B
broeschies
Registrierter Benutzer
- Zuletzt hier
- 21.10.19
- Registriert
- 29.01.12
- Beiträge
- 2.154
- Kekse
- 3.180
Wie ich schon in ein paar Threads geschrieben habe, arbeite ich seit einiger Zeit mit dem TVS-System von Rob Lunte. Da ich ähnliche Threads schon über andere Systeme (Singing Success, CVT) gesehen habe, wollte ich mal einen kleinen Erfahrungsbericht schreiben, falls jemanden interessiert, worum es in dem Programm genau geht.
Generelles
TVS richtet sich nach Aussage von Lunte selbst primär an fortgeschrittene Sänger und ist auf den Bereich des Contemporary-Gesangs ausgelegt. Die 4 "Säulen" des Gesangs sind Lunte nach: Atmung, Phonation, Resonanz und Visualisierung (am günstigsten mit "Vorstellungskraft" übersetzt). Kernstück des Programms ist natürlich das dazugehörige Buch und etwa 30 Video-Lektionen, in denen Lunte seine Formalismen erläutert und Übungen demonstriert.
Formalismus ist dabei das Stichwort, denn insgesamt ist das Programm recht formal gehalten und orientiert sich grob am Estill-Paradigma. Generell gibt es bei Lunte 4 sogenannte Vocal Modes, die zum Singen tauglich sind, nämlich "Opera" (klassischer Gesang), "Twang" (bei Lunte im Prinzip = Contemporary-Gesang), "Belt" (sehr stark angelehnt an natürliches Rufen) und "Distortion" (angezerrter Gesang basierend auf entweder Belt oder Twang).
Gesangliche Konzepte werden bei Lunte grob angelehnt an die zugrunde liegenden physiologischen Vorgänge relativ fein aufgedröselt. So gibt es bspw. das Konzept des "intrinsic anchoring", welches sich wiederum aufdröselt in die drei Einzelvorgänge "Zungenkontrolle", "Kehlkopfkontrolle" und "Twang".
Im Folgenden ein paar Schlüsselkonzepte des Programms.
Twang
Twang beschreibt bei Lunte einen Vorgang der durch Konstriktion der AES-Falte ausgelöst wird und insbesondere eine Adduktion der Stimmlippen (bei Lunte "Twang compression") und die Erzeugung des Sängerformanten bewirkt. Twang ist in diesem Konzept DAS Grundelement des Gesangs und findet sich in nahezu jeder Übung wieder, die Lunte benutzt. (Zitat Lunte: "Singing lives in a world of twang"). Dabei ist die Nutzung des Begriffs allerdings etwas verwirrend, da Twang neben einer physiologisch komplexen Aktion eben auch einen sogenannten "vocal mode", also eine komplette Gesangseinstellung beschreibt, zu der u.a. auch das Abschlanken (tilt) gehört.
Registerübergang
Bei Lunte gibt es nur zwei Register: Bruststimme und Kopfstimme. Diese entsprechen 1:1 den physiologischen Schwingungsmodi der Vollstimme und der Randstimme. Die Überbrückung der Register wird bei Lunte v.a. dadurch geübt, dass die Kopfstimme zunächst im einfacheren vocal mode "Falsett" gesungen wird. Durch den Einsatz von Twang und Optimierung der Resonanzräume wird dann nach und nach trainiert vom vocal mode "Falsett" in den vocal mode "Twang" überzugehen.
Ansätze
Eine besondere Wichtigkeit im Konzept haben die Ansätze, also wie genau man den Gesangsvorgang beginnt. Dabei wird großer Wert darauf gelegt, dass geübt wird bereits vor Beginn der eigentlichen Phonation den Kehlkopf in eine möglichst optimale Einstellung zu bringen. Nahezu alle Übungen werden bei Lunte mit einem Ansatz auf einem gesummten "M" gemacht und dann in der Regel auf ein twangiges "iä" oder "ä" geöffnet. Es gibt für verschiedene Zwecke aber leicht abgewandelte Ansätze, z.B. wird für das Singen mit geringer Masse (softe Balladen etc.) statt einem gesummten "M" ein "M" im Vocal Fry-Modus gewählt.
Resonanz
Anders als bei anderen Contemporary-Gesangslern-Ansätzen (wie z.B. SingingSuccess) wird bei TVS ein recht großer Wert auf Resonanz gelegt, welche ähnlich wie im klassischen Gesang vor allem durch eine Vergrößerung der Pharynx ("hintere Weite") verbessert wird. Dies geschieht primär durch Absenkung des Kehlkopfes, Zungenposition vorne und Heben des Gaumensegels.
Stütze
Die Stütze wird bei Lunte im wesentlichen durch zwei Konzepte definiert, welche die Stabilität des Gesangs erzeugen, das "intrinsic anchoring" und das "extrinsic anchoring". Der wichtigere Teil dabei ist das "intrinsic anchoring", welches v.a. durch Muskeln im Bereich des Kehlkopfes erzeugt wird. Demnach wird der Gesang v.a. stabilisiert durch ein Spannungsverhältnis, das entsteht, wenn die drei Aktionen "Twang", "Senken des Kehlkopfes" und "Zungenposition vorne" kombiniert werden. Eine Aktivierung der Rumpfmuskulatur, welche die Atemluftzufuhr reguliert, geschieht dabei v.a. passiv.
Das "extrinsic anchoring" ist sozusagen eine sekundäre Verstärkung der Stütze, die dadurch erreicht wird, dass eine Körperhaltung eingenommen wird, welche die Stützarbeit der Rumpfmuskulatur erleichtert. Diese ist laut Lunte aber lediglich auf sehr intensiven Tönen notwendig.
Atmung
Die Atmung wird bei Lunte nur in sehr geringem Ausmaß behandelt (obwohl sie einer der 4 Säulen ist). Die Lektion zur Atmung beschränkt sich prinzipiell auf den Grundsatz, dass Tiefenatmung verwendet werden soll und ein paar Übungen wie Tiefenatmung gemacht wird.
Stimmfunktionsparadigma
Was ja schön öfter in einigen Threads aufgetaucht ist, ist das Paradigma, nach dem Lunte empfiehlt die Kopfstimme bzw. Bruststimme zu nutzen. Dabei teilt er die Range des Sängers gewissermaßen in 4 Bereiche, in denen unterschiedliche Techniken zum Einsatz kommen. Er gibt dabei auch ungefähre Noten an, wie diese Bereiche bei Männern bzw. Frauen liegen (diese können sich natürlich individuell etwas verschieben):
1. reine Bruststimme (bei Männern phonisch null bis h, bei Frauen phonisch null bis f')
In diesem Bereich wird unspektakulär im Prinzip in einem brustdominanten Mix bzw. im vocal mode twang gesungen, d.h. höhere Töne werden durch Twang und Abschlanken (Tilt) erreicht während der Atemdruck möglichst konstant bleibt.
2. Belting Range (bei Männern c' und d', bei Frauen g' und a')
Dieser Bereich ist der einzige, in dem im System von Lunte gebeltet wird. Im Prinzip wird die Bruststimme noch in die untersten beiden Töne der kopfresonanten Stimme hochgezogen. Lunte bezeichnet in diesem Zusammenhang das Belting als "notwendiges Übel". Vereinfacht könnte man sagen, dass bei Lunte die Kopfstimme generell auf einem leicht höheren Atemniveau gesungen wird, welches durch Belting beim Eintritt in die Kopfstimme erzeugt wird. Danach wird der Atemdruck aber bis in die höchsten Höhen nicht weiter erhöht.
3. Covered Range (bei Männern e' bis a', bei Frauen h' bis e'')
In diesem Bereich liegen laut Lunte die "money notes" also die eindrucksvollsten, aber auch die am schwierigsten zu singenden Noten. Diese werden bei Lunte bereits in der Randstimme gesungen, d.h. ab hier wird nicht mehr Atemdruck, sondern wieder Tilt und Twang zum erreichen höherer Töne genutzt. Die Besonderheit dieses Abschnittes ist es zudem, dass ähnlich wie in der Klassik "gedeckt" gesungen wird, d.h. es wird besonders stark abgedunkelt. Durch die Kombination Randstimme + Twang + Abdunkeln wird ein Klangeindruck erzielt, bei dem es akustisch kaum möglich ist zu unterscheiden, ob es sich um Vollstimme oder Randstimme handelt, es wird sozusagen ein brustiger Belt "simuliert".
4. Offene Kopfstimme (bei Männern h' bis e'', bei Frauen f'' bis h'')
In diesem Bereich ist es nicht mehr möglich das starke Abdunkeln (covern) aufrecht zu erhalten, da der Twang hier zu stark wird. Der Schwingungsmodus der Randstimme wird hier akustisch erkennbar.
Ab etwa f'' bei Männern und c''' bei Frauen beginnt nach Lunte der Bereich der Pfeifstimme, die bei ihm keine gesangliche Bedeutung hat. Durch verwenden eines höheren Atemdrucks ist es in jedem dieser "technischen Bereiche" der Range möglich den jeweiligen Bereich noch etwas auszudehnen. Ob und wie weit das geht, ist aber letztlich vom Stimmfach abhängig.
Distortion
Bei Lunte werden zwei Arten der Verzerrung vorgestellt. Zum einen die "overlay distortion", welche im wesentlichen dem fry screaming entspricht. Zum anderen stellt er die "extreme scream distortion" vor, welche eine sehr starke Verzerrung erzeugt, die durch eine Einatemaktion ausgelöst wird (dafür gibts auch einen allgemeiner bekannten Begriff, der mir gerade nicht einfällt, irgendwas mit "inhale").
Gesamteindruck
Mit persönlich gefällt das Konzept sehr gut. Die Erklärungen sind sehr detailliert und formal stimmig. Mit den Übungen komme ich sehr gut klar. Ich kann mir allerdings gut vorstellen, dass das stark formalisierte Vorgehen von Lunte nicht jedermanns Sache ist. Zudem ist es quasi absolute Grundvoraussetzung, dass man in der Lage ist den Mechanismus des Twang über charakteristische Laute (z.B. Entenquäken) erfühlen und erlernen zu können.
Das vorgestellte Paradigma zu den Registern ergibt eine sehr ausgeglichene und gut übergleitende Range von der Bruststimme in die Kopfstimme. Der frühe Übergang in die Randstimme ist aber eventuell nicht jedermanns Sache. Ein sauberer Übergang in die Randstimme ist allerdings nur schwer möglich, wenn die Vollstimme durch Belting noch weiter in die Höhe gezogen wird.
Klanglich gesehen gibt es bei Lunte an vielen Stellen eine gewisse Orientierung am klassischen Gesang (er selbst wurde auch ursprünglich klassisch ausgebildet). Das findet sich an deutlich mehr Stellen wieder als bspw. beim SingingSuccess-Programm. Während dort z.B. eine neutrale Kehlkopfstellung als Grundstellung angenommen wird, wird bei Lunte standardmäßig mit einer tieferen Kehlkopfstellung gesungen, zudem mit mehr Tilt. Auch das Konzept der "vorderen Weite" (offenes Gesicht) wird bei Lunte verwendet. Durch Verwendung eines noch etwas tiefer stehenden Kehlkopfes und (bei den Männern) ein leichtes Ausdehnen der Belting Range durch Atemdruck würde man im Prinzip typischen klassischen Gesang erhalten.
Das Klangbild von Luntes eigenem Gesang, das sicherlich prototypisch für die von ihm vermittelte Technik steht, könnte man etwa als "epic rock" bezeichnen.
Generelles
TVS richtet sich nach Aussage von Lunte selbst primär an fortgeschrittene Sänger und ist auf den Bereich des Contemporary-Gesangs ausgelegt. Die 4 "Säulen" des Gesangs sind Lunte nach: Atmung, Phonation, Resonanz und Visualisierung (am günstigsten mit "Vorstellungskraft" übersetzt). Kernstück des Programms ist natürlich das dazugehörige Buch und etwa 30 Video-Lektionen, in denen Lunte seine Formalismen erläutert und Übungen demonstriert.
Formalismus ist dabei das Stichwort, denn insgesamt ist das Programm recht formal gehalten und orientiert sich grob am Estill-Paradigma. Generell gibt es bei Lunte 4 sogenannte Vocal Modes, die zum Singen tauglich sind, nämlich "Opera" (klassischer Gesang), "Twang" (bei Lunte im Prinzip = Contemporary-Gesang), "Belt" (sehr stark angelehnt an natürliches Rufen) und "Distortion" (angezerrter Gesang basierend auf entweder Belt oder Twang).
Gesangliche Konzepte werden bei Lunte grob angelehnt an die zugrunde liegenden physiologischen Vorgänge relativ fein aufgedröselt. So gibt es bspw. das Konzept des "intrinsic anchoring", welches sich wiederum aufdröselt in die drei Einzelvorgänge "Zungenkontrolle", "Kehlkopfkontrolle" und "Twang".
Im Folgenden ein paar Schlüsselkonzepte des Programms.
Twang
Twang beschreibt bei Lunte einen Vorgang der durch Konstriktion der AES-Falte ausgelöst wird und insbesondere eine Adduktion der Stimmlippen (bei Lunte "Twang compression") und die Erzeugung des Sängerformanten bewirkt. Twang ist in diesem Konzept DAS Grundelement des Gesangs und findet sich in nahezu jeder Übung wieder, die Lunte benutzt. (Zitat Lunte: "Singing lives in a world of twang"). Dabei ist die Nutzung des Begriffs allerdings etwas verwirrend, da Twang neben einer physiologisch komplexen Aktion eben auch einen sogenannten "vocal mode", also eine komplette Gesangseinstellung beschreibt, zu der u.a. auch das Abschlanken (tilt) gehört.
Registerübergang
Bei Lunte gibt es nur zwei Register: Bruststimme und Kopfstimme. Diese entsprechen 1:1 den physiologischen Schwingungsmodi der Vollstimme und der Randstimme. Die Überbrückung der Register wird bei Lunte v.a. dadurch geübt, dass die Kopfstimme zunächst im einfacheren vocal mode "Falsett" gesungen wird. Durch den Einsatz von Twang und Optimierung der Resonanzräume wird dann nach und nach trainiert vom vocal mode "Falsett" in den vocal mode "Twang" überzugehen.
Ansätze
Eine besondere Wichtigkeit im Konzept haben die Ansätze, also wie genau man den Gesangsvorgang beginnt. Dabei wird großer Wert darauf gelegt, dass geübt wird bereits vor Beginn der eigentlichen Phonation den Kehlkopf in eine möglichst optimale Einstellung zu bringen. Nahezu alle Übungen werden bei Lunte mit einem Ansatz auf einem gesummten "M" gemacht und dann in der Regel auf ein twangiges "iä" oder "ä" geöffnet. Es gibt für verschiedene Zwecke aber leicht abgewandelte Ansätze, z.B. wird für das Singen mit geringer Masse (softe Balladen etc.) statt einem gesummten "M" ein "M" im Vocal Fry-Modus gewählt.
Resonanz
Anders als bei anderen Contemporary-Gesangslern-Ansätzen (wie z.B. SingingSuccess) wird bei TVS ein recht großer Wert auf Resonanz gelegt, welche ähnlich wie im klassischen Gesang vor allem durch eine Vergrößerung der Pharynx ("hintere Weite") verbessert wird. Dies geschieht primär durch Absenkung des Kehlkopfes, Zungenposition vorne und Heben des Gaumensegels.
Stütze
Die Stütze wird bei Lunte im wesentlichen durch zwei Konzepte definiert, welche die Stabilität des Gesangs erzeugen, das "intrinsic anchoring" und das "extrinsic anchoring". Der wichtigere Teil dabei ist das "intrinsic anchoring", welches v.a. durch Muskeln im Bereich des Kehlkopfes erzeugt wird. Demnach wird der Gesang v.a. stabilisiert durch ein Spannungsverhältnis, das entsteht, wenn die drei Aktionen "Twang", "Senken des Kehlkopfes" und "Zungenposition vorne" kombiniert werden. Eine Aktivierung der Rumpfmuskulatur, welche die Atemluftzufuhr reguliert, geschieht dabei v.a. passiv.
Das "extrinsic anchoring" ist sozusagen eine sekundäre Verstärkung der Stütze, die dadurch erreicht wird, dass eine Körperhaltung eingenommen wird, welche die Stützarbeit der Rumpfmuskulatur erleichtert. Diese ist laut Lunte aber lediglich auf sehr intensiven Tönen notwendig.
Atmung
Die Atmung wird bei Lunte nur in sehr geringem Ausmaß behandelt (obwohl sie einer der 4 Säulen ist). Die Lektion zur Atmung beschränkt sich prinzipiell auf den Grundsatz, dass Tiefenatmung verwendet werden soll und ein paar Übungen wie Tiefenatmung gemacht wird.
Stimmfunktionsparadigma
Was ja schön öfter in einigen Threads aufgetaucht ist, ist das Paradigma, nach dem Lunte empfiehlt die Kopfstimme bzw. Bruststimme zu nutzen. Dabei teilt er die Range des Sängers gewissermaßen in 4 Bereiche, in denen unterschiedliche Techniken zum Einsatz kommen. Er gibt dabei auch ungefähre Noten an, wie diese Bereiche bei Männern bzw. Frauen liegen (diese können sich natürlich individuell etwas verschieben):
1. reine Bruststimme (bei Männern phonisch null bis h, bei Frauen phonisch null bis f')
In diesem Bereich wird unspektakulär im Prinzip in einem brustdominanten Mix bzw. im vocal mode twang gesungen, d.h. höhere Töne werden durch Twang und Abschlanken (Tilt) erreicht während der Atemdruck möglichst konstant bleibt.
2. Belting Range (bei Männern c' und d', bei Frauen g' und a')
Dieser Bereich ist der einzige, in dem im System von Lunte gebeltet wird. Im Prinzip wird die Bruststimme noch in die untersten beiden Töne der kopfresonanten Stimme hochgezogen. Lunte bezeichnet in diesem Zusammenhang das Belting als "notwendiges Übel". Vereinfacht könnte man sagen, dass bei Lunte die Kopfstimme generell auf einem leicht höheren Atemniveau gesungen wird, welches durch Belting beim Eintritt in die Kopfstimme erzeugt wird. Danach wird der Atemdruck aber bis in die höchsten Höhen nicht weiter erhöht.
3. Covered Range (bei Männern e' bis a', bei Frauen h' bis e'')
In diesem Bereich liegen laut Lunte die "money notes" also die eindrucksvollsten, aber auch die am schwierigsten zu singenden Noten. Diese werden bei Lunte bereits in der Randstimme gesungen, d.h. ab hier wird nicht mehr Atemdruck, sondern wieder Tilt und Twang zum erreichen höherer Töne genutzt. Die Besonderheit dieses Abschnittes ist es zudem, dass ähnlich wie in der Klassik "gedeckt" gesungen wird, d.h. es wird besonders stark abgedunkelt. Durch die Kombination Randstimme + Twang + Abdunkeln wird ein Klangeindruck erzielt, bei dem es akustisch kaum möglich ist zu unterscheiden, ob es sich um Vollstimme oder Randstimme handelt, es wird sozusagen ein brustiger Belt "simuliert".
4. Offene Kopfstimme (bei Männern h' bis e'', bei Frauen f'' bis h'')
In diesem Bereich ist es nicht mehr möglich das starke Abdunkeln (covern) aufrecht zu erhalten, da der Twang hier zu stark wird. Der Schwingungsmodus der Randstimme wird hier akustisch erkennbar.
Ab etwa f'' bei Männern und c''' bei Frauen beginnt nach Lunte der Bereich der Pfeifstimme, die bei ihm keine gesangliche Bedeutung hat. Durch verwenden eines höheren Atemdrucks ist es in jedem dieser "technischen Bereiche" der Range möglich den jeweiligen Bereich noch etwas auszudehnen. Ob und wie weit das geht, ist aber letztlich vom Stimmfach abhängig.
Distortion
Bei Lunte werden zwei Arten der Verzerrung vorgestellt. Zum einen die "overlay distortion", welche im wesentlichen dem fry screaming entspricht. Zum anderen stellt er die "extreme scream distortion" vor, welche eine sehr starke Verzerrung erzeugt, die durch eine Einatemaktion ausgelöst wird (dafür gibts auch einen allgemeiner bekannten Begriff, der mir gerade nicht einfällt, irgendwas mit "inhale").
Gesamteindruck
Mit persönlich gefällt das Konzept sehr gut. Die Erklärungen sind sehr detailliert und formal stimmig. Mit den Übungen komme ich sehr gut klar. Ich kann mir allerdings gut vorstellen, dass das stark formalisierte Vorgehen von Lunte nicht jedermanns Sache ist. Zudem ist es quasi absolute Grundvoraussetzung, dass man in der Lage ist den Mechanismus des Twang über charakteristische Laute (z.B. Entenquäken) erfühlen und erlernen zu können.
Das vorgestellte Paradigma zu den Registern ergibt eine sehr ausgeglichene und gut übergleitende Range von der Bruststimme in die Kopfstimme. Der frühe Übergang in die Randstimme ist aber eventuell nicht jedermanns Sache. Ein sauberer Übergang in die Randstimme ist allerdings nur schwer möglich, wenn die Vollstimme durch Belting noch weiter in die Höhe gezogen wird.
Klanglich gesehen gibt es bei Lunte an vielen Stellen eine gewisse Orientierung am klassischen Gesang (er selbst wurde auch ursprünglich klassisch ausgebildet). Das findet sich an deutlich mehr Stellen wieder als bspw. beim SingingSuccess-Programm. Während dort z.B. eine neutrale Kehlkopfstellung als Grundstellung angenommen wird, wird bei Lunte standardmäßig mit einer tieferen Kehlkopfstellung gesungen, zudem mit mehr Tilt. Auch das Konzept der "vorderen Weite" (offenes Gesicht) wird bei Lunte verwendet. Durch Verwendung eines noch etwas tiefer stehenden Kehlkopfes und (bei den Männern) ein leichtes Ausdehnen der Belting Range durch Atemdruck würde man im Prinzip typischen klassischen Gesang erhalten.
Das Klangbild von Luntes eigenem Gesang, das sicherlich prototypisch für die von ihm vermittelte Technik steht, könnte man etwa als "epic rock" bezeichnen.
- Eigenschaft