal komplette Stunden ununterbrochen. Heute nicht mehr.

--> Kurz: Was ist eure durchschnittliche Spieldauer und euere längeste Spieldauer?
Bei mir zu Hause haben Cajones die Stühle ersetzt. Von daher sitze ich sehr oft auf ihnen und es passieren mehr oder weniger intensive Spiel-Intervalle. Darüber hinaus gebe ich auch Cajon-Workshops, bei denen ich auf regelmäßige Pausen achte (möglichst nach jweils einer Dreiviertelstunde).


Wie viele Minuten Pause mach ihr zwischen einer Übungseinheit? --> Effektive Spielzeit
Soweit es mich alleinen betrifft: unregelmäßig.

Wie fest schlagt ihr in der Regel auf die Schalgfläche? (ich weiß, sehr schwer zu beschreiben)
Im Vergleich zu vielen Anderen eher fest. Ein besonderes Augenmerk habe ich dabei auf Parallelen zwischen klanglichen und sensorischen Qualitäten. In meiner Wahrnehmung ist das musikalisch Gehörte immer auch verknüpft mit der (Nach-)Empfindung seiner Erzeugung. Ein "fetter" Sound enthält für mich z. B. also akustische Hinweise auf das Gefühl dessen, der ihn erzeugt.

Anmerkung: Der wesentliche Grund dafür, dass ich mich nicht mit elektronischen Klangerzeugern anfreunden kann. Das akustische Ereignis ist unabhängig von der Intensität des Spielers.

Hattet ihr schon mal Probleme mit den Händen währen oder nachdem ihr gespielt habt?
Früher sicherlich, inzwischen eigentlich nicht mehr. Die Schläge – sprich: die Handhaltungen und -spannungen, Aufprallwinkel und Nachdruck-Intensitäten – sind automatisiert, die sensorischen Feedbacks entsprechen weitestgehend den Erwartungen (Feedforwards) und bzgl. möglicher Schmerzempfindungen und -reaktionen hat sich die übliche De-Sensibilisierung eingestellt. Nach längerem intensiven Spiel sind die Hände warm und evt. für eine gewisse Zeit nicht allzu filigran verwendbar.

Auf der letzten Musikmesse habe ich einigen Conga-Spielern die Hand gedrückt und dabei gemerkt, dass fast alle sehr weich-fleischige Pranken mit dicker, fester Haut drumrum haben. Ich glaube, bei mir ist sowas auch schon zu erkennen.

Auch andere Probleme sind interessant. Wenn nach dem Spielen etwas drückt oder weh tut ist das auch eine sehr gute Information (Z.B. Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Knieschmerzen, Krämpfe, ...) Evtl. hattet ihr ja auch schon einmal ein Carpal Tunnel oder Raynaud`s Syndrome, Tennisarm, ...[/SIZE]
Jemand, der in etwas fortgeschrittenem Alter mit dem Cajon-Spielen beginnt, kann durchaus große Probleme mit dem Rücken bekommen. Bei mir war es eine Zeitlang auf fast unerträgliche Weise im Brustwirbelbereich der Fall. Nach und nach habe ich eine gewisse Spielhaltungsdisziplin entwickelt - möglicherweise haben sich auch Knochen entsprechend der spezifischen Anforderungen umgebaut. Das größte Problem ist oft nicht das Spielen als solches, sondern das Üben komplizierter Sachen, bei denen man Zeit und Haltung vergisst. Seit einiger Zeit besitze ich deshalb ein spezielles Cajon, an dem ich sehr entspannt üben kann.

Grüße
olliB.
 

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